Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal eure Federgabel gewartet? Und das obwohl wir alle wissen, dass regelmäßiger Service die Lebensdauer verlängert und die Performance verbessert. Ein kleiner Service der Federgabel ist schneller und einfacher als viele denken. Wir zeigen euch, wie ihr ihn bei RockShox-Gabeln durchführt.

Die Federelemente eures Bikes haben einen riesigen Einfluss auf das Fahrgefühl. Wir haben 9 Federgabeln im Vergleich gegeneinander getestet und in diesem Zuge viele offene Fragen rund um Federgabeln beantwortet. Es wird niemanden wundern, dass sie am besten funktionieren, wenn sie gut gepflegt und geschmiert sind. Denn eine frisch gewartete Gabel zeigt durch die verringerte Reibung ein spürbar feineres Ansprechverhalten und schont so eure Hände und Arme. Dennoch wird ein regelmäßiger Service oft vernachlässigt und viele trauen sich nicht, die Gabel zu öffnen. Der kleine Gabelservice ist jedoch supereinfach, schnell und mit minimalem Werkzeug durchführbar. Bei diesem Lower-Leg-Service werden die Lower Legs (auch Tauchrohre oder Casting genannt) gewartet und gereinigt. Die Dichtungen werden dabei nicht kontrolliert, die Dämpfungskartusche und Luftkammer bleiben unangetastet und der Druck kann sogar in der Gabel verbleiben.

Utensilien für den Lower-Leg-Gabelservice

Die benötigten Utensilien für den Service sind dabei überschaubar:

  • 2,5er-Inbus
  • 5er-Inbus
  • Pick (oder kleiner Schraubenzieher)
  • (Gummi-)Hammer
  • Schmieröl
  • Suspension-Fett
  • Gabel-Reiniger (oder Isopropylalkohol)
  • Lappen
  • Spritze
Das ist fast alles, was ihr für den kleinen Gabelservice braucht.

Der Ablauf des Lower-Leg-Gabelservices

Das Schöne am Service der Tauchrohre ist, dass dafür nicht einmal die Luft aus der Gabel gelassen werden muss, da sich die Druckkammer im Standrohr befindet. Ihr könnt sie auch einfach im Bike drinlassen, wenn es mal ganz schnell gehen muss. Durch den Ausbau der Gabel und das Anbringen am Montageständer wird die Arbeit jedoch erleichtert – dann aber auf jeden Fall am Gabelschaft festklemmen, um Schäden zu vermeiden. In jedem Fall solltet ihr aber vor Beginn der Arbeit eine große Wanne unter die Gabel stellen, um heruntertropfendes Öl aufzufangen.

Ist alles vorbereitet, muss dann als Erstes der Rebound-Versteller entfernt werden. Dazu einfach die kleine Schraube an der Seite des Verstellers lösen und diesen nach unten abziehen. Als Nächstes die beiden nun sichtbaren Schrauben an den unteren Enden der Tauchrohre halb rausschrauben und mit dem Gummihammer leicht dagegenklopfen. Das löst die Führungsstangen von Airshaft und Dämpfungseinheit vom Casting. Da auf diesen beiden Teilen während der Fahrt das volle Gewicht des Fahrers lastet, können sie jedoch gut angepresst sein. Wenn ihr gerade keinen Gummihammer zur Hand habt, könnt ihr den Inbus aber auch einfach in der Schraube stecken lassen – um diese nicht zu beschädigen – und mit einem normalen Hammer dagegenklopfen. Oder wenn es sein muss auch mit der Rückseite eines Schraubendrehers oder einem Holzbrett. Lasst der Kreativität hier gern freien Lauf ;). Behaltet allerdings im Kopf, dass dabei schon die ersten Tropfen Öl herauslaufen können.

Als Erstes muss der Rebound-Versteller gelöst werden, darunter kommt die Schraube der Führungsstange zum Vorschein.
Mit einem Gummihammer die Führungsstangen vom Casting lösen.

Wenn die Führungsstangen vom Casting gelöst sind, könnt ihr die beiden Schrauben voll herausschrauben und dann die Tauchrohre mit etwas Schwung abziehen. Dabei ist oft ein leichtes Ploppen zu hören. Achtung, das ist auch der Moment, in dem das Öl unten aus den beiden offenen Schraubenlöchern des Castings herausläuft. Je dunkler das Öl dabei ist, bzw. je weniger rauskommt, desto nötiger hatte eure Gabel den Service.

Plop: Sind die Führungsstangen gelöst, kann das Casting einfach nach unten abgezogen werden.
Unsere Gabel wurde noch sehr wenig benutzt, weshalb das Öl schön klar ist.

Jetzt, da das Lower Leg der Gabel demontiert ist, lohnt sich ein kurzer Check, ob alle Verschleißteile noch gut in Schuss sind. Das sind beim Casting die Staubabstreifer – also die Gummidichtungen mit dem kleinen Metallring darum ganz oben – und die Schaumstoffringe darunter. Sind sie beschädigt, sollten sie gegen neue ausgetauscht werden. Ersatzteil-Sets für alle Gabelmodelle sind ganz leicht online erhältlich – dabei aber unbedingt darauf achten, dass das Set mit eurer Gabel kompatibel ist. Wenn keine Risse oder sonstige Beschädigungen zu sehen sind, ist es auch nicht nötig, die Abstreifer oder Schaumstoffringe auszutauschen. Fleiß lohnt sich, denn je öfter ihr diesen Service durchführt, desto länger halten die Teile auch. Um sie gründlich reinigen zu können, müssen die Schaumstoffringe entnommen werden. Das geht zwar am einfachsten mit einem kleinen Pick, ein kleiner Schraubendreher oder ein sonstiges dünnes langes Objekt funktioniert aber auch. Die Ringe werden dann mit Gabelreiniger gründlich ausgespült, ausgedrückt und dann in Schmieröl eingelegt, damit sie sich ordentlich vollsaugen können.

… so werden die Schaumstoffringe wieder frisch gemacht.
Entnehmen, reinigen, einlegen …

Die Staubabstreifer werden innen einfach mit einem Lappen und etwas Reiniger abgewischt. Achtet dabei immer darauf, dass ihr die Lower Legs kopfüber haltet, damit der gelöste Dreck nicht in das Casting fällt. Um die Tauchrohre von innen zu reinigen, einfach etwas Cleaner reinsprühen und unten herauslaufen lassen. Sind alle Teile gereinigt, geht es ans Schmieren. Dazu werden die vollgesaugten Schaumstoffringe wieder eingesetzt und dann die Staubabstreifer innen etwas gefettet.

Die Staubabstreifer werden innen gefettet.
Die eingelegten Schaumstoffringe werden in das gereinigte Casting eingesetzt.

Um die Gabel wieder zusammenzubauen, wird zuerst das Casting wieder über die Standrohre geschoben. Zunächst allerdings nicht komplett draufschieben, sodass man noch Öl durch die Öffnungen auf der Unterseite einfüllen kann. Am einfachsten geht das mit einer Spritze. Es ist zudem hilfreich, wenn die Gabel dabei quer liegt. Die jeweils benötigten Ölmengen findet ihr im Service-Bereich der RockShox-Website. Wenn das Öl eingefüllt ist, könnt ihr das Casting langsam und vorsichtig wieder komplett draufschieben. Das solltet ihr aber nicht zu schnell und ruckartig machen, da sonst das frische Öl leicht herausspritzen kann.

Das Casting langsam wieder aufschieben.
Die erforderlichen Ölmengen findet ihr auf der RockShox-Website.

Als Nächstes werden die beiden Schrauben wieder reingedreht. Achtet dabei darauf, dass die hohle Schraube auf der Dämpfungsseite angebracht wird, da hier danach der Rebound-Versteller eingesteckt wird. Sobald dieser wieder sicher sitzt und die kleine Schraube festgedreht ist, ist der Service fertig und eure Gabel wieder schön frisch. Zuletzt wird die Gabel noch von außen etwas geputzt, um sie vom Öl zu befreien. Und noch ein kleiner Hinweis: Dass nach der Wartung zunächst etwas Öl auf den Standrohren zu sehen ist, ist völlig normal und deutet nicht auf eine Undichtigkeit hin.

… und den Rebound-Versteller anbringen.
Zuletzt das Casting wieder festschrauben …

Wie ihr seht, ist der kleine Gabelservice kein Hexenwerk. Hier gilt die Devise: mäßig, aber regelmäßig. Denn wenn ihr eure Gabel öfter mal wartet, wird nicht nur die Performance verbessert, sondern auch ihre Lebenszeit erhöht. Und falls es euch trotz allem zu viel Arbeit ist, könnt ihr sie immer noch einschicken und die RockShox-Mitarbeiter den Job für euch machen lassen. Kümmert euch gut um euer Equipment und euer Equipment kümmert sich gut um euch ;)


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Text: Simon Kohler Fotos: Mike Hunger, Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“