Santa Cruz stellt die dritte Generation des Hightower vor. Der Look bleibt gleich, doch finden neue und praktische Features ihren Weg ans Bike. Das Mountainbike soll ein super Allrounder sein, nach dem Konzept „nicht zu viel und nicht zu wenig“. Wir haben im ersten Test rausgefunden, für wen und wo das neue Hightower am besten performt.
Kenner des Portfolios von Santa Cruz wissen, dass sich das Hightower zwischen dem großen Bruder Megatower mit 165 mm Federweg und dem kleineren Tallboy mit 120 mm einordnet. Dort soll es als „Alltags-Mountainbike“ vor dem materiellen Overkill auf den Hometrails bewahren. Die Geometrie wurde dafür in Nuancen angepasst und es sind einige sinnvolle Rahmendetails hinzugekommen, die wir teilweise schon vom neuen Megatower kennen. Wir sind das 14,5 kg schwere Carbon-Bike in der GX AXS RSV-Ausstattung für 9.199 € gefahren und haben einen ersten Test für euch.
Das Santa Cruz Hightower 3 C GX AXS 2023 – Der Teufel steckt im Detail
Auf den ersten Blick sind beim neuen Hightower keine großen Unterschiede zu erkennen und es setzt weiterhin auf den Santa Cruz -typischen VPP-Hinterbau. Erst auf den zweiten Blick fallen die durchaus sinnvollen Neuerungen auf.
Neu, im Vergleich zum Hightower-Vorgänger, ist das Staufach im Unterrohr, was wir bereits vom großen Bruder Megatower kennen. Die eigens entworfene Klappe aus Kunststoff, auf der auch ein Flaschenhalter befestigt wird, schließt mit einem hochwertigen Verschluss aus Metall stramm ab.
Das Unterrohr ist nach unten hin verschlossen, sodass nichts in den Untiefen Richtung Tretlager verschollen geht. Außerdem kann man das Staufach mit den zwei mitgelieferten Taschen gut organisieren. Eine Tasche nimmt einen Ersatzschlauch auf und die andere Tasche hat Fächer für Pumpe, Multitool und sogar ein wasserdichtes Fach für Geldscheine oder wichtige Dokumente. Außerdem sorgen interne Kabelkanäle und das geschraubte Tretlager für einfache Wartung oder Reparaturarbeiten. Geblieben sind bereits bekannte Detaillösungen vom Vorgänger wie der kleine Mudguard am Dämpfer und der hochwertige Sitz- und Kettenstrebenschutz.
So ist der Dämpfer vor Matsch geschützt und das Heck bleibt klapperfrei. Santa Cruz bietet auch das Hightower in zwei verschiedenen Carbon-Varianten an: C und CC. Letzteres hat nichts mit Cross-Country zu tun, sondern mit hochwertigeren Carbonfasern. Durch diese sollen mit weniger Carbonlagen die gleiche Steifigkeit und ein geringeres Gewicht erzielt werden.
Die Ausstattung unseres Santa Cruz Hightower 3 C GX AXS RSV 2023
Bei den Anbauteilen setzt Santa Cruz für die 9.199 € teure GX AXS RSV-Variante vorwiegend auf Parts von SRAM und FOX, gepaart mit Eigenentwicklungen. Der Herstellermix bei den Fahrwerkskomponenten hat bei Santa Cruz quasi schon Tradition und wird auch hier nicht gebrochen. So kommt die Front mit FOX 36 Performance Elite-Federgabel und 150 mm Federweg zwar ohne Goldüberzug aka Kashima-Beschichtung, dafür mit den gleichen umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten und derselben Trail-Performance wie die teureren Factory-Federelemente. Am Heck kommt der Super Deluxe Select + Dämpfer von RockShox zum Einsatz. Dieser hat eher begrenzte Möglichkeiten, was das Setup angeht: Luftdruck und Rebound – Punkt. Außerdem verfügt der Dämpfer noch über einen Lockout-Hebel, der für Hardtail-Feeling im Uphill sorgen soll. Als sinnvolles Gimmick bekommt der Rahmen hier ein kleines Sichtfenster, das exakt auf Höhe des SAG-Indikators am RockShox Dämpfer-liegt. So lässt sich easy das richtige Dämpfersetup finden – top!
Santa Cruz Hightower C GX AXS RSV
9.199 €
Specifications
Fork FOX 36 Performance Elite 150 mm
Rear Shock RockShox Deluxe Select+ 145 mm
Seatpost RockShox Reverb Stealth 175 mm
Brakes SRAM Code RS 180/180 mm
Drivetrain SRAM GX AXS 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 42 mm
Handlebar Santa Cruz 35 Carbon Bar 800 mm
Wheelset Reserve 30 HD 29"
Tires MAXXIS Minion DHR II MaxxGrip EXO/Minion DHR ll MaxxTerra EXO 2,4"/2,4"
Technical Data
Size S M L XL XXL
Specific Features
Staufach im Unterrohr
Flip-Chip
Hinter dem kryptischen Modellnamen GX AXS RSV verbergen sich die Ausstattungsdetails des Hightower. GX AXS steht für die verbaute Antriebsgruppe von SRAM mit der elektronischen GX AXS 12-fach-Schaltgruppe und den robusten Alu-Kurbeln. RSV beschreibt die hauseigenen Reserve Carbon-Laufräder mit erhöhten Flanken um die Speichennippel. Diese sind bei Santa Cruz standardmäßig mit Reserve Fillmore Ventilen ausgestattet, die sich bereits im Dauertest als sehr sinnvoll erwiesen haben. Auf den Laufrädern sind MAXXIS Minion DHR II in 2,4” Breite montiert und vorn kommt sinnvollerweise die weichste MaxxGrip-Gummimischung von MAXXIS zum Einsatz. Jedoch haben beide Reifen nur eine dünne EXO-Karkasse, die hohen Luftdruck erfordert, um die teuren Carbon-Felgen zu schützen. Das kostet Grip und Dämpfung. Hier solltet ihr unbedingt auf Reifen mit robusterer EXO+ oder Doubledown-Karkasse nachrüsten, um vom niedrigeren Luftdruck zu profitieren und teure Schäden zu vermeiden.
Was sich nicht hinter den Hieroglyphen im Namen verbirgt, sind die Dropperpost, Bremsen und das Cockpit. Zum Stillstand sorgen die SRAM CODE RS Bremsen mit werkzeugloser Hebelweitenverstellung und SwingLink-Umlenkung, was die Betätigungskraft und somit Armpump reduziert. Vorn wie hinten sind nur 180 mm große Bremsscheiben verbaut. Diese werden dem Potenzial des Bikes nicht gerecht und überhitzen auf steilen Abfahrten sehr schnell. Hier solltet ihr mindestens vorn, besser auch hinten auf eine 200-mm-Bremsscheibe aufrüsten.
Das geringe Mehrgewicht bringt einen großen Vorteil bei Dosierbarkeit und Standfestigkeit durch eine optimierte Wärmeableitung. Die RockShox Reverb Stealth-Dropperpost kommt in Rahmengröße L mit 175 mm Hub und lässt sich komplett im Rahmen versenken – das sorgt für ausreichend Bewegungsfreiheit. Durch die hydraulische Funktionsweise ist die Betätigungskraft sehr gering und der Druckpunkt definiert. Nachteile ergeben sich hierdurch nur bei Wartung oder Umbaumaßnahmen. Das Cockpit besteht aus einem 42 mm langen Burgtec-Vorbau mit 800 mm breitem Carbon-Lenker aus dem eigenen Haus.
Tuning-Tipps:
größere Bremsscheiben | Reifen mit robuster Karkasse, um die Carbon-Felgen zu schützen
Weitere Ausstattungsvarianten und Verfügbarkeit des Santa Cruz Hightower 3 2023
Die Produktpalette des neuen Hightower 3 umfasst vier C Modelle, 2 CC Modelle und ein Rahmenkit. Die C-Modelle mit dem einfacheren Carbon Lay-up sind in einer Preisspanne von 5.499 € bis 9.199 € erhältlich. Das günstigste Einstiegsmodell R dreht den Fahrwerksmix im Vergleich zu allen anderen Modellen und kommt mit RockShox Lyrik Base-Federgabel und FOX FLOAT Performance-Dämpfer. Das zweitteuerste GX AXS-Modell aus der C-Baureihe kommt für 7.999 € sehr sinnvoll ausgestattet mit den gleichen Komponenten wie unser um 1.200 € teureres Test-Bike und verzichtet nur auf die Reserve Carbon-Laufräder. Stattdessen kommen Race Face ARC-Alufelgen zum Einsatz, die nur unwesentlich schwerer sind. Die zwei Carbon-Modelle im hochwertigeren CC-Lay-up sind entweder mit mechanischer X01-Schaltgruppe und Alu-Laufradsatz für 8.999 € oder elektrischer X01 AXS-Schaltung für 10.999 € erhältlich. Das teurere CC X01 AXS RSV-Modell setzt wie unser Test-Bike auf die hauseigenen Carbon-Laufräder. Fahrwerksseitig kriegt ihr bei den beiden Topmodellen die FOX 36 Factory-Federgabel mit Kashima-Beschichtung und den RockShox Super Deluxe Ultimate-Dämpfer mit umfangreicher Einstellbarkeit am Heck. Die RockShox Reverb Stealth-Dropperpost kommt an allen Modellen zum Einsatz und verfügt je nach Rahmengröße über 125 bis 200 mm Hub. Die sechs Modelle sollen ab Anfang Juli erhältlich sein. Laut Hersteller kommen im Frühjahr 2023 außerdem noch zwei Alu-Varianten hinzu.
Die Geometrie des neuen Santa Cruz Hightower 3 2023
Die wichtigste Änderung in Sachen Geometrie sind die mitwachsenden Kettenstreben. So werden die Kettenstreben des neuen Hightower 2023 pro Rahmengröße 3 mm länger und sollen so für ein gut ausbalanciertes Bike in allen fünf Größen sorgen. Die Größen von S–XXL decken Fahrer*innen von 155 bis 200 cm Körpergröße ab. Außerdem wurde der Lenkwinkel 0,5° flacher und der Sitzwinkel minimal steiler. Durch den Flip-Chip können beide Werte in der High-Stellung wieder 0,3° steiler justiert werden. Der Reach mit 472 mm bei Rahmengröße L fällt hingegen eher kurz aus, sorgt aber unter anderem durch den großen Stack von 636 mm für ein hohes Sicherheitsgefühl auf dem Trail. Leider fällt das Sattelrohr bei den Größen XL und XXL sehr hoch aus und schränkt so die freie Größenwahl anhand der Länge des Bikes ein.
Size | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 380 mm | 405 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Oberrohr | 572 mm | 600 mm | 627 mm | 648 mm | 675 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 115 mm | 125 mm | 145 mm | 160 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 76,7° | 76,7° | 76,4° | 76,6° | 76,7° |
Kettenstreben | 432 mm | 435 mm | 438 mm | 441 mm | 444 mm |
BB Drop | 34 mm | 34 mm | 34 mm | 34 mm | 34 mm |
Radstand | 1183 mm | 1218 mm | 1245 mm | 1276 mm | 1311 mm |
Reach | 427 mm | 452 mm | 472 mm | 492 mm | 517 mm |
Stack | 613 mm | 627 mm | 636 mm | 654 mm | 668 mm |
Das Santa Cruz Hightower C GX AXS RSV 2023 im Test – Everytrail Mountainbike
Santa Cruz preist ihr neues Hightower als klassisches Mountainbike mit Allround-Fähigkeiten an. Wir sind es auf diversen Trails rund um Port du Soleil und unseren Hometrails in Stuttgart gefahren und haben die vielfältigen Nehmerqualitäten des Bikes getestet.
Im Uphill schlägt sich das Hightower C GX AXS RSV wacker. Hier sitzt ihr eher entspannt und nicht besonders handlastig auf dem Bike. Das Bike geht spritzig vorwärts und die Carbon-Laufräder lassen sich schnell in Bewegung versetzen. Allerdings wippt der VPP-Hinterbau etwas, was unnötig Kraft kostet. Hier könnt ihr auf (Forst-)Straßen-Uphills mit Griff zum Lockout-Hebel entgegenwirken, auf anspruchsvollen Trail-Uphills kostet das allerdings wichtige Traktion und ihr solltet den Hinterbau lieber frei arbeiten lassen.
Biegt man in die Abfahrt ein, positioniert euch das Santa Cruz zentral im Bike und liegt ausgewogen auf dem Trail. So bringt euch das Bike direkt in eine aktive Fahrposition und ihr müsst in offenen Kurven und Anliegern nicht nach vorn arbeiten. Auch der Vorderreifen mit weicher MaxxGrip-Gummimischung trägt hier seinen Teil dazu bei. Das vermittelt Selbstvertrauen und lässt euch das Bike fix von einer Kurve in die nächste werfen.
Bei zügiger Gangart überzeugt das Hightower mit ausreichend Laufruhe, wird aber von den kleinen Bremsscheiben, die schnell überhitzen, gezügelt. Wird es im Downhill gröber, animiert das Hightower mit seinem progressiven Fahrwerk dazu, den ganz großen Schlägen auszuweichen oder drüber zu segeln und nicht stumpf draufzuhalten. Schnelle Richtungswechsel beherrscht das Hightower nämlich zur Seite genauso gut wie nach oben ;). Hierbei liefert das Hightower fahrwerksseitig gutes Feedback vom Untergrund und ihr wisst genau, wo ihr gerade steht oder fliegt. Es belohnt ein aktives Fahrverhalten mit Spaß statt Bestzeiten und sorgt für ein fettes Grinsen am Trailausgang. Eine echte Allzweck-Waffe mit Spaßgarantie, egal ob auf den Hometrails oder im gröberen Gelände – Mission „Allround-Mountainbike“ erfüllt.
Unser Fazit zum Santa Cruz Hightower C GX AXS RSV 2023
Santa Cruz revolutioniert ihr Hightower in der dritten Generation nicht komplett, verpasst dem Trail-Bike aber sinnvolle Features und Updates, die es selbstbewusster auftreten lassen. Das wird von der Fahr-Performance und den ausgeklügelten Rahmendetails unterstrichen, die es sich vom großen Bruder abgeschaut hat. Die hohe Verarbeitungsqualität und die fast makellose Ausstattung lässt sich Santa Cruz auch gut bezahlen. Dafür bekommt ihr einen verspielten Alleskönner mit Staufach und durchdachten Detaillösungen.
Tops
- Staufach im Unterrohr mit passenden Taschen
- intuitives, verspieltes Fahrverhalten
Flops
- zu kleine Bremsscheiben
- pannenanfällige Reifen
Mehr Infos findet ihr unter santacruzbicycles.com
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Text: Julian Schwede Fotos: Mike Hunger