Der perfekte Bikeurlaub: Wo soll die Reise hingehen?
2015 ist angebrochen und mit ihm die schönste Zeit im Jahr: Urlaubsplanung. Während draußen dicke Schneeflocken die Off-Season endgültig besiegeln, lässt es sich drinnen herrlich in Fernweh schwelgen. Das neue Jahr bringt frische Urlaubstage, die sorgfältig verteilt werden wollen. Spontane Kurztrips sind zwar immer willkommen, aber nichts geht über die Vorfreude, die schon beim Eintragen kommender Abenteuer in den neuen Jahreskalender aufkommt. Wir haben unsere lieblings Urlaubs Beschäftigungen zusammengetragen, um euch vor die Qual der Wahl zu stellen. Wo geht 2015 die Reise hin?
“Club-Urlaub” für Mountainbiker: die großen Trailgebiete Europas
Euer Alltag ist stressig, ihr kommt viel zu selten aufs Bike und alles, was ihr wollt, ist endlich richtig ballern? Dann sind die großen Klassiker wie Finale Ligure, Saalbach oder Latsch genau das richtige für euch. Biken in den großen Trailpadadiesen Europas ist der Club-Med Urlaub für Mountainbiker: ankommen, Trails shredden, genießen.
Egal, ob man das erste Mal dort ist oder seit acht Jahren immer wieder kommt: hier wird alles gut. Die Trails sind endlos und für Neulinge leicht zu finden, jede Minute des Tages kann ohne Kompromisse auf dem Bike verbracht werden. Einzelne Kurven oder Wurzelfelder kennt man bald wie eigene Familienmitglieder, über die besten Abschnitte eines Trails lässt es sich überall auf der Welt mit wildfremden Menschen diskutieren. Wen es immer wieder an den selben Urlaubsort seiner Wahl zieht, wird zwar keine neuen Landschaften entdecken, dafür aber jedes Jahr seine eigenen Grenzen neu kennenlernen. Der Drop sah letztes Jahr noch viel höher aus? Das Steinfeld im Sommer 2013 noch unfahrbar? Genau aus diesem Grund lohnt es sich an seine Lieblingsorte immer und immer wieder zurückzukehren, auch wenn man sich bald wie die Großeltern fühlt, die schon seit 28 Jahren auf den gleichen Dauercampingplatz an den Bodensee fahren.
Enduro-Rennen: Nicht nur für Profis
Wer 2014 die Enduro World Series auch nur am Rande verfolgt hat, der dürfte mitbekommen haben, dass von immer mehr Professionalität, von immer härteren Bedingungen und neuen Superlativen die Rede war. Was für die Rennen auf internationalem Top-Niveau gilt, lässt sich aber nicht auf die unzähligen kleinen Serien und Grassroots-Events übertragen, die man wortwörtlich auf der ganzen Welt findet.
Was leicht in Vergessenheit gerät: Enduro-Rennen auf lokaler Ebene sind spaßige, familiäre Tages-Veranstaltungen. All jenen, die aus Angst vor Leistungsdruck und (zu) hartem Wettbewerb noch nie daran gedacht haben, an einem Rennen teilzunehmen, sei gesagt: traut euch! Je kleiner das Rennen, umso durchmischter das Starterfeld. Nicht nur in Frankreich, dem Geburtsland des Enduro-Rennformats, findet man Fahrer jeder Alters- und Könnensklasse. Bikes und Ausrüstung aus allen Jahrzehnten sind vertreten, Cantilever-Bremsen und 100mm-Vorbauten halten einen Franzosen noch lange nicht von der Startlinie eines Endurorennens fern. Denn auch wenn einige unter ihnen um den Sieg kämpfen, geht es für die meisten um einen guten Tag mit Freunden auf feinsten Trails, bei dem man sich ganz nebenbei noch selbst herausfordert.
Das Beste an Endurorennen ist, dass sie die perfekte Basis für einen Urlaub in einer unbekannten Region bieten. Wie sonst könnten man an einem Wochenende die schönsten Trails der Gegend kennelernen und noch dazu mit Locals ins Gespräch kommen, die einem im Idealfall gleich zu einer Tour zu ihren Liebelingsorten einladen? Wer bei einem Endurorennen mitfährt, kann sich den teuren Privatguide quasi sparen. Ihr wolltet schon immer mal auf den Phillippinen, in Chile oder Griechenland biken, kennt euch aber nicht aus? Dass es in Mitteldeutschland Trails zu entdecken gibt, hättet ihr nicht für möglich gehalten? Werft einen Blick auf die Weltkarte unseres Racekalenders, in dem wir sämtliche Rennserien und Einzelevents zusammengetragen haben und lasst euch inspirieren.
Als besonders einsteigerfreundlich haben sich in den letzten Jahren folgende Serien erwiesen: bei der Trailtrophy könnt ihr feinste Alpnetrails kennenlernen, aber auch “exotische” Destinationen wie das Erzgebirge stehen auf dem Programm. Eine entspannte Rennatmosphäre sind Teil der Philosphie der Rennen, jedes Event endet mit einem großen Lagerfeuer. Die Bluegrass Enduro Tour ist ebenso gesellig: zwar finden sich hier immer wieder echte Pros unter den Startern, genauso aber auch die gesamte Bandbreite der Könnensstufe von Locals. Pyrenäen, Sizilien, Frankreich, Schottland – die Bluegrass Serie vereint stets lokale Veranstalter und ist perfekt um Europa zu erkunden. In Schottland wird vom Veranstalter Muckmedden gleich ein neues Format erfunden – “Funduro”, die Beschreibung erübrigt sich. In South-Wales und England sind die Mini Enduro Rennen für ihre “laid-back” Atmosphäre bekannt.
Abenteuerreise: mit dem Bike ins Unbekannte
Freiheit. Abenteuer. Unbekannte Welten entdecken. Einsamkeit. Wildnis. Fremde Kulturen. Bei diesen Worten bekommt ihr Gänsehaut? Dann ist es Zeit für eine echte Reise. Wer sagt, fremde Kulturen ließen sich nur zu Fuß entdecken? Wo es Zivilisation gibt, gibt es Wege, und Wege können mit zwei Rädern befahren werden. Wie lassen sich wohl alte Hirtenwegen im Atlasgebirge fahren? Wie fühlt sich die chinesische Mauer unter den Stollen an? Wie lange lässt sich eine Tour unter tropischen Monsunregen durchhalten? Abenteuerreisen sind oft beschwerlich und brauchen eine gewisse Vorplanung, dafür wird man mit unvergesslichen Momenten belohnt.
Immer wieder bekommen wir Reiseberichte und Fotos von Trips zu den entlegendsten Orten der Welt. Die besten Stories des letzten Jahres haben wir hier zusammengetragen. Nicht neidisch werden, sondern einfach selbst lossziehen! Jede Reise beginnt mit einem kleinen Schritt. Die Entscheidung, das Projekt Traumziel im Jahr 2015 endlich anzugehen, ist womöglich der erste auf dem Weg zu einem großen Abenteuer…
Sommer vorm Balkon: Hometrails shredden und buddeln
Das Budget ist klein, die Zeit knapp und das Auto mal wieder in der Werkstatt? Nichts spricht gegen spannende Urlaubstage auf den Hometrails. Statt im Alltagstrott die immer gleichen Touren zu fahren, ist endlich genug Zeit, neue Varianten kennzulernen und die eigene Heimat so mit neuen Augen zu betrachten. Für neue Eindrücke reicht es oft schon, einmal einen Blick auf die Karte zu werfen und Routen zu planen, die man vorher noch nie in Betracht gezogen hat. Tagesausflüge in Nachbarorte oder nahegelegene Bikeparks bieten sich ebenso an. Ganz nebenbei wird man so zum Experten für seine Umgebung – Ein kleines Fleckchen Erde dieser Welt zu kennen, wie seine Westentasche, kann geradezu beflügeln.
Mit unserer Serie Local Heroes – Local Trails Serie wollen wir deshalb speziell die Homespots dieser Welt würdigen und ihnen die Aufmerksamkeit widmen, die sie verdient haben. Macht mit und stellt uns eure Homespots vor – ein paar freie Tage zu Hause sind die perfekte Gelegenheit!
Und wenn ihr dann wirklich jeden Zentimeter Trail in der Umgebung kennt, könnt ihr immer noch Spitzhacke und Spaten in die Hand nehmen und selbst Hand anlegen. Selbst in Wäldern, in denen das Bauen von Trails streng verboten ist, können vorhandene Wege durch kleine Veränderungen wie einzelne Anlieger oder Stufen aufgepeppt werden oder stark frequentierte Trails durch etwas Pflege wieder in Schuss gebracht werden. In unseren Breitengraden wird meistens nur auf vorhandenen Wegen gefahren, für die Pflege oder das neu Anlegen bringt der Durchschnitts-Mountainbiker keine Zeit auf. Dabei gibt es nichts Erfüllenderes, als einen Tag lang im Wald zusammen mit guten Freunden und viel Bier die Erde umzugraben und ein Projekt wachsen zu sehen – selbst, wenn dabei nur die wegbrechenden Kurven eines Wanderweges repariert werden. Inspirationen und Tips gibt es auf der Seite der International Mountainbike Assoziation (IMBA), die sich auf das Designen und Shapen professioneller Trails spezialisiert hat.
Text: Hannah Röther Fotos: Nathan Hughes, Frank Wipperfürth, Diego Del Rio, Trevor Worsey, Robin Schmitt
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