ENDURO Dauertest | First Ride: NICOLAI ION-16 Techline

NICOLAI produziert jetzt zwar schon eine ganze Weile hochwertige Bikerahmen in Handdarbeit und verkauft sie auch in den USA. Trotzdem hatte unser Tester Evan vor seinem Umzug nach Deutschland noch nie von ihnen gehört. Ob er bisher etwas verpasst hat und was nach vier Wochen sein erster Eindruck vom ION-16 ist, das lest ihr hier.
Im Oktober war ich auf einem Hausbesuch bei NICOLAI und war überrascht von der lässigen Atmosphäre und der ganzen Hightech-Ausrüstung in den historisch anmutenden Scheunen der Firma. Die ganzen edlen Frästeile, die eleganten Linien und massiven Schweißnähte der Rahmen haben mich schon da ziemlich beeindruckt. Und ein Blick auf das ION-16 genügt, um genau diese Begeisterung jederzeit wieder aufleben zu lassen. In der Ausstattungsvariante Techline, bestückt mit den besten Parts, die SRAM und Hope zu bieten haben, hat dieses Bike nichts von seiner Faszination eingebüßt.


Die Basics
Das ION-16 steht auf 27,5″-Rädern, hat 160 mm Federweg und ist als Rahmenset oder als Komplettbike erhältlich. Der Rahmen ohne Dämpfer wiegt 3,35 kg und kostet 2.399 €. In der Techline-Ausstattung kostet das Komplettbike 5.499 € und bringt mit einer PIKE RCT3 Solo Air und einem Monarch Plus RC3 14,1 kg (ohne Pedale) auf die Waage. Auch wenn das ION-16 schwerer ist als beispielsweise ein Specialized Enduro Comp oder ein Giant Reign, macht sich dieses Mehrgewicht beim Fahren kaum bemerkbar.


Kleine Details
Wohin man auch schaut, der Rahmen ist geradezu übersät mit kleinen, aber funktionellen Detaillösungen. So sind beispielsweise zwei der drei Bohrungen an der ISCG-Aufnahme mit Gewindeeinsätzen versehen, die im Falle eines Defekts leicht ausgepresst und erneuert werden können. Wer sich jemals mit einem kaputten Gewinde abgemüht hat, wird dieses Feature sehr zu schätzen wissen. Die eigens angebrachten Kabelführungen sind nicht nur funktionell, sondern ebenfalls sehr schön anzusehen. Dass man auf einen Flaschenhalter verzichten muss, ist dabei leicht zu verschmerzen, sofern man ausreichend Getränke im Rucksack dabei hat.

Die Ausstattung des Cockpits ist nicht nur sinnvoll gewählt, sondern auch sehr komfortabel. Bei grundlegenden Komponenten ist das Bike zwar eher konservativ veranlagt, aber ich muss zugeben, dass ich mich sehr schnell an die bequemen Ergon-Griffe gewöhnt habe. Die Hope Race Evo E4 brauchten genau eine Tour zum Einbremsen, seither funktionieren sie absolut tadellos. Der 11-fach X1-Antrieb von SRAM mit seinen ultraknackigen Schaltvorgängen ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Die Kettenstrebenlänge des ION 16 beträgt 432 mm und ergibt bei einem Rahmen in Größe L einen Radstand von 1.199 mm. Der Lenkwinkel misst dabei 66,5°, der Sitzwinkel 75°. Über den sogenannten ET-Key ließen sich diese Winkel noch um ein Grad steiler stellen, aber das Feature habe ich bisher noch nicht genutzt. Sobald ich es ausprobiert habe, erfahrt ihr alles darüber hier auf ENDURO!

Fahrer und Fahrstil
Bei einer Größe von 1,88 m und einem Gewicht von 80 kg passt mir der Rahmen des ION 16 in Größe L perfekt. Mein Fahrstil ist ziemlich aggressiv und ich nehm gerne Sprünge und Drops mit, mein Bike muss also auch tiefe Bremswellen und flache Landungen aushalten können. Deshalb war mir echt wichtig, dass ich das ION 16 mit in den Bikepark nehmen kann – und dort werde seine Fähigkeiten auch auf jeden Fall ausgiebigst testen.


Fahrwerkstuning
Mein anfängliches Setup stellte sich auf den ersten Testfahrten als sehr straff heraus, gerade was die Lowspeed-Druckstufe betrifft. Da ich mir in solchen Dingen gerne professionellen Rat hole, wandte ich mich an die Spezialisten des NICOLAI-Testcenters in der Nähe von Stuttgart, das Team von „Fahrrad Fahrwerk“. Dort kümmerte sich Fred um mein Anliegen, machte ein paar Messungen und nahm anschließend einige kleine Änderungen an Gabel und Dämpfer vor, wodurch sich das Fahrwerk im Bereich der Lowspeed-Druckstufe deutlich aktiver anfühlte. Nun bin ich gespannt, wie sich das in der Praxis bemerkbar machen wird.

Erster Eindruck
Obwohl ich jetzt schon einige Ausfahrten mit dem ION-16 hinter mir habe, will ich noch immer keine größeren Änderungen vornehmen. Anfangs wollte ich noch Griffe und Sattel austauschen, aber in der Zwischenzeit hab ich mich ziemlich gut daran gewöhnt. Auch mit den Reifen bin ich ganz zufrieden, aber sie werden wohl einer etwas grobstolligeren Ausführung weichen müssen, wenn das Winterwetter zuschlägt. Das ION hat mir bisher noch in keiner einzigen Fahrsituation irgendeinen Grund zur Kritik geliefert. Auf dieser unkomplizierten Fahrmaschine muss man sich nicht auf irgendwelche Dinge konzentrieren, die einen vom Wesentlichen des Sports ablenken. Aufsteigen – Fahren – Spaß haben, SO muss es sein.



Über den Testfahrer:
Evan hat schon einige Beiträge für die „Hello America“-Kolummne geliefert und stammt ursprünglich aus den USA. Er arbeitet als Sicherheitsexperte in der IT-Branche und lebt momentan in Stuttgart, wo er jede freie Minute mit der Erkundung neuer Trailreviere und Bikeparks verbringt. Durch die zentrale Lage und die günstige Anbindung zum Schwarzwald und zu den Alpen kann er hier ganze Jahr seiner Leidenschaft nachgehen.
Mehr Infos zum Bike erhaltet ihr auf der NICOLAI Webseite
Probleme mit eurem Bike-Setup? Hier gehts zur Fahrrad Fahrwerk Webseite
Text: Evan Phillips Bilder: Ross Bell
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