Tom Öhler und Harald Philipp folgen den Spuren der Erstbefahrer von 1972 – hier kommt die Story. Am Ende des Artikels findet ihr einen Link zu unserer Verlosung von 2 Paar FiveTen-Schuhen deiner Wahl.

Da hängt tatsächlich ein Rad im Sommerstein. Mitten in der senkrechten Wand. Seit 40 Jahren. Das Vorderrad massiv verbogen, die Reifen bewachsen mit Moos und der Rahmen zerfressen von Rost. Steigt man von Süden hinauf ins Steinerne Meer, muss man durch ein Tor aus Fels mit dem Sommerstein auf der rechten und dem Breithorn auf der linken Seite. Wie ein Denkmal trohnt das Rad über einem und erinnert – ja, an was eigentlich?

Der Hüttenwirt vom Riemannhaus war damals ein kleines Kind, erinnert sich kaum. Es geht das Gerücht, das Rad sei niemals bewegt, nur aus Jux in die Wand gehängt worden. Doch ein Wanderer mit brutalem Pinzgauer Dialekt behauptet den „Erstbefahrer“ zu kennen. Zumindest glauben wir das seinen Worten entnehmen zu können.

„Wir“ sind Fotografin Uta Philipp, Filmer Sebastian Doerk, Trial-Weltmeister Tom Öhler und Bikebergsteiger Harald Philipp. Wir wollen einen Film drehen über das Radfahren im Steinernen Meer. Nicht die typische Bikebergsteiger-Story. Einen anderen Film. Wir mieten uns ein im Riemannhaus. Mitten im Steinernen Meer, dem riesigen Karstplateau zwischen Saalfelden und Berchtesgaden. Die klapprige Materialseilbahn schuftet fleißig Kamerkran, Flugdrohne und Gepäck für 10 Tage in die entlegene Mondlandschaft. Erstbefahrung mit dem Rollkoffer, den Titel haben wir schon mal.

Hier oben fühlt man sich nicht wie auf einem Berg, sondern wie auf einem anderen Planeten. Alles grau in grau, eine Wüste aus Fels, ein Meer aus Steinen. Der Fels ist bissig. Karst hat Charakter. Einen miesen Charakter. Auf jede Stufe folgt eine Gegenkante und überall verstecken sich Risse, warten darauf einen Biss vom Reifen abzubekommen. Jeder Meter Radfahren ist hart erkämpft. Trial and Error. Tom ist Trial, ich Error.

10 Tage später. Der Karst wird zunehmend angenehmer, ja, fast flowig. Die Augen haben sich gewöhnt an das grau-in-grau. Tom scheint hier seinen Heimatplaneten gefunden zu haben. Er findet überirdische Lines im bockigen Gelände. Auch ich habe meinen Gipfel gefunden.

Die Frage nach der Fahrbarkeit beschäftigt wohl schon länger, denn die Erstbefahrer von 1972 gab es wirklich. Sie erzählen uns ihre Geschichte.
Das Tal fühlt sich seltsam an. So bunt, laut und felslos. Zurück bleibt das Rad im Sommerstein. Ein Denkmal.

Foto: Uta Philipp Text: Sebastian Doerk

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