Den Anspruch, ein Bike für Alles zu bauen, versuchen viele Fahrradhersteller zu erfüllen. So auch der Weltgrößte: Giant. Ihr Trance-Trailbike soll dort überzeugen, wo es nicht um einseitige Qualitäten geht, sondern um ein allumfassendes, ausgeglichenes Gesamtpaket. Solche Räder sind immer ein rollender Kompromiss, denn die eine Qualität muss man sich durch Abstriche auf der anderen Seite erkaufen. Wir wollten erfahren, worauf der Branchenprimus seinen Fokus legt, und ob das Gesamtpaket dem Anspruch des einen Bikes für Alles entspricht. So schickten wir unseren Testfahrer über Hometrails, auf alpine Touren, in Bikeparks und auf Enduro-Rennen.

Update Mai 2016: Wir hatten zwei aktuellere Modell des Giant Trance im Test. Werf einen Blick in den Giant Trance 2 LTD Test und den Giant Trance Advanced 1 Test

Mit 140 mm Federweg soll das Giant Trance 1 das eine Bike für Alles sein. Ob es die nötigen Qualifikationen dafür mitbringt, haben wir ausgiebig getestet.
Mit 140 mm Federweg soll das Giant Trance 1 das eine Bike für Alles sein. Ob es die nötigen Qualifikationen dafür mitbringt, haben wir ausgiebig getestet.
Das 2599,90 EUR teure Giant Trance 1 kann sowohl bergauf als auch bergab ein Grinsen auslösen
Das 2599,90 EUR teure Giant Trance 1 kann sowohl bergauf als auch bergab ein Grinsen auslösen

Innerhalb der Trance-Familie wird neben dem hier getesteten Trance 1 mit dem Trance X 29 ein 29-Zoll-Trailbike sowie mit dem Trance SX ein über 160mm Federweg an der Front verfügendes, abfahrtsorientierteres Bike angeboten. Für ein Bike, das sich in der Grauzone zwischen Up- und Downhill bewegen soll, gibt es keine einseitigen Extreme. So predigt das Trance 1 eine unaufgeregte Durchschnittlichkeit: 27,5” große Räder, 140 mm Federweg, 2×10 Antrieb und ein Gewicht von 13,35 kg bei einem Preis von 2599,90 EUR sind die Hauptkennzahlen des Rades.

Das FOX Evolution-Fahrwerk konnte durch seine zu beginn lineare und zum Ende hin progressive Kennlinie überzeugen
Das FOX Evolution-Fahrwerk konnte durch seine zu beginn lineare und zum Ende hin progressive Kennlinie überzeugen
Die Züge verschwinden elegant im formschönen Aluminiumrahmen
Die Züge verschwinden elegant im formschönen Aluminiumrahmen
Dass die Kette an Ort und Stelle bleibt, dafür sorgt die schaltbare MRP-Kettenführung
Dass die Kette an Ort und Stelle bleibt, dafür sorgt die schaltbare MRP-Kettenführung

Ein nasslackierter silberner Rahmen in Größe Large bildet das Grundgerüst für diesen Herrscher der Mitte. Als Anbauteile werden – wer hätte es geahnt – die mittelpreisigen Modelle der großen Hersteller verwendet: Eine um 20 mm absenkbare FOX 32 Talas Evolution-Federgabel bildet mit einem FOX Float Evolution CTD-Dämpfer das Fahrwerk. Für den Antriebsstrang und die Bremsen ist Shimano mit einem Gruppenmix aus SLX und XT verantwortlich. Eine schaltbare MRP-Kettenführung an der 2-Fach-Kurbel soll dafür sorgen, dass die Kette immer dort bleibt, wo sie hin gehört. Giant verwendet fürs Cockpit hauseigene Produkte wie den 730 mm breiten Riser-Lenker und den 70 mm langen Vorbau.

Die bewährte 2×10 Shimano SLX-Schaltung konnte auch beim Giant Trance durch ihre breite Übersetzung gefallen
Die bewährte 2×10 Shimano SLX-Schaltung konnte auch beim Giant Trance durch ihre breite Übersetzung gefallen

Uphill

Mit einem 2×10-Antrieb setzt das Trance 1 auf eine klassische und bewährte Antriebsstrategie, die an steilen Rampen für die nötige Übersetzung sorgt. Über den CTD-Wählhebel des FOX Float-Dämpfers kann man im Climb-Modus den Hinterbau auch im Wiegetritt beruhigen, einzig wenn es technisch bergauf geht ist der offenere Trail-Modus der bessere – weil traktionsstärkere – Kompromiss. Die hauseigene Teleskopsattelstütze ist mit 100 mm Hub sehr knapp bemessen und muss für eine ausreichende Kraftübertragung weit herausgezogen werden. Ihre Funktion ist über den Testzeitraum nicht konstant geblieben, sie enttäuschte mit nicht voll nutzbarem Hub und launischem Verhalten.

Für besonders steiles Gelände lässt sich die Fox 32 Talas Evolution-Federgabel um 20 mm absenken, wir nutzten die Verstellung allerdings kaum, da das Trance auch mit ausgefederter Federgabel tadellos klettert.

Das Giant begeistert durch einen sehr guten Kompromiss aus Laufruhe und Agilität
Das Giant begeistert durch einen sehr guten Kompromiss aus Laufruhe und Agilität

Downhill

Das Trance ist zwar keine Rennmaschine, doch liegt es nahe, sich auf diesem Trailbike auch mal auf einem Rennen zu versuchen. Gesagt, getan! Der bewährte Maestro-Hinterbau verlängert durch seine anfangs nach hinten verlaufene Raderhebungskurve beim Einfedern den Radstand und verleiht dem Rad eine gute Laufruhe trotz des auf dem Papier nicht besonders lang wirkenden Radstandes von 1177mm. Für Agilität sorgt ein 67° steiler Lenkwinkel, über den sich das Rad gut über die Front steuern lässt.

Bei einer Fahrergröße von 1,85 m passt die Rahmengröße Large ideal
Bei einer Fahrergröße von 1,85 m passt die Rahmengröße Large ideal

An der Front werden für eine ausgeglichene Lenkzentrale 20 mm Spacer unter den Vorbau gesteckt. Legt man diese über den Vorbau, erreicht man eine sehr flache und direkte Lenkzentrale, die besonders auf flachen und kurvigen Trails von Vorteil ist. Weniger von Vorteil ist der mit 730 mm sehr schmale Lenker. Wer bergab gerne auf ruppigen Trails unterwegs ist, tauscht zudem die verbauten Schwalbe Nobby Nic-Reifen gegen etwas dickere Schlappen.

Die bewährten Shimano SLX-Bremsen konnten nach einer längeren Einfahrzeit mit einer konstanten, kräftigen und ausdauernden Performance voll überzeugen.
Die bewährten Shimano SLX-Bremsen konnten nach einer längeren Einfahrzeit mit einer konstanten, kräftigen und ausdauernden Performance voll überzeugen

Der Hinterbau ist durch seine lineare Kennlinie sehr schluckfreudig und eine kräftige Endprogression verhindert effektiv Durchschläge. Die FOX 32 Talas Evolution-Federgabel muss recht straff abgestimmt werden, um in steilen Passagen nicht wegzusacken und verliert so wertvollen Komfort, der den Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten und schnellen Schlagfolgen dringend benötigt. Bei geringeren Geschwindigkeiten ist das Fahrwerk jedoch harmonisch und lässt sich selbst auf anspruchsvollem Gelände nicht aus der Ruhe bringen.

Der Maestro-Hinterbau liefert schluckfreudige 140 mm Federweg
Der Maestro-Hinterbau liefert schluckfreudige 140 mm Federweg
Das Trance eigent sich besonders für Fahrer, die sich nicht sicher sind, welche Richtung des Mountainbike-Sprektrums sie einschlagen wollen. Von Touren bis Enduro – Alles ist möglich.
Das Trance eigent sich besonders für Fahrer, die sich nicht sicher sind, welche Richtung des Mountainbike-Sprektrums sie einschlagen wollen. Von Touren bis Enduro – Alles ist möglich.

Fazit:

Ein Bike für Alles. Diesen Anspruch erfüllt das Giant zu Recht. Stark im Uphill kann es auch bergab überzeugen. Einzig Details wie die kurzhubige Sattelstütze und die zuweilen überforderte Fox 32 schränken den Abfahrtsspaß etwas ein. Wer hier nachbessert, kann sich Stück für Stück ein preiswertes und sehr fähiges Trailbike aufbauen, das auch ab und an ein Rennen mitmacht. Wer also ein Vielseitiges Bike sucht oder schlicht noch nicht sicher ist, welche Spielart des Mountainbiken ihn am meisten fesseln wird, sollte durchaus einen Blick auf das Giant Trance 1 werfen. Von Touren bis Enduro – Alles ist möglich.

Mehr Informationen unter giant-bicycles.com

Update Mai 2016: Wir hatten zwei aktuellere Modell des Giant Trance im Test. Werf einen Blick in den Giant Trance 2 LTD Test und den Giant Trance Advanced 1 Test

Text: Sebastian Gierulski | Bilder: Florian Egner


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