Nach dem letzten Rennen der Enduro World Series machten sich einige der weltbesten Endurofahrer auf den Weg zum letzte Rennen der Megavalanche-Serie in Saint Paul auf La Réunion. Der Schweizer Gusti Wildhaber vom Cube Action Team über seine Erlebnisse auf der Insel im indischen Ozean:

Gusti Wildhaber auf seinem Cube Stereo 650B.
Gusti Wildhaber auf seinem Cube Stereo 650B.

Das Rennen auf La Réunion stand nach Finale Ligure als nächstes auf meinem Plan. Hört sich nach jeder Menge Spass an, jedoch bedeutet dieses Rennen alles andere als entspannte Ferien auf der Insel. Da ich bereits zweimal bei der Megavalanche auf La Réunion teilgenommen hatte, wusste ich, was auf mich zukommt. Ein knüppelhartes Race wartete auf mich. Darum fokussierte ich mich nochmals auf diesen Termin und trainierte zuhause in der Kälte.

Frühmorgens noch bei Temperaturen unter Null Grad Celsius in Paris(Frankreich) gestartet, zeigte das Thermometer bei unserer Landung auf der Insel fast 37 Grad Celsius an. Am Abend regnete es und kühlte ein wenig ab. Das Wetter war die ganze Woche über bis zum Race eigentlich sehr untypisch für La Réunion. Jeden Tag das gleich Szenario, morgens sonnenklar, mittags zogen schnell einige Wolken auf und gegen Abend gab es starken Regen.

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Die ersten zwei Tage fuhren wir keinen Meter, nach dem knapp 12-stündigen Flug von Paris nach La Réunion hatten wir noch dick geschwollene Elefantenbeine und die drei Stunden Zeitverschiebung steckten uns auch noch in den Knochen.

La Réunion selbst ist sehr sehenswert, es gibt unendlich viele Dinge zu erleben. Highlights dabei sind bestimmt Canyoning, Vulkantouren, Helikopterrundflüge, gutes Essen und der Strand. Es ist erstaunlich, was dieses Gebiet alles zu bieten hat. Was die Insel und den Tourismus in den letzten 5 Jahren jedoch sehr verändert hat, sind die schlimmen Haiattacken. Daher ist das Schwimmen nur noch an abgesperrten Badestränden erlaubt.

Das Rennen – Megavalanche La Réunion

Vor Antritt der Reise freute ich mich auf die staubtrockenen Trails von La Réunion. Doch die ansonsten meist staubigen Trails waren durch den starken Regen der letzten Tage extrem aufgeweicht. Wegen der heftigen Regenfälle musste die erste Qualifikations-Etappe am Samstag abgesagt werden. Es wäre schlicht zu gefährlich gewesen, alle Fahrer durch die glitschigen Steinpassagen fahren zu lassen. Somit waren es nur noch drei Qualifikations-Etappen.

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Gusti Wildhaber und sein Teamkollege Nicolas Lau auf einem trockeneren Abschnitt während der Qualifikationsläufe.
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Im Dschungel war der Boden mit Wurzelteppichen übersät.
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Das Cube Action Team auf der Suche nach der optimalen Linie.

Am Renntag machte sich vor dem Start dann doch langsam eine gewisse Anspannung breit. Pünktlich zum Start fing es auch wieder an zu regnen, was für einige fahrerische Herausforderungen sorgte. Wetter hin oder her, ich fühlte mich gut und war bereit für den Start.

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Das durchwachsene Wetter tauchte die Umgebung in eine mystische Kulisse.
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Dank unserer Qualifikationszeiten durften Nico Lau und ich das Rennen von der ersten Startreihe aus in Angriff nehmen. Jedoch ereilte uns beide das gleiche Schicksal: Nach nur gut zwei gefahrenen Kilometern hatten wir beide einen Plattfuß. Das tückische Vulkangestein hatte seinen Tribut gefordert! Entspannt flickte ich den kaputten Schlauch und machte mich wieder auf den Weg zum Ziel. Es war dann auf jeden Fall noch recht lustig mit den hinteren Fahrern die Trails zu rocken. Zudem ist es spannend zu sehen, was sich die hintersten Fahrer für harte Kämpfe liefern – der Biss um Rang und Zeit ist genau der Gleiche wie an der Spitze.

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Nach der tropischen Dschungelerfahrung ging es weiter auf einer Strasse, die sich Richtung Meer schlängelte. Rechts und links sah man nur meterhohe Zuckerrohrfelder. Es war schwierig, seinen Fahrstil auf die vielen verschiedenen Terrains schnell anzupassen. Jedoch war es sehr wichtig nach den kräfteraubenden Passagen ein paar Körner für den letzten Abschnitt gespart zu haben. Denn nach den Zuckerrohrfeldern ging es auf einen Trail mit diversen ruppigen Stellen und sandigen Passagen weiter, der einem viel Feingefühl abnötigte, auf der Spur zu bleiben.

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Rémi Thirion auf den vom Nebel umhüllten Trails – für ihn reicht es am Ende für Platz vier.
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Nico Lau mit Stil gegen die Zeit – im Ziel landete Nico auf einem kaum zufrieden stellenden Platz 22, nachdem er die Qualifikation gewonnen hatte.

Endlich im Ziel angekommen, war ich dann froh die Strapazen hinter mir zu haben. Aber trotz aller Anstrengungen mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Der größte Genuss nach dem Rennen ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten, eine Abkühlung im nahegelegenen Fluss.

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Eine willkommene Abkühlung für die erschöpften Enduristen

Am Ende kam der Franzose Francois Bailly-Maitre am besten mit dem rutschigen Terrain zurecht und holte sich nach knapp 45 Minuten Fahrzeit den Sieg des letzten Rennens der Megavalanche-Rennserie. Gerade mal elf Sekunden später kam der Sieger der Enduro World Series Jérôme Clementz ins Ziel. Remy Absalon komplettiert als Dritter das rein französische Podest.

Text: Gusti Wildhaber | Photos: Urban Engel (facebook Page)


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