Warum viele Leser unserem RockShox Reverb-Dauertest nicht glauben wollten
Die zahlreichen Kommentare zu unserem gestern veröffentlichten Testbericht über die Langzeiterfahrungen mit der RockShox Reverb Stealth-Teleskopsattelstütze haben uns zu einer Stellungnahme bewegt. Wir freuen uns immer über euer Feedback – egal ob positiv oder negativ, schließlich geht es um den Austausch von Meinungen. Wir respektieren die Ansichten eines jeden einzelnen, aber manche pauschale Äußerung schmerzt dann doch, insbesondere wenn man bedenkt, dass ein Team von mittlerweile über 20 Personen weltweit jeden Tag hart daran arbeitet, euch kostenlos erstklassigen Content zur Verfügung zu stellen. Deshalb möchten wir hier unser Testfazit noch einmal klar und nachvollziehbar darstellen und erläutern, weshalb die RockShox Reverb bei über 15 Rädern in unserem Dauertest einwandfrei funktioniert hat.
Für diejenigen, die das Fazit nicht glauben konnten, gab es augenscheinlich leicht zu findende Argumente:
Alles nur gekauft!
Ja, SRAM ist ein Anzeigenkunde, aber das hat nichts damit zu tun, was in unseren Testberichten steht. Wir wissen: Ein gutes Magazin setzt auf ein erstklassiges, ehrliches Verhältnis zur Leserschaft und zur Industrie sowie auf Transparenz und Fairness.
Deshalb gibt es diesen Artikel überhaupt. Und deshalb laden wir auch Leser, die uns anschreiben, gerne zu uns ins Büro ein, gehen mit ihnen biken und hören uns ihre Wünsche, Sorgen und Ideen an. Denn wir wissen: Wer alles schönschreibt, verliert seine Leserschaft und Authentizität. Ein gutes Magazin bezieht klar Stellung und steht dazu – kritisch, reflektiert, ehrlich. Das kann auch bedeuten, dass „uncoole“ Marken überraschenderweise hervorragende Produkte auf den Markt bringen oder, wie in diesem Fall, dass ein Produkt, das in der Vergangenheit viele Probleme gemacht hat, in der neusten Version tadellos funktioniert.
Einmal Probleme, immer Probleme
Jeder weiß, dass die Reverb (wie viele andere Teleskopsattelstützen) zu Beginn einige Kinderkrankheiten hatte. Aber mal ehrlich, würden diese nicht mit der Zeit behoben werden, würde das bedeuten, dass eine ganze Riege an Ingenieuren in Colorado Springs einfach nur tatenlos herumsitzt. Dass dem nicht so ist, ist klar!
In den vergangenen Jahren hatten unsere Dauertester, wie auch HIER erwähnt, technische Probleme, die bei den aktuellen Tests nicht mehr vorhanden waren.
Zurückzuführen ist das auf die stetige Verbesserung der Produkte von SRAM/RockShox, wie uns Frank Ripper, SRAM PR Coordinator MTB Europe, auf telefonische Nachfrage bestätigt hat: „Jeder Defekt, bei dem ein Bedienungsfehler ausgeschlossen werden kann, wird sofort an unsere Ingenieure weitergleitet, die dann der Ursache auf den Grund gehen. Verbesserungen werden in den laufenden Produktzyklus und in die Fertigungsmethoden eingeführt.“
Ihr testet keine Serienprodukte
Ab und an lesen wir Sätze wie: „Ihr müsst ein anderes Produkt zum Test erhalten haben als wir in Serie kaufen können.“ Ein Punkt, den wir bei unseren Komponenten-Dauertests ganz sicher ausschließen können. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens stammen die Testprodukte nicht direkt vom Hersteller, sondern sind Serienteile, die an einem Testrad verbaut sind. Zweitens testen wir mehr als nur ein Produkt und blicken so, wie im Fall der RockShox Reverb, auf Erfahrungen mit über 15 verschiedenen Modellen zurück, die alle weit über 1.500 km gefahren wurden. In Summe ist das ein Erfahrungsschatz von über 22.500 Testkilometern.
Ein Produkt funktioniert aber nur so gut, wie es tatsächlich auch benutzt, verstanden und geservicet wird. Und gerade bei einer Teleskopsattelstütze gibt es mit dem exponierten Remotehebel, der teils komplizierten Zugverlegung und mancher unbedachter Umgangsweise viele Quellen bzw. Ursachen für Gebrauchsfehler und Defekte.
Im Fall der RockShox Reverb gibt es einige Szenarien, die die Haltbarkeit und Funktion der Stütze beeinträchtigen. Hier einige der häufigsten Fehler im Überblick:
Das Rad wird mit eingefahrener Stütze am Sattel aufgehängt
Wird das Rad bei eingefahrener Stütze am Sattel aufgehängt, kommt es zu einem Unterdruck im Inneren des geschlossenen Hydraulik-Systems, wodurch Dichtungen beschädigt werden können und Luft in das System gezogen werden kann.
Leitung knickt beim Versenken der Stütze im Rahmen ab
Beim Versenken der Sattelstütze in den Rahmen muss darauf geachtet werden, das Kabel der Stütze nachzuziehen, da es sonst geknickt und somit die Funktion beeinträchtigt werden kann.
Sattelklemme zu fest
Wird die Sattelklemme zu fest geschlossen, sorgt die starke Klemmung häufig für ein stockendes oder zu langsames Ausfahren der Stütze.
Unsachgemäßes Entlüften
Fährt die Stütze nicht mehr ganz aus oder senkt sich nach dem Absetzen automatisch ab, muss das System entlüftet werden. Eine Anleitung hierzu findet ihr HIER und in Kürze bei uns auf ENDURO.
Pauschalisierung von Problemfällen
Egal wie ausgereift ein Produkt ist, es wird dennoch immer wieder einzelne Problemfälle geben. Meist sind es dann diese negativen Nachrichten, die sich deutlich schneller verbreiten als all die positiven Erfahrungen, die unzählige andere mit dem Produkt machen.
Die Reverb ist laut unserer Leserumfrage die mit Abstand beste und verbreitetste Teleskopsattel-Stütze (mehr als 60 % der Leser halten sie für die beste Dropper-Post am Markt). Im Umkehrschluss bedeutet eine Fehlerquote von angenommen nur 1 % in absoluten Zahlen (und damit unzufriedenen Stimmen) eine viel größere Zahl als bei einer Teleskopsattelstütze mit deutlich geringerer Verbreitung am Markt.
Wir stehen voll und ganz hinter unserem Testbericht und sind selbst positiv überrascht, wie gut sich die RockShox Reverb (gerade im Vergleich zum Vorjahr) geschlagen hat. Die Kommentare und die abschätzigen Bemerkungen haben uns dazu bewegt, in Form von diesem Statement weitere Hintergrund-Informationen zu liefern, die in unseren Berichten nicht auftauchen. Nicht deshalb, weil wir uns keine Gedanken dazu machen, sondern vielmehr, weil wir von kurzen und knackigen Testberichten überzeugt sind. Denn wer sein Handwerk beherrscht, kann alles Wichtige innerhalb von wenigen Sätzen sagen und braucht dazu keine seitenlangen Ausführungen. Im Falle der Reverb heißt das: RockShox hat die superpopuläre Reverb weiter verbessert und brilliert nicht nur dank guter Bedienung, sondern auch mit mittlerweile sehr großer Zuverlässigkeit – eine absolute Empfehlung von unserer Seite.
Text: Robin Schmitt/Christoph Bayer | Bilder: Christoph Bayer/Trevor Worsey/Marked Mediahouse
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