Das Rocky Mountain Instinct C70 sticht mit seiner auffälligen Lackierung direkt ins Auge. Es nutzt die gleiche Rahmenplattform wie das Enduro-Bike Altitude und besitzt das super variable RIDE-9-System, es sollte also für Trail-Geballer gerüstet sein. Wie schlägt es sich im Trail-Bike-Vergleichstest 2022?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test

Rocky Mountain Instinct C70 | 150/140 mm (v/h) | 14,3 kg in Größe L | 7.199€ | Hersteller-Website

Für den Trail-Bike-Vergleichstest 2022 schickt der kanadische Hersteller Rocky Mountain sein 7.199 € teures Instinct C70 mit 150 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck ins Rennen. Durch das RIDE-9-System besitzt das Bike eine super variable Geometrie. Auf unseren Wunsch hin wurde nicht das Topmodell geschickt, was heißt, dass an unserem Test-Bike mehr Alu-Parts verbaut sind und es mit 14,3 kg in Größe L nicht das leichteste Bike ist. Allerdings sind bereits beim getesteten Bike Highend-Bremsen und -Fahrwerk verbaut und die Trail-Performance nimmt durch ein Mehr an Carbon nicht weiter zu.

Die Ausstattung des Rocky Mountain Instinct C70

Das Rocky Mountain Instinct C70 sticht durch seine auffällige Farbe sofort heraus. Es teilt sich die Rahmenplattform mit dem Enduro-Bike Altitude. Durch eine andere Dämpferaufnahme wird der Federweg von 160 mm auf 140 mm reduziert. Leider ist diese Aufnahme für Endkunden nicht erhältlich, sonst hätte man die Möglichkeit, zwei Bikes aus einem Rahmen zu holen. Das Unterrohr ist mit einem sehr großen Schutz ausgestattet und auch Sitz- und Kettenstrebe sind gut geschützt. Über dem Hauptlager des Hinterbaus ist zudem ein kleiner Fender aus Kunststoff angeschraubt, der Schmutz und Steine aus dem kleinen Spalt fernhalten soll. Alle Züge sind super geklemmt, aber leider finden sich weder Tool-Mount noch Staufach am Rahmen, sodass ihr eure sieben Sachen im Rucksack, Hipbag oder in der Hosentasche transportieren müsst.

Die Qual der Wahl
Mit 9 Positionen bietet das RIDE-9-System massig Anpassungspotenzial.
Heiße Angelegenheit
Die Bremsscheiben sind mit 180 mm vorne und hinten zu klein. Bei langen oder steilen Abfahrten überhitzen sie schnell und verlieren ihre Bremspower.
Leichter ≠ besser
Die FIT4-Dämpfungskartusche ist zwar leicht, es fehlt ihr aber an Einstellbarkeit und auf dem Trail an Sensibilität.

Rocky Mountain Instinct C70

7.199 €

Specifications

Fork FOX 36 FLOAT FIT4 150 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Performance Elite 140 mm
Seatpost Race Face Turbine R 175 mm
Brakes Shimano XT 180/180 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Rocky Mountain 35 AM 40 mm
Handlebar Rocky Mountain AM Alu 780 mm
Wheelset Race Face AR 30 29"
Tires MAXXIS Minion DHF, 3C, MaxxTerra, EXO+/MAXXIS Minion DHR II, 3C, MaxxTerra, EXO+ 2,5/2,4

Technical Data

Size S M L XL
Weight 14,3 kg

Specific Features

Flip-Chip


Tuning-Tipp: beide Reifen mit robusterer Karkasse und einer weicheren Gummimischung an der Front montieren | größere Bremsscheiben verbauen

Gut eingepackt
Einen so umfangreichen Unterrohrschutz hat kein anderes Bike im Test.
Chamäleon
Diese Alu-Aufnahme für den Dämpfer ist das Einzige, was den Rahmen des Instinct von dem des Altitude unterscheidet. Leider ist sie für Endkunden nicht einzeln erhältlich.

Als Gabel ist die FOX 36 FLOAT mit FIT4-Dämpfungskartusche montiert, die auch am Topmodell verbaut ist. Leider bietet sie weniger Einstellmöglichkeiten und eine schlechtere Sensibilität als die GRIP2-Kartusche. Am Heck arbeitet der FOX FLOAT X Performance Elite-Dämpfer. Er ist baugleich zum Factory-Topmodell, nur ohne die goldene Kashima-Beschichtung. Das Cockpit ist hauseigen und 780 mm breit, Schaltung und Bremsen sind aus der Shimano XT-Serie. Deren Performance ist an sich sehr gut, doch es sind lediglich 180 mm große Bremsscheiben vorne und hinten verbaut. Für ein so potentes Trail-Bike wären 200-mm-Scheiben an beiden Laufrädern sinnvoller.

Grinsebacke
Man sitzt sehr bequem auf dem Sattel des Rocky Mountain, auch nach vielen Stunden…wie man hier sieht.

Der Race Face Turbine R-Dropper bietet 175 mm Hub und ist damit gerade lang genug für ein Bike in Größe L. Auch der Laufradsatz kommt von RaceFace mit dem AR30 aus Alu. Vorne ist ein MAXXIS Minion DHF-Reifen aufgezogen, hinten ein MAXXIS Minion DHR II. Beide kommen mit EXO+ Karkasse und in der harten MaxxTerra-Gummimischung. Hier würden wir uns eine robustere Karkassen, wie MAXXIS Doubledown wünschen, um weniger Luftdruck fahren zu können und die Pannensicherheit zu erhöhen. Zudem würde ein Reifen mit weicher MaxxGrip-Mischung an der Front die Traktion noch weiter verbessern.

Sowohl Ausstattung, als auch Rahmendetails sind am Rocky Mountain Instinct verbesserungswürdig.

Die Geometrie des Rocky Mountain Instinct C70

Bei dem Rocky Mountain Instinct C70 hat man mit dem RIDE-9-System die Möglichkeit, die Geometrie auf – wer hätte es gedacht – 9 verschiedene Einstellungen zu setzen. Dabei kann man über einen Flip-Chip in der Dämpferaufnahme sowohl die Progression als auch die Rahmengeometrie verändern. Der Lenkwinkel kann so zwischen 65,1° und 66,2° fein eingestellt werden. Als wäre das nicht genug Variabilität, lässt sich auch die Kettenstrebenlänge zwischen 438 mm und 448 mm verstellen. Hier hat Rocky Mountain mitgedacht und dank eines speziellen Bremsadapters, der einfach gedreht werden kann, werden bei der Änderung keine zusätzlichen Teile benötigt. Wir sind das Bike hauptsächlich in der progressiven Position 1 mit flachem Lenkwinkel und mit langen Kettenstreben gefahren. Der Reach beträgt 481 mm und durch das mit 445 mm ausreichend niedrige Sitzrohr hat man gute Bewegungsfreiheit bei der Abfahrt.

Die Geometrie des Rocky Mountain Instinct C70 in Position 1 und langen Kettenstreben

Größe S M L XL
Sattelrohr 380 mm 420 mm 445 mm 480 mm
Oberrohr 583 mm 609 mm 638 mm 671 mm
Steuerrohr 90 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 65° 65,1° 65,1° 65,1°
Sitzwinkel 76,0° 77,1° 77,1° 77,1°
Kettenstrebe 449 mm 449 mm 449 mm 449 mm
BB Drop 45 mm 43 mm 43 mm 43 mm
Radstand 1.182 mm 1.210 mm 1.241 mm 1.277 mm
Reach 430 mm 456 mm 481 mm 511 mm
Stack 615 mm 619 mm 633 mm 646 mm
Helm POC Tectal | Brille Melon Optics Kingpin | Shirt Moesingers Mad Pizza Longsleeve | Hose DHaRCO Gravity Pants | Schuhe Giro Chamber II | Socken Adidas | Handschuhe 100% Celium

Das Rocky Mountain Instinct C70 auf dem Trail

Beim Pedalieren auf dem Rocky Mountain Instinct C70 sitzt man angenehm zentral, ohne, dass zu viel Gewicht auf den Händen ruht. Lange Touren sind mit dem Rocky also kein Problem. Der Hinterbau wippt jedoch leicht und bei langen Aufstiegen lohnt sich der Griff zum Climb-Switch. Die Front bleibt auch bei steilen Rampen auf dem Boden und der Hinterbau liefert – im offenen Modus – gute Traktion für technische Climbs.

Wer später bremst, ist länger schnell
Der Hinterbau des Instinct arbeitet sehr gut bietet viel Traktion – und fordert so manchen heraus: Tester Simon wartet bis zum letzten Moment, bis er in die Eisen geht.

Geht es bergab, lässt sich das Bike intuitiv steuern und ist nicht aus der Ruhe zu bringen. In offenen Kurven wird jedoch aktiver Druck auf die Front benötigt, da sie durch die harten Reifen und unsensible Gabel sonst leichter ausbricht. Das Instinct setzt Richtungswechsel direkt um und schlängelt sich gekonnt durch enge Kurven. Es ist trotzdem gutmütig genug, um den ein oder anderen Fahrfehler zu verzeihen. Wenn ihr also von der Linie abkommen solltet, hilft das Instinct euch gerne aus der Patsche. Das Fahrwerk arbeitet gut, mit vielen Reserven für verpatzte Landungen oder Drops ins Flat. Es ist eher auf Traktion als auf Gegenhalt ausgelegt. Fahrer, die gerne schnell die Linie wechseln und bis zur letzten Sekunde warten, bevor sie den Anker werfen, werden mit dem Instinct viel Spaß haben.

Das Rocky Mountain Instinct bietet durch sein vielseitiges, traktionsstarkes Fahrwerk eine hohe Allround-Tauglichkeit.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Rocky Mountain Instinct C70 ist mit dem RIDE-9-System ausgestattet und bietet eine sehr variable Geometrie. Leider zeigt die Ausstattung bei Bremsscheiben, Reifen und Gabel ein paar Schwachstellen und auch die Rahmendetails lassen zu wünschen übrig. Dennoch ist das Instinct ein Bike mit guten Allround-Qualitäten, das auch tourentauglich ist. Es ist ein potentes Trail-Bike und punktet mit einem starken Fahrwerk, das massig Traktion bietet, und einem verspielten, wendigen Handling.

Tops

  • vielfältig einstellbare Geometrie
  • starkes Fahrwerk mit viel Traktion
  • hohe Allround-Qualitäten

Flops

  • Ausstattung mit Verbesserungspotenzial
  • weder Toolmount noch Staufach

Mehr Informationen findet ihr unter intl.bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Atherton AM.150 (Zum Test) | Bold Linkin 135 Ultimate (Zum Test) |
Canyon Spectral 125 CF 9 (Zum Test) | Canyon Spectral CFR (Zum Test) | FOCUS JAM 8.9 (Zum Test) | Mondraker Raze RR SL (Zum Test) | Propain Hugene (Zum Test) | Rocky Mountain Instinct C70 (Zum Test) | ROSE BONERO 3 (Zum Test) | Santa Cruz Bronson CC X01 AXS (Zum Test) | SCOR 4060 ST GX (Zum Test) | Specialized Stumpjumper EVO S-Works (Zum Test) | Specialized Stumpjumper EVO Elite Alloy (Zum Test) | YT JEFFSY UNCAGED 6 (Zum Test)


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“