Pivot Mach 429 Trail Test

Ihr sucht nach einem neuen Trailbike, verspielt wie ein 27,5er, aber leichtläufig wie ein 29er? Ihr wollt etwas aus Carbon, mit Boost-Ausfallenden, kurzem und verspieltem Federweg – und gut aussehen muss es, richtig? Nun, das Team von Pivot ist der Meinung, mit seinem neuen Mach 429 Trail genau dieses Bike im Programm zu haben. Jim brachte das einzige Bike, das nach Großbritannien geliefert wurde, in seine Gewalt, um selbst herauszufinden, ob die Jungs von Pivot ihn zurück zu den großen Rädern holen oder sich die Versprechen als haltlos erweisen würden.



Zuerst möchte ich über das Offensichtlichste an dem ersten 29er sprechen, das ich seit etwa einem Jahr gefahren bin, und das ist sein Look. Ich war schon immer ein Fan der Pivot-Bikes, besonders das 650b Mach 6 steht bei mir auf der Liste der sexy Bikes ganz oben. Das neue Mach 429 Trail mit seinem knackigen Vollcarbonrahmen in sattem Blau, mit Spuren von Hellblau und Schwarz und den weißen Grafiken, hat die Messlatte mal wieder höher gelegt. Zu keiner Zeit habe ich in dem Bike ein klobiges 29er gesehen, es wirkt total unauffällig. Die Anbauteile sind nicht so entscheidend für die Performance, da es das Bike in so vielen Varianten geben wird, dass es mehr Sinn ergibt, den Rahmen zu betrachten, der auch solo verkauft werden wird (Wir haben inzwischen auch ein Pivot Mach 429 Trail im Dauertest).


Die Daten des Rahmens lesen sich wirklich gut. Er kann alles, was man sich derzeit wünschen kann: Das Mach 429 Trail ist ein kurzhubiges Trailbike mit 148 mm Boost-Ausfallenden hinten und 110 mm vorne, 67,5° Steuerwinkel, 443 mm Kettenstreben und dem bewährten DW-Hinterbau. Pivot hat sich bei diesem Modell für eine externe Kabelführung entschieden, was meiner Meinung nach (bis auf die absenkbare Sattelstütze, die beim Testrad nicht dabei war) ein Schritt in die richtige Richtung ist. Ich empfinde interne Kabelführung meist eher als unnötiges Ärgernis, ein Trend, der ein nichtexistentes Problem löst. Am Tretlager findet sich eine elegante, abnehmbare Aufnahme für einen Umwerfer, sodass man das Bike auch mit zwei Kettenblättern fahren könnte. Bei unserem Testrad finden sich ein SRAM X0-Antrieb, eine FOX 34 und ein FOX FLOAT Factory Series-Dämpfer, Guide-Bremsen, Race Face-Kurbeln und SUNringlé STR-Laufräder, auf die MAXXIS Ardent-Pneus gezogen wurden.


Das Bike hat 116 mm Federweg am Heck, eine seltsame Zahl, aber lasst uns nicht daran hängen bleiben! Zuerst kam das Setup und den großen Rahmen fand ich zusammen mit dem 60-mm-Vorbau genau richtig für mein Reach und meine langen Beine, auch wenn ich sonst nur etwa 155 cm groß bin. Dank des kleinen, am Dämpfer verbauten Tools zur SAG-Bestimmung war die Einstellung ein Klacks. Warum findet sich so was nicht an jedem Dämpfer? Die 20-mm-Spacer unter dem Vorbau wurden eine Etage höher gelegt, sodass der Vorbau am Rahmen auflag, was eine deutlich aktivere und flachere Front zur Folge hat, um die großen Räder auszugleichen. Euch wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass bei unserem Testbike keine absenkbare Sattelstütze zu finden ist. Der UK-Importeur teilte mir mit, dass sie das Bike so ausliefern würden, damit sich der Endkunde für eine Stütze aus der Breite des bestehenden Angebots entscheiden kann. Das mag ein Plus an Entscheidungsfreiheit sein, schraubt aber auch den Gesamtpreis nach oben.

Endlich im Wald war es Zeit für ein paar Anstiege. Auf „Climb“ gestellt klettert dieses Biest wie von alleine bergan, auch wenn der Hinterbau sich etwas unruhig anfühlte. Diese Einstellung war in Ordnung, wenn es auf Asphalt oder leichten Trails nach oben ging. Wurde es ruppiger, verlor das Hinterrad merklich an Grip. Öffnete man hier den Dämpfer wieder, bekamen die riesigen Räder sofort unfassbaren Grip und das Fahrwerk sorgte dafür, dass es so blieb.

Auf den schnelleren Trails, wo das Mach 429 Trail seine Beine ausstreckte und ich durch sich verengende Kurven schoss, bemerkte ich den Unterschied zwischen den 29″- und den 650b-Rädern, an die ich inzwischen mehr gewöhnt bin. Nachdem ich das Bike ein paar Kilometer getreten und mich an die größeren Räder gewöhnt hatte, hatte ich irgendwann raus, die Kurven so weit außen wie möglich zu nehmen und sie nicht allzu scharf zu schneiden.

Es war an der Zeit, die Kiste laufen zu lassen und ein paar Downhills zu ballern. Als Enduro-Racer, der sich inzwischen an die Abfahrtsqualitäten der fetten 160-mm-Bikes gewöhnt hatte, war ich auf eine Enttäuschung in dem Bereich gefasst. Aber die Fähigkeiten dieses Bikes liegen weit über denen eines normalen Short-Travel-Trailbikes! 116 mm sind wirklich nicht viel, wenn man in steilstem Terrain von Stein zu Stein katapultiert wird, aber dieses Bike hat hier wirklich Standfestigkeit bewiesen. Die ungewohnten 116 mm fühlten sich eher wie die 140 mm an, die an der Front durch die FOX 34 geboten wurden. Nur manchmal, bei größeren Einschlägen, wurde ich an das Minus an Federweg erinnert, wenn das Heck durch einen großen Brocken von einer Seite des Trails zur anderen geprellt wurde. In steilen Kurven konnte man das Bike selbstsicher in die Schräge bringen, wo die großen Räder zusammen mit den dünnen Ardents überraschend guten Grip entwickelten.


Die Treteffizienz ist eins der Lockmittel, mit denen die Macher dieses Bikes werben. Die Boost-Ausfallenden sollen eine bessere Kraftübertragung von den Beinen zum Rad ermöglichen. Ich muss ehrlich sein und feststellen, dass sich das Bike gut treten ließ, ich aber durch die Boost-Ausfallenden keine merkliche Verbesserung feststellen konnte. Lediglich der Abrieb am hinteren Ende der Schuhe war durch den breiteren Hinterbau verstärkt festzustellen. Wenn ich so ein Bike kaufen würde, wäre das Erste, was ich anbringen würde, ein Kettenstrebenschutz, um den Abrieb am Rahmen zu vermindern. Ein weiterer Negativpunkt fiel uns am Rahmen auf und das war der Flex am Heck. Greift man mit einer Hand den Sattel und mit der anderen das Hinterrad, lässt sich der Flex sehr deutlich zeigen, auf dem Trail fiel er hingegen nicht auf. Der Schlagschutz am Unterrohr begann bereits nach Kurzem, sich abzulösen, was etwas enttäuschend war, genau wie das Gefühl, das die Pivot-Griffe boten – das waren wohl die schlechtesten Griffe, die ich je in den Händen hatte!

Fazit
Auch wenn das Bike ein paar Fehler hat, war es doch eine Freude, es vorübergehend mein Eigen nennen zu dürfen, ein paar Strava-Segmente damit zu dominieren, die Trailparks mit Kumpeln unsicher zu machen und einfach das Design zu bewundern. Die meisten kleineren Fehler würde man sicherlich schnell in den Griff bekommen, beim Flex am Hinterbau würde ich dagegen bei nassen, dreckigen Bedingungen ständig ein Auge auf die Hebelage haben müssen. Ich würde sagen, dass dieses Bike zu jedem passt, der auf Abenteuer im Sattel steht, gerne auch den ganzen Tag unterwegs ist und dabei massive Anstiege hinter sich bringt, um danach mit Spaß ins Tal zu schießen. Bikepark-Besucher und Gelegenheits-Racer oder Fahrer, die Spaß auf einem 29er haben wollen, das sich viel mehr wie ein verspieltes 650b-Bike anfühlt, werden hier auch auf ihre Kosten kommen.

Geometrie des Pivot Mach 429 Trail
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 40.64cm | 44.45cm | 48.26cm | 52.07cm |
Oberrohrlänge | 58.04cm | 60.71cm | 62.87cm | 65.02cm |
Steuerrohrlänge | 10.16cm | 10.16cm | 11.94cm | 14.99cm |
Lenkwinkel | 67.5° | 67.5° | 67.5° | 67.5° |
Sitzwinkel | 72.80° | 72.80° | 72.80° | 72.80° |
Kettenstrebenlänge | 44.32cm | 44.32cm | 44.32cm | 44.32cm |
Tretlagerhöhe | 33.50cm | 33.50cm | 33.50cm | 33.50cm |
Überstandshöhe | 72.49cm | 73.61cm | 74.70cm | 76.30cm |
Radstand | 111.00cm | 113.51cm | 115.49cm | 118.01cm |
Reach | 38.35cm | 40.92cm | 42.32cm | 43.54cm |
Stack | 60.73cm | 60.78cm | 62.46cm | 65.30cm |
Preise: Rahmen (mit Dämpfer) 2.800 €, unser Testrad 4.999 €
Webseite: www.pivotcycles.com
Verpasst nicht unseren Pivot Mach 429 Trail XTR 1x Test
Text: Jim Buchanan | Bilder: Isac Paddock
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