Testbericht: Die BOS Deville 160 2013 Enduro Gabel


Noch nie war das Angebot an Enduro-tauglichen Gabeln so groß wie heute, nie war der Markt so hart umkämpft wie zur Zeit. Mit der Deville mischt auch der französische Suspension-Spezialist BOS mit. Wir haben die BOS Deville im Carver ICB eine Saison lang auf Herz und Nieren getestet.
Schon ein Blick auf die Firmengeschichte von BOS schürt die Neugier auf die Gabel: 1999 vom ehemaligen SUNN Bikes Entwickler Olivier Bossard gegründet, arbeitete der Hersteller von Beginn an mit namhaften Größen aus dem MTB-, Motocross- und Rally-Bereich zusammen. Nach dem Erfolg als Tuner von Federelementen fremder Hersteller, folgten schnell die ersten eigenen Entwicklungen von BOS. Heute finden sich die edlen Federelemente in den Gefährten großer Motorsport-Teams wie Mitsubishi, Subaru, Citroen und Renault. Fahrwerks-Know-How aus dem Rennsport ist im Hause BOS also vorhanden, doch lässt sich dieses Wissen auch auf eine Enduro-Gabel übertragen?

Das Carver ICB Testbike mit der BOS Deville in Beerfelden
Zumindest die blanken Fakten klingen vielversprechend: 20mm Achse, ein offenes Ölbad, separat einstellbare High- und Lowspeed Druckstufe, sowie ein Gewicht von circa 2000 Gramm sind Eckdaten, die vor allem Racer ansprechen dürften. Anstelle eines Lockout oder einer Absenkfunktion stattet BOS die Enduro Gabel mit einem Twin Rate Curve (TRC) betitelten System aus. Über dieses lässt sich durch simples Drehen eines Hebels an der Gabelkrone die Größe der Luftkammer signifikant verringern. Dadurch wird die Gabel deutlich progressiver und nutzt nur noch circa 110mm des Federwegs, das Ansprechverhalten bleibt unverändert. Auf diese Weise soll die Gabel vor allem bergauf ruhiger bleiben.

In der Praxis war die TRC-Einstellung vor allem bei kräftigem Wiegetritt spürbar, hier hielt die Gabel mit aktiviertem TRC deutlich ruhiger. Die TRC Einheit dürfte also vor allem Enduro Racern einen Vorteil bringen. Otto Normalfahrer, dem es auf Tretstücken nicht auf jede Sekunde ankommt hat mit dem System nur begrenzt Vorteile – aber auch keine Nachteile!

Auch insgesamt wird die BOS Deville vor allem Racer glücklich machen: Die vielen Einstelloptionen, bei denen jeder Klick spürbare Auswirkungen hat, ermöglichen eine effektive Feinjustierung des Fahrwerks an unterschiedliche Strecken, sind jedoch für weniger versierte Fahrer unter Umständen zu viel des Guten.

Racer und Normalos gleichermaßen begeistern dürfte das phänomenale Ansprechverhalten der Deville. Schon beim Aufsetzten mag man kaum glauben, dass es sich hier um eine Luftgabel handelt, ein Losbrechmoment ist nicht spürbar. Dieser positive Eindruck setzt sich auch auf dem Trail fort, ganz gleich wie ruppig dieser wird: Hochsensibel bügelt die französische Wundergabel kleine und große Unebenheiten weg, gibt dabei wohldosiert Feedback vom Boden ohne Straff zu wirken. Der Federweg wird voll ausgenutzt, die Gabel fühlt sich nach mehr als 160mm an. Egal wie verblockt der Trail ist, mit der BOS Deville behält der Fahrer immer Oberwasser.

Wir fuhren die Gabel mit wenig Druckstufendämpfung (2 Klicks Highspeed, 0 Klicks Lowspeed), dafür aber mit unter 20% SAG – so gefiel uns die lebhafte Gabel am besten.
Fazit
Dank beeindruckendem Ansprechverhalten, weitem Verstellbereich und geringem Gewicht ist die BOS Deville Luftgabel vor allem für versierte Racer eine gute Wahl. Doch jeder, der bereit ist, sich mit den Einstelloptionen auseinander zu setzen und auf eine Absenkfunktion verzichten kann, findet in der Deville einen hervorragenden Begleiter für alle Arten von Trails.

Die Deville ist mit 160 mm (getestetes Modell) oder 170mm Federweg und für 26″ oder 27,5″ Laufräder erhältlich, der UVP der TRC Variante liegt bei 1.089,- Euro.
Text: Aaron Steinke / Benjamin Werling Fotos: Robin Schmitt
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