Erst auf den zweiten Blick fallen die Unterschiede des BMC Fourstroke 01 LT ONE zu seinen XC-Geschwistern auf. Vor allem die gröberen Reifen, die bulligere Gabel und das Extra an Federweg versprechen mehr Trailspaß. Und mit dem BMC eigenen RAD-System ist auch ein interessantes Feature verbaut. Kann das Fourstroke LT als Trail-Rakete abliefern?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Down-Country-Bike 2022 – 6 Modelle im Test
Das BMC Fourstroke 01 LT ONE ist ein aufgepimptes Cross-Country-Bike, wobei das LT für Long Travel steht. Es bringt mit seinen 120 mm Federweg vorne und hinten stolze 20 mm mehr Federweg mit als das für den Cross-Country-Renneinsatz konzipierte Fourstroke. Das 8.499 € teure Bike kombiniert einen schicken glitzernden Lack, der sogar Xzibit neidisch machen würde, mit schlichten Rahmenlinien. Die Kabel des Cockpits laufen in eine kleine Kabelführung mit Plastikabdeckung unterhalb des Unterrohrs, bevor sie im Rahmen verschwinden. Dadurch wirkt das Steuerrohr clean, andere Hersteller haben hier allerdings schönere Lösungen gefunden. Im Steuersatz ist ein Anschlag eingebaut, der den Lenkeinschlag begrenzt, um die Leitungen im Falle eines Sturzes zu schützen. Im Rahmendreieck finden sich Anschraubpunkte für einen Flaschenhalter, das Unterrohr ist mit Rahmenschutzfolie geschützt und die Kettenstreben sind mit einem minimalistischen Schutz abgedeckt. Trotz der geringen Größe macht er seinen Job, und das Bike bleibt auf dem Trail leise. Ein kleiner Fender unten am Sitzrohr hält Matsch und Steine aus der Lücke am Hinterbau, die durch die zusätzliche Umlenkung entsteht. Ein weiteres Detail ist eine kleine Öffnung links oberhalb des Tretlagers, wo sich das BMC Autodrop befestigen lässt. Diese Technologie wird vom Cross-Country-Team bereits genutzt und ermöglicht es, den Sattel mithilfe der Dropper-Remote zu versenken, ohne sich auf ihn setzen zu müssen. Dafür wird eine Luftkammer aufgepumpt, die eine begrenzte Anzahl an Hüben bietet. Offiziell ist der Autodrop am Fourstroke 01 LT ONE noch nicht erhältlich, doch laut Hersteller kann es bereits nachgerüstet werden.
Die Ausstattung des BMC Fourstroke 01 LT ONE
Die verbaute FOX 34 Performance Elite Step-Cast-Gabel besitzt die gleiche FIT4-Kartusche wie das Factory-Topmodell, passt mit ihren schwarzen Tauchrohren jedoch weitaus besser zum schlichten Look des 11,6 kg schweren Bikes. Durch die Step-Cast-Form im Bereich der Steckachse wird Gewicht eingespart, schwerere Fahrer über 80 kg spüren dadurch jedoch mehr Verwindung in der Gabel, was Präzision auf dem Trail kostet. Auch der FOX FLOAT DPS-Dämpfer ist dem Factory-Topmodell sehr ähnlich: Er bietet den gleichen dreistufigen Lockout – open, medium, firm –, ihm fehlt jedoch die Einstellung der Druckstufe für den offenen Modus. Ein kleiner SAG-Indikator am Rahmen zeigt mit den Aufschriften „hard” und „soft” an, wie euer Fahrwerk eingestellt ist. Wir sind im weichen Bereich gefahren, aber trotzdem war das Fahrwerk eins der straffsten im Test. Der Lockout-Hebel für die 3-Stufen-Verstellung von Dämpfer und Gabel ist ergonomisch und befindet sich beim Fourstroke auf der linken Seite oberhalb des Lenkers. Dadurch ist zwar eine Verwechslung mit dem Dropper ausgeschlossen, jedoch sind die Bedienkräfte relativ hoch und der Look ist weniger clean.
„Race Application Dropper“ (RAD) nennt sich die von BMC entwickelte integrierte Sattelstütze. Sie lässt sich – ähnlich wie jede herkömmliche Stütze – über eine Schraube am Sattelrohr in der Höhe verstellen und über einen Hebel auf der linken Cockpitseite. Jedoch lässt sich der Sattel damit nicht stufenlos verstellen, sondern nur in 3 Positionen einrasten. Um Gewicht zu sparen, ist das Sattelrohr elliptisch, wodurch es leider nicht möglich ist, eine konventionellen Dropper einzubauen. Schade, denn die verbauten 80 mm werden zwar dem auf XC-Racing ausgelegten Fourstroke gerecht, aber nicht dem Einsatzgebiet des langhubigeren Fourstroke LT. Im Vergleich zu anderen Down-Country-Bikes ist die Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt. Es ist der kürzeste Dropper im Test und andere Räder haben bei ähnlichem Gewicht fast doppelt so viel Hub. Geschalten wird kabellos mit der SRAM AXS-Schaltung: Schaltwerk, Kette und Kassette sind aus der schwereren GX-Reihe. Lediglich der Trigger stammt aus der teureren XX1-Gruppe, bringt aber nur einen minimalen Gewichtsvorteil mit sich. Als Reifen sind 2,4” MAXXIS Rekon mit EXO-Karkasse und DualCompound-Gummimischung verbaut. Zumindest an der Front wäre hier ein Upgrade zur weicheren 3C-Gummimischung sinnvoll, um mehr Traktion in der Abfahrt zu bekommen.
BMC Fourstroke 01 LT
8.499 €
Specifications
Fork FOX 34 Performance Elite FIT4 Step-Cast 120 mm
Rear Shock FOX FLOAT DPS Performance Elite 120 mm
Seatpost BMC RAD 80 mm
Brakes SRAM Level TLM 180/160 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle AXS 1x12
Stem BMC 70 mm
Handlebar BMC Carbon 760 mm
Wheelset DT Swiss XR 1700 29
Tires MAXXIS Rekon EXO DualCompund 2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 11,6 kg
Als einziges Bike im Test sind mit den DT Swiss XR 1700 Alu-Laufräder verbaut. Sie sind zwar nicht die leichtesten, aber das Mehrgewicht ist lediglich beim Antritt spürbar und dafür muss man sich weniger Sorgen um seine Felgen bei Durchschlägen machen. Das 760 mm breite Carbon-Cockpit sieht unaufgeräumt aus: Auf der linken Seite drängen sich vier Kabel und drei separate Klemmen für Bremse, Lockout und Dropper. Hier haben andere Hersteller weitaus bessere Lösungen gefunden. Die Bremsen am BMC enttäuschen. Wie bei fast allen Bikes im Test ist vorne eine Bremsscheibe mit 180 mm Durchmesser und hinten eine mit 160 mm verbaut. Die SRAM Level TLM-Zweikolbenbremse bietet jedoch weder Druckpunktverstellung noch werkzeuglose Hebelverstellung und wird durch die fehlende Bremspower dem Einsatzgebiet nicht gerecht. Für ein Bike dieser Preisklasse wäre unserer Meinung nach eine höherwertige Bremse angebracht.
Das Handling des Fourstroke ist intuitiv. Durch den wenig sensiblen Hinterbau fehlt es ihm jedoch an Traktion und Sicherheit.
Die Geometrie des BMC Fourstroke 01 LT ONE
Das BMC Fourstroke wird in 4 Größen von S bis XL angeboten. In der getesteten Größe L besitzt es mit 456 mm den kürzesten Reach und mit 1180 mm auch den kürzesten Radstand im Test. Der Stack ist mit 606 mm flach, das Sattelrohr jedoch sehr lang. Mit 480 mm ist es im Verhältnis zum Reach das höchste im Test, zusätzlich zur kurzen Sattelstütze schränkt das die Bewegungsfreiheit noch weiter ein.
Die integrierte Dropperpost sieht elegant aus. Jedoch bietet sie zu wenig Hub und durch das elliptische Sattelrohr ist momentan leider keine Alternative möglich.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 440 mm | 480 mm | 510 mm |
Oberrohr | 582 mm | 607 mm | 630 mm | 654 mm |
Steuerrohr | 96 mm | 107 mm | 117 mm | 134 mm |
Lenkwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Sitzwinkel | 74,8° | 74,8° | 74,8° | 74,8° |
Kettenstrebe | 429 mm | 429 mm | 429 mm | 429 mm |
BB Drop | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Radstand | 1.129 mm | 1.155 mm | 1.180 mm | 1.206 mm |
Reach | 415 mm | 440 mm | 456 mm | 476 mm |
Stack | 586 mm | 596 mm | 606 mm | 622 mm |
Das BMC Fourstroke 01 LT ONE auf dem Trail
Fährt man in der Ebene oder auf sanften Anstiegen, merkt man bereits auf den ersten Metern die Racing-Gene: gestreckte Sitzposition, super straffes Fahrwerk. Komfort für Touren? Fehlanzeige! Die Sitzposition auf dem ist BMC weit hinten, aber trotzdem leicht handlastig. Man hat das Gefühl, hinter der Kurbel zu sitzen, statt zentral darüber und hat dennoch viel Gewicht auf den Händen, da das Bike kurz ist und die Front recht niedrig. Der Hinterbau des BMC ist sehr straff und macht den Wechsel zwischen Open und Climb obsolet, da so gut wie kein Unterschied spürbar ist. Dementsprechend ist es ein sehr effizienter Kletterer und auch wenn es mal steil bergauf geht, bleibt die Front auf dem Boden. Dabei bleibt das Fahrwerk aktiv genug, um auch in technischen Abschnitten genug Traktion zu bieten.
Wenn der Trail bergab zeigt, bleibt der Hinterbau genauso straff und gibt kaum Federweg frei. So besitzt das Bike große Reserven, jedoch fehlt es ihm an Sensibilität sowie Schluckvermögen und dadurch auch an Grip und Traktion. Gerade bei wurzeligen oder steinigen Trails ist das Heck schwer kontrollierbar und es benötigt einen erfahrenen Piloten, um Linien halten zu können. Durch eine zentrale Fahrposition im Stehen ist das Gewicht zwischen Front und Heck ausgeglichen und das Bike lässt sich intuitiv steuern. Das alles wird jedoch durch den geringen Hub der Sattelstütze überschattet, da die Bewegungsfreiheit dadurch stark eingeschränkt wird. Das kostet das Fourstroke einiges an Sicherheitsempfinden und besonders auf steilen Trails kann es schnell zu Überschlagsgefühlen kommen.
Tuning-Tipps: Reifen mit weicherer Gummimischung an der Front | stärkere (Vierkolben-)Bremse
Fazit
Das BMC Fourstroke 01 LT ONE kann trotz einem Extra an Federweg seine Cross-Country-Wurzeln nicht verstecken: Der kurze, integrierte Dropper, die handlastige Sitzposition und das straffe Fahrwerk machen es auch ohne Climb-Switch sehr effizient im Uphill. Jedoch schränkt der hohe Sattel die Bewegungsfreiheit auf dem Trail stark ein. In Kombination mit den unterpowerten Bremsen und dem unsensiblen Fahrwerk gehen so viel Traktion und Sicherheit verloren. Das Bike richtet sich somit vor allem an XC-Racer, die ein effizientes Bike suchen, das etwas mehr Trail-Potenz bietet.
Tops
- im Stehen gute Balance auf dem Bike
- intuitives Handling
- auch im offenen Modus sehr effizient beim Pedalieren
Flops
- sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit
- Hinterbau im Downhill wenig sensibel
- Bremsen werden dem Einsatzgebiet nicht gerecht
Mehr Informationen findet ihr unter bmc-switzerland.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Down-Country-Bike 2022 – 6 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Fourstroke 01 LT ONE | SCOTT Spark 900 Tuned AXS (Zum Test) | SIMPLON Cirex SL 120 (Zum Test) | Specialized Epic EVO Expert (Zum Test) | Trek Top Fuel 9.9 XX1 AXS (Zum Test) | YT IZZO UNCAGED 7 (Zum Test)
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker