Es gibt schöne Mountainbikes und dann gibt es noch schönere Mountainbikes. Das We Are One Arrival 170 gehört definitiv in die zweite Kategorie. Doch ist das in Kanada hergestellte Enduro-Bike nur ein Hingucker? Oder kann es auch auf dem Trail ordentlich abliefern? Wir haben es ausgiebig getestet.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

We are One Arrival GX AXS | 170/170 mm (v/h) | 15,3 kg in Größe L | 8299 $ | Hersteller-Website

We Are One Composites ist eine kanadische Carbon-Manufaktur aus Kamloops und vor allem für die edlen und hochwertigen Carbon-Laufräder bekannt. Sie wurde 2016 gegründet und hat sich bereits einen Namen gemacht und ihr Portfolio inzwischen um verschiedene Laufrad-Varianten, Lenker, Vorbau und natürlich Bikes erweitert. Was die Tüftler von We Are One von vielen anderen Herstellern abhebt, ist, dass sie alles selbst in ihrer Fabrik in British Columbia in Kanada herstellen – ebenso die Carbon-Rahmen für ihre Bikes. Das Arrival Bike ist das Erstlingswerk der kleinen Schmiede und in drei Versionen mit 130 mm, 152 mm oder 170 mm Federweg erhältlich. Dabei wird der gleiche Rahmen verwendet, lediglich das Fahrwerk und die Hinterbau-Links werden ausgetauscht. Wir haben das Vollgas-Enduro Arrival 170 getestet, das 170 mm Federweg an Front und Heck mitbringt. Unser Test-Bike rollt auf 29”-Laufrädern, es ist aber auch als Mullet-Variante erhältlich. In Größe L bringt das Arrival 170 schlanke 15,3 kg auf die Waage. Um Besitzer eines solchen Geschosses zu werden, muss man 8.299 $ locker machen – das entspricht etwa 7.700 €. Da We Are One noch ein relativ kleiner Hersteller ist, gibt es in Europa allerdings noch keinen Vertrieb. Das Bike kann direkt online bestellt werden, dann kommen allerdings noch Zollgebühren auf den Preis obendrauf. Zusätzlich gibt es einige lokale Bikeshops in Kanada, in denen das Bike erworben werden kann.

Das We Are One Arrival 170 im Detail

Wenn Batman ein Mountainbike hätte, dann wäre es auf jeden Fall das We Are One Arrival. Das Bike sieht aus, als ob es mit Schallgeschwindigkeit durch die Luft fliegen könnte und vom Radar nicht erfasst wird. Das Arrival ist durch seine Form bereits ein echter Hingucker und sieht schon im Stand schnell aus. Überall dort, wo kein Lack aufgebracht ist, ist zudem schickes Sichtcarbon zu sehen. Das Unterrohr ist mit einem Shuttle-Guard versehen und im Bereich des Tretlagers von einem Protektor aus Plastik geschützt. Aus diesem tritt die Leitung für die Hinterradbremse aus und verläuft in einem kleinen Bogen unterhalb des Tretlagers, bevor es wieder im Hinterbau verschwindet. Der Kettenstrebenschutz ist leider etwas kurz geraten und die Kette schlägt so am hinteren Teil der Kettenstrebe auf den Rahmen. Hier solltet ihr mit ein bisschen Slapper-Tape nachhelfen. Ein kleiner Carbon-Fender schützt den unteren Link des Twin Link-Hinterbaus.

Die Ausstattung des We Are One Arrival 170

Unser We Are One Arrival 170-Test-Bike ist noch das 2023er-Modell und der Spec weicht somit teilweise von dem auf der Website ab. Das Fahrwerk kommt von RockShox: Vorne arbeitet die ZEB Ultimate mit Charger 3-Dämpfungskartusche und am Heck schluckt der RockShox Super Deluxe Ultimate Coil-Stahlfederdämpfer die Unebenheiten weg. Für Bremspower sorgt die SRAM CODE R-Vierkolbenbremse, vorne kommt eine 200-mm-Bremsscheibe zum Einsatz, hinten ist allerdings eine kleine 180er montiert. Diese überhitzt schnell und hat an einem potenten Enduro-Bike nichts verloren. Hier lohnt sich definitiv ein Upgrade auf eine größere Scheibe. Geschalten wird kabellos mit der GX Eagle AXS 12-fach-Schaltgruppe. Die SDG TELLIS-Sattelstütze bietet 170 mm Hub, das ist für ein modernes Enduro-Bike aber zu wenig und schränkt die Bewegungsfreiheit auf dem Bike ein. We Are One setzt beim Arrival auf viele eigene Komponenten. Darunter fällt auch das Cockpit, das aus dem We Are One Da Package-Vorbau und dem 800 breiten Carbon-Lenker besteht. Laufräder waren der Ursprung von We Are One, und so sind am Arrival 170 mit den Convergence Triad Carbo-Laufrädern natürlich hauseigene Modelle verbaut. Hinten haben diese den breiteren Superboost-Standard, was die Stabilität erhöhen soll, aber auch die Ersatzteilbeschaffung erschwert. Die edlen Felgen werden durch Vittoria Mazza-Reifen vorne und hinten geschützt. Beide kommen in der Enduro-Karkasse, die aus einer doppelten Schicht aus 120 TPI-Nylon besteht – ein ähnlicher Aufbau, wie z. B. auch bei der MAXXIS Doubledown-Karkasse – absolut passend für ein Enduro-Bike.

Edel
Das Sichtcarbon, das an den unlackierten Stellen zum Vorschein kommt, unterstreicht den edlen Look des Arrival.
Schutzschild
Ein kleiner Fender aus Carbon schützt den unteren Link vor Dreckbeschuss.
Pick-up ready
Der Shuttle-Guard am Unterrohr schützt euren Rahmen, wenn ihr das Bike auf der Klappe eines Pick-up-Trucks transportiert.
Upgrade, bitte!
Die hintere Bremsscheibe ist mit 180 mm Durchmesser zu klein und überhitzt dadurch schnell.
Selbstgemacht
Die hauseigenen We Are One Convergence Laufräder haben einen ebenso schicken Look wie der Rahmen.

We are One Arrival GX AXS

8.299 €

Specifications

Fork RockShox ZEB Ultimate 170 mm
Rear Shock RockShox Super Deluxe Ultimate Coil 170 mm
Seatpost SDG TELLIS 170 mm
Brakes SRAM CODE R 200/180 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle AXS 1x12
Stem We Are One Da Package 45 mm
Handlebar We Are One Da Package 800 mm
Wheelset We Are One Convergence Triad Wheels 29"
Tires Vittoria Mazza Enduro / Vittoria Mazza Enduro 2,6"/2,4"

Technical Data

Size M L XL
Weight 15,3 kg

Die Geometrie des We Are One Arrival 170

Das We Are One Arrival 170 wird in drei Größen M, L und XL angeboten und soll damit für Fahrer und Fahrerinnen zwischen 160 cm und 193 cm geeignet sein. Das Sattelrohr ist mit 437 mm bei einem Reach von 472 mm in Größe L angenehm niedrig, allerdings kann man das nicht wirklich nutzen, da man den sowieso schon kurzen Dropper nicht komplett versenken kann. Kettenstreben sind in Größe M und L 437 mm lang, Rahmengröße XL bekommt 3 mm längere Streben spendiert.

Größe M L XL
Oberrohr 593 mm 620 mm 647 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 105 mm
Lenkwinkel 63,7° 63,7° 63,7°
Sitzwinkel 76,6° 76,6° 76,6°
Kettenstreben 447 mm 447 mm 450 mm
BB Drop 19 mm 19 mm 19 mm
Radstand 1.240 mm 1.275 mm 1.298 mm
Reach 447 mm 472 mm 497 mm
Stack 619 mm 624 mm 627 mm
Helm Troy Lee Designs D4 Carbon | Goggle 100% Strata 2 | Shirt T-Shirt Selfmade | Hose Troy Lee Designs Skyline | Schuhe Ride Concept ACCOMPLICE CLIP

Das We Are One Arrival 170 auf dem Trail

Schwingt man sich auf das We Are One Arrival 170, fühlt es sich recht soft an, selbst straff abgestimmt wippt es noch leicht im Uphill. Auf langen Forstweg-Climbs lohnt sich somit der Griff zum Climb Switch am Dämpfer – darunter leidet in technischen Passagen allerdings die Traktion am Hinterrad. Durch den steilen Sitzwinkel sitzt man angenehm aufrecht auf dem Bike, in der Ebene lastet jedoch ein leichter Druck auf den Händen. Geht es dann bergauf, sitzt man sehr komfortabel und die Front bleibt auch in steilen Passagen zuverlässig am Boden.

Bergauf wippt der Hinterbau des We Are One spürbar. Auf langen Forstweg-Climbs lohnt sich auf jeden Fall der Griff zum Climb-Switch.

Ungewolltes Workout
Auf flowigen Trails fühlt sich das Arrival nach zu viel Bike an. Schwung generieren durch Pumpen oder Pushen ist harte Arbeit auf dem Bike.

Auf roughen Trails erwacht das Arrival 170 zum Leben und bietet ein sattes Fahrgefühl mit viel Grip und hoher Laufruhe.

Startet man in Richtung Tal, fühlt sich das Arrival erst mal etwas stelzig an, man fühlt sich eher, als ob man auf dem Bike obendrauf steht, statt schön darin integriert. Dadurch hat man zunächst ein etwas unsicheres Fahrgefühl, fährt man dann aber die ersten Kurven, gewöhnt man sich durch das intuitive Handling des Bikes jedoch schnell ein. Auf flowigen Strecken fühlt sich das We Are One etwas unterfordert an. Das Fahrwerk ist weich und bietet dadurch wenig Support im mittleren Federwegsbereich. Beim Pumpen über Roller oder durch Anlieger geht dabei viel Energie in das Fahrwerk verloren und es ist schwierig, Schwung zu generieren. Sobald der Trail ruppiger wird, ist das Arrival schon deutlich mehr in seinem Element. Hier bietet es viel Grip und eine hohe Laufruhe. Über roughe Steinfelder macht sich das weiche Fahrwerk bezahlt und vermittelt viel Sicherheit.

Tuning-Tipp: Slapper Tape auf der Kettenstrebe anbringen | 200-mm-Bremsscheibe am Heck

Bügeleisen
Wird der Trail rough, bietet das We Are One eine hohe Laufruhe und bügelt Unebenheiten einfach so weg.

Das Fazit zum We Are One Arrival

Das We Are One Arrival 170 bietet einen spannenden Ansatz mit einem Rahmen, der komplett in Kanada hergestellt wird. Dazu bietet es einen ausgefallenen, coolen Look, der Blicke auf sich zieht. Rahmendetails, wie der kurze Kettenstrebenschutz und die geringe Einstecktiefe der Dropperpost können allerdings nicht überzeugen. Auf dem Trail fehlt es dem Arrival etwas an Mid-Stroke-Support, dafür bietet es ein sattes Fahrgefühl mit massig Grip und einer hohen Laufruhe.

Tops

  • made in Kanada
  • ausgefallener Look
  • Traktionsstark und laufruhig

Flops

  • kurze Dropper-Einstecktiefe
  • wenig Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich

Mehr Informationen findet ihr unter weareonecomposites.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: North America’s Finest – 7 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Alchemy Arktos 150 (Zum Test) | Chromag Lowdown 158 G2-Build (Zum Test) | Devinci Chainsaw GX Enduro (Zum Test) | Kona Process X CR (Zum Test) | Norco Sight C2 (Zum Test) | Transition Carbon Patrol X0 AXS (Zum Test) | We are One Arrival 170 GX AXS


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“