Pivot bringt mit dem Shadowcat ein super leichtes Bike mit 160 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck heraus, das spielerisch bergauf und bergab gehen soll. Durch die 650B-Laufräder und Rahmen von XS bis Größe L zielt es vor allem auch auf kleine, leichtere Fahrer ab. Ob das Shadowcat ein Lückenfüller oder ein Kassenschlager wird, bleibt spannend!

Pivot Shadowcat Team XTR 2022 | 27,5” | 160 mm/140 mm (v/h) | 12,01 kg in Größe M | 9.649 € | Hersteller-Website

Die Bike-Marke aus Arizona bringt mit dem Shadowcat ein Mountainbike mit kleinen 27,5”-Laufrädern auf den Markt, das mit 160 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck auf die gleichen Maße wie das Pivot Mach 5.5 setzt. Die Größenauswahl von XS bis L und die Geometrie machen deutlich, dass das Shadowcat sich vorwiegend an kleine, leichtere Fahrer und Fahrerinnen richten soll. Ob das 9.649 € Bike leichtfüßig wie eine Katze über den Trail gleitet oder sich wie ein Tiger schwer zähmen lässt, erfahrt ihr in unserem Test.

Das Pivot Shadowcat Team XTR 2022 im Detaill

Das knallpinke Shadowcat fällt schon im Stand auf und macht einen quirligen Eindruck. Passend zur Rahmenfarbe sind auch Decals an Federgabel und Dämpfer pink und lassen das Farbkonzept stimmig wirken. Die Bremsleitungen und Züge von Dropper und Schaltung laufen vorne sauber in den Rahmen und werden gut geklemmt. Das sorgt für ein leises Fahrerlebnis und eine cleane Optik – top! Der Pivot-typische DW-Link-Hinterbau bietet einen großzügigen Sitz- und Kettenstrebenschutz, der den Lack vor Kratzern bewahrt und euch ein ruhiges Bike auf dem Trail beschert. Zusammen mit der leisen Nabe könnt ihr mit dem Bike „auf leisen Pfoten“ über den Trail schleichen.

Alle Leitungen sind an Ein- bzw. Ausgang ausreichend geklemmt und sorgen für Ruhe auf den Trail – mega!
Der Sitz- und Kettenstrebenschutz deckt beinahe den ganzen Hinterbau ab und lässt euch leise über die Trails gleiten.

Der Rahmen verfügt über zahlreiche Mounts für Flaschen und Tools. Am Unterrohr befinden sich 4 Anschraubpunkte für einen Flaschenhalter, was euch die Position der Flasche frei wählen lässt. Zusätzlich könnt ihr eine weitere Flasche an der Unterseite des Unterrohrs befestigen. Für einen Tool-Mount gibt es ebenfalls zwei Befestigungsmöglichkeiten: entweder an der Unterseite des Oberrohrs oder unterhalb des Tretlagers. Letztere Variante können wir weder bei Flasche noch beim Tool-Mount empfehlen, da euer Equipment hier ständigem Dreckbeschuss ausgesetzt wird – zumindest, wenn ihr nicht in der Wüste lebt.

Mit der Anzahl von Befestigungspunkten ist das Pivot Shadowcat schon beinahe Bikepacking-tauglich.
Hier findet die Steuereinheit des elektronischen Fahrwerks von FOX Platz, das selbständig Gabel und Dämpfer im Uphill blockiert. Die FOX Live-Valve-Modelle sind ab 9.949 € erhältlich.

Die Ausstattung unseres Pivot Shadowcat Team XTR 2022

Unser Test-Bike entspricht der Team XTR-Ausstattungsvariante für 9.649 € und setzt mit Shimanos XTR-Produktlinie auf Leichtbau. Die XTR-Kassette mit 12 Gängen wird vom XTR-Schaltwerk verwaltet. Für ein cleanes Cockpit sorgt der ergonomische Trigger, der per I-SPEC an der Bremshebelschelle befestigt ist. Die Shimano XTR-Bremsen übertragen ihre Bremskraft auf 180 mm ICE-TECH-Bremsscheiben, die den Zielcharakter des Bikes unterstreichen und für leichtere Fahrer angemessen sind. Lediglich schwere Fahrer oder diejenigen, die sich eine bessere Dosierbarkeit und Standfestigkeit wünschen, könnten am Vorderrad über ein Upgrade auf 200-mm-Bremsscheiben nachdenken. Die leichten NEWMEN ADVANCED-Carbon-Laufräder sind mit MAXXIS DISSECTOR-Reifen ausgestattet. Sie sind flach profiliert und sollen dadurch einen geringeren Rollwiderstand bieten. Auf trockenen Trails seid ihr damit gut bedient. Wer nicht wie Pivot aus der Wüste Arizonas kommt und häufiger bei Nässe unterwegs ist, sollte hier zumindest beim Vorderreifen über ein Upgrade auf einen DHF mit MaxxGripp-Gummimischung nachdenken. Auch die dünnen EXO-Karkassen auf Carbon-Felgen sind maximal für leichte Fahrer ausreichend – schweren Fahrern ist mit dieser Kombination ein Totalausfall oder sehr hoher Reifendruck vorprogrammiert.

Schlechte Kombination: Dünne Karkasse und Carbon-Felgen verdammen euch, einen unnötig hohen Luftdruck zu fahren.
XTR-Kassette und -Schaltwerk sind nicht nur leicht, sie funktionieren auch tadellos.

Entgegen der Gewichts- und Performance-orientierten Ausstattung bei den Komponenten setzt Pivot bei den Federelementen hauptsächlich auf Optik. Die FOX 36 Factory-Federgabel kann zwar mit der schicken Kashima-Beschichtung aufwarten, beim Innenleben kommt hingegen nur eine FIT4-Kartusche zum Einsatz. Diese bietet im Gegensatz zur umfangreich einstellbaren GRIP2-Kartusche nur einen dreistufigen Hebel, um die Kompression einzustellen – mehr als Open, Mid und Lock ist nicht drin. Sieht zwar nach Performance aus, bietet dem versierten Fahrer allerdings zu wenig Setup-Potenzial. Der Dämpfer schlägt in die gleiche Kerbe, was das Setup angeht, und lässt nur drei Druckstufen-Einstellungen zu. Dafür kommt hier der Pivot-typische SAG-Indikator zum Einsatz, der es euch ermöglicht, ohne nachzumessen auf 30 % Negativfederweg zu kommen. Pivot macht es damit auch Einsteigern leicht, zum initialen Setup zu finden, die Federelemente schränken allerdings fortgeschrittene Fahrer in den verstellbaren Variablen ein.

Sowohl Gabel …
… als auch Dämpfer bieten nur drei Möglichkeiten, die Kompression zu verändern. Das trübt die Freude über den SAG-Indikator ein wenig.

Weitere Ausstattungsvarianten des Pivot Shadowcat 2022

Pivot bietet das Shadowcat in 10 verschiedenen Versionen an. Bestehend aus 2 Race-, 4 Pro- und 4 Team-Builds beginnt die Preislatte bei 6.199 € und endet bei 13.599 € für das Top-Modell, das neben elektronischem Live Valve-Fahrwerk auch auf die elektrifizierten SRAM AXS-Komponenten setzt. Die verschiedenen Varianten sind entweder mit SRAM- oder Shimano-Komponenten erhältlich und entsprechend deren Baugruppen benannt. Es bleibt also eurer Vorliebe für SRAM- oder Shimano-Komponenten und eurem Budget überlassen, für welches Modell ihr euch entscheidet. Neben dem auffälligen Danger-Fruit Pink ist das Bike noch in einem dezenten Blau erhältlich, genannt Blue Mirage.

Die Geometrie des Pivot Shadowcat – Dirtbike im Fully-Mantel

Das Pivot Shadowcat ist in 4 Größen von XS bis L erhältlich, was die um kleinere, leichtere Fahrer und Fahrerinnen erweiterte Zielgruppe unterstreicht. Pivot will damit Freunde des gepflegten Geländeradsport zwischen 147 und 190 cm ansprechen. Im Profil steht das Bike auffällig erhaben da: Die Front ragt in die Höhe, während das niedrige Sattelrohr auffällt. Mit nur 394 mm Höhe bei 460 mm Reach besteht massig Bewegungsfreiheit nach hinten und unten. Das Bike verzichtet auf einen Flip-Chip oder andere Geometrie-Anpassungen und setzt hier seine Strategie des easy Setups fort. Während die Kettenstreben über alle Rahmengrößen hinweg 430 mm betragen, verändert sich die Lenkerbreite von 760 mm Breite bei XS und S zu 780 mm bei M- und L-Rahmen. Ebenso wächst der Hub der Dropperpost von 125 mm bei XS über 150 mm bei S auf 175 mm bei den Größen M und L.

Größe XS SM MD LG
Sattelrohr 343 mm 368 mm 394 mm 432 mm
Oberrohr 569 mm 595 mm 627 mm 650 mm
Steuerrohr 85 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 65.8° 65.8° 65.8° 65.8°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Tretlagerabsenkung 17 mm 17 mm 17 mm 17 mm
Radstand 1142 mm 1172 mm 1206 mm 1230 mm
Reach 410 mm 430 mm 460 mm 480 mm
Stack 582 mm 605 mm 614 mm 623 mm

Pivot Shadowcat auf dem Trail – Schattenspiele oder Katzensprünge?

Das Shadowcat beweist Uphill-Qualitäten wie ein Jeep mit Allrad und Differentialsperre. Der Pivot-typische DW-Link-Hinterbau mit 140 mm Federweg klebt förmlich am Boden, ohne dass das Bike zum Wippen neigt. Von der Lockout-Position des Dämpfers braucht man keinen Gebrauch zu machen und gewinnt dadurch auch auf unwegsamen Uphills die nötige Traktion. Im Antritt merkt man zudem die geringe rotierende Masse – das Shadowcat lässt sich mühelos beschleunigen. Der einzige begrenzende Faktor ist der flach profilierte Hinterreifen, dem es im sehr steilen und nassen Terrain an Grip fehlt.

Geht es nach dem mühelosen Anstieg bergab, zeigt sich das Bike von seiner quirligen und verspielten Seite. Die kleineren Laufräder lieben schnelle Richtungswechsel und lassen sich flink von Anlieger zu Anlieger ziehen. Die kurzen Kettenstreben tragen noch positiv dazu bei und der Hinterbau bietet ordentlichen Gegenhalt. Das Bike lädt an kleinsten Kanten, aber auch an großen Sprüngen zum Abziehen ein und lässt sich ohne Aufwand in die Luft befördern. Durch die tief ins Bike integrierte Fahrposition kommen keine Überschlagsgefühle auf. Lediglich in offenen Kurven muss bewusst nach vorn gearbeitet werden, um den Grip am Vorderreifen aufrecht zu erhalten. Wird das Gelände verblockt und sehr unwegsam, machen sich die kleinen Laufräder und das geringe Gewicht bemerkbar. Mit „Augen zu und durch“-Herangehensweise kommt man mit dem Shadowcat nicht weit, hier ist eine bewusste Linienwahl und aktives Be- und Entlasten notwendig, um den Trail happy zu verlassen. Mit seinem Leichtgewicht lässt sich das Bike hier zwar ohne viel Kraftaufwand manövrieren, bügelt dafür auch nicht stumpf über den Trail.

Fazit zum Pivot Shadowcat

Das Pivot Shadowcat ist ein absolut agiles und verspieltes Playbike, das einfach Spaß machen soll – und das auch wunderbar schafft. Sanftere Trails und gebaute Strecken mit Sprüngen und Anliegern sind die Wahlheimat der Schattenkatze, wo es seine Stärken richtig ausspielen kann und jedem Fahrer ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Wird es grob, verlangt das Bike einen aktiven Fahrer, um verblockte Hindernisse erfolgreich zu meistern, hier wird einem nichts geschenkt. Wir sind sicher: Das Bike wird eine Fanbase finden, die auf ein Bike, das Konventionen den Mittelfinger zeigt, gewartet hat.

Tops

  • effizient im Uphill
  • Fahrwerk bietet gut Gegenhalt und hat ordentlich Pop
  • ausreichend Befestigungsmöglichkeiten am Rahmen

Flops

  • in sehr rauem Terrain überfordert

Weitere Infos über das Bike findet ihr auf der Hersteller-Website


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Text: Julian Schwede Fotos: Peter Walker