Kaum ein Bike hat eine so lange Historie wie das Specialized Stumpjumper. In den letzten Jahren wurde es ständig überarbeitet und angepasst: Laufradgrößen kamen und gingen, das Stumpjumper blieb und hatte sie alle. Aktuell ist es sowohl in 27,5″, 29″ und 27.5+ erhältlich. Wie sich das Bike mit den fetten Reifen fährt, haben wir herausgefunden.

Das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie mit breiten Reifen schlägt mit 5.999 € zu Buche.
Das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie mit breiten Reifen schlägt mit 5.999 € zu Buche.

Der Rahmen des Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie

Herzstück des 5.999 € teuren Stumpjumper Expert 6Fattie ist ein Fact9m-Carbon-Hauptrahmen mit einem Aluminium-Hinterbau, an dessen Silhouette man direkt erkennt, dass es sich um ein Specialized handelt. Das Stumpjumper ist das erste Bike der Amerikaner, das über die sog. SWAT-Box verfügt – ein Detail, das wir während des Tests immer mehr zu schätzen gelernt haben. Über eine Klappe unter dem Flaschenhalter gelangt man in ein Staufach, das genug Platz für einen Ersatzschlauch, Werkzeug, eine Pumpe und ein Ersatz-Schaltauge bietet. Dadurch wird ein Rucksack auf vielen Touren überflüssig.

Der neue Carbon-Hauptrahmen ist deutlich markanter als der Vorgänger. Die Züge verlaufen innen.
Der neue Carbon-Hauptrahmen ist deutlich markanter als der Vorgänger. Die Züge verlaufen innen.
Der Inhalt der SWAT-Box kann sich sehen lassen! Dank Werkzeug und Schlauch ist man für alle Eventualitäten gewappnet.
Der Inhalt der SWAT-Box kann sich sehen lassen! Dank Werkzeug und Schlauch ist man für alle Eventualitäten gewappnet.
Der Stauraum im Rahmen macht den Rucksack auf Touren häufig überflüssig – genial!
Der Stauraum im Rahmen macht den Rucksack auf Touren häufig überflüssig – genial!

Die Ausstattung des Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie

Das Specialized Stumpjumper FSR Expert verfügt über einen funktionellen Komponentenmix, bestehend aus einem SRAM X1/X01-Antrieb, Shimano XT-Bremsen, einem FOX-Fahrwerk und eigenen Roval-Komponenten. Sämtliche Bauteile funktionieren im Trail-Einsatz, wirken zum Teil jedoch etwas günstig, gemessen am hohen Preis des Bikes. Es sind kleine Details, die auf dem Trail negativ auffallen, wie z. B. der Freilauf mit zu großem Auslösewinkel oder der geringe Hub der Teleskopsattelstütze. Gleichzeitig sind es aber auch wieder die kleinen Details, die begeistern und das Bike von der Masse an anderen Räder abheben, wie z. B. das Auto-SAG-Ventil am Dämpfer, das SWAT-System oder der super ergonomische Verstellhebel.

Specialized kombiniert ein SRAM X01-Schaltwerk mit günstigeren X1-Schalthebeln und einer X1-Kassette.
Specialized kombiniert ein SRAM X01-Schaltwerk mit günstigeren X1-Schalthebeln und einer X1-Kassette.
Ergonomie in Perfektion: Der Verstellhebel der Teleskopsattelstütze ist perfekt.
Ergonomie in Perfektion: Der Verstellhebel der Teleskopsattelstütze ist perfekt.
An der Performance der FOX 34 in Front gibt es nichts zu kritisieren.
An der Performance der FOX 34 in Front gibt es nichts zu kritisieren.
Im Steuerrohr hat Specialized einen Kettennieter inkl. Kettenschloss integriert.
Im Steuerrohr hat Specialized einen Kettennieter inkl. Kettenschloss integriert.
Funktionell gibt es an der Command Post IRcc nichts auszusetzen. Einzig der geringe Verstellbereich von 125 mm und der Versatz nach hinten wirken etwas überholt.
Funktionell gibt es an der Command Post IRcc nichts auszusetzen. Einzig der geringe Verstellbereich von 125 mm und der Versatz nach hinten wirken etwas überholt.

Federgabel: FOX 34 FLOAT Performance 150 mm
Dämpfer: FOX FLOAT DPS Factory
Bremsen: Shimano XT 180/180 mm
Antrieb: SRAM X1/X01
Laufräder: Roval Traverse Aluminium
Reifen: Specialized Purgatory 3,0/Specialized Ground Control 3,0
Lenker: Specialized 7050 750 mm
Vorbau: Specialized 7050 60 mm
Sattelstütze: Command Post IRcc 125 mm
Gewicht: 13,14 kg
Preis: 5.999 €

Das Setup des Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie

Bevor es auf den Trail geht, muss man bei allen Bikes erst einmal das optimale Setup ermitteln. Dank Auto-SAG-Ventil am Dämpfer gelingt das am Heck des Stumpjumper erstaunlich schnell. In der Praxis hat sich der eingestellte Druck außerdem als sehr gute Ausgangsbasis erwiesen. Mehr Zeit erfordert dagegen das Setup des optimalen Reifendrucks. Hier empfiehlt es sich, während der Tour verschiedene Drücke zu probieren. Bereits 0,1 bar Differenz kann einen gewaltigen Unterschied machen. Am Ende empfanden wir 1,1 bar in Front und 1,3 bar am Heck als optimal.

Bei Plus-Reifen ist ein Tubeless-Setup Pflicht. Andernfalls ärgert man sich regelmäßig über platte Schläuche, die den Fahrfluss trüben.
Bei Plus-Reifen ist ein Tubeless-Setup Pflicht. Andernfalls ärgert man sich regelmäßig über platte Schläuche, die den Fahrfluss trüben.
Dank Auto-SAG-Ventil ist das optimale Setup am Dämpfer schnell gefunden.
Dank Auto-SAG-Ventil ist das optimale Setup am Dämpfer schnell gefunden.

Das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie auf dem Trail

„Aufsteigen und wohlfühlen“ lautet die Devise. Der kompakte Hauptrahmen führt in Kombination mit dem 60 mm langen Vorbau zu einer komfortablen Sitzposition. Um den Versatz der Sattelstütze auszugleichen, haben wir den komfortablen Sattel ganz nach vorn geschoben, da wir sonst den Eindruck hatten, zu sehr von hinten zu pedalieren. Die dicken Reifen bieten ein enormes Maß an Traktion und dank der zentralen Sitzposition und dem kleinen 28-Zahn-Kettenblatt lassen sich mit dem Stumpjumper selbst steilste Anstiege entspannt bewältigen. Einzig das sehr tiefe Tretlager führt im technischen Geläuf zu regelmäßigem Steinkontakt mit den Pedalen. Für möglichst effizientes Bergaufpedalieren empfiehlt sich außerdem der Griff zur Druckstufendämpfung am FOX-Dämpfer.

Specialized-Stumpjumper-Longterm-Test-CB-3

In der Abfahrt begeistert das Stumpjumper vor allem mit seinem sehr spielerischen Handling. Es fährt sich trotz der dicken Reifen erstaunlich agil und setzt Richtungswechsel sehr schnell um. Das Rad ist leicht zu navigieren und erfordert vom Fahrer wenig Körpereinsatz. Gleichzeitig verzeiht es auch gröbere Fahrfehler. Trotz 15 mm Federwegsdifferenz zwischen Front (150 mm) und Heck (135 mm) ist das Fahrwerk ausgewogen. Der Hinterbau nimmt kleine Schläge souverän auf, gibt bei größeren Hits aber zu schnell zu viel Federweg frei und lässt etwas an Feedback vermissen. Inwieweit Luftkammer-Spacer hier Abhilfe schaffen können, werden wir in unserem Dauertest herausfinden. Außerdem musste auf längeren Abfahrten (ab ca. 300 Höhenmetern) die Zugstufe um 2–3 Klicks angepasst werden, da der Hinterbau sonst zu schnell ausfederte.

Auch im anspruchsvollen Gelände verleiht das Specialized Stumpjumper jede Menge Sicherheit.
Auch im anspruchsvollen Gelände verleiht das Specialized Stumpjumper jede Menge Sicherheit.

Dank der kurzen Kettenstreben und dem enormen Grip am Vorderrad lassen sich mit dem Rad Kurven wunderbar anflicken und kontrolliert andriften. Das Stumpjumper verhält sich dabei sehr berechenbar, was vor allem auf das hervorragend ausbalancierte Handling zurückzuführen ist. Getrübt wird der Abfahrtsspaß lediglich vom wandernden Druckpunkt der Shimano XT-Bremse – auch mehrmaliges Entlüften brachte hier keine Abhilfe.

Fazit

Das Specialized Stumpjumper FSR 6Fattie begeistert mit vielen cleveren Detaillösungen, einem sehr ausgewogenen Handling und verspielten Fahreigenschaften. Dank der breiten Reifen bleibt es auch in anspruchsvollem Terrain sicher auf Kurs. Leider trüben kleinere Schwächen bei der Wahl der Komponenten den sonst sehr positiven Gesamteindruck – bei einem Preis von 5.999 € hätten wir uns hier mehr erwartet.

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Das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie im Dauertest

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ENDURO-Chefredakteur Christoph hat lange überlegt, welches Bike für einen Dauertest in der Saison 2016 am spannendsten ist. Ein Enduro-Racebike? Ein Trailbike? Ein 29er? Letztlich entschied er sich für das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie. Und hat die Entscheidung bisher nicht bereut. Christoph sagt:

„Die verspielte Geometrie und Details wie das SWAT-System haben mich bereits nach wenigen Fahrten überzeugt. In diesem Jahr steht für mich Fahrspaß an erster Stelle und diesen vermittelt das Stumpjumper ab der ersten Kurbelumdrehung. Obendrein kann ich mit dem Bike dem neuen Plus-Trend langfristig auf den Zahn fühlen und die neuesten Entwicklungen im Reifensegment direkt testen.“

Was Christoph mit dem Stumpjumper erlebt und wie sich das Rad im harten Dauereinsatz schlägt, erfahrt ihr in unserer interaktiven Timeline.


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