Ist das das Ende von Freeride? Das neue Santa Cruz Nomad kommt mit Mullet-Kombination statt wie bisher mit 27,5”-Laufrädern. Es soll ein Bike sein, das von rauen Naturtrails bis hin zu Bikepark-Lines allem gewachsen sein soll. Doch kann es seine gewohnten Freeride-Eigenschaften beibehalten?

Santa Cruz Nomad CC X01 AXS RSV | 170/170 mm (v/h)
15,4 kg in Größe XL | 11.799 € | Hersteller-Website

Santa Cruz feuert weiter mit neuen Bikes um sich und bringt jetzt mit dem neuen Nomad die Überarbeitung ihres Freeride-Bikes. Die große Neuerung ist dabei, dass es – statt wie bisher auf 27,5”-Reifen vorne und hinten – nun auf ein Mullet-Setup setzt. Dadurch ist das gesamte Gravity-Line-up – bis auf das 5010 – nun mit einem 29”-Vorderrad unterwegs. Zudem hat die Geometrie ein Update erhalten und auch das Fahrwerk wurde etwas verändert. Wie seine Geschwister Hightower und Megatower aus dieser Saison hat auch das neue Nomad nun ein Staufach im Unterrohr verbaut. Sonst bleiben die Eckdaten des Bikes, das mit einer Preisspanne zwischen 5.799 € und 11.799 € über die Ladentheke geht, jedoch sehr ähnlich. Es hat weiterhin 170 mm Federweg an Front und Heck und wiegt 15,4 kg. Auf dem Papier sind Federweg und Geometrie fast identisch mit dem kürzlich vorgestellten Megatower (zum ersten Test). Aber bestätigt sich das auch auf dem Trail?

Das neue Santa Cruz Nomad CC X01 AXS RSV 2023 im Detail

Das Santa Cruz Nomad CC X01 AXS RSV wird nur als Carbon-Bike angeboten, wobei wie üblich zwischen zwei Varianten unterschieden wird: Rahmen in C-Carbon sind günstiger, dafür sollen die Fasern des CC-Rahmens hochwertiger sein, was dem Bike die gleiche Steifigkeit bei weniger Lagen und somit auch geringerem Gewicht geben soll. Neu für dieses Modell ist, dass die Steifigkeit des Rahmens an die Größe angepasst sein soll. Das bedeutet, dass kleine Rahmen, die ja meist von leichteren Personen gefahren werden, etwas nachgiebiger sind.

Der rote Schriftzug ist das Einzige, was sich von der schwarz-weißen Farbgebung des Bikes abhebt.
CC bedeutet bei Santa Cruz weniger Gewicht bei gleicher Steifigkeit.

Das Bike hat einen großzügigen Sitz- und Kettenstrebenschutz, sowie einen Shuttleguard und einen Schutz am Unterrohr aus Kunststoff. Alle Züge sind innerhalb des Rahmens in Kanälen verlegt, was Klappern effektiv vermeidet und einen Austausch erleichtern soll. Eine weniger offensichtliche Neuheit dieses Modells ist, dass nun auch im Hinterbau Kabelkanäle laufen, sodass dies auch hier einfachere Wartung verspricht. Santa Cruz sagt dieses Jahr den Rucksäcken den Kampf an und verbaut auch an dem neuen Nomad das sogenannte Glovebox-Staufach im Unterrohr, in dem ihr eure Trail-Essentials verstauen könnt. Darin sind zwei Taschen enthalten, mit denen alles gut organisiert werden kann. Es ist nach unten hin verschlossen, sodass nichts im Rahmen verloren geht. Der Verschluss lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen und sobald die Klappe geschlossen ist, sitzt sie sehr fest.

Easy Life mit dem Staufach. Hier kann man verstauen, was man so alltäglich auf den Trails braucht.
Die Klappe schließt zuverlässig und dank einer Abtrennung kann nichts in den unteren Teil des Rahmens rutschen.

Ausstattung und Varianten des Santa Cruz Nomad 2023

Das neue Santa Cruz Nomad wird in sechs Varianten angeboten. Den Einstieg machen dabei das R- und S-Modell, die für 5.799 € bzw. 6.799 € zu haben sind und einen RockShox-Luftdämpfer verbaut haben. Bei allen anderen Modellen habt ihr die Wahl zwischen Luft- und Stahlfederdämpfer. Die Bikes mit Stahlfederdämpfer sind dabei vorne und hinten mit robusteren Doubledown-Karkassen an den Reifen ausgestattet. Sie sind getrennt nach der verbauten Schaltung und so gibt es jeweils zwei Ausstattungen mit SRAM GX AXS- und SRAM X01-Schaltgruppen. Diese Modelle bewegen sich preislich zwischen 7.999 € und 11.799 €. Die GX-Varianten haben immer einen RockShox-Dämpfer verbaut, während die X01-Modelle auf FOX-Dämpfer und den leichteren CC-Rahmen setzen. Alle Ausstattungen gibt es entweder in Matt-Schwarz oder in Gloss Gypsum.

Die Ausstattung unseres Santa Cruz Nomad CC X01 AXS RSV 2023 Test-Bikes

Wir haben das Santa Cruz Nomad in der CC X01 AXS RSV-Topausstattung getestet. An der Front arbeitete dabei die FOX 38 Performance Elite-Gabel. In Serie wird hier die Factory-Variante verbaut sein. Da die GRIP2-Dämpfungskartusche bei beiden Modellen identisch ist, hat das jedoch keinen Einfluss auf die Trail-Performance. Am Heck ist der FOX X2-Dämpfer verbaut, der mit seiner hohen Verstellbarkeit perfekt an alle Vorlieben angepasst werden kann.

Volle Einstellbarkeit hat der FOX X2-Dämpfer.
Bei der FOX 38 Performance Elite-Gabel ist die GRIP2-Kartusche verbaut, sie bietet so exzellente Trail-Performance.

Geschalten wird kabellos mit der SRAM X01 AXS 12-fach-Schaltgruppe, die Kassette bietet allerdings nur eine Bandbreite von 10 bis 50 Zähnen statt der 52, die sonst üblich sind. Durch das 27,5”-Hinterrad legt man pro Kurbeldrehung im leichtesten Gang jedoch trotzdem weniger Weg zurück als mit einem 52er-Ritzel auf einem 29er. Das heißt, dass man somit trotz des kleineren Ritzels weniger Kraft benötigt, um eine steile Rampe hoch zu kommen.
Als Bremse ist die SRAM CODE RSC-Vierkolbenbremse mit 200-mm-HS2-Bremsscheiben vorne und hinten verbaut. Die Hebelweite und den Druckpunkt könnt ihr werkzeuglos einstellen und die SwingLink-Technologie soll die Dosierbarkeit der Bremse verbessern und die Power erhöhen. Die an unserem Test-Bike verbaute RockShox Reverb-Sattelstütze bietet 175 mm Hub, wobei am Serien-Bike eine 200er angebracht ist. Dadurch ist genügend Bewegungsfreiheit in allen Größen gewährleistet – top. Passend zum Charakter des Bikes ist ein Bashguard angebracht.

Der Bashguard schützt das Kettenblatt bei Aufsetzern.
Eine große 200-mm-Bremsscheibe am Heck ist für den Einsatzbereich des Bikes angebracht.

Der Carbon-Lenker ist hauseigen und 800 mm breit. Ebenfalls aus Carbon sind die Reserve 30IHD-Felgen, die mit Industry Nine-Naben kombiniert sind. Vorne ist ein MAXXIS ASSEGAI mit weicher MaxxGrip-Gummimischung und EXO+ Karkasse montiert. Hinten rollt auf unserem Test-Bike ein MAXXIS DHR II mit härterer MaxxTerra-Mischung und in robusterer Doubledown-Karkasse. Am Serien-Bike ist in der Version mit Luftdämpfer auch hinten die dünne EXO+ Karkasse verbaut, was das Bike anfälliger für Pannen macht. Für ein so potentes Bike hätten wir uns – vor allem zum Schutz der Carbon-Felgen – die robusten Doubledown-Reifen an allen Modellen gewünscht, nicht nur an denen mit Stahlfederdämpfer.

Ein MAXXIS ASSEGAI in MaxxGrip-Gummimischung sorgt für ordentlich Traktion.
800 mm breit und passend zur schwarzen Stealth-Optik ist der Lenker.

Santa Cruz Nomad CC X01 AXS RSV

11.799 €

Specifications

Fork FOX 38 Performance Elite 170 mm
Rear Shock FOX X2 Factory 170 mm
Seatpost RockShox Reverb 175 mm
Brakes SRAM Code RSC 200/200 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle AXS 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 45 mm
Handlebar Santa Cruz Carbon 800 mm
Wheelset Reserve 30HD 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI MaxxGrip EXO+/MAXXIS Minion DHR II MaxxTerra Doubledown 2,5/2,4

Technical Data

Size S M L XL XXL
Weight 15,4 kg

Specific Features

Staufach
Flip Chip

Die Geometrie des Santa Cruz Nomad 2023

Das Santa Cruz Nomad wird in 5 Größen von S bis XXL angeboten. Ein Flip-Chip ändert die Geometrie des Rahmens und die Progression des Hinterbaus. Im getesteten flachen Setting ist das Tretlager um 3 mm tiefer, Sitz- und Lenkwinkel sind um 0,2° bzw. 0,3° flacher und die Kinematik ist progressiver. Santa Cruz hält die Reach-Werte in den mittleren drei Größen absichtlich klein, da dies die drei gängigsten Größen sind. Das soll helfen, dass weniger Fahrer zwischen den Größen stehen. Das getestete Bike in Größe XL hat einen Reach von 492 mm und ein Sitzrohr mit 460 mm Länge. In den größeren Größen werden die Sitzrohre relativ lang, was die freie Größenwahl etwas einschränkt. Um allen Fahrern die gleiche Balance auf dem Bike zu bieten, wächst die Kettenstrebe mit den Größen mit und auch der Sitzwinkel wird etwas steiler.

Die Geometrie des Santa Cruz Nomad 2023 im flachen Setting

Größe S M L XL XL
Sattelrohr 380 mm 405 mm 430 mm 460 mm 500 mm
Oberrohr 577 mm 594 mm 613 mm 638 mm 667 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 115 mm 135 mm 150 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 77° 77,2° 77,6° 77,5° 77,5°
Kettenstrebe 440 mm 441 mm 444 mm 447 mm 451 mm
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.209 mm 1.240 mm 1.270 mm 1.302 mm 1.337 mm
Reach 427 mm 452 mm 472 mm 492 mm 517 mm
Stack 618 mm 627 mm 640 mm 658 mm 672 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer | Brille 100% Glendale | Shirt Mons Royale Air-Con | Shorts NF Invader | Knieschoner 100% Teratec+ | Schuhe Specialized 2FO ClipLite | Socken Adidas

Das Santa Cruz Nomad CC X01 AXS RSV 2023 auf dem Trail

Steigt man auf das Santa Cruz Nomad, so spürt man direkt, dass man viel Federweg unter sich hat. Sobald man in die Pedale tritt, ist der Hinterbau jedoch relativ ruhig. Auch wenn er noch minimal wippt, lohnt sich der Griff zum Lockout jedoch nur bei langen Asphalt-Climbs. Die Sitzposition ist angenehm und die Front bleibt bei Aufstiegen zuverlässig auf dem Boden. So kommt man entspannt zu jedem Traileinstieg.

Wenn es bergab geht – am liebsten sehr steil – erwacht das Bike erst richtig zum Leben. Das Handling ist intuitiv und spritzig und durch das kleine Hinterrad kann man gerade in schneller Kurvenkombis das Heck von einem Anlieger in den anderen schnappen lassen. Wird es ruppiger, bewahrt das Nomad trotzdem Laufruhe und zeigt sich sichtlich unbeeindruckt von Wurzel- oder Steinfeldern. Der Hinterbau gibt den Federweg großzügig frei, ohne dass dabei Sofa-Feeling aufkommt. Man hat gutes Feedback vom Untergrund und guten Gegenhalt in Kompressionen.

Das Nomad überzeugt auch mit Pop, bei kleinen Sprüngen oder Kanten braucht man jedoch etwas Nachdruck, um das Bike in die Luft zu bekommen. Bereits nach kurzer Zeit verschwindet so das Bike unter einem und man kann sich voll auf die Abfahrt konzentrieren. Auf flachen, flowigen Trails ist das Nomad etwas unterfordert, ein Bike solchen Kalibers ist jedoch auch nicht dafür gedacht.

Das neue Santa Cruz Nomad zeigt herstellertypisch gut umgesetzte Rahmendetails wie die Glovebox und soll mit angepasster Geometrie und Steifigkeit des Rahmens perfekt auf Fahrer aller Größen abgestimmt sein. Es schreckt auch vor grobem Gelände nicht zurück und nimmt es mit allem auf, was sich ihm in den Weg stellt. Das Nomad gibt dem Fahrer viel Selbstvertrauen und zeigt vor allem auf verblockten Trails und steilen Lines sein volles Potenzial.

Tops

  • gut umgesetzte Rahmendetails wie die Glovebox
  • gibt viel Selbstvertrauen in der Abfahrt
  • agil trotz hoher Laufruhe

Flops

  • Modelle mit Luftdämpfer mit pannenanfälliger Karkasse

Mehr Informationen findet ihr unter santacruzbicycles.com.


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Text: Simon Kohler Fotos: Max Schumann

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“