24/7 online Bikes shoppen, Konfiguration nach Wunsch, Lieferung mit oder ohne Vormontage – in Europa ist das seit Jahren gang und gäbe, mit allen bekannten Vor- und Nachteilen. Der Branchenriese Trek hat nun angekündigt, seine Bikes ab September auch direkt online anzubieten. In den USA schlägt diese Entscheidung hohe Wellen und wird kontrovers diskutiert.

Newsflash: Trek Bikes sind ab September in den USA auch online erhältlich.
Newsflash: Trek Bikes sind ab September in den USA auch online erhältlich.

Die eiserne Bekenntnis eines der großen US-Fahrradhersteller zum lokalen Bikeshop scheint in Gefahr. Kaum vorstellbar, welche Auswirkungen dieser „neue“ Vertriebskanal in einem Markt haben könnte, in dem gefühlt jeder zweite Händler Trek in seinem Sortiment führt. Der Schritt kommt für viele überraschend und stellt ein echtes Novum für den US-amerikanischen Markt dar: Die strikte Ablehnung vieler Marken gegenüber dem Onlinehandel stärkte bisher den Einzelhandel und garantierte verlässlichen Absatz auf dem traditionellen Vertriebsweg.

Doch was steckt wirklich dahinter? Trek bricht nicht mit alten Traditionen um jeden Preis: Der Onlinehandel wird sich vorerst auf die Bestellung über die eigene Webseite beschränken. Der Kunde konfiguriert sein Wunschrad, bestellt und bezahlt im Internet. Die Auslieferung des Komplettrads an einen Vertriebspartner vor Ort wird arrangiert, dort findet die Endmontage und Feineinstellung statt. Also erstmal kein klassischer E-Commerce vom Hersteller direkt zum Endkunden und auch kein Dumping, sondern die gleichen Preise wie im Shop. Auf diese Weise sollen der Qualitätsanspruch gesichert und die Kundenbindung gewährleistet bleiben. Der Händler bleibt in Kontakt zum Käufer, für den „Verkauf“ des Bikes wird er von Trek bezahlt – abzüglich einer gewissen Liefer- und Handlingspauschale (ca. 20 % Margenverlust).

Kein klassischer E-Commerce vom Hersteller direkt zum Endkunden und dadurch auch kein Preis-Dumping – Trek Bikes werden auch zukünftig nur über den Fachhändler ausgeliefert.
Kein klassischer E-Commerce vom Hersteller direkt zum Endkunden und dadurch auch kein Preis-Dumping – Trek Bikes werden auch zukünftig nur über den Fachhändler ausgeliefert.

Trek begründet den Schritt offensiv: Über Jahre habe man der Entwicklung im E-Commerce zugesehen und wichtige Erkenntnisse gewonnen. Nun sei es an der Zeit, aktiv mitzuspielen. Kunden wollen online kaufen, der Markt habe sich grundlegend verändert. Beim jährlichen „Trek World Dealer“-Treffen vor wenigen Tagen bezeichnete Präsident John Burke den Plan als die größte Investition in der Firmengeschichte des Konzerns. Der Online-Vertriebsweg, genannt Trek Connect, sei Teil einer massiven Investitionsmaßnahme, die darauf abziele, die Profitabilität der U.S. Fachhändlerbasis langfristig zu stärken. Lehrgänge in Business Management, neue Verkaufs- und Marketingtools sowie spezielle Service-Schulungen sollen Treks Händler konkurrenzfähig und fit für das 21. Jahrhundert machen. Dass es dem US-Bikeriesen ernst ist mit dem Vorhaben, zeigt der Bau eines Schulungszentrums im Werk von Wisconsin: An die 1.000 Mitarbeiter sollen dort ab Januar 2016 jährlich fortgebildet werden. Trek will also weiterhin in den lokalen Bikeshop und vor allem in seinen Dienst am Kunden investieren. Clever, wenn man bedenkt, wie wichtig fachkompetenter Service für Bikes aus dem Internet doch sein kann.

Mehr Informationen: trekbikes.com

Text: Steffen Gronegger Bilder: Trevor Worsey

via bicycleretailer.com


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!