Wie schlugen sich die deutschen Teilnehmer der dritten Runde der Enduro World Series im französischen Valloire? Max Schumann, Ines Thoma, Tobias Reiser, David Schmied und Sebastian Esswein kämpften mit technischen Defekten, Fahrfehlern und Erschöpfung. Ob es für gute Platzierungen gereicht hat, erfahrt ihr hier.

Ines Thoma | Canyon Factory Enduro Team

“Auch das dritte Rennen der diesjährigen EWS glänzte in seiner Einzigartigkeit, wartete mal wieder mit Extremen auf und gab einem dieses “Das war das krasseste Rennen meines Lebens”-Gefühl. Hmmm, wenn ich mich recht erinnere, hatte ich ähnliche Gedanken bereits in Chile und Schottland aber erneut schafften es die Organisatoren in Valloire, am Fuße des Galibier, ein Enduro Rennen zu kreieren, welches Mensch und Maschine ans absolute Limit gebracht hat.”

Ines Thoma auf dem brandneuen Canyon Strive CF. Wir konnten es euch bereits vorstellen und einen ersten Fahreindruck dieser Rennmaschine bekommen.
Ines Thoma auf dem brandneuen Canyon Strive CF. Wir konnten es euch bereits vorstellen und einen ersten Fahreindruck dieser Rennmaschine bekommen.

“Mir hat es am Samstag total Spaß gemacht, auf einer 20 Minuten Stages erlebt man so unglaublich viele Dinge. Glücksgefühle, Überholmanöver (leider bis zu 10 Stück pro Stage, was z.T. echt stressig war), flowiges Trailvergnügen, saublöde Fahrfehler und Sprintstücke bis einem fast die Lichter ausgehen.”

Ines Thoma vor wunderschöner Bergkulisse in den französischen Alpen.
Ines Thoma vor wunderschöner Bergkulisse in den französischen Alpen.

“Ja, zu meinem Sonntag gibt’s nur soviel zu sagen: Drei Stürze, zu viele Prellungen und ein echt verkorkster Renntag, der mich leider vom 4. Platz um weitere 4 Ränge nach hinten gespült hat. Dass ich das Rennen überhaupt beenden konnte, hatte ich zwischenzeitlich kaum noch geglaubt. Mit der Gesamtwertung im Hinterkopf hab ich es aber durchgezogen, immerhin etwas.”Ines Thoma

Tobias Reiser | Focus Trail Team

Tobias Reiser auf seinem Focus SAM 1.0 Team Issue. Wir konnten sein Bike im Rahmen der EWS genauer unter die Lupe nehmen.
Tobias Reiser auf seinem Focus SAM 1.0 Team Issue. Wir konnten sein Bike im Rahmen der EWS genauer unter die Lupe nehmen.

“Die EWS in Valloire war genau so, wie ein Enduro Rennen meiner Meinung nach aussehen sollte. Die Transferetappen wurden zwar zum größten Teil per Lift bewältigt, dafür waren die Stages jedoch umso länger und härter. Auf 13.000 Tiefenmeter, verteilt über 90 km Trails kam man am Ende auf eine Gesamtfahrzeit von knapp 1,5 Stunden. Solch ein Rennformat ist nur möglich, wenn geografische Gegebenheiten und entsprechende Liftanlagen vorhanden sind. Entgegen der meisten Endurorennen wurden die Transferetappen mit einem Shuttle bewältigt, was meiner Ansicht nach kein Problem darstellt, solange die einzelnen Stages eine Wertungszeit von mindestens 20-30 Minuten haben, um dem Anspruch einer Ausdauerdisziplin gerecht zu werden.

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Mit meinem 48. Platz bin ich jetzt nicht 100% zufrieden, da ich schon etwas weiter vorne landen wollte. Man konnte aber sehen, dass das gesamte Niveau dieses Jahr nochmals einen deutlichen Sprung nach oben gemacht hat und der Enduro Sport immer professioneller wird.

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Dies macht auch deutlich, dass die deutschen Fahrer noch weit von einer Top 20 oder sogar einer Top 10 Platzierung entfernt sind. Ich fand dieses Rennen sehr lehrreich und konnte viele neue Erfahrungen sammeln, welche gerade für so lange Rennen dringend benötigt werden.”Tobias Reiser

Max Schumann | Carver Trailfoundation

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“Das Rennen in Valloire brachte uns wieder an den Ursprung des Enduro-Sports – in die französischen Alpen. Fahrtechnischer und physischer Anspruch auf brutal langen Abfahrten. Also echter Fahrspaß!? Mir gefällt’s! Hier in Frankreich stimmt das Preis-Leistungsverhältnis. Für das Startgeld wird mehr geboten als ein durchschnittlicher Biker und ein durchschnittliches Bike aushalten. Die Organisation und Versorgung der Fahrer ist außerdem perfekt. Ich freue mich jedesmal auf diese radikalen Rennen – und noch mehr freue ich mich, wenn es überstanden ist.

Mein Rennen verlief solide. Ich hatte keine größeren Fehler gemacht und keine technischen Probleme. Ich konnte alle Läufe sauber ins Tal bringen. Vielleicht ein Hinweis, dass ich nicht genug riskiere? Ich muss wieder einmal feststellen, dass das allgemeine Niveau im Enduro-Rennsport dieses Jahr brutal zugelegt hat. Ich fühlte mich nicht weniger fit und schnell als im letzten Jahr – ganz im Gegenteil. Dennoch landete ich mit guten Leistungen weiter hinten im Klassement. Mich stresst und nervt der Blick auf die Ergebnisse.

Im Lift zur nächsten Stage fragte mich, woran es liegen könnte – bin ich vielleicht doch schwächer geworden!? Ich nehme mir vor, für die nächsten Rennen noch mehr zu trainieren und mich besser vorzubereiten.

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Dann stehe ich wieder oben am Start der letzten Stage. Ich komme zur Ruhe, genieße die Kulisse, warte auf das Startsignal. Es geht los. Ich trete in die Pedale. Die anderen Fahrer feuern mich an, Fotografen knipsen am Streckenrand. Ich genieße den Trail, steuere vorsichtig durch felsige, aussetzte Passagen, lasse es in offenen Kurven laufen, schieße steile Wiesentrails hinab und beiße in den Gegenanstiegen die Zähne zusammen. Nach knapp 20 Minuten Fahrzeit erreiche ich das Ziel. Erschöpft, aber glücklich.
Eine Stage hat hier mehr Fahrzeit als die meisten Wald- & Wiesen-Enduros.

Am Ende stehe ich auf dem 53. Rang und verpasse damit wieder einmal meine Zielvorgabe für die Saison. Doch ich muss zufrieden sein. Und bin es auch. World-Cup-Racing ist kein leichtes Spiel. Ich werde weiter arbeiten, um in Zukunft hoffentlich bessere Ergebnisse einzufahren. Vor Allem aber will ich den Fahrspaß behalten, der trotz allem Rennstress für mich die größte Motivation ist. Das Rennen in Valloire hat mir dabei gut getan.”Max Schumann

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David Schmied und Sebastian Esswein | Rose Vaujany Team fueled by ultraSPORTS

Sechs Stages auf einer nahezu komplett neu gebauten Strecke boten den Weltklassesportlern optimale Bedingungen für die Enduro World Serie in Frankreich. Aufgrund von breiten Wiesenabschnitten und genügend Überholmöglichkeiten waren die Streckenverhältnisse absolut fair für alle Sportler. Der kleine Ort Valloire ist für die Profis des Teams ROSE Vaujany fueled by ultraSPORTS zudem kein unbekanntes Terrain. „Wir sind nur gut 100 Kilometer von unserer Trainings- Homebase in Vaujany entfernt. Eine traumhafte Kulisse, jedoch werden wir nicht viel Zeit haben, um diese auch genießen zu können“, so Sebastian Esswein vor dem Rennen. Die 250 Topathleten stellten sich am Wochenende einer Herausforderung der extremen Art. 10.000 Tiefenmeter galt es innerhalb von nur zwei Tagen zu überwinden, sodass speziell die Ausdauer in den Abfahrten gefragt war. Stagezeiten von bis zu 20 Minuten sind selbst bei der World Serie außergewöhnlich, doch die beiden deutschen Enduroprofis konnten sich zu Beginn gut behaupten und den Kontakt in die Top-100 halten. Erst am Ende des Tages lies die Konzentration und auch Kraft nach, sodass sich kleine Fahrfehler häuften, was bei Sebastian Esswein zu einem Sturz führte, bei welchem er sich den Lenker brach. Auch David Schmied war einen kurzen Moment unkonzentriert und übersah einen spitzen Stein, welcher ihm im Anschluss an den Fahrfehler seinen Reifen aufschlitzte und viel Zeit kostete. Mit einer kämpferischen Leistung konnte sich der 25-Jährige Neuling im Team jedoch nochmals vorarbeiten und beendete sein Debüt der World Serie mit einem respektablen Ergebnis unter den Besten 150. Sein Abschließendes Fazit lautete wie folgt: „Ich muss noch an meiner Rennhärte trainieren, speziell gegen Ende der Stages hat mir die Power gefehlt. Ich werde daran arbeiten, um langfristig unter die Besten 50 Endurofahrer der Welt zu gelangen“. – David Schmied und Sebastian Esswein

Mehr Informationen auf www.canyon.com, www.focus-bikes.com, www.carver.de & www.roseversand.de

Text: Tobias Reiser, Ines Thoma, Max Schumann & Rose PM | Bilder: Trevor Worsey & Rose PM


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