Springen, Jibben, Feiern – das könnte ein Claim für die nächste Mallorca-Tour sein, soll aber auch auf das neue Transition Patrol Carbon X0 AXS zutreffen. Ob sich das Party-Animal auf den Trails außer Rand und Band feiert oder sich bändigen lässt, haben wir für euch getestet.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

Transition Carbon Patrol X0 AXS | 160/160 mm (v/h) | 14,9 kg in Größe L | 9.899 € | Hersteller-Website

Unweit von der kanadischen Grenze entfernt liegt die amerikanische Kleinstadt Bellingham. Sie ist nicht nur für ihr riesiges Trail-Netzwerk bekannt, das sich über den Galbraith Mountain und darüber hinaus erstreckt. Auch die Bike-Brand Transition hat hier ihr Headquarter aufgeschlagen. Der Claim „Rider owned for life“ ist bei Transition Bikes Programm: Was 2001 im Keller der Gründer Kevin Menard und Kyle Young begonnen hat, ist nun zu einer internationalen Firma gewachsen. Dabei hat sich die Philosophie, eine gute Zeit auf dem Bike zu haben und alle willkommen zu heißen, nicht verändert. Der Fokus liegt ganz klar auf abfahrtsorientierten Mountainbikes, vom Down-Country-Bike bis hin zum Downhiller und alles dazwischen, und nach langer Zeit der Skepsis haben die Amerikaner nun auch E-MTBs im Programm. Das Enduro Transition Patrol ist ein echter Klassiker und zumindest der Name findet sich schon lange im Portfolio der Bike-Marke. Über die letzten Jahre wurde es stetig weiterentwickelt und der Alu-Version wurde im Sommer 2022 ein Bruder aus Carbon zur Seite gestellt. Mit der Neuauflage verpasst Transition dem Patrol einen neuen Haarschnitt und es rollt, wie sein Aluminium-Pendant, auf einem Mullet-Setup daher. Mit seinen 160 mm Federweg an Front und Heck soll es für den Party-Einsatz auf dem Trail konzipiert sein. Das Patrol reiht sich zwischen dem Transition Spire mit 170 mm Federweg und dem Trail-Bike Sentinel mit 160 mm an der Front und 150 mm am Heck ein. Die von uns getestete X0 AXS-Version in Größe L wiegt 14,9 kg, ist die höchste Ausstattungsvariante und geht für 9.899 € über die Ladentheke. Um Besitzer einer solchen Abfahrtsmaschine zu werden, müsst ihr nicht unbedingt die lange Reise ins amerikanische Bellingham aufnehmen, sondern könnt das Bike bei einem Transition-Händler in eurer Nähe bestellen. Alternativ könnt ihr das Bike auch bequem zu euch nach Hause über die Website von Transition ordern oder wer es nicht selber aufbauen möchte, zum nächsten Händler schicken lassen.

Das Transition Patrol Carbon X0 AXS im Detail

Der Rahmen des Transition Patrol Carbon kommt mit einer klaren Formensprache: Gerade Linien und Kanten sorgen für einen cleanen Look und die matte Farbe in Kombination mit dem minimalen Branding stehen für klares Understatement. Insofern keine kabellose Schaltung verbaut ist, werden die Leitungen von Schaltwerk und Sattelstütze durch das Innere des Rahmen gelegt und treten erst kurz vor ihrem Wirkungsort wieder hervor. Leider ist die Leitung der Sattelstütze nicht ausreichend geklemmt, was in einem nervigen Klappern resultiert. Entgegen dem Trend ist die Bremsleitung komplett außen verlegt, was aber das cleane Erscheinungsbild durch die saubere Verlegung kaum stört und so auch zur einfachen Servicebarkeit beiträgt. Für kleine Reparaturen auf dem Trail ist unterhalb des Oberrohrs ein Toolmount angebracht, an dem ihr einen Schlauch oder ein Multitool anbringen könnt, dennoch ist genug Platz, um auch eine größere Flasche im Flaschenhalter transportieren zu können. Ein langer und weit nach vorne gezogener Kettenstrebenschutz schützt den Rahmen vor Lackabplatzern durch die Kette und ein dünner Unterrrohrschutz auf der Unterseite verhindert Beschädigungen durch herumfliegende Steine. Zusätzlich schützt ein Shuttle Guard das Unterrohr beim Transport auf dem Pickup, wie es sich eben in Nordamerika gehört.

Die Ausstattung des Transition Patrol Carbon X0 AXS

Das Transition Patrol Carbon X0 AXS hat eine Ausstattung mit High-End-Parts. Das Fahrwerk stammt aus der FOX Factory-Serie und besteht aus einer 38er-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche und einem X2-Luftdämpfer. Beide bieten eine unabhängige Einstellung von Compression und Rebound im Highspeed- und Lowspeed-Bereich und lassen sich optimal auf eure Vorlieben einstellen. Gebremst wird mit der neuen SRAM CODE Ultimate Stealth-Vierkolbenbremsen, die an einem OneUp Carbon-Lenker mit 800 mm Breite befestigt sind und auf 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck zupacken. Wie der Name der Ausstattungsvariante schon verrät, kommt das Transition Patrol Carbon mit einer kabellosen SRAM X0 Transmission-Schaltung, die dank der UDH-Aufnahme direkt am Rahmen befestigt ist. Der optionale Bashguard am Kettenblatt der SRAM X0- Transmission-Kurbel ist beim Patrol Carbon überflüssig, da es ab Werk mit dem OneUp-Bash Guide ausgeliefert wird, der durch die Kettenführung die Kette im Zaum hält. Ebenfalls von OneUp kommt die Dropperpost V2, die mit einer ergonomischen Remote überzeugt und mit einem 180 mm Hub vollständig im Rahmen versenkbar ist. Auf den Race Face Aeffect R-Laufrädern aus Aluminium sind Reifen von Schwalbe aufgezogen: Vorne ein 29 x 2,4” Magic Mary und hinten ein 27,5 x 2,4” Big Betty. Beide Reifen kommen in der Super Trail-Karkasse und der ADDIX Soft-Gummimischung. Für ein Bike dieses Kalibers hätten wir uns eine robustere Karkasse wie Schwalbe Super Gravity gewünscht und die weichere ADDIX Ultra Soft-Gummimischung an der Front für mehr Traktion. Hier sollte man also noch nachbessern.

Entgegen dem Trend ist die Bremsleitung komplett außen verlegt, was aber das cleane Erscheinungsbild durch die saubere Verlegung kaum stört und so auch einen Teil zur einfachen Servicebarkeit beiträgt.

Versenkt
Die OneUp-Dropperpost V2 bietet satte 180 mm Hub und lässt sich komplett im Rahmen versenken.
Seltenheit
Die Bremsleitung ist außen verlegt. Die Leitung der Sattelstütze und des Schaltwerks – insofern kein kabelloses verbaut ist – verlaufen im Inneren des Rahmens. Leider ist die Dropper-Leitung nicht ausreichend geklemmt und neigt zum Klappern.
Schutzschild
Das Unterrohr wird durch einen kleinen Protektor aus Kunststoff vor herumfliegenden Steinen geschützt.
Bleib, wo du bist
Die Kettenführung hält die Kette bei einem wilden Ritt über Steinfelder an Ort und Stelle und der Bashguard schützt das Kettenblatt vor Aufsetzern.
Luft nach oben
Für ein so potentes Bike wie das Patrol Carbon hätten wir uns robustere Reifen an Front und Heck sowie eine weichere Gummimischung vorne gewünscht.

Transition Carbon Patrol X0 AXS

9.899 €

Specifications

Fork FOX 38 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 160 mm
Seatpost OneUp Dropper V2 180 mm
Brakes SRAM CODE Steath Ultimate 200/200 mm
Drivetrain SRAM X0 Transmission 1x12
Stem ANVL Swage 40 mm
Handlebar OneUp Carbon 800 mm
Wheelset RaceFace Aeffect R 29" / 27,5"
Tires Schwalbe Magic Mary ADDIX Soft, Evo, Super Trail/Schwalbe Big Betty ADDIX Soft, Evo, Super Trail 2,4"/2,4"

Technical Data

Size S M L XL
Weight 14,9 kg

Specific Features

Flip-Chip
Tool-Mount

Die Geometrie des Transition Patrol Carbon X0 AXS

Das Transition Patrol Carbon ist erhältlich in vier Größen von S bis XL und soll Fahrer mit einer Größe zwischen 163 cm und 193 cm abdecken. Durch das 430 mm niedrige Sitzrohr in Kombination mit dem 480 mm langen Reach und der voll versenkbaren Dropperpost hat man viel Bewegungsfreiheit. Die Kettenstreben wachsen beim Sprung von Rahmengröße M auf L von 436 mm auf 442 mm mit, um für eine gleichbleibende Balance auf dem Bike für alle Körpergrößen zu sorgen. Mit einem Flip-Chip lassen sich der Lenkwinkel mit 63,5°, der Sitzwinkel mit 78,1° flacher machen und die Tretlagerhöhe von 333 mm mit 0,5° um 7 mm absenken. Wir sind das Bike vornehmlich in der High-Position gefahren.

Größe SM MD LG XL
Oberrohr 543 mm 578 mm 606 mm 639 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 63° 63° 63° 63°
Sitzwinkel 79,1° 78,3° 77,6° 77°
Kettenstreben 436 mm 436 mm 442 mm 442 mm
BB Drop 22 mm 22 mm 22 mm 22 mm
Radstand 1.198 mm 1.233 mm 1.268 mm 1.303 mm
Reach 415 mm 450 mm 475 mm 505 mm
Stack 628 mm 628 mm 637 mm 646 mm
Helm TLD D4 Carbon | Goggle Coast Optics Alta MTB | Shirt Coast Optics Lost Baboo Tech T | Hose NF Lightweight Pant | Schuhe Adidas Five Ten Freeride Pro Prime

Das Transition Patrol Carbon X0 AXS auf dem Trail

Das Transition Patrol Carbon X0 AXS punktet im Uphill mit einer angenehmen Sitzposition und man sitzt nicht zu kompakt oder zu gestreckt im Sattel. Die Front bleibt auch bei steilen Anstiegen am Boden und der Hinterbau generiert guten Grip. Der Hinterbau wippt minimal, sodass man auch kurze Uphills locker ohne Climb-Switch zum Gipfel kurbeln kann – erst bei längeren Schotterweg-Climbs lohnt sich der Griff nach unten.

Tuning-Tipp: robustere Reifen vorne und hinten mit weicherer Gummimischung an der Front

Startet man auf den Trail, steht man gut integriert im Bike. Es punktet mit einem intuitiven Handling und man braucht somit keine lange Eingewöhnungszeit, um sich auf dem Transition Patrol Carbon wohlzufühlen. Dazu trägt auch die gute Balance zwischen Front und Heck bei, selbst bei offenen Kurven auf losem Untergrund muss die Front nicht aktiv belastet werden, um ausreichend Traktion zu generieren. Das Bike setzt Impulse schnell und präzise um, flinke Wechsel auf die Highline oder kleine Linienkorrekturen gehen spielend von der Hand. Apropos Hände: Die hohe Präzision hat auch ihre Nachteile, denn das Bike in roughen Sektionen in der Spur zu halten erfordert durch die Kombination aus Carbon-Lenker und dicker 38er-Gabel viel Kraft und starke Hände. Das straffe Fahrwerk liefert ausreichend Gegenhalt, sodass sich in Anliegern oder über Wellen gut Schwung generieren lässt. Dennoch bietet es viel Traktion und genug Reserven und fühlt sich nach wesentlich mehr Federweg an. Eine verpatzte Landung oder roughe Steinfelder steckt das Transition damit locker weg.

Durch das straffe Fahrwerk lässt sich viel Speed über Wellen oder in Anliegern generieren – ausreichend Grip und Reserven bietet es dennoch. Stark!

No Brainer
Dank dem intuitiven Handling fühlt man sich sofort wohl und kommt auch noch nach einem langen Tag im Sattel sicher ins Tal.
Von oben nach unten, von links nach rechts
Schnelle Richtungswechsel auf der Highline sind mit dem Patrol Carbon kein Problem.

Das Fazit zum Transition Patrol Carbon X0 AXS

Das Transition Patrol Carbon X0 AXS setzt beim Look auf Understatement, kann aber in Sachen Fahr-Performance ordentlich auftrumpfen. Bergauf punktet es mit guter Traktion und einer angenehmen Sitzposition. In der Abfahrt überzeugt es mit einem intuitiven Handling, guter Balance und starkem Fahrwerk. Die Ausstattung ist für das Einsatzgebiet – abgesehen von der Reifenwahl – absolut stimmig. All das macht das Patrol Carbon zu einem guten Allrounder, von entspannten Trail-Runden bis hin zu knackigen Enduro-Passagen nimmt es alles gekonnt unter die Stollen.

Tops

  • guter Allrounder
  • intuitives Handling
  • geiles Fahrwerk mit Traktion, Gegenhalt und Reserven

Flops

  • Reifen werden dem Potenzial des Bikes nicht gerecht
  • direktes Handling erfordert viel Konzentration in roughen Sektionen

Mehr Informationen findet ihr unter transitionbikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Alchemy Arktos 150 (Zum Test) | Chromag Lowdown 158 G2-Build (Zum Test) | Devinci Chainsaw GX Enduro (Zum Test) | Kona Process X CR (Zum Test) | Norco Sight C2 (Zum Test) | Transition Carbon Patrol X0 AXS | We are One Arrival 170 GX AXS (Zum Test)


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Text: Mike Hunger Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Mike Hunger

Von Slopestyle und Landschaftsfotografie, hin zu Enduro und Actionfotografie. Mike probiert gerne neue Dinge aus und hat eine Vorliebe für Action. Und Handwerk: So zieht es ihn mit seinem Syncro-Van, den er selbst restauriert und umgebaut hat, regelmäßig auf verschiedenste Roadtrips. Natürlich immer mit dabei ist sein Bike und seine Kamera, um die feinsten Trails von Italien bis in die Alpen unter die Stollen zu nehmen und die schönsten Momente festzuhalten. Durch seine Ausbildung als Industriemechaniker, seiner Erfahrung aus dem Radsport und seinen Foto-Skills kann er das Know-How perfekt in den journalistischen Alltag umsetzen und testet jetzt als Redakteur die neuesten Bikes und Parts. Als “Foto-Nerd” hält er außerdem die Tests fotografisch fest und sorgt im Magazin für geiles Bildmaterial.