Aus dem Magazin | Du Plussy! – Hardtail-Spaß für Softies
Je größer die Reifen, desto größer der Spaß? Wie bei jeder Innovation auf dem Mountainbikesektor haben auch die Plus-Reifen für gemischte Reaktionen gesorgt, wenn man es nett ausdrückt. Hier erzählen wir euch, wie wir Plus-Reifen zum ersten mal ausprobiert haben und angenehm überrascht waren, was sie zu bieten hatten. Mehr dazu gibt es entweder oder in Ausgabe #017, in der dieser Artikel zuerst erschienen ist.
Ich bin ein Weichei! Ja, ich gebe es zu, und bin auch stolz darauf. Diese ganzen Technik-Verweigerer und Fortschrittsphobiker gehen mir mächtig auf die Nerven: „Only steel is real“ ist eine der Parolen, mit denen der Ideologiekampf gegen Technik am Rad reißerisch ausgetragen wird. Ein Fully? Elektronik am Bike? Dicke Reifen? Verrat an der eigenen Spezies! E-Mountainbikes? Verpisst euch!
Seien wir ehrlich: Der Mensch hat schon immer Maschinen gebaut, die ihn schneller, besser und souveräner gemacht haben. Bezogen auf das Mountainbike heißt das: Scheibenbremsen, Fullys, neue Laufradgrößen, Teleskopsattelstützen … und jetzt auch Plus-Reifen.
Jede einzelne dieser Innovationen wurde von lautstarken Stimmen als Marketing-Blase, Verrat am eigenen Sport und als gemeingefährlich beschimpft. Fakt ist: Sie haben sich durchgesetzt – bis vielleicht auf letztere, aber das kommt … Warum? Das lest ihr in dieser Story.
In der bisherigen Innovationswelle sind Hardtails etwas zu kurz gekommen. Zumindest dann, wenn es um Trailspaß statt Sekundenjagd ging. Leichter, steifer und effizienter waren die Maximen der Hardtail-Bewegung. Doch mit wenig Komfort, wenig Traktion und wenig aggressiven Geometrien kamen Hardtails recht schnell an ihre Grenzen, wenn es mal ordentlich bergab ging. Alleine der Preis war für viele Käufer das Hauptargument.
Doch das ändert sich jetzt: Eine neue Generation an Bikes betritt die Weltbühne. Dicker, extremer, besser – dieses Motto haben sich für 2016 einige Hersteller auf die Fahnen geschrieben und bringen neue Modelle auf den Markt.
Aggressive Geometrien, Plus-Reifen und innovative Rahmenkonzepte revolutionieren den Hardtailmarkt. Und machen Hardtails wieder attraktiv für Weicheier. Weicheier wie mich.
Nicht falsch verstehen: Ich mag es schnell, hart und kompromisslos. Aber vorzugsweise mit ordentlich Traktion und Sicherheit. Und genau das ist, was die neuen Modelle bieten.
Die Aufgabe dieser Bikes ist nicht mehr, XC-Worldcups zu gewinnen, sondern Spaß zu bringen. Coole Fahrer, aggressive Fahrer und Genießer kommen allesamt auf ihre Kosten.
Diese neue Generation an Hardtails öffnet das Trailbike-Segment mit preislich attraktiveren Bikes für mehr Fahrer, insbesondere für diejenigen, für die aktuelle Fullys bislang unerschwinglich sind.
Wir hatten das Trek Stache mit 29+ und das Specialized Fuse mit 27+ zum Test und wollten eigentlich nur eines: fahren.
Überrollverhalten, Traktion und Rollwiderstand der Reifen überzeugen in Relation zueinander. Klar, den Vortrieb wie bei einer XC-Race-Feile hat man nicht. Spaß und ein astreines Handling bergab dafür aber schon.
Und genau darum geht es: mehr Spaß an der Sache. Fortschritt durch Technik. Am Bike – und auch an sich selbst. Denn ein Plus-Hardtail fordert noch immer mehr als ein Fully.
Specialized Fuse Expert
Das Fuse Expert ist mit seinen 13,9 kg (Large) vielleicht kein Hardtail, mit dem man bergauf neue KOMs erobern kann. Doch bergab zieht man dank der aggressiven Geometrie (67°-Lenkwinkel) und den griffigen 3.0″-Plus-Reifen auch gerne mal seine Kumpels (auf Fullys) ab! Hier stehen nicht die Effizienz oder das Gewicht im Vordergrund, sondern Traktion, Sicherheit und Abfahrtsspaß – und davon bietet es mehr als genug! Bei einem Preis von 2.099 € (1.699 € in der Comp-Version) eine absolute Kaufempfehlung für alle, die ein simples, aber potentes Bike suchen!
Mehr Informationen zum Specialized Fuse Expert gibt es hier.
Trek Stache 9 29+
Bigger is better: Das Stache 9 sieht mit seinen 29″-Plus-Reifen und dem kompakten Rahmen zwar aus wie ein Monstertruck. Dank der zentralen Sitzposition, der kurzen Kettenstreben mit variablen Ausfall-Enden und eines Gewichts von 12,9 kg fegt man aber alles andere als behäbig über die Trails. Monster-Grip, sagenhaftes Überrollverhalten und die hochwertige Ausstattung mit gutem Cockpit sorgen für maximalen Trailspaß. Doch so viel Spaß hat seinen Preis – 3.699 € kostet das Trek Stache 9 29+ Hardtail.
Mehr Informationen zum Trek Stache 29 gibt es hier.
Bekleidung:
Laurenz
Helm: Sweet Protection Bushwhacker
Brille: Uvex Sportstyle 109 Vario
Shorts: Sweet Protection Hunter Enduro Shorts
Jersey: Troy Lee Designs Ruckus Jersey Rekon Dawn
Socken: ONE Industries
Schuhe: Shimano SH-AM45
Rucksack: Mavic Crossmax
Sebastian
Helm: Kali MAYA
Brille: Adidas Evo Eye
Jersey: Specialized Enduro Comp jersey
Handschuhe: Alpinestars F-Lite Gloves
Shorts: Troy Lee Designs Connect Shorts
Socken: ION
Schuhe: Five Ten Kestrel
Rucksack: USWE F6 PRO Hydropack
Text: Robin Schmitt Bilder: Klaus Kneist
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