Bereits auf den ersten Blick sieht man, dass im SCOTT Spark 900 Tuned AXS viel Innovationsgeist und Designarbeit steckt. Mit einem Extra an Federweg strebt das 900er eine höhere Abfahrts-Performance und ein Plus an Fahrspaß an. Für ein geiles Down-Country-Bike braucht es aber noch mehr. Kann das Spark insgesamt überzeugen und sich den Testsieg sichern?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Down-Country-Bike 2022 – 6 Modelle im Test
Das SCOTT Spark 900 Tuned AXS fällt sofort auf. Nicht durch seine knallige Farbe, sondern wegen seiner abgefahrenen Dämpfer-Integration. So ähnelt es dem Arbeitsgerät von Nino Schurter, besitzt jedoch – im Gegensatz zu dem für den Cross-Country-Einsatz konzipierten Spark – ein Plus an Federweg, wie es die Zusatzbezeichnung 900 verrät. So kommt das auf 29” rollende Bike mit 130 mm Federweg an der Front und 120 mm am Heck. Eine weitere Besonderheit sind die flexiblen Sitzstreben des abgestützten Eingelenker-Hinterbaus, welche zum Federweg beitragen. Erreichbar und verstellbar ist der Dämpfer über eine Klappe im Unterrohr. Durch ein minimalistisches Guckloch und einer aufgeklebten Anzeige lässt sich der SAG des Hinterbaus kontrollieren. Ein dünner Schutz aus Kunststoff soll Sitz- und Kettenstreben vor Beschädigung bewahren, allerdings sorgte bei unseren Tests das Kettenschlagen auf dem Trail für eine störende Geräuschkulisse. Durch das Rahmendesign findet sich Platz für bis zu zwei Flaschenhalter und so ist für ausreichend Wasservorrat gesorgt. Für kleine Reparaturarbeiten on trail oder wenn man das Vorderrad ausbauen möchte, hat man das in der hinteren Steckachse befindliche Tool mit einem T25, T30 und 6er-Inbus schnell zur Hand.
Die Ausstattung des SCOTT Spark 900 Tuned AXS
Das 11,5 kg schwere Spark 900 AXS setzt auf ein FOX Factory-Fahrwerk mit einigen Besonderheiten. Durch die Verwendung des speziellen TwinLoc-Systems besitzt die verbaute FOX 34-Gabel eine FIT4-Dämpfungskartusche. Denn zugunsten des Lockouts musste leider auf eine bessere GRIP2-Dämpfungseinheit verzichtet werden, die bei den Modellen ohne Step-Cast – sprich Gewichtseinsparung – verfügbar gewesen wäre. Als Dämpfer dient ein speziell für das Spark entwickelter FOX Nude 5T. Auch er ist mit dem neuen TwinLoc-System verbunden. Damit lässt sich das Fahrwerk simultan zwischen den Modi Lockout, Traction Control und Descend umschalten. Jedoch benötigt der TwinLoc etwas Eingewöhnungszeit, denn die vielen Hebel sorgen schnell für Verwirrung auf dem Trail und kosten zudem einiges an Bedienkräften. Ebenfalls mit dem System kombiniert ist die Remote der FOX Transfer-Sattelstütze mit 150 mm Hub. Als Schaltgruppe dient – wie der Name des Spark 900 Tuned AXS schon vermuten lässt – eine Kombination der kabellosen SRAM AXS-Komponenten. Das X01-Schaltwerk sowie Kassette und Kette sind mit einem GX AXS-Hebel kombiniert, der jedoch keinen Performance-Nachteil, sondern lediglich ein Mehrgewicht von 6 Gramm zufolge hat. Durch die Verwendung eines UDH-Schaltauges ist auch für leichte Ersatzteilbeschaffung im Falle einer Beschädigung gesorgt. Für ordentlich Verzögerung sorgt die Shimano XTR-Vierkolbenbremse mit großen 180 mm ICE-TECH-Bremsscheiben an Front und Heck. So viel Bremspower hat kein anderes Bike im Test.
Ein weiteres Integrations-Highlight ist das einteilige und hauseigene Syncros Fraser iC SL Carbon-Cockpit. Es ermöglicht neben einer Montage für z. B. Bordcomputer auch eine Kabelführung direkt durch den Vorbau in den Rahmen. Zusätzlich sind Bremsen, Schalthebel, TwinLoc und Dropper-Remote mit lediglich zwei Klemmungen am 760 mm breiten Lenker kombiniert. Dennoch sorgt die hohe Anzahl an Leitungen für einen etwas chaotischen Look. Ebenfalls aus dem Hause SCOTT ist der Syncros Silverton 1.0-30 CL Carbon-Laufradsatz. Auf ihm sind an Front und Heck 2,4” Schwalbe Wicked Will-Reifen montiert. Beide Reifen kommen mit der EVO Super Race-Karkasse, die für den Cross-Country- und Marathon-Einsatz entwickelt wurde und zwar Gewicht einspart, jedoch auch einen geringeren Pannenschutz und weniger Grip bietet. Die weichere Speed Soft-Gummimischung an der Front sorgt dennoch für ein Extra an Grip in Kurven und durch den Zusatz der Aufsätze des Drucksensors Quarq TireWiz lässt sich der Luftdruck per Bluetooth mit dem Mobiltelefon kontrollieren.
SCOTT Spark 900 Tuned AXS
9.499 €
Specifications
Fork FOX 34 Factory FIT4 130 mm
Rear Shock FOX Nude Factory 120 mm
Seatpost FOX Transfer Factory 150 mm
Brakes Shimano XTR 180/180 mm
Drivetrain SRAM X01/GX Eagle AXS 1x12
Stem Syncros Fraser iC SL DC 70 mm
Handlebar Syncros Fraser iC SL DC 760 mm
Wheelset Syncros Silverton 1.0 29
Tires Schwalbe Wicked Will Super Race Evo ADDIX Soft/Schwalbe Wicked Will Super Race Evo ADDIX Speedgrip 2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 11,5 kg
Specific Features
TwinLoc
TyreWiz
verstellbarer Steuersatz
Die Geometrie des SCOTT Spark 900 Tuned AXS
Das SCOTT Spark 900 ist in vier Rahmengrößen von S bis XL verfügbar. Damit möchte SCOTT eine Körpergröße von 162 cm bis 198 cm abdecken. Unser Testmodell in Rahmengröße L besitzt einen Reach von 470 mm und einen Stack von 618 mm. Recht hoch fällt das Sitzrohr aus, es schränkt mit seinen 490 mm die Bewegungsfreiheit im Stehen ein und erschwert die freie Größenwahl anhand der Länge des Bikes. Der Lenkwinkel des Spark beträgt im flachen Setting 65,8° und lässt sich durch Drehen des Steuersatzes um 0,6° steiler stellen. Ausgeliefert wird das Spark 900 im flachen Setting, welches wir auch für den Trail-Einsatz empfehlen würden.
Das FOX-Fahrwerk des SCOTT Spark 900 Tuned AXS glänzt mit viel Traktion und einem feinen Ansprechverhalten. Dennoch hätten wir uns etwas mehr Gegenhalt gewünscht, um bei Anliegern und Wellen extra Schwung zu generieren.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 415 mm | 440 mm | 490 mm | 540 mm |
Oberrohr | 561 mm | 589 mm | 613 mm | 641 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 90 mm | 105 mm | 115 mm |
Lenkwinkel | 65,8° | 65,8° | 65,8° | 65,8° |
Sitzwinkel | 75,7° | 75,9° | 76,4° | 76,7° |
Kettenstrebe | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 438 mm |
BB Drop | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Radstand | 1.145 mm | 1.174 mm | 1.205 mm | 1.236 mm |
Reach | 410 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Stack | 608 mm | 608 mm | 618 mm | 627 mm |
Das SCOTT Spark 900 Tuned AXS auf dem Trail
Seid ihr mit dem SCOTT Spark 900 in der Ebene unterwegs, bringt euch das Bike in eine sportliche, leicht handlastige Sitzposition und erinnert so an seine Cross-Country-Gene. Ohne Verwendung des TwinLoc-Systems wippt der Dämpfer hier spürbar mit, somit haben wir auf Asphalt oder Schotterstraßen zum Lockout-Modus gegriffen, der Gabel und Dämpfer komplett sperrt und euch so ordentlich Vortrieb verschafft. Biegt ihr auf einen Trail ab, um euch so in Richtung Bergspitze zu kämpfen, bringt vor allem der Traction Control-Modus Vorteile mit sich. Durch ihn wird die Druckstufe des Dämpfers deutlich straffer gestellt und der Dämpfer so progressiv, dass er nur noch 80 mm Federweg freigibt. Hierdurch verändert sich auch die dynamische Geometrie des Spark, was in einem höheren Tretlager und einem steileren Sitz- und Lenkwinkel resultiert. Zudem habt ihr ausreichend Traktion bei losem Untergrund und müsst nicht an kleinen Wurzeln und Kanten mit einem springenden Hinterrad kämpfen. Dennoch gab es Bikes wie das Trek oder YT, die ohne Lockout eine vergleichbare straffe Hinterbau-Performance geliefert haben.
Das TwinLoc-System am SCOTT Spark 900 Tuned AXS kostet zwar etwas Eingewöhnungszeit, bringt dann aber besonders in technischen Uphills einen klaren Vorteil.
Am Zwischenziel angekommen lohnt sich ein weiterer Griff zum TwinLoc-Hebel und das System springt in den Descend-Modus. So steht euch das volle Potenzial des FOX-Fahrwerks zur Verfügung und ihr könnt euch talwärts bewegen. Bergab überzeugt das Fahrwerk mit viel Traktion und feinem Ansprechverhalten und bügelt so kleine Bremswellen und Wurzelteppiche beinahe unbemerkt nieder. Für sehr sportliche Fahrer bietet es jedoch nicht ausreichend Gegenhalt, um durch Wellen und Anlieger zu pushen. Hier hat das Top Fuel mit seinem straffen Fahrwerk die Nase vorne. Geht es auf dem Trail eng zu, benötigt das Spark einen aktiven Fahrstil und eine geübte Gewichtsverteilung zwischen Front und Heck, um an beiden Reifen ausreichend Traktion zu generieren. Hier würde auch ein Update der Reifen helfen, um euch noch flinker durch den Wald fliegen zu lassen.
Tuning-Tipp: Reifen mit robusterer Karkasse sorgen für mehr Abfahrts-Performance
Fazit
Das SCOTT Spark 900 Tuned AXS besitzt ein durchdachtes Rahmendesign mit praktischen Detaillösungen und ist ein absoluter Hingucker auf dem Trail. Durch das eigens entwickelte TwinLoc-System entsteht allerdings ein unerlässliches Kabelchaos am Cockpit. Dennoch bringt es – nach etwas Eingewöhnungszeit – Vorteile auf dem Trail. So überzeugt das Spark sowohl im Uphill wie auch im Downhill und spricht vor allem Fahrer an, die die Räder gerne auf dem Boden lassen und mit viel Traktion den Trail niederbügeln möchten.
Tops
- schlichtes Rahmendesign mit smarten Integrationslösungen
- coole Features wie das integrierte Tool und der Quarq TireWiz
- traktionsstarkes Fahrwerk
Flops
- eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch das hohe Sitzrohr
Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Down-Country-Bike 2022 – 6 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Fourstroke 01 LT ONE (Zum Test) | SCOTT Spark 900 Tuned AXS | SIMPLON Cirex SL 120 (Zum Test) | Specialized Epic EVO Expert (Zum Test) | Trek Top Fuel 9.9 XX1 AXS (Zum Test) | YT IZZO UNCAGED 7 (Zum Test)
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Text & Fotos: Peter Walker