Das neue COMMENCAL META V5 2023 soll die ultimative Version eines Mountainbikes sein, das voll und ganz auf Racing getrimmt ist. Wie man es von den Bikes der Schmiede aus Andorra kennt, ist es selbstverständlich mit einem schicken Alu-Rahmen ausgestattet. Wir hatten die exklusive Chance, das Enduro-Bike für euch zu testen.

COMMENCAL META V5 Signature | 160/150 mm (v/h) | 15,8 kg in Größe L | 6.000 € | Hersteller-Website

Der Direktversender COMMENCAL aus dem kleinen Bergland Andorra ist vor allem für drei Dinge bekannt: superstarke Videos, unendlich viele DH-Worldcup-Teams und Alu-Bikes, wohin das Auge reicht. Auch wenn es das META schon lange als Enduro-Bike im Line-up gibt, wurde kürzlich das COMMENCAL Enduro Project ins Leben gerufen: ein Enduro Race-Team das, schon seit einiger Zeit auf Prototypen des aktuellen V5-Rahmens unterwegs ist. Mit der neuesten Generation des META geht COMMENCAL jetzt weg vom Single-Pivot-Hinterbau und setzt stattdessen auf einen Twin-Link-Konzept, das erstmals am Trail-Bike T.E.M.P.O zu sehen war. Dabei ist das hintere Rahmendreieck solide und mit zwei kurzen Links mit dem Hauptrahmen verbunden, der Hersteller nennt das Virtual Contact System (VCS).
Das neue V5 gibt es in zwei Ausführungen. Das META, das wir im Test hatten, wird als Enduro-Race-Bike vermarktet, rollt exklusiv auf 29”-Laufrädern und bringt 160 mm Federweg an der Front und 150 mm am Heck mit. Die SX-Version rockt ein Mullet-Setup mit gemischter Laufradgröße und wird mit 170 mm vorne und hinten als Freeride-Bike angepriesen. Unser META V5 Signature bringt in Größe L 15,8 kg auf die Waage und kostet 6.000 €. Das Bike soll in den meisten Ausstattungen ab Oktober verfügbar sein, unsere Signature-Variante soll es ab Januar 2024 geben.

Das neue COMMENCAL META V5 2023 im Detail

Das neue COMMENCAL META V5 sticht ins Auge. Aber nicht durch wilde Hinterbau-Layouts mit hundert Umlenkungen oder grellen Farben, sondern einfach durch seinen cleanen, eleganten Look. Obwohl der Rahmen komplett aus Alu besteht, hat das META V5 eine schlanke Silhouette mit stimmigen Proportionen. Dadurch, dass die Lager der Hinterbau-Links teilweise vom Hinterbau verdeckt werden, ist es allerdings etwas umständlich, die Schrauben nachzuziehen. Am Unterrohr ist im Bereich des Tretlagers ein Schutz angeschraubt, zusätzlich wird ein Shuttleguard mitgeschickt, der am Unterrohr fixiert werden kann. Der Kettenstrebenschutz ist großzügig an Sitz- und Kettenstrebe angebracht und hat das Bike auf dem Trail während unserer Testfahrten absolut leise gehalten.

Der großzügige Schutz an Sitz- und Kettenstreben hat das META auf dem Trail während unserer Testfahrten schon leise gehalten.
Der VCS-Hinterbau hat cleane Linien, die Schrauben der Hinterbau-Lager nachzuziehen, ist allerdings etwas umständlich.

Unterhalb des Oberrohrs ist ein Toolmount angebracht, an dem ihr einen Ersatzschlauch oder Werkzeug anbringen könnt. Natürlich hat das Bike auch eine Halterung für Flaschenhalter auf dem Unterrohr, hier gibt es allerdings ein paar Problemchen: Dadurch, dass die Halter in einer kleinen Vertiefung im Rahmen sitzen, passen nicht alle Flaschenhalter. Und selbst wenn ein Halter passt, ist es schwierig, die Flasche darin unterzubringen, da nur wenig Platz zum Dämpfer ist. Am besten funktioniert es mit FIDLOCK-Flaschen, allerdings müsst ihr bei diesem System die magnetische Platte verkehrt herum anbringen, damit sie nicht an die Vertiefung stößt. Wenn dann noch die Halterung an der Flasche umgedreht wird, passt dafür ohne Probleme eine 600-ml-Flasche in den L-Rahmen.

Der Platz für eine Flasche im Rahmendreieck ist knapp bemessen. Selbst im Größe L hat eine FIDLOCK-Flasche gerade so Platz.
An einem Toolmount am Oberrohr könnt ihr einen Ersatzschlauch oder Werkzeug anbringen.

Die Ausstattungen des COMMENCAL META V5 2023

Insgesamt gibt es sieben Ausstattungsvarianten, die preislich zwischen 3.700 € und 6.400 € liegen. Dabei hat man die Auswahl zwischen Fahrwerken von FOX, RockShox und Öhlins, mit der Wahl zwischen Stahlfeder- oder Luftdämpfer bei RockShox und Öhlins – hier ist für jeden etwas dabei. Alle Specs setzen dabei nicht nur am Rahmen auf Alu: Auch Lenker und Laufräder sind durch die Bank aus dem Metall gefertigt – gefällt uns.

Die von uns getestete Signature-Ausführung des Bikes ist normalerweise in Clear Silver erhältlich, unser Test-Bike kommt allerdings im klassischen Weiß. Die Ausstattung ist dabei auf Trail-Performance ausgerichtet, COMMENCAL setzt hier klar auf hohe Funktionalität und verzichtet dabei bewusst auf Gramm-Zählerei. Das FOX Factory-Fahrwerk besteht aus der 36er-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche und dem FLOAT X-Luftfederdämpfer. Die Gabel wird standardmäßig mit installiertem Mudguard von FOX ausgeliefert – euer Gesicht wird es euch nach der ersten matschigen Ausfahrt danken. Sowohl Gabel als auch Dämpfer liefern eine top Trail-Performance und lassen sich gut auf eure Vorlieben anpassen. Auch die Transfer Dropperpost stammt aus der Factory-Serie von FOX und bietet 175 mm Hub. Für ein Enduro-Bike in Größe L ist das allerdings eher auf der kurzen Seite. Dafür lässt sie sich aber vollständig im Rahmen versenken.

Der FOX FLOAT X-Luftdämpfer bietet Einstellbarkeit von Compression und Rebound.
Die verbaute FOX 36 Factory-Gabel bietet nicht nur top Trail-Performance. Ein standardmäßig verbauter Fender schützt euch zusätzlich vor dem gröbsten Dreck.

Als Schaltung ist eine lupenreine Shimano XT verbaut, die gewohnt gut und zuverlässig funktioniert. Da COMMENCAL auf ein UDH-Interface setzt, lassen sich auch SRAM Transmission-Schaltgruppen direkt am Rahmen anbringen. Das Cockpit kommt von Renthal mit einem 40-mm-Vorbau und einem Alu-Lenker. Letzterer ist dabei größenabhängig und kommt in Größe S in 760 mm mit 20 mm Rise, in Größen M und L in 780 mm mit 30 mm Rise und in Größe XL in 800 mm mit 30 mm Rise. Ein sehr sinnvolles Detail, auf das leider sonst nicht viele Hersteller achten. Auch die Laufräder am META V5 sind aus Alu: Hier setzt COMMENCAL auf die DT Swiss EX1700. Mit diesem robusten Laufradsatz haben wir in der Vergangenhiet viele gute Erfahrungen gesammelt. Darauf aufgezogen sind die neuen Schwalbe Tacky Chan-Reifen. Vorne ermöglicht die weiche Ultra Soft-Gummimischung extra Grip, während hinten die etwas härtere Soft-Mischung für einen geringeren Rollwiderstand und weniger Abnutzung sorgt – mega gut! Allerdings haben beide Reife die pannenanfällige Super Trail-Karkasse. Für den Enduro-Race-Einsatz wäre auf jeden Fall die robustere Super Gravity-Karkasse angebracht – diese gibt es allerdings nicht in der Soft-Gummimischung beim Tacky Chan.

An einem Enduro-Bike gehören Reifen mit robuster Karkasse wie Schwalbe Super Gravity – beim Tacky Chan gibt es das leider nur in der weichen Ultra Soft-Gummimischung.
Der Lenker ist je nach Rahmengröße zwischen 760 mm und 800 mm breit und auch der Rise wird angepasst. Mega!

Commencal Meta V5 Signature

6.000 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Factory 150 mm
Seatpost FOX Transfer Factory 175 mm
Brakes Shimano XT 200/200 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Renthal 40 mm
Handlebar Renthal Alu 780 mm
Wheelset DT Swiss EX1700 29"
Tires Schwalbe Tacky Chan, ADDIX Ultra Soft, Super Trail/Schwalbe Tacky Chan, ADDIX Soft, Super Trail 2,4"/2,4"

Technical Data

Size S M L XL

Specific Features

Toolmount
Flip Chip

Tuning-Tipp: Reifen mit robusterer Karkasse wie z. B. Schwalbe Super Gravity

Die Geometrie des neuen COMMENCAL META V5 2023

Das COMMENCAL META V5 wird in vier Größen von S bis XL angeboten und soll somit für Fahrer und Fahrerinnen zwischen 158 cm und 210 cm geeignet sein. Mit einem Flip-Chip in der hinteren Dämpferaufnahme lässt sich die Geometrie etwas verändern: Sitz und Lenkwinkel werden etwa um 0,5° steiler und der Reach sinkt um 5 mm. Wir sind das Bike primär im Low-Setting gefahren. Das Sitzrohr ist mit 440 mm bei einem Reach von 475 mm in Größe L akzeptabel und schränkt eure Bewegungsfreiheit nicht zu sehr ein. Die Kettenstreben sind in Größen S und M 435 mm lang, in Größen L und XL 440 mm. Das soll eine möglichst gleichbleibende Balance auf dem Bike bringen, egal wie groß ihr seid.

Die Geometrie des neuen COMMENCAL META V5 2023 im Low-Setting

Größe S M L XL
Sitzrohr 380 mm 420 mm 440 mm 460 mm
Oberrohr 573 mm 594 mm 615 mm 636 mm
Steuerrohr 120 mm 125 mm 130 mm 135 mm
Lenkwinkel 64,1° 64,1° 64,1° 64,1°
Sitzwinkel 77,7° 77,8° 77,8° 77,7°
Kettenstreben 437 mm 437 mm 442 mm 442 mm
BB Drop 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Radstand 1.215 mm 1.237 mm 1.271 mm 1.293 mm
Reach 435 mm 455 mm 475 mm 500 mm
Stack 626 mm 631 mm 635 mm 640 mm
Helm Troy Lee Designs Flowline SE | Brille DELAYON Line Tracer | Jersey Velocio Delta Trail Longsleeve | Hose Velocio Trail Access Pant | Schuhe Fizik Gravita Tensor | Socken Stance

Das neue COMMENCAL META V5 2023 auf dem Trail

Setzt man sich auf das COMMENCAL META V5, fühlt sich das Bike bereits beim klassischen Parkplatz-Bounce-Test ziemlich soft an. Der Rebound ist dabei auffällig schnell und wir mussten bereits bei einem Testergewicht zwischen 75 und 78 kg den Rebound bis auf zwei Klicks schließen, um es in einen Bereich zu bringen, in dem wir normalerweise fahren. Schwerere Fahrer, die einen höheren Luftdruck im Dämpfer benötigen und dadurch die erhöhte Rückstellkraft mit noch mehr Rebound-Dämpfung in Schach halten müssen, damit es nicht zu schnell wird, könnten hier an die Grenzen des Möglichen kommen.

Startet man den Uphill, sitzt man komfortabel und zentral im Bike. Egal ob es flach, steil oder sehr steil ist, man hat nie zu viel Druck auf den Händen. Dennoch bleibt die Front auch bei sehr steilen Rampen am Boden und erlaubt euch so weiterhin kontrolliert zu lenken. Das softe Feeling vom Parkplatz verschwindet und unter Kettenzug ist der Hinterbau des META schön straff, den Climb Switch kann man also getrost vergessen. Trotzdem bleibt das Heck des Bikes aktiv, schluckt Unebenheiten zuverlässig weg und bietet gute Traktion auch bei technischen Climbs.

Bergab fühlt man sich auf dem COMMENCAL schnell wohl. Das Bike bietet ein intuitives Handling und lässt sich einfach steuern, ohne dass man viel darüber nachdenken muss. Schon nach kürzester Zeit hat man vergessen, dass sich das Bike auf dem Parkplatz noch weich angefühlt hat, denn auf dem Trail ist es alles andere als träge: Das META lässt sich agil von einer Kurve in die nächste werfen und zaubert einem schnell ein dickes Grinsen ins Gesicht.
Mit einem anfängliche SAG von 30 % hatten wir einige harsche Durchschläge, weshalb wir dann den SAG verringert haben, indem wir etwas mehr Druck in den Dämpfer gepumpt und mit 27 % dann den Sweet-Spot getroffen haben. Doch selbst mit etwas weniger SAG ist das Heck nicht übermäßig straff. Kleine Schläge werden sensibel herausgefiltert, man bekommt aber dennoch gutes Feedback vom Untergrund. Dadurch spürt man jederzeit, wie tief man gerade im Federweg steht, hat eine gute Kontrolle darüber und rauscht nicht unvermittelt durch. Beim Pushen in den Dämpfer gibt das Heck Federweg großzügig frei. Allerdings verpufft die Energie dabei nicht im Fahrwerk, stattdessen lädt sich das Fahrwerk auf und poppt euch ordentlich wieder heraus. Aktive Fahrer werden hier klar belohnt, und das META macht bereits auf flowigen Trails richtig Laune!

Aber wie steht es um roughe, natürliche Trails, die ja die Spezialität eines Enduro-Race-Bikes sein sollten? Auch hier macht das Fahrwerk alles mit und liefert gut Grip und ausreichend Reserven. Durch das flinke Handling lassen sich zudem enge und technische Trails gut bezwingen. Schnell auf die Highline springen oder mitten im Steinfeld auf die bessere Linie gappen, macht das META ohne Zögern mit. In schnellen Schepper-Sektionen schlägt die Agilität des Bikes allerdings in ein etwas giftiges Handling um. Seitliche Schläge werden stark an den Fahrer weitergegeben und das META verzeiht hier nur wenige Fahrfehler. So können kleine Unaufmerksamkeiten schnell zu einem driftenden Hinterrad oder einem Hobby-Fuß führen, den ihr auf den Boden setzen müsst, um euch zu fangen. Und vor allem nach einem langen Tag auf dem Bike, wenn die Aufmerksamkeit bereits im Keller ist, ist das COMMENCAL anspruchsvoll zu fahren. So ist das META V5 eher ein potentes Trail-Bike als ein Vollblut-Race-Enduro. Solange man die Linien trifft und in Kontrolle bleibt, ist das META ein verdammt schnelles Rad, es braucht allerdings auch einen erfahrenen Piloten, der die Race-Line präzise halten kann.

Für wen ist das COMMENCAL META V5 2023 das richtige Bike?

Das COMMENCAL META V5 spricht Alu-Lover an, die dennoch ein elegantes Bike mit einer Top-Ausstattung wollen – denn das ist inzwischen immer schwieriger zu finden. Für diese Fahrer ist das META V5 ein gutes Allround-Bike, das ein spaßiges Handling bietet und mit seinem poppigen Fahrwerk aktive Fahrer belohnt, die gerne mit dem Trail spielen. Das META V5 ist aber nicht nur eine Flowtrail-Rakete, auch auf anspruchsvollen Trails kann es sich behaupten. Wenn es sehr wild wird, muss man allerdings gekonnt mit dem direkten Feedback des Bikes umgehen.

Unser Fazit zum COMMENCAL META V5 2023

Das COMMENCAL META V5 bietet eine top Ausstattung ohne Schnickschnack. Wie man es von dem Direktversender kennt, sind die Rahmen komplett aus Alu, aber auch bei den Anbauteilen setzt COMMENCAL auf das Metall. Das poppige Fahrwerk belohnt aktive Fahrer, auf harten Enduro-Trails wird jedoch eine geübte Hand benötigt, um das META zu bändigen. Es ist also ein Enduro-Race-Bike, das verdammt schnell sein kann, wenn es von einem erfahrenen Rider gesteuert wird, benötigt aber auch ein hohes Maß an Konzentration.

Tops

  • schickes Alu-Bike mit top Ausstattung
  • agiles Handling
  • hohes Allround-Potenzial

Flops

  • begrenzter Platz für Wasserflasche
  • Reifen werden Einsatzgebiet nicht gerecht
  • Handling nicht besonders fehlerverzeihend

Mehr Infos findet ihr auf der commencal-store.com


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Text: Simon Kohler Fotos: Simon Kohler, Jan Richter, Antonia Feder, Julian Schwede

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“