Vergangenes Wochenende fand die vierte Runde der Enduro World Series am Fuße des Mont Blanc in Samoens statt. Die BMC Factory Trailcrew-Fahrerin Kerstin Kögler ging an den Start und beschreibt hier, wie es bei ihr so lief. Hier also ihr Rennbericht:
In unmittelbarer Nähe des weißen Gipfels des Mont Blanc fand am Wochenende die vierte Runde der Enduro World Series 2015 in Samoens/Haute-Savoie/Frankreich statt. Jedes Endurorennen hat seinen eigenen Charakter, so auch der EWS-Lauf in Samoens. Das französische Rennformat liegt nah am ursprünglichen Endurogedanken: Zwar werden die Stages nicht blind gefahren, aber ein einziger Praxis-Lauf direkt vor der Stage muss reichen! Genug Zeit, um sich an das Terrain zu gewöhnen oder sich die ein oder andere Passage zu merken. Trotzdem: Um die Fähigkeit, das Terrain zu lesen, dem eigenen Instinkt zu folgen und schnell zu reagieren kommt man nicht herum.
Einzig Stage 3 durfte am Freitag zu Fuß besichtigt werden. Das gefiel mir ganz gut, da ich sehr gerne auf halbwegs unbekannten Stages fahre. Ich folge viel lieber meinem Instinkt statt mir jede Kurve zu merken oder lange an der optimalen Linie zu tüfteln. Somit war das Rennwochenende auch kurz gehalten: Trackwalk auf Stage 3 am Freitag, drei Stages am Samstag und zwei am Sonntag.
Bevor es jedoch ins Renngeschehen ging, stand für uns ein Event der ganz anderen Art an. Wir bekamen neue Bikes und neue Farben. Wow ! Was war das für ein Tag und das Shooting und die ersten Fahrten zauberten uns allen ein breites Grinsen ins Gesicht. Mein Trailfox TF01 29 ist jetzt rot-blau mit knallgelbem BMC-Logo. Hinzu kommen Helm, Trikot und Brille, alles farblich abgestimmt. Saint-Bremsen, Shimano-Schaltung, Continental-Reifen und FOX Suspension machen meine neue Lady für ihren ersten Einsatz bereit. Ja, ich finde sie ist eine Lady! Und sie hat einen Namen verdient – den ich mir in den nächsten Tagen überlegen werde. Vorschläge nehme ich dankend entgegen!
Tag 1 – ALL INCLUSIVE:
Was im Praxisrun noch staubig und trocken war, verwandelte ein Gewittersturm am Morgen auf der ersten gezeiteten Stage in eine Schmierseifenpiste. Bereits nach der ersten Kurve war klar: „Samthandschuh Rock’n’Roll“. Mein X-King am Hinterrad schlitterte mutig, zum Glück kenne ich es ganz gut und weiß meist, in welche Richtung es will. Durch das heftige Gewitter kamen auch die Gondel und damit der Zeitplan ins Stocken. Wir mussten insgesamt ca. 50 min im Regen am Berg auf unseren Start warten. Zum Glück hatte ich noch meine Jacke eingepackt, denn es wurde Minute um Minute kälter. Einige Mädels kreierten zum Teil lustige Warm-up-Ideen. Die Stimmung bei den Mädels war an beiden Tagen super, es wurde zusammen gelacht, gekämpft und nach der Stage freute man sich miteinander. Nach der Schmierseife folgte wieder Sonnenschein und für die nächste Stage wurde es gewohnt warm und der Boden begann zu trocknen.
Während Stage 1 unseren Puls im Mittelteil durch einen langen Pedalierpart in Maximum brachte, forderte Stage 2 Körperspannung und Arme, da es unterhalb der Liftschneise steil bergab ging. Meine 29″-Reifen mit dem Baron 2,4″ am Vorderrad sorgten für viel Grip in den steilen und losen Passagen und meiner neuen Lady vertraute ich immer mehr.
Typisch französisch ging es zum Teil schiebend bergauf zur letzten Stage 3. Durch die Trans Provence war ich noch etwas im Spaziergehermodus – also alles kein Stress für mich. Die Stage war kurz, schnell mit ein paar engen Spitzkehren und endete direkt im Stadtzentrum von Samoens, wo sich viele Zuschauer eingefunden haben. Perfektes Ende für einen langen alpinen Renntag.
Tag 2 – Mont Blanc
Da war er! Strahlend weiß stand er vor uns, als wir mit dem Lift den Gipfel erreichten. Die Woche vor dem Rennen wurde hier ein komplett neuer Trail gebaut und quasi von uns „erstbefahren“. Vom Lift aus sah er butterweich und kurvig aus – doch aus optisch butterweich wurde ein „durchgeschüttelt“, lang und steil! Eigentlich mag ich lange Stages sehr, doch diese war ein ganz schönes Brett! Locker bleiben, locker bleiben und nicht an die brennenden Arme denken. Jeweils ein Praxislauf und zwei Stages – das hört sich nach wenig an, doch Arme, Beine, Füße … alles brannte hinterher.
DANKE an meine Lady, die mich mit ihren großen Reifen mit viel Grip versorgte, 160 und 150 mm Suspension ließen die ein oder andere ruppige Passage nur halb so schlimm wirken und durch die neuen Farben nahm ich viel gute Laune mit auf den Trail. Bunt geht es weiter! Mein Teamkollege François Bailly-Maitre finishte nach seiner Verletzung (dreifach gebrochenes Schulterblatt) auf Platz 9 und fuhr somit auf seinem neuen blauen Trailfox in die Top 10. Lorraine Truong, unterwegs auf dem Speedfox Trailcrew 650 B, kam auf Platz 8. Für mich reichte es auf Platz 16 und Florian Golay kam auf seinem neuen orangenen Trailfox auf Platz 41.
Words: Kerstin Kögler Pictures: Jérémie Reuiller
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