Short-Travel-29er-Trailbike, XC-Fully mit Reserven oder Super-Lightweight-Enduro? Die Industrie ist voll von unnötigen Klassifizierungen und wer Bikes gerne in Kategorien einordnet, bei dem sorgt das Pivot Mach 429 Trail zunächst für Achselzucken. Dieses Bike lässt sich nicht in eine Schublade stecken – aber vielleicht ist es ja einfach nur ein verdammt gutes Mountainbike?
Fast jeder Hersteller hat sie im Programm, fast jeder Biker glaubt, eines zu besitzen: das perfekte Allround-Bike, mit dem man nie wirklich falsch liegen kann. Bei Pivot ist dieses Bike das Mach 429 Trail und die Amis geben sich betont selbstbewusst:
„Die besten Trailbikes können alles gut – egal was oder wo du fährst. Und Pivots neues Mach 429 Trail legt die Messlatte jetzt noch höher.“
Oberstes Ziel bei der Entwicklung des 429 Trail war es, ein vielseitiges Bike zu schaffen, das den breitesten Einsatzbereich aller Pivot-Bikes abdeckt. Ein Trailbike der nächsten Generation, ein Bike, das sich die positiven Eigenschaften der 29er-Laufräder zunutze macht und trotzdem wendig und verspielt bleibt. Nach vielen Tests und zahlreichen Prototypen stand sie schließlich da, Pivots Vision vom perfekten Allround-Mountainbike.
Details am Pivot Mach 429 Trail
Betrachtet man den Rahmen des Pivot Mach 429 Trail, wird schnell klar, dass viel Liebe zum Detail in das Bike geflossen ist. Die fließenden Formen und der einteilige Carbon-Hinterbau erzeugen einen exklusiven Look. In Sachen Fahrwerk setzt Pivot auf das von Dave Weagle entwickelte DW-Link-Konzept, dessen ausgeprägter Anti-Squat-Effekt jegliches Wippen auch bei offenem Dämpfer gut im Griff hat. Das Ergebnis sind 116 mm Federweg, die gleichermaßen antriebsneutral wie schluckfreudig sein sollen.
Das 429 Trail verfügt über den neuen Boost-Standard, der neben steiferen Laufrädern auch mehr Reifenfreiheit und die Option, 27.5+ zu fahren, mit sich bringt. Das Bike kommt im Gegensatz zu anderen Pivot-Carbonrahmen mit weitestgehend externen Zugführungen, um Wartungsarbeiten zu vereinfachen und Kosten bei Herstellung und Montage zu senken. Diese Aussage wirkt angesichts des hohen Preises unseres Testrades etwas verwunderlich, doch Rahmen und Komplettbikes sind tatsächlich ca. 500 € günstiger als andere Pivot-Modelle.
Schick gelöst ist der abnehmbare Umwerfer-Mount, der auf Shimanos neue Side-Swing Umwerfer ausgelegt ist. Das PF92-Tretlager wurde seinerzeit gemeinsam von Pivot und Shimano entwickelt und so ist es wenig verwunderlich, dass auch das 429 Trail auf die Press-Fit-Lösung setzt. Zusätzlich zum Flaschenhalter im Rahmendreieck kann ein zweiter unter dem Unterrohr montiert werden. Die gedichteten Enduro Max-Kugellager am Hinterbau sind für ihre Langlebigkeit bekannt und runden den hochwertigen Gesamteindruck ab.
Geometrie des Pivot Mach 429 Trail
Bei einem Blick auf die Geometriedaten des Pivot Mach 429 Trail wird klar, dass Pivot einen eigenen Weg geht. Der Stack ist mit 625 mm durchschnittlich hoch, der Reach mit 423 mm in Größe Large eher kurz. Die 443 mm langen Kettenstreben sind weder besonders kurz noch besonders lang und gehen für ein 29″-Bike in Ordnung. Für ein Bike dieser Federwegsklasse ist der Lenkwinkel mit 67,5° recht flach und suggeriert schon im Stand, dass das 429 Trail weit mehr als ein aufgebohrtes XC-Bike ist.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 406 mm | 444 mm | 482 mm | 520 mm |
Oberrohr | 580 mm | 607 mm | 628 mm | 650 mm |
Steuerrohr | 101 mm | 101 mm | 119 mm | 149 mm |
Lenkwinkel | 67,5 ° | 67,5 ° | 67,5 ° | 67,5 ° |
Sitzwinkel | 72,8 ° | 72,8 ° | 72,8 ° | 72,8 ° |
Kettenstrebe | 443 mm | 443 mm | 443 mm | 443 mm |
Tretlager Höhe | 335 mm | 335 mm | 335 mm | 335 mm |
Radstand | 1110 mm | 1135 mm | 1154 mm | 1180 mm |
Reach | 383 mm | 409 mm | 423 mm | 435 mm |
Stack | 607 mm | 607 mm | 624 mm | 653 mm |
Ausstattung des Pivot Mach 429 Trail XTR 1x
Als Kunde hat man beim 429 Trail die Qual der Wahl und kann zwischen verschiedenen Shimano- und SRAM-Ausstattungsvarianten wählen. Die Bandbreite reicht vom 4.699 € teuren XT/SLX-Aufbau bis zum XTR 2x-Modell für 8.999 €. Eine absenkbare Sattelstütze gehört nicht zum Lieferumfang, verschiedene KS-Stützen gibt es jedoch gegen Aufpreis. Wem diese Auswahl nicht genügt, bekommt den Rahmen auch einzeln mit Dämpfer für 2.899 € oder als Kit mit Gabel, Sattelstütze und Tretlager für 3.999 €.
Nachdem wir das Pivot 429 Trail bereits in einer günstigeren Ausführung getestet hatten, rollte dieses Mal der 8.599 € teure XTR 1x-Aufbau mit feinsten Teilen in die Redaktion. Das Fahrwerk aus FOX FLOAT 34 Factory-Gabel und FLOAT DPS-Dämpfer zählt zum Besten, was es aktuell zu kaufen gibt. Der XTR-Antrieb, gepaart mit der edlen Race Face Next SL-Kurbel, lässt keine Wünsche offen. Die XTR-Bremsen sorgen für ordentliche Verzögerung, haben jedoch hin und wieder mit einem wandernden Druckpunkt zu kämpfen. Dieses Problem hatten wir bei vielen XT- und XTR-Bremsen der aktuellen Baureihe, am Pivot tritt es zum Glück recht selten und weniger deutlich auf als an anderen Bikes und stört daher in der Praxis kaum. Die nur 1.490 g schweren DT Swiss XMC 1200-Carbon-Laufräder runden das Traumpaket ab und sind bei den günstigeren Modellen optional erhältlich.
Gabel: FOX 34 FLOAT Factory 130 mm
Dämpfer: FOX FLOAT DPS Factory
Bremsen: Shimano XTR 180/160 mm
Schaltung: Shimano XTR 1×11
Kurbeln: Race Face Next SL 30T
Kassette: XT 11–42 with ONE UP 45T kit
Laufräder: DT Swiss XMC 1200 SPLINE 29
Reifer: MAXXIS HighRoller 2.3/Ardent 2.25 (f/r)
Lenker: PHOENIX Carbon Riser 760 mm
Vorbau: PHOENIX 50 mm
Sattelstütze: KS LEV Integra 150 mm
Gewicht: 12,00 kg (tubeless)
Preis: 8.888 € (inc. KS LEV upgrade)
Da das Bike nach dem Test in unserer Dauertestflotte verbleibt, wurden einige Teile vorab von Pivot getauscht. Ein 10 mm kürzerer Vorbau, 20 mm breiterer Lenker und MAXXIS HighRoller an der Front sorgen für einen Hauch mehr Abfahrtsperformance als die Serienausstattung. Die Reifen wurden tubeless montiert, um das Gewicht zu senken und den Pannenschutz zu erhöhen. Außerdem kommt unser Testbike mit einer 150 mm KS LEV-Sattelstütze, die für 289 € Aufpreis zu haben ist.
Setup des Pivot Mach 429 Trail
Beim Setup des Fahrwerks hat Pivot an alles gedacht und gibt dem Kunden sinnvolle Hilfestellungen und Empfehlungen. Ein SAG-Indikator hilft beim Einstellen des Dämpfers und zeigt auf intuitive Weise zwei Empfehlungen für das Setup an. Auf flowigen Trails bevorzugen wir das straffere „Race“-Setup, im gröberen Gelände vermittelt die „Trail“-Einstellung jedoch mehr Reserven. Pivot empfiehlt, die Druckstufeneinstellung des FOX DPS weniger als Kletterhilfe, sondern vielmehr als zusätzliches Tuningtool einzusetzen. Schwerere oder besonders aggressive Fahrer können ohne Weiteres durchgehend in der mittleren Einstellung fahren, die mehr Support im mittleren Federwegsbereich bietet.
Fahrverhalten des Pivot Mach 429 Trail
Aufsitzen und wohlfühlen! Die Sitzposition des Pivot ist ein gelungener Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort und ideal für lange Tage im Sattel. Der Charakter des Hinterbaus lässt sich wie von Pivot versprochen sehr gut über den SAG und die Druckstufeneinstellung des FOX-Dämpfers anpassen. Während viele andere Bikes nur in einem sehr schmalen Bereich optimal funktionieren, kann das Mach 429 Trail tatsächlich großzügig auf die eigenen Vorlieben und den Einsatzbereich angepasst werden. Bereits in der komfortableren „Trail“-Einstellung klettert das Bike hervorragend und klebt bei technischen Trailauffahrten förmlich am Boden. Wem das nicht genügt, der bekommt im sportlich straffen Trim (SAG auf „Race“, Druckstufe auf mittlerer Stellung) Klettereigenschaften, die denen eines XC-Bikes ähneln.
Mit dem geringen Gesamtgewicht und dem antriebsneutralen Fahrwerk macht das Pivot nicht nur auf Anstiegen eine gute Figur, sondern fühlt sich mit seinen 29er Carbonlaufrädern auch in der Ebene pudelwohl. Wer sonst auf langhubigeren Bikes unterwegs ist, wird mit dem 429 Trail daher ein völlig neues Fahrgefühl auf flachen und welligen Trails erleben, auf denen das leichte Bike rasant beschleunigt.
Okay, das 429 Trail geht gut nach vorne, aber wie ist es auf der Abfahrt? 116 mm Federweg, gepaart mit dem kleinen FOX FLOAT DPS-Dämpfer, klingen zunächst nicht nach berauschender Abfahrtsperformance. Doch weit gefehlt! Das Mach 429 Trail überrascht mit einem satten Hinterbau, der hervorragend mit der 130-mm-Gabel harmoniert und sich nicht vor dieser verstecken braucht. In Kombination mit den 29″-Laufrädern bügelt das Fahrwerk des Pivot über Wurzelfelder und Stufen und kommt erst im sehr groben Gelände an seine Grenzen. Zudem bleibt der DW-Link-Hinterbau auch beim Bremsen sehr aktiv und sorgt damit für viel Kontrolle und Traktion in technischen Abschnitten.
Erneut überrascht das Bike mit einer unerwarteten Vielseitigkeit. Einerseits sorgt der flache Lenkwinkel für Laufruhe und das DW-Link Fahrwerk fühlt sich deutlich schluckfreudiger an, als der Federweg vermuten lässt. Andererseits ist das 429 Trail mit seinem kurzen Reach überraschend wendig und verspielt. Mühelos lässt es sich aufs Hinterrad ziehen und jede kleinste Geländekante kann genutzt werden, um das Pivot in die Luft zu katapultieren. Das verspielte Handling des Pivot nimmt 29er-Skeptikern den Wind aus den Segeln, auf dem Trail wird die Laufradgröße schnell zur Nebensache. Ein verspielter und aktiver Fahrstil wird mit viel Feedback belohnt und sorgt für enormen Fahrspaß.
In Summe liefert das 429 Trail beeindruckende Fahrleistungen ab und macht damit deutlich, dass es tatsächlich ein Bike für alle Fälle ist. Man könnte auch sagen: ein Präzisionswerkzeug für Kenner und Könner, das so vielseitig wie kaum ein anderes Bike dieser Kategorie ist. Natürlich bietet ein langhubiges Trailbike noch mehr Reserven bergab, natürlich klettert ein XC-Geschoss mit 100 mm Federweg noch einen Ticken flinker – das 429 Trail ist aber immer nur einen Wimpernschlag von beiden entfernt. Zugegeben, der getestete XTR-Aufbau für 8.888 € ist purer Luxus, doch schließlich gibt es auch eine große Auswahl an günstigeren Modellen, die in der Praxis eine ähnlich hohe Performance bieten dürften.
Fazit
Das Pivot Mach 429 Trail ist ein echtes Traumbike! Egal ob als XC-Bike mit Reserven oder als vielseitiges Trailbike, das Mach 429 Trail lässt sich in keine Schublade stecken und vermischt die Grenzen der Kategorien spielend miteinander. Mit seinen liebevollen Details, der ausgewogenen Geometrie und dem exzellenten Fahrwerk spielt das Pivot in der obersten Liga und sollte bei jedem, der ein echtes Do-It-All-Bike sucht, weit oben auf der Liste stehen.
Mehr Infos zum Mach 429 Trail auf der Pivot Website. Ihr wollt mehr über Pivot erfahren? Dann werft auch einen Blick in unseren Factory Visit.
Das Pivot Mach 429 Trail im Dauertest
ENDURO-Redakteur Moritz wird das Pivot Mach 429 Trail die gesamte Saison über fahren und euch regelmäßig berichten, wie sich das Bike schlägt. Sein erster Eindruck ist bereits äußerst positiv:
„Nachdem ich in den vergangenen Jahren überwiegend auf 160-mm-Bikes unterwegs war, sollte für dieses Jahr ein deutlich leichteres Trailbike her, das auch auf gemäßigten Trails und im Uphill Spaß macht. Zwar war ich zunächst nicht sicher, ob der Sprung von 160 mm auf 116 mm nicht zu viel des Guten wäre, aber die Entscheidung hat sich als goldrichtig herausgestellt. Das Mach 429 Trail passt viel besser zu meinem Einsatzbereich als ein schweres Enduro und hat den Spaßfaktor auf den meisten Trails auf ein neues Level gehoben!“
Update März 2017: Hier gehts zum Pivot Mach 429 Trail Dauertest
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Text: Fotos: Christoph Bayer