Yeti war schon immer eine vom Rennsport getriebene Marke, gemäß dem Mantra der frühen 90er Jahre: „Hand built, race bred“. Wir haben mit Chris Conroy, über die Historie der Firma und die Wiedergeburt des legendären ARC-Hardtails gesprochen.

Yeti Cycles ist eine Marke, die eng verwoben ist mit ihrem Rennsport-Erbe. Doch ein großer Teil dieser legendären frühen Jahre verblasst aufgrund der neueren Erfolge auf den Rennstrecken der Welt.

Ein jeder hat schon von Richie Rude und seiner weltweiten Dominanz mit dem Yeti Factory Racing-Team gehört, doch fragt man auf den Trails eine Handvoll Fahrer, wer Missy Giove und John Tomac sind, so wird man wahrscheinlich auf ahnungslose Gesichter treffen – vor allem, wenn die Befragten jünger als 35 sind. Es scheint fast so, als würden die neuzeitlichen Erfolge von Yeti auf den Rennstrecken dieser Welt das legendäre Erbe der Marke komplett zum Verblassen bringen. In diesem Jahr steht das 35-jährige Firmenjubiläum an, daher haben wir mit Chris Conroy, dem Präsident von Yeti Cycles gesprochen: über die Geschichte der Firma sowie die komplett neue Jubiläumsedition des legendären Yeti ARC, pünktlich zum 35-jährigen Bestehen der Marke.

Die Bikes mögen sich zwar weiterentwickelt haben, doch Yetis Mantra ist gleich geblieben: „Hand built, race bred.“

Wir schreiben das Jahr 1985. John Parker, ein ehemaliger Sprint-Car-Rennfahrer, der in der Schweiß-Industrie arbeitet, wird vom Mountainbike-Wahn erfasst, der seine Ursprünge in Parkers Heimat Kalifornien hat. Mit seinem Schweißer-Hintergrund (sowie seinem Fachwissen über Indian Motorcycles) beginnt Parker, Mountainbike-Rahmen zu schweißen. Für sein Ziel, diese bei Rennen in Aktion zu erleben, versammelt er lokale Fahrer, die mit seinen Rahmen bei Events in Südkalifornien antreten. Parkers Leidenschaft wird jedoch erst zu seinem Beruf, als er sich mit Chuck Teixeira und Easton Cycling zusammentut. Die Verbindung aus Eastons Know-How hinsichtlich Aluminiumrohren und Parkers Schweiß-Erfahrung führt schließlich zur gemeinsamen Entwicklung des ersten konifizierten Aluminiumrahmens auf dem Markt – und der Geburt des ersten Yeti-Bikes.

Die Easton-Rahmen von Yeti sollen die ersten konifizierten Alu-Rahmen auf dem Markt gewesen sein

Die ersten beiden Bikes von Yeti, das Pro FRO und das C26, erwiesen sich als unglaublich erfolgreich und sicherten sich Siege beim berüchtigten Kamikaze-Downhill, einem waghalsigen Rennen auf Schotterstraßen, bei dem die Fahrer gut und gern 85-105 km/h erreichten. Zudem dominierten die Bikes die US-Rennszene und wurden dabei von Größen wie Juli Furtado, Missy Giove und John Tomac gefahren, um nur ein paar Namen zu nennen! Im Jahr 1990 fand dann die allererste UCI Mountainbike-Weltmeisterschaft in Durango, Colorado, USA statt. Von diesem Zeitpunkt an waren Mountainbike-Rennen auf einem völlig neuen Level und das Yeti Factory Racing-Team folgte dem weltweiten Rennzirkus – und zerstörte seine Konkurrenz dabei regelmäßig.

Im Jahr 1991, nach einigen wertvollen Jahren der Forschungs- und Entwicklungsarbeit direkt auf den Rennstrecken, erblickte dann das legendäre Yeti ARC-Hardtail das Licht der Welt. Schon bald darauf folgten auf das ARC-Hardtail zwei vollgefederte Geschwister: das ARC A.S (Active suspension) und das ARC A.S LT (Long travel).

Race-Bikes zu entwickeln, war seit jeher der Hauptantrieb hinter Yetis Schaffen…
… und Rennen wie das berüchtigte Kamikaze-Downhill wurden zu den perfekten Testlaboren

Es ist ziemlich simpel: Wir sind bei Rennen am Start. Ich denke, dass viele Firmen den Rennsport als Teil ihrer Marketingstrategie betrachten. Wir nehmen an Rennen teil, weil wir wissen, dass es unseren Bikes zugute kommt. Es macht unsere Bikes schneller, und es ist der Kern unserer DNA. – Chris Conroy

Im Jahr 2016 wurden die letzten verbleibenden Yeti ARC-Bikes verkauft und das Modell wurde aus dem Lineup gestrichen. In den Augen der meisten treuen Fans hinterließ dieser Schachzug eine klaffende Lücke in der Modellpalette der Firma, denn damit wurde nicht nur das einzige Hardtail eingestellt, sondern auch das mit dem ARC verbundene Erbe verschwand. Doch auch wenn die Fans enttäuscht und traurig waren, wusste Chris, dass es das beste wäre.

Wir hatten gerade mit der Entwicklung des Switch Link begonnen, der dann zum Switch Infinity Link wurde. Zu dieser Zeit trieb der Rennsport die Produktentwicklung bei Yeti wirklich voran. Jared Graves hatte sich bei der 2013er DH-Weltmeisterschaft auf einem Enduro-Rahmen den dritten Platz geholt und Richie Rude hatte in der Juniorenwertung abgeräumt. Unsere Ressourcen waren daher der Weiterentwicklung unserer vollgefederten Plattformen gewidmet. Und da wir nur begrenzte Mittel hatten, entschieden wir uns, die Produktion des ARC-Hardtails zu unterbrechen. – Chris Conroy

Im Streben nach dem Regenbogen-Dress widmete Yeti seine volle Aufmerksamkeit der Verfeinerung seiner vollgefederten Race-Bikes

Während der darauffolgenden Jahre flammten in Yeti-Foren immer wieder Spekulationen auf: Würde das ARC zurückkehren? Oder würde es für immer verschwunden bleiben? Sammler leisteten sich erbitterte Bieter-Wettstreits auf eBay und ein jeder Fan der Marke betrauerte den Verlust des legendären Hardtails.

Die Wiedergeburt einer Legende: Yeti ARC 35th Anniversary Edition

Der 21. Juli 2020 ist der Moment, von dem viele geträumt haben! Yeti Cycles veröffentlicht das komplett neue ARC-Hardtail in Gestalt einer Sammleredition und feiert das 35-jährige Firmenjubiläum. Limitiert auf lediglich 100 Exemplare, mit custom-Lackierung und farblich perfekt abgestimmt auf die türkis-gelben Yetis früherer Tage ist das neue Carbon-ARC in limitierter Sonderedition wahrlich ein traumhaftes Bike!

Yeti ARC 35th Anniversary Edition | 29”-Laufräder | 130 mm-Federgabel | 10.190 €

Ohne Zweifel: die neue Jubiläumsedition des ARC ist absolut atemberaubend! Mit farblich perfekt abgestimmten Komponenten von FOX, SRAM, Chris King und anderen, kann man dieses Bike nur anschmachten. Der völlig neue Rahmen verfügt über Yetis neueste Carbon-Technologien und ist von der lebenslangen Garantie abgedeckt. Doch warum hat Yeti gerade das ARC für sein Jubiläums-Special ausgewählt? Als Firma mit einem Fokus auf Racing hätten die meisten wohl eines der aktuellen Race-Bikes erwartet…

„Intern haben wir endlose Gespräche darüber geführt, wofür Yeti wirklich steht,“ erklärt uns Chris. „Wir hätten einige unserer aktuellen Modelle nehmen können und sie einfach Vintage aussehen lassen, doch stattdessen haben wir uns dazu entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen und ein Hardtail zu entwickeln, das wir als new-school bezeichnen würden.“ führt er fort.

Wir haben die Chance gesehen, all unsere Erfahrung zu nutzen und ein Bike zu erschaffen, das auf dem neuesten Stand ist. Das neue ARC vereint das gesamte Erbe der Vergangenheit und verschmilzt es mit einem new-school-Fahrgefühl. – Chris Conroy


Die Geometrie und Ausstattung des Yeti ARC 35th Anniversary Edition auf einen Blick:

Federgabel FOX Factory 34 Custom130 mm
Bremsen SRAM Level Ultimate Custom
Antrieb SRAM Eagle AXS
Sattelstütze FOX Transfer Factory
Vorbau Race Face Turbine R50 mm
Lenker Yeti Carbon Custom 760 mm
Laufräder Yeti 35th Custom mit custom-Chris King-Naben
Reifen MAXXIS Minion DHF EXO 2,5”, MAXXIS Aggressor EXO 2,3”
Preis 10.190 €

Größe SM MD LG XL
Sattelrohr 380 mm 410 mm 450 mm 495 mm
Oberrohr 577 mm 604 mm 626 mm 653 mm
Steuerrohr 95 mm 103 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 67° 67° 67° 67°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 433 mm 433 mm 433 mm 433 mm
Tretlagerhöhe 310 mm 310 mm 310 mm 310 mm
Radstand 1144 mm 1172 mm 1194 mm 1223 mm
Reach 420 mm 445 mm 465 mm 490 mm
Stack 632 mm 639 mm 645 mm 654 mm

Beim neuen ARC verschmelzen Retro-Farben mit topaktuellen Komponenten und modernstem Design. Doch neben dem Erscheinungsbild des Bikes hat sich auch sein Zweck geändert. Damals war das ARC eine Waffe für Rennstrecken. Nun kehrt es zurück und hat dabei vor allem Fahrspaß im Sinn: „Das ARC gehört innerhalb unseres Lineups zur Kategorie „Rip“, denn eins war uns bewusst: Würden wir ein Hardtail fürs Racing entwickeln, dann wären wir nur jedem überschüssigen Gramm nachgejagt – und das ist nicht die Absicht dieses Bikes“, erzählt uns Chris. Für ihn steht dieses Bike für eine verdammt gute Zeit und die Verbindung von Fahrspaßes mit der legendären Plattform: „Das Bike hat diesen coolen Mix aus alt und neu. Es ist wahnsinnig modern hinsichtlich seiner Funktionsweise, doch es blickt gleichzeitig zurück auf die goldenen Tage von türkis und gelb Mitte der 90er Jahre.“

Die Geschichte von Yeti Cycles ist wahrhaft inspirierend. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, gemeinsam mit dem richtigen Know How – das erlaubte es John Parker, gemeinsam mit seinen Kontakten und einer gehörigen Portion Eigeninitiative eine Firma zu erschaffen, die seit den ersten Tagen des Sports bei Mountainbike-Rennen an vorderster Front steht. Und welchen besseren Weg könnte es geben, dieses Erbe zurück ins Rampenlicht zu befördern, als eines der berüchtigtsten Bikes neu aufzulegen, das die Welt je gesehen hat? Der Preis dafür ist leider heftig.

Wenn ihr mehr über das komplett neue ARC 35th Anniversary Edition erfahren wollt, dann besucht yeticycles.com


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Yeti Cycles