7 Bikes, 6 Kumpels und eine Traumlocation. Whistler! Wir haben den Traum aller Biker gelebt und spannende Bikes getestet, von denen ihr eventuell noch nie gehört habt. Mit dabei: Rock Slabs, illegale Partys in endlosen Wäldern, Bären und kaltes Dosenbier von der Truckladefläche. Kommt mit an den ikonischsten Ort unserer Bike-Welt und wir verraten euch, welche Bikes ihr im Auge behalten solltet.

Kaum zu glauben, dass es gleich losgeht. Whistler, wir kommen … brauchen aber noch 11 Stunden und ’ne kleine Reise entlang des Sea-to-Sky-Highway. In Whistler warten dann nicht nur fette Rock Rolls, Jumps in allen erdenklichen Größen und verdammt steile Abfahrten, sondern auch 7 heiße Bikes, die allesamt aus Nordamerika stammen und nur darauf warten, von uns über die Trails gejagt zu werden. Doch in diesem Vergleichstest sind viele Dinge etwas anders, denn wir haben die Bikes in diesem Test nicht wie gewohnt auf einer definierten Teststrecke gegeneinander antreten lassen, um die feinsten Unterschiede zwischen ihnen zu erfahren und einen Gewinner zu küren. Stattdessen haben wir jedes Bike einzeln und passend zu seinem Einsatzgebiet und den Begebenheiten im „Heaven on Earth“ getestet. Shuttle-Laps mit dem Pick-up in Squamish, einen Camping-Trip mit langen Hike-a-bike-Sektionen und unendlich viele Laps auf Dirt Merchant, A-Line und Original Sin mussten die Bikes mitmachen. Natürlich haben wir auch gecheckt, wie sie sich auf dem Weg zum See schlagen, denn das After-Ride-Bier im frisch erworbenen Gummiboot haben wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen. Sonnenbrand all-inclusive.

Unser Testfeld: 7 Bikes, die nicht jeder auf dem Radar hat

7 Bikes haben auf uns gewartet, als wir in Kanada angekommen sind. Ihre Gemeinsamkeit? Alle Kandidaten stammen von Herstellern, die ihren Ursprung und Firmensitz in Kanada oder USA haben. Einige der Bikes sind absolute Exoten, besonders für Europäer, aber teilweise auch für den Rest des Planeten. Aber genau das macht es ja so interessant und mit diesem Test wollen wir den Bikes eine Bühne bieten. Denn nicht nur die Trails unterscheiden sich von denen in Europa, auch die Bike-Kultur wird hier anders gelebt. Und selbstverständlich passen sich die lokalen Bike-Brands daran an, denn die roughen Trails gehören hier zur Tagesordnung und das muss ein Bike erstmal abkönnen. Eventuell ist ja euer neues Traum-Bike ein Rad, von dem ihr bislang noch nie gehört habt oder eben nicht darüber nachgedacht habt, euch ein solches Gefährt zu kaufen. Deshalb erfahrt ihr in jedem dieser Tests auch gleich, wie ihr an ein solches Bike rankommt und bekommt zudem noch spannende Hintergrundinformationen zu den einzelnen Herstellern.

An dieser Stelle noch ein fettes Dankeschön an unseren alten Kumpel Tim und den gesamten evo Village Sports-Bikeshop. Ohne dieses Team wäre vieles nicht möglich gewesen, denn sie haben alle unsere Test-Bikes entgegengenommen, für uns vorbereitet und eingelagert und uns während unseres mehrwöchigen Aufenthalts unterstützt. Solltet ihr also mal Ersatzteile, ein Leih-Bike oder eine helfende Hand brauchen, seid ihr hier bestens aufgehoben. Die Jungs und Mädels dort sind durch ihre jahrelange Erfahrung begnadete Mechaniker und selbst der Downhill World Cup-Zirkus bedient sich hier regelmäßig, auf der Suche nach neuen Mechanikern.

7 Bikes haben wir über die roughen Trails am Sea to Sky gejagt. Den Anfang macht das Alchemy Arktos 150 von der noch recht unbekannten Marke aus Colorado. Seit ihrer Gründung 2008 verkaufen sie ihre Bikes im „direct-to-rider“-Konzept: Ihr bestellt euer Bike bequem online und bekommt es dann nach Hause geliefert, wie man es von Marken wie Canyon und YT kennt. Im Portfolio gibt es neben Road- und Gravel-Bikes auch einige Mountainbikes mit unterschiedlichem Federweg. Wir haben uns für das Enduro-Bike Arktos 150 entschieden, das 170 mm Federweg an der Front und eben 150 mm am Heck liefert und auf 29″-Laufrädern daherkommt.

Straight Outta Whistler kommt die kleine Kultmarke Chromag. Am bekanntesten sind sie für ihre edlen und meist gefrästen Komponenten wie Vorbauten, Pedale, Lenker, Laufräder und vieles mehr. Doch das bereits 20 Jahre alte Unternehmen baut auch schon lange MTB-Hardtails und seit Kurzem eben auch Fullsuspension-Bikes. Wir haben uns das neueste Projekt der Kanadier genauer angeschaut und das Chromag Lowdown 158 G2-Build auf die Trails entführt. Es kombiniert einen Stahl-Hauptrahmen mit einem Alu-Hinterbau und ist mit einer Menge hauseigener-Parts ausgestattet.

Ebenfalls aus Kanada, um genau zu sein, aus Quebec, stammt die 1987 gegründete Firma Devinci. Die Entwickler fertigen den Großteil ihrer Bikes – wie auch unser Test-Bike – direkt in Quebec. Für unseren Test haben wir das frisch vorgestellte Devinci Chainsaw GX Enduro ausgewählt, das als Budget-Freerider im Portfolio steht. Das High-Pivot-Bike geht nämlich für schlappe 5,499 CAD oder umgerechnet ca. 3.750 € über die Ladentheke und verspricht eine Menge Spaß im Bikepark.

Wer im nassen Vancouver seine Wurzeln hat, muss Bikes bauen, die einiges aushalten. Genau das hat sich die 1988 gegründete Bike-Marke Kona auf die To-do-Liste geschrieben. Inzwischen sind sie international bekannt und bauen von City-E- bis Downhill-Bikes so ziemlich alles. Wir haben uns das Kona Process X CR Enduro-Bike geschnappt und waren damit über mehrere Wochen auf den Trails unterwegs, um genau das herauszufinden.

Ebenfalls aus der Region Vancouver stammt Norco. Gestartet sind sie 1965 unter dem Namen Northern Cycle Industries, und zwar in einem umgebauten Hühnerstall. Ihren Firmensitz haben sie in einem Vorort von Vancouver, der auf den Namen Port Coquitlam hört. Durch ihr spezielles Ride Aligned-System bekommt ihr beim Einstellen von eurem Bike einiges an Hilfestellung, denn das System liefert euch super nützliche Informationen über Setup-Einstellungen, Reifendrücke und vieles mehr, nachdem ihr eure Körpermaße und Präferenzen eingetragen habt. So auch beim von uns getesteten Norco Sight C2.

Direkt auf der anderen Seite der Grenze, nämlich in Bellingham, sitzt die Bike-Firma Transition. Auch sie sind durchaus bekannt und nicht nur auf den europäischen Trails, sondern auch in unseren Vergleichstests vertreten. Mit ihrem neuen Office – direkt am Trail-Ende – leben sie ihr Firmenmotto „From Riders for Riders“. Für diesen Test haben wir das neue Transition Carbon Patrol X0 AXS ausgewählt.

Als letztes im Bunde und direkt aus dem Freeride-Mekka Kamloops ist We Are One in unserem Test dabei. Die edlen Bikes und Komponenten sind handmade in Kanada, und zwar vom Engineering bis zur Verpackung. Neben Komponenten wie Laufräder und Lenker produziert die kleine Carbon-Schmiede auch Bikes. Nicht verwunderlich, dass das We Are One Arrival 170 GX AXS mit vielen hauseigenen Teilen ausgestattet ist.

Team Kanada: Unser ENDURO Test-Team

Hier unsere glücklichen Gewinner, die die lange Reise nach Whistler antreten durften, um dort feinste Trails und frische Bikes zu fahren. Nebenbei verrät euch jeder noch seinen Lieblings-Trail im Bikepark ;).

Peter – Dirt Merchant Pro Line
Peter lebte mehrere Jahre in Whistler, bevor er dann zum ENDURO-Team gewechselt ist. Als „alter“ Local kennt er nicht nur die meisten Trails, sondern auch die gesamte Region, jegliche Liquor-Stores, Poutine-Läden und vor allem den Bikepark wie seine Westentasche. Home, away from home also.
Robin – In Deep
Als Gründer von ENDURO kommt man ganz schön herum und sieht Trails auf der ganzen Welt. Für eine Reise nach Whistler hat es aber irgendwie nie gereicht. Zeit für Robin, das zu ändern. Dann ist auch alles ganz schnell gegangen: Der Vibe ist direkt auf ihn übergeschwappt und die Trails haben sich bald gewohnt angefühlt.
Das Whistler-Virus wurde übertragen und es wird nicht das letzte Mal sein!
Julian – Odesa
Als Art-Director von ENDURO hat Julian das Privileg, in Lissabon und damit direkt im Trail-Paradies Sintra zu leben. Keine Frage, dass es schwer ist, ihn von dort wegzubekommen. Aber wer sagt schon nein, wenn es um einen Ausflug nach Whistler geht?
Nathan – Freight Train
Alle Jahre wieder ist keine schlechte Sache, wenn es um einen Trip nach Kanada geht. Als Maschinenbau-Ingenieur kennt sich Nathan praktischerweise auch noch mit der Technik aus und kann so den ganzen Bikes auf den Zahn fühlen.
Felix – Original Sin
Whistler ist nicht nur perfekt, um Bikes zu testen, sondern auch um seine Skills aufs nächste Level zu heben. Denn mehr Möglichkeiten als hier gibt es nirgendwo, und irgendwie sollte ja jeder fanatische Mountainbiker mal den Weg ins Mekka finden.
Sam – Grabapple Hits
Sam war kein Whistler Local, sondern ist es immer noch. Seit Jahren arbeitet er in einem Bike-Shop und kennt sich somit bestens aus. Ordentlich Style hat er übrigens auch und was gibt es Besseres als ein Bikes-Testing auf seinen Hometrails?

What happened in Whistler, stays in Whistler … hier dennoch ein paar Facts

Bei einer solchen Reise entstehen selbstverständlich eine Menge Facts, die wir aber euch lieber ersparen ;) Dennoch wollen wir euch gewisse Facts nicht vorenthalten, sonst wären die ganzen Kalorien ja ganz umsonst in unserem Körper gelandet.

  • Unser Team hat insgesamt 82 Tage im Bikepark Whistler verbracht
  • 8 Stürze haben wir auf den Strecken mitgenommen – aber nur eine gebrochene Hand ;)
  • 4 Platten sind wir gefahren
  • 65 Kaffee in 42 Tagen haben wir beim Lift-Coffee getrunken
  • 32 Slices Pizza als Lunch
  • 3-mal sind wir im Sushi-Village gewesen
  • 3 After-Ride-Bier haben wir im Schnitt pro Tag getrunken – oops …
  • 31° C hatte es im Schnitt
  • 5 Tage hat es geregnet, sprich: es gab 5 Tage mit Hero-Dirt im Bikepark
  • 7-mal haben wir Sonnenbrand gehabt, weil wir zu lange in der Liftschlange gestanden sind
  • 35 Schwarzbären haben wir gesehen
  • 0 Grizzlys haben wir gesehen – zum Glück!
  • 0 Cougars in der Wildnis, aber 5 an der Theke gesichtet

Im Folgenden findet ihr nun alle einzelnen Bike-Reviews von diesem Test, und es lohnt sich, aufmerksam zu bleiben, denn es wird noch mehr spannende Artikel aus dem Land der MTB-Träume geben.

Alchemy Arktos 150 (Zum Test)
170/150 mm (v/h) | 14,9 kg in Größe L
7.499 $
Chromag Lowdown 158 G2-Build (Zum Test)
170/158 mm (v/h) | 17,1 kg in Größe M/L
7.950 CA$
Devinci Chainsaw GX Enduro (Zum Test)
170/170 mm (v/h) | 16,3 kg in Größe M
4.799 $
Kona Process X CR (Zum Test)
170/162 mm (v/h) | 15,8 kg in Größe L
5.999 €
Norco Sight C2 (Zum Test)
160/150 mm (v/h) | 15,3 kg in Größe XL
7.699 CA$
Transition Carbon Patrol X0 AXS (Zum Test)
160/160 mm (v/h) | 14,9 kg in Größe L
9.899 €
We are One Arrival GX AXS (Zum Test)
170/170 mm (v/h) | 15,3 kg in Größe L
8299 $

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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!