Die SSES in Treuchtlingen aus Fahrersicht
Samstag Morgen, das Auto ist gepackt und wir bewegen uns Richtung Autobahn. Der Cappuccino von der Tankstelle schmeckt bescheiden, die defekte Beifahrerscheibe rutscht dafür nur sehr langsam weiter nach unten. Kein Grund zur Sorge also.
Sorgen macht uns eher das Wetter und die Tatsache, dass bei der Anfahrt nach Treuchtlingen über die Fränkische Seenplatte scheinbar die Berge zum Mountainbiken fehlen. Die bereits Treuchtlingen Erfahrenen unter uns beruhigen die anderen: „Dort im Altmühltal kann man schon ganz gut fahren, die Trails machen Spaß! Wartets ab!“. Das Wetter bessert sich ebenfalls mit jedem Kilometer, dem wir Treuchtlingen näher kommen. Angekommen ist es zu unserer Überraschung sogar trocken.
Also schnell die Formalitäten bei der Anmeldung hinter sich bringen und ab auf die Strecke. Der Transponder muss heute noch nicht montiert werden, erst morgen zählt die Zeit. Wir sind allerdings alle heiß. Die Strecken sind im Vergleich zum Vorjahr scheinbar nur leicht modifiziert, so dass wir während des Trainings schon richtig Spaß haben und die Bremsfinger schonen. (Das neue Bergamont Threesome EX MGN bestreitet mit mir als Fahrer seine Jungfernfahrt. Das Rad funktioniert gut und ich gewöhne mich sehr schnell daran).
Die 28km lange Strecke mit 840 zu bewältigenden Höhenmetern macht definitiv Spaß. Die Transferetappen sind angenehm und die insgesamt sechs Stages abwechslungsreich und definitiv nicht unanspruchsvoll.
Nach dem Training schnell in trockene Klamotten, kurzer Bikecheck fürs morgige Race und dann erstmal gut bürgerlich die Kraftreserven auffrischen gehen.
Die ersten Diskussionen kommen auf: „Hast Du gesehen wer alles am Start ist?“ Große Namen des internationalen MTB-Sports fallen:
Die RedBull Fahrer Rene Wildhaber und Michal Prokop wurden gesichtet. Die amtierende 4x Weltmeisterin Anneke Beerten aus den Niederlanden und die etwas verrückten Dudes of Hazzard aus Schottland um den neuen Canyon Teamfahrer Joe Barnes tummeln sich mit dem 14-fachen Deutschen Downhillmeister Markus Klausmann im Fahrerlager.
Die Konkurrenz ist im Vergleich zum Vorjahr auf jeden Fall um einige berühmte Namen gewachsen, soviel steht fest. Nach kurzer Videoanalyse ist es dann Zeit für die Falle. Erste Startgruppe: 8.30 Uhr…
Dass an diesem Abend die Treuchtlinger Kulturnacht stattfinden sollte interessierte uns im Vorfeld wenig. Nun raubt uns der omnipräsente Bass des Schlagzeugs von der Kneipe im Erdgeschoss bis 3 Uhr nachts jegliche Chance auf Schlaf.
Sonntag, 7.00 Uhr Morgens: aufstehen und frühstücken. Die Wirtin hat die Nacht durchgemacht. Der Boden klebt noch von der vergangenen Party. Das Frühstück passt aber und wir machen uns bei kalter und feuchter Luft auf zum Start.
Nach Stage 1 sind definitiv alle wach. Die Strecken sind im Vergleich zum Samstag noch etwas rutschiger und schwieriger geworden. Die Devise ist lieber etwas langsamer aber kontrolliert zu fahren und das Rad nicht wegzuwerfen. Um 12 Uhr sind wir mit unserer Runde fertig. Von den ca. 400 Startern sind noch nicht einmal alle unterwegs.
Am Ende des Tages sicherte sich Nicolas Lau vom Cube Action Team den Tagessieg und knüpfte an seiner Vorjahresform an. Mit nur einer Stagesbestzeit lieferte er an diesem Tag die konstanteste Performance ab.
Bei den Damen siegte Anneke Beerten. Mit 5 von 6 Stagebestzeiten unterstreicht die pfeilschnelle Ines Thoma allerdings ihre Ambitionen auf den Tagessieg. Genau wie ihrem neuen Teamkollegen Joe Barnes wird aber auch ihr ein Patzer auf Stage 1 zum Verhängnis.
Bei den Teams dominierte das Cube Action Team gefolgt vom ENDURO-MTB.COM und dem Canyon Factory Enduro Team.
Treuchtlingen war auch 2013 definitiv die Reise wert. Die Stimmung im Fahrerlager war super und man spürte nach dem langen Winter die Freude über die nun beginnende (Renn-)Saison.
Das gesamte Rennwochenende stand unter Beobachtung des BDR und galt als Probelauf für eine mögliche deutsche Enduro Meisterschaft 2014. Wegen der vorbildlichen Organisation durch den RCG Weißenburg dürfen wir hoffentlich einer und einem Glücklichen 2014 offiziell zum Titel gratulieren. So müssen sich nun Andre Wagenknecht und Antje Kramer mit dem inoffiziellen Titel des deutschen Enduro Meisters 2013 schmücken. Fabian Scholz (ENDURO-MTB.COM / Focus) und Laura Brethauer dürfen sich über den Vize Titel freuen.
Text: Michael Meister Fotos: Christoph Bayer, Michael Meister, Michael Kull, Aaron Steinke
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
