Trail-Performance, hohe Langlebigkeit und Zuverlässigkeit – auch das neue RAAW Madonna V3 soll der Firmenphilosophie treu bleiben und mit vielen Detailverbesserungen begeistern. Doch steckt die typische RAAW-DNA auch im neuen Madonna V3? Wir haben das neue Enduro-Bike für euch getestet!
Ganz nach dem Motto „Das beste Bike nützt nichts, wenn man mehr damit beschäftigt ist, es in Stand zu halten, als es über die Trails scheuchen zu können“ stehen bei RAAW, neben hoher Trail-Performance, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit an oberster Stelle. Wie gehabt kommen am V3 das 6066er-Aluminium als Rahmenmaterial und ein klassischer Horst-Link-Hinterbau zum Einsatz und auch die externe Zugverlegung wurde nicht vom Tellerrand gestoßen. Wie der Vorgänger – das Madonna V2.2 – besitzt es 170/160 mm Federweg (v/h) und rollt auf 29”-Laufrädern daher. Neben der reinen 29”-Konfiguration lässt sich das V3 nun auch mit einer speziellen Dämpferaufnahme auf ein Mullet-Setup umrüsten. Zudem habt ihr mit dem sogenannten Toolbox Concept die Möglichkeit, das Madonna mehr an die eigenen Vorlieben und an den Einsatzbereich oder verschiedene Tracks anzupassen – wie im Restaurant mit Pfeffer und Salz. So lassen sich neben der Kettenstrebenlänge auch Dämpfer-Progression, Tretlagerhöhe, Lenkwinkel und Reach anpassen, aber dazu gleich mehr.
Das neue RAAW Madonna V3 2024 im Detail
Das neue RAAW Madonna V3 sticht sofort ins Auge. Und das nicht durch wilde Hinterbau-Konstruktionen, geschwungene Linien oder bunte Farben, sondern durch das klassische RAAW-Design mit geraden Rohren und klaren Konturen. Oder vielleicht auch gerade deshalb, denn das Design wurde über all die Jahre kaum verändert und lässt sich mit den drei Worten puristisch, zeitlos und schlicht am besten beschreiben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es dem Madonna V2.2 zum Verwechseln ähnlich sieht. Es ist passend zum schlichten Erscheinungsbild in klar lackiertem Aluminium oder in mattem Schwarz erhältlich. Das RAAW-Logo findet man an gewohnter Stelle dezent am Unterrohr platziert, vorne prangt groß in das Steuerrohr gefräst der Markenschriftzug, was dem Madonna V3 einen hochwertigen Look verleiht.
Der Rahmen wirkt im Tretlagerbereich noch etwas schlanker als beim Vorgänger, verzichtet aber auch auf Bohrungen für die Montage eines Bashguards. Hier legt RAAW mit einer abnehmbaren ISCG05-Halterung nach, die direkt am Tretlager geklemmt wird. Auch der Hinterbau blieb nicht unangetastet: Die Kugellager am Hauptlager sind zwar im Durchmesser geschrumpft, dafür aber breiter und stärker ausgelegt, um noch mehr Kräfte aufnehmen zu können. Auch die Schrauben, die den Hinterbau zusammenhalten, wurden verstärkt. So sollen die Komplexität und etwaige Knarzgeräusche des Systems weiter reduziert werden.
Außenverlegte Züge kommen bislang an allen RAAW-Bikes zum Einsatz, so auch am Madonna V3. Das zeigt deutlich, dass Performance und Handhabung einen größeren Stellenwert als Optik und Design haben. Trotzdem wird Wert auf einen cleanen Look gelegt, denn alle Leitungen sind sauber in geraden Linien verlegt. Außerdem wurde die Zugführung an einigen Stellen nochmals im Detail verbessert: Die Züge laufen gut erreichbar und in großen Bögen an ihren Wirkungsort. Einen Toolmount wie beim Vorgänger findet man auf der Unterseite des Oberrohrs, an dem ihr einen Ersatzschlauch oder Werkzeug anbringen könnt.
Geschützt wird der Rahmen durch den weit nach unten gezogenen Unterrohrprotektor aus dickem Gummi und dem gut dimensionierten Sitz- und Kettenstrebenschutz. Statt nervigem Kettenrasseln hört man nur noch das Abrollgeräusch der Reifen – Braaap!
Die Ausstattungsvarianten des RAAW Madonna V3 2024
Das RAAW Madonna V3 ist nur als Frame-Kit oder Rolling Chassis erhältlich. Wie der Name erahnen lässt, ist letzteres kein Komplett-Bike, sondern ein rollendes Grundgerüst, auf welches man aufbauen kann. Es kommt wahlweise mit FOX- oder Öhlins-Fahrwerk, ist mit Laufrädern, Reifen, Sattelstütze und Cockpit bestückt. Um Schaltgruppe und Bremsen muss man sich dann noch selbst kümmern. Das Frame-Kit ist wahlweise mit oder ohne Dämpfer erhältlich und startet bei 2.790 €, das Rolling Chassis startet bei 4.945 €. Egal, welche Version ihr wählt, beide können bequem über den RAAW-Online-Shop geordert werden. Die ersten Rahmen und Rolling Chassis sind ab sofort bestellbar, die Lieferung erfolgt ab Februar 2024. Hier wird auch nochmal die Zielgruppe deutlich: Rider, die genug Know-how besitzen, das Madonna V3 aufzubauen, einzustellen und lieber selbst Hand anlegen.
Die Ausstattung unseres RAAW Madonna V3 2024 Test-Bikes
Für unseren Test hat uns RAAW mit einem Custom-Aufbau versorgt. Das Enduro kommt in Größe L auf 16,7 kg, nicht gerade ein Leichtgewicht, aber bei der Ausstattung wurde nicht gecheatet und keine Kompromisse in Sachen Abfahrts-Performance eingegangen. Allen voran mit dem FOX Factory-Fahrwerk: Die 38er-Federgabel sorgt nicht nur mit ihrer goldglänzenden Kashima-Beschichtung für einen ordentlichen Bling-Bling-Faktor, sondern auch dank der hochwertigen GRIP2-Kartusche für maximale Trail-Performance. Mit einer Verstellung von High- und Lowspeed-Compression und -Rebound lässt sie auch bei der Einstellbarkeit keine Wünsche offen. Zusätzlich verfügt der am Heck verbaute FOX X2-Luftdämpfer über eine Plattformdämpfung, die man am Madonna V3 allerdings nicht unbedingt benötigt.
Geschaltet wird mechanisch mit der Shimano XT-Schaltgruppe, die wie gewohnt gut und zuverlässig funktioniert. Beim Kauf des V3 kann man sich aber auch für einen UDH-kompatiblen Rahmen entscheiden und hat dann die Möglichkeit, auch SRAM Transmission-Schaltwerke zu verbauen. Dafür wird die Sitzstrebe inklusive Ausfallende gegen eine UDH-fähige Version getauscht, allerdings muss man dann auf die Kettenstrebenverstellung via Flip-Chip an der Steckachse verzichten. Ebenfalls aus dem Hause Shimano kommen die XT-Vierkolbenbremsen, die mit großen 200-mm-Bremsscheiben vorne und hinten kombiniert sind. So kommt man auch auf steilen und langen Abfahrten sicher zum Stehen.
Die OneUp V2 Dropper mit 210 mm Hub lässt sich in unserem Testbike in Größe L komplett im Rahmen versenken und bietet zugleich ordentlich Bewegungsfreiheit für den Fahrer – top! Das Cockpit kommt ebenfalls von OneUp: Der 50-mm-Vorbau hält einen Carbon-Lenker mit einer Breite von 800 mm. Die NEWMEN Evolution SL E.G.30 Alu-Laufräder sind mit MAXXIS-Reifen kombiniert. Vorne ist ein ASSEGAI mit weicher MaxxGrip-Gummimischung und hinten ein Minion DHR II mit der härteren MaxxTerra-Mischung aufgezogen. Zudem kommen beide Reifen in der robusten Doubledown-Karkasse.
RAAW Madonna V3
Specifications
Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX X2 Factory 160 mm
Seatpost OneUp Dropper Post V2 210 mm
Brakes Shimano XT 200/200 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem OneUp 50 mm
Handlebar OneUp Carbon 800 mm
Wheelset Newmen Evolution SL E.G.30 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI MaxxGrip DD/Minion DHRll MaxxTerra DD 2,5"/2,4"
Technical Data
Size S M L XL XXL
Specific Features
Toolmount
Flip Chip
Progression Chip
Die Geometrie des neuen RAAW Madonna V3 2024
Das neue RAAW Madonna V3 ist in fünf Größen von S–XXL erhältlich und soll Fahrergrößen zwischen 158 und 208 cm abdecken. Wie beim Vorgänger gibt es zwei unterschiedliche Rocker-Links für Fahrer über und unter 90 kg. Den richtigen Rocker könnt ihr dann direkt beim Kauf auswählen. Die Sitzrohrlänge von 445 mm in Größe L fällt nicht besonders kurz, aber auch nicht sonderlich lang aus. Dennoch lässt sich eine lange Sattelstütze mit 210 mm Hub komplett versenken. So hat man als Fahrer ausreichend Bewegungsfreiheit. Auch der Reach von 480 mm in Rahmengröße L ist moderat, und die Kettenstreben wachsen über die Rahmengrößen hinweg um jeweils 5 mm mit, was für eine gleichbleibende Balance sorgen soll. Beim neuen Madonna V3 wurde die Kinematik des Hinterbaus angepasst, sodass er gerade im oberen Federwegsbereich noch feinfühliger ansprechen soll. Das sogenannte Toolbox Concept, bei dem sich der Rahmen in großem Umfang an die eigenen Vorlieben anpassen lässt und das erstmals beim Downhiller Yalla! zum Einsatz kam, hält auch im neuen Madonna V3 Einzug. Mit einem Flip-Chip an der Steckachse kann die Kettenstrebenlänge um jeweils 5 mm nach vorne und hinten verändert werden.
Headset-Schalen von Works Components ermöglichen eine Anpassung des Lenkwinkels um +/- 1°. Mit den verschiedenen Dämpferaufnahmen lässt sich das Tretlager um 3 mm senken oder anheben und die Dämpferprogression zwischen 22, 25 und 28 % variieren. Im Standard-Setting ist der Rahmen für 29″-Laufräder ausgelegt. Durch die MX-Dämpferaufnahme kann jedoch ein kleineres 27,5”-Hinterrad verwendet werden, ohne die Geometrie maßgeblich zu verändern.
Unterschiedliche Headset-Schalen, Steckachsen oder Dämpferaufnahmen lassen sich im Online-Shop von RAAW dazu kaufen, sind jedoch leider nicht beim Kauf des Bikes enthalten. Ausgeliefert wird es im mittleren Setting aller Einstellungen. Mit extra Hardware könnt ihr das V3 zwar in vielerlei Hinsicht auf euch einstellen, müsst jedoch exakt wissen, was ihr wollt oder eben pro forma die unterschiedlichen Teile dazu kaufen. Praktischerweise lässt sich aber z. B. die extra Steckachse durch Drehen sowohl als kurze als auch als lange Variante fahren. Cool wäre hier eine Art Test-Toolbox, die man sich für einige Zeit ausleihen kann, um dann zu entscheiden, welche Komponenten man zusätzlich kaufen möchte.
Größe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 576 mm | 605 mm | 618 mm | 647 mm | 672 mm |
Sattelrohr | 395 mm | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 470 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 115 mm | 130 mm | 145 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 64° | 64° | 64° | 64° | 64° |
Sitzwinkel | 77° | 77° | 78° | 78° | 78° |
Kettenstrebe | 445 mm | 445 mm | 450 mm | 455 mm | 455 mm |
Tretlagerabsenkung | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Radstand | 1.216 mm | 1.248 mm | 1.284 mm | 1.320 mm | 1.346 mm |
Reach | 430 mm | 455 mm | 480 mm | 505 mm | 530 mm |
Stack | 637 mm | 650 mm | 664 mm | 677 mm | 677 mm |
Das neue RAAW Madonna V3 2024 im ersten Test
Nimmt man auf dem neuen RAAW Madonna V3 Platz, findet man sich in einer zentralen und aufrechten Sitzposition wieder, die sich angenehm kompakt und nicht zu gestreckt anfühlt. Radelt man in der Ebene, lastet ein leichter Druck auf den Händen. Das kommt dem V3 im Uphill zugute, selbst in steilen und technischen Climbs muss man nicht aktiv auf die Front arbeiten, um das Vorderrad auf dem Boden zu halten, sondern kann sich voll und ganz auf die Linienwahl konzentrieren. Der Hinterbau fühlt sich im ersten Moment soft an, wird aber, sobald man in die Pedale tritt und der Kettenzug einsetzt, spürbar straffer. So ist das Madonna V3 effizient zu treten, und man kann auch bei längeren Anstiegen auf den Griff an den Climb Switch verzichten. In Kombination mit der zentralen Sitzposition macht es das zu einem starken Kletterer.
Startet man am Gipfel in den Trail, steht man zentral im Rad und man fühlt sich bereits nach den ersten Metern wohl. Wer schon mal ein Madonna gefahren ist oder bereits sein Eigen nennen kann, wird sich auf der neuen Version wie zu Hause fühlen. Aber auch RAAW-Neulinge finden sich dank der minimalen Eingewöhnungszeit und dem intuitiven Handling sofort zurecht, wodurch Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen abgeholt werden. Warmfahren auf dem Flowtrail? Nicht mit dem Madonna V3, hier startet man lieber direkt auf waschechten Endurostrecken. Auch nach einem langen Tag steuern Anfänger das V3 noch sicher über Steinfelder oder Wurzelpassagen. Fortgeschrittene können bis zur letzten Abfahrt das Maximum rausholen: Fährt man die Kurve doch mal falsch an und kommt ins Rutschen, kaschiert das Bike Fahrfehler gekonnt. Nimmt man steile Trails in Angriff, gibt die hohe Front nochmal zusätzlich Selbstvertrauen und Sicherheit. Trotz der hohen Front schafft das RAAW Madonna V3 eine starke Balance zwischen Front und Heck, und man muss in Kurven nicht aktiv nach vorne arbeiten, um den Grip aufrechtzuerhalten.
Das RAAW Madonna V3 punktet mit einem guten Mix aus Laufruhe und Agilität, schnelle Richtungswechsel von der Low- auf die Highline gehen leicht von der Hand, und in Kurvenkombis kann man das Bike schnell von links nach rechts werfen. Dazu trägt auch das starke Fahrwerk bei: Mit dem hohen Maß an Gegenhalt lässt sich viel Speed auf Rollern oder Anliegern generieren oder spontan an Kanten abziehen. Auch sind genug Reserven vorhanden, um die ein oder andere verpatzte Landung abzufangen, wenn man den Drop zu weit gesprungen ist. Dennoch ist das Fahrwerk nicht zu straff, sondern spricht gerade im oberen Federwegsbereich feinfühlig an und sorgt für viel Grip, wenn ihr durch losen Waldboden pflügt.
Für wen ist das RAAW Madonna V3 das richtige Bike?
Das RAAW Madonna V3 ist ein Bike für Puristen und für Rider, die genau wissen, was sie wollen. Da es nur als Frame-Kit oder Rolling Chassis erhältlich ist, setzt es ein gewisses Know-how voraus, um ein fahrbares Bike zu erschaffen. Das geht Hand in Hand mit der hohen Einstellbarkeit durch das Toolbox Concept. Viele Fahrer wird das freuen, denn so kann jeder sein individuelles Setup mit den Lieblings-Parts finden. Heimschrauber freuen sich zudem über die außenverlegten Züge und den robusten Alurahmen, der so einiges mitmacht. Vor allem in der Abfahrt spielt das Madonna V3 seine Stärken aus und ist mit seinem intuitiven Handling ein zuverlässiger Begleiter sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene.
Das Fazit zum RAAW Madonna V3 2024
Auf den ersten Blick scheint sich am neuen RAAW Madonna V3 nicht viel geändert zu haben, doch die Veränderungen stecken im Detail. Dabei verliert RAAW nicht den Fokus auf lange Haltbarkeit oder einfache Servicebarkeit aus den Augen. Neben der veränderten Kinematik sollte jeder durch die umfangreichen Geometrie- und Progressions-Einstellungen ein passendes Setup für sich finden. Leider kosten die Sets nochmal zusätzlich. Das Madonna V3 ist ein waschechtes Enduro, das von entspannten Trail-Runden bis hin zu knackigen Enduro-Passagen alles unter die Stollen nimmt und dich nicht im Stich lässt.
Tops
- Fokus auf Haltbarkeit und einfache Servicebarkeit
- ausgewogenes Handling
- umfangreiche Geometrie- und Progressions-Einstellungen
Flops
- Flip-Chips und Aufnahmen müssen extra erworben werden
Für mehr Informationen besucht raawmtb.com
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Text: Mike Hunger Fotos: Peter Walker