Schrader AIRsistant
Mit AIRsistant, einem digitalen Reifendruckkontrollsystem zum Nachrüsten, soll das Messen des Reifendrucks mit Daumen und Zeigefinger der Vergangenheit angehören und ganz entspannt mit dem Smartphone funktionieren. Ob dieses Versprechen aufgeht oder nur heiße Luft ist haben wir für euch herausgefunden!
Vor über 130 Jahren entwickelte August Schrader ein Ventil für Luftreifen, das sich weltweit zum Standard-Ventil für PKWs etabliert hat. Mit dem digitalen Reifendruckkontrollsystem AIRsistant wollen die cleveren Köpfe vom gleichnamigen Unternehmen nun auch das Fahrradventil revolutionieren. Abgesehen von der ständigen Kontrolle über seinen Reifendruck soll AIRsistant auch für erhöhte Sicherheit und besseres Fahrverhalten durch angepassten Reifendruck sorgen. Positiver Nebeneffekt: Ein Plattfuß kann sich laut Hersteller nicht unbemerkt einschleichen und ihr müsst weniger Defekte an Reifen und Felgen befürchten. Zusätzlich soll das System AIRsistant durch den passenden Reifendruck für längere Akkulaufzeiten eures E-Bikes sorgen. Funktionieren soll das durch eine Echtzeitüberwachung des Reifendrucks mittels eines Sensors, der am mitgelieferten Ventil angebracht wird.
Neben dem Reifendruck wird hier auch die Temperatur gemessen, was allerdings für das Fahrverhalten eher eine untergeordnete Rolle spielt – aber immerhin wisst ihr so über die Temperatur in eurer Garage Bescheid. Die Ventile sind einzeln oder im Set erhältlich, kommen wahlweise als Auto- oder Prestaventil im Setpreis von 99,99 Euro und wiegen mit Ventil und Sensor 20 g pro Rad. Die Option für die Benutzung mit einem Autoventil macht das System nicht nur für Mountainbikes interessant, sondern auch für eure City-Bikes. Für den Reifendruck am Auto kann AIRsistant allerdings nicht genutzt werden, da beim Einbau die Luft vollständig aus den Reifen gelassen werden muss und das Produkt nicht für die Nutzung am Auto zugelassen ist. Neben der Verwendung in der eigenen AIRsistant-App kann der Reifendruck auch via Bluetooth in Garmin-Bikecomputern angezeigt werden, wahlweise in bar oder psi. Auch die Integration der Sensordaten in ein E-Bike-Display ist möglich, bisher aber nur mit dem FIT-System. Die App bietet neben der reinen Druck- und Temperaturanzeige auch weitere Funktionen, wie einen Druckrechner und einen einfachen Routenplaner.
Der Einbau der AIRsistant-Ventile geht unkompliziert und schnell von der Hand. Einfach den bisherigen Ventilkern ausschrauben – ein Ventilkernausdreher liegt im Lieferumfang bei – und das AIRsistant-Ventil einschrauben. Für den Einbau am besten die Mutter, die den Sensor befestigt, entfernen, den Sensor abziehen und nach dem Einbau wieder aufstecken und festschrauben. Lässt man den Sensor für den Einbau am Ventil, sorgt das vor allem bei Laufrädern mit mehr als 30 Speichen dafür, dass der Sensor beim Festschrauben an den Speichen hängen bleibt. Das System funktioniert gleichermaßen mit Schläuchen wie mit einem Tubeless-Setup, solange sich der Ventilkern ausschrauben lässt.
In der App lassen sich die eingebauten Sensoren nun hinzufügen. Dafür muss ein Konto angelegt und ein Profil mit Daten wie Gewicht, Bike und Einsatzzweck vervollständigt werden. Die Sensoren können per QR-Code oder Seriennummer integriert werden. Da der QR-Code auf den Sensoren sehr klein ist, mussten wir die Seriennummer von Hand hinzufügen. In der App wird euch dann der Druck sowie die Temperatur am Sensor angezeigt. Die Bedienung der App geht intuitiv von der Hand und erfordert keine kognitiven Meisterleistungen. Damit die Sensoren ansprechen, muss das Laufrad etwa eine Viertelumdrehung bewegt werden, und nach 120 Sekunden Stillstand geht der Sensor wieder in den batterieschonenden Standy-by-Betrieb. Die Technik ist aus dem Automobilbereich bekannt und überzeugt dort bereits mit Langlebigkeit. Am Sensor lassen sich weder die Batterien tauschen, noch der Akku laden, was laut Hersteller aufgrund der sehr langen Akkulaufzeit von etwa 5.000 Fahrstunden aber kein Problem sein soll – für die meisten Fahrer dürfte das mehr als 5 Jahre entsprechen. Mit dem Druckrechner kann man sich nun den passenden Druck anhand der Faktoren Fahrradtyp (Trekking, City, MTB, Road), E-Bike (ja/nein), tubeless (ja/nein), Reifengröße und -breite sowie Fahrergewicht berechnen lassen. Unter- oder überschreitet man den empfohlenen Druck, wird man mit einer Push-Nachricht am Handy gewarnt. Aber Vorsicht: Die vom Druckrechner errechneten Drücke fallen unserer Meinung nach eher niedrig aus! So wurde uns mit tubeless und 75 kg Gewicht für den Fahrradtyp MTB 1,5 bar Druck am Vorderrad und 1,55 bar am Hinterrad empfohlen. Würden wir dieser Empfehlung folgen, wären eingedellte Felgen und lange Gesichter in der Redaktion vorprogrammiert. Fahrer mit sehr präzisem oder vorsichtigem Fahrstil könnten mit dem empfohlenen Luftdruck aber zurechtkommen. Falls ihr schon den perfekten Luftdruck für euer Reifen-Setup gefunden habt, könnt ihr diesen auch in der App abspeichern und bekommt so unabhängig vom Druckrechner Warnungen bei abfallendem Luftdruck. Einen echten Vorteil bietet die Benutzung von AIRsistant auch dann, wenn ihr zuhause eine Pumpe mit ungenauem Manometer habt oder euch die Benutzung eines herkömmlichen Luftdruckmessers zu umständlich ist.
Wer vor jeder Tour unkompliziert und schnell seinen Luftdruck checken möchte, findet hier eine komfortable Lösung. Aber auch Leute, die nicht zu viele Gedanken an ihren Luftdruck verschwenden und sorglos unterwegs sein wollen, bekommen hier die Möglichkeit, sich durch einen einfachen und unkomplizierten Reminder abzusichern.
Tops
- unkomplizierter Einbau und Handhabung
- gute Connectivity
- Unabhängigkeit von Luftdruckmessern oder ungenauen Pumpenanzeigen
Flops
- Druckrechner empfiehlt eher niedrige Drücke
- teuer
- nicht wiederverwendbar bei leerem Akku
Für mehr Infos besucht airsistant.com.
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Text: Felix Rauch Fotos: Mike Hunger