Der Vivid ist wiederauferstanden! Fans haben lange darauf gewartet und jetzt ist der großvolumige Luftdämpfer von RockShox endlich da. Er soll Coil-ähnliche Performance bringen und ist für Gravity-orientierte Bikes entwickelt. Was ist neu am Vivid? Und wie performt er auf dem Trail?
Lange Zeit war der Vivid Air der performante, großvolumige Luftdämpfer von RockShox. In letzter Zeit wurde er jedoch durch den Super Deluxe oder Super Deluxe Coil an DH- oder Enduro-Bikes abgelöst. Jetzt feiert der Vivid sein Comeback! RockShox verspricht, Stahlfeder-ähnliche Geschmeidigkeit in einen Luftdämpfer gepackt zu haben, mit allen damit verbundenen Vorteilen: Mit einem Gewicht von 650 g ist er um die 250 g leichter als der vergleichbare Coil-Dämpfer und zudem lässt er sich über die Luftfeder einfacher und genauer einstellen als durch den Tausch der Stahlfedern. Bei einem Preis von 874 € müsst ihr allerdings auch rund 250 € mehr auf die Theke legen als beim Stahlfeder-Pendant. Lohnt sich dieser Mehrpreis?
Der neue RockShox Vivid Ultimate-Luftfederdämpfer im Detail
Hält man den RockShox Vivid in der Hand, wirkt er erstmal ziemlich bullig. Diese große Bauform ist allerdings nötig, um dem Dämpfer ein großes Luftvolumen zu geben, das wiederum ein lineareres, gleichmäßiges Federgefühl vermitteln soll. Zudem wird in dem großen Vivid auch eine große Menge Öl verwendet, was das Wärmemanagement im Dämpfer verbessern soll.
Wie man es von RockShox-Federelementen kennt, ist der Schaft des Vivid beschriftet, was es euch vereinfacht, den Dämpfer auf euer Gewicht und euer Bike einzustellen, da man den Sag easy ablesen kann. Man hat die Möglichkeit, die Compression im High- und Lowspeed-Bereich sowie den Rebound einzustellen. Beide Compression-Einstellungen sind in fünf Klicks aufgeteilt, supereasy erreichbar und gut beschriftet. LSC lässt sich per Hand anpassen, während ihr für den HSC einen 3er-Inbus braucht. Rebound lässt sich am unteren Teil des Dämpfers mit einem kleinen Rädchen in 20 Klicks variieren. Bei den meisten Rahmen ist diese Einstellung gut erreichbar. Das Einstellrad des Rebounds ist zwar etwas wackelig, kann dafür aber abgenommen werden und dient dann als 3er-Inbus, mit dem ihr ganz entspannt den HSC und den HBO (Hydraulic Bottom Out) einstellen könnt – sehr praktisch! Die Klicks aller Einstellungen fühlen sich knackig und definiert an und ihr wisst immer, ob ihr etwas verstellt habt. Zusätzlich dazu gibt es einen Hebel, mit dem ihr die Plattformdämpfung aktivieren könnt, um den Dämpfer zum Pedalieren zu verhärten – den sogenannten Threshold-Hebel. Wollt ihr die Progression der Luftkammer über Spacer ändern, könnt ihr die Bottomless Tokens im Vivid ein- und ausbauen, ohne dabei den ganzen Dämpfer zerlegen zu müssen. Stattdessen reicht es, die Air Can bei abgelassenem Druck abzuziehen – sie ist lediglich mit einem Sprengring gesichert. Mit diesen Einstellmöglichkeiten hat man also Rebound, Compression x 2 (High- und Lowspeed) und Threshold-Hebel, weshalb diese Dämpfungseinheit RC2T genannt wird.
Ein weiteres Feature, das man bereits von den Super Deluxe-Modellen kennt, ist der einstellbare hydraulische Bottom Out, kurz HBO. Mit diesem lässt sich die Dämpfung in den letzten 20 % des Federwegs nochmal zusätzlich mit fünf Klicks einstellen. Der Vivid setzt aber noch einen drauf: Denn das neue Touchdown-Dämpfungssystem soll zudem in den ersten 10 % des Federwegs die Druckstufendämpfung umgehen, um ein besonders feines Ansprechverhalten an den Tag zu legen. Wie stark das Einfedern abgedämpft wird, hängt also davon ab, in welchem Federwegbereich ihr euch befindet. Damit ihr mehr fahren könnt und weniger pflegen müsst, hat RockShox das Wartungsintervall von 50 h auf 100 h angehoben, wie man es sonst vom restlichen Lineup kennt. Solltet ihr euch dann nach der Saison für einen Service entscheiden, bekommt ihr den übrigens auch direkt bei RockShox und ganz bequem per Post.
Die Modelle des neuen RockShox Vivid-Luftfederdämpfers
Insgesamt gibt es fünf Modelle des neuen RockShox Vivid, die mit der inzwischen bekannten Namensgebung des Herstellers versehen sind. Alle Modelle teilen sich die gleiche DebonAir-Luftkammer und den einstellbaren hydraulischen Bottom Out. Der Unterschied liegt in der verbauten Dämpfungseinheit.
Wie es bereits bei der neuen BoXXer-Gabel der Fall ist, sind für Endkunden nur die Ultimate-Modelle erhältlich: Der Vivid Ultimate, den wir eben bereits mit allen Funktionen vorgestellt haben, und der Vivid Ultimate DH, der sich nur darin unterscheidet, dass er keinen Hebel zur Plattform-Dämpfung hat. Auch preislich gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden Topmodellen. Letzterer ersetzt im RockShox-Lineup den Super Deluxe Ultimate DH.
Die drei anderen Modelle sind nur für den OEM-Markt, also nicht für Endkunden verfügbar. Mit Vivid Select+ muss man auf die Einstellung Highspeed-Compression verzichten – hier lassen sich nur LSC und Rebound einstellen. Das nächste Modell darunter, der Select, besitzt dann nur noch die Rebound-Einstellung. Der Threshold-Hebel ist bei diesen beiden Modellen noch dabei, während der RockShox Vivid Base darauf verzichtet.
Der neue RockShox Vivid-Luftfederdämpfer auf dem Trail
Wir hatten die Chance, den RockShox Vivid bereits an fünf unterschiedlichen Bikes zu testen: An den beiden DH-Bikes RAAW Yalla! und Santa Cruz V10, genauso wie am Specialized Levo-E-Bike und zusätzlich noch an einem Enduro- und einem E-MTB, die zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht auf dem Markt sind ;). Dennoch basiert die Performance eines Dämpfers auch zum großen Teil auf dem Hinterbau und der Kinematik des Bikes und so lassen sich nicht alle Eindrücke 1:1 übertragen.
Das Setup des Dämpfers geht supereasy. Hier hilft die TrailHead-App von SRAM zwar leider nicht wirklich weiter, da die Einstellungen zu stark vom Hinterbau des jeweiligen Bikes abhängen, die aufgedruckten Markierungen machen es euch aber dennoch leicht. Allerdings reagiert der Vivid sehr fein auf Druckunterschiede und bereits ein paar PSI können einen riesigen Unterschied machen. So sind wir auf einigen Testbikes von den gewohnten 30 % Sag auf 28 % heruntergegangen, was das Fahrfeeling stark beeinflusst hat! Wir raten euch also, beim Setup eine digitale Dämpferpumpe zu verwenden und etwas herumzuspielen.
Auf dem Trail zeigt der RockShox Vivid was er verspricht und liefert ein feines Ansprechverhalten. Vor allem beim Anbremsen auf roughen oder ausgebombten Trails generiert er viel Traktion, ohne dass der Hinterbau verhärtet oder unerwünschte Vibrationen an den Fahrer weitergegeben werden. In der Mitte des Federwegs bekommt man viel Feedback vom Untergrund und weiß somit genau, wie viel Federweg noch zur Verfügung steht und was das Bike unter einem gerade anstellt. Zudem steht man konstant tief im Federweg, ohne plötzlich durchzurauschen und bekommt dennoch ordentlich Pop, um mit dem Trail zu spielen und an Kanten oder Rollern abzuziehen. Auch wenn wir den Federweg des Dämpfers einige Male deutlich erreicht haben, hat dieser die Kräfte definiert abgefangen und nicht einfach an den Körper weitergeleitet. Zudem konnten wir nach ca. 15 Tagen im durchaus trockenen Bikepark Whistler – auch wenn es ab und an geregnet hat – noch keine Performance-Einbußen spüren und alle Zeichen deuten darauf, dass es nun wieder einen bulligen Luftdämpfer mit starker Performance und hoher Haltbarkeit auf dem Markt gibt.
Fazit zum RockShox Vivid-Luftfederdämpfer
Der neue RockShox Vivid-Luftdämpfer ist auferstanden und gekommen, um zu bleiben! Er bietet einen bulligen Look mit viel Luftvolumen und zeigt eine starke Performance auf dem Trail. Die Touchdown-Dämpfung lässt sich vielseitig einstellen – je nach Bike und Vorlieben. Kleine Features, wie der integrierte Inbus und die aufgedruckten Informationen, machen einem das Leben einfacher und das versprochene Serviceintervall von 100 Stunden verspricht viel Zeit auf dem Trail und weniger in der Werkstatt.
Tops
- vielseitig einstellbare Dämpfung
- verlängertes 100-h-Serviceintervall
- starke Trail-Performance
Flops
- nur Ultimate-Modelle für Endkunden erhältlich
Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Website von SRAM.
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Text: Simon Kohler Fotos: Anthony Smith, Peter Walker, Julian Schwede, SRAM