Design & Innovation Award 2016 | Jury Profil 3 – Ruben Torenbeek
Der führende Award der Fahrradwelt, der Design & Innovation Award 2016, steht vor der Tür. Von nächster Woche an wird unser internationales Team die aufregendsten Produkte für 2016 fahren, testen und analysieren. Unsere Mission ist es, die besten Produkte und innovativsten Technologien der Welt auszuzeichnen. Mit dabei ist eine erlesene Jury die aus sechs der kompetentesten, einflussreichsten und analytischsten Köpfen der Bike-Industrie besteht. Es ist Zeit, dass ihr unsere Jury kennenlernt.
Jury Member | Ruben Torenbeek
Ruben ist mit dem Prozess des Design & Innovation Awards bereits vertraut, schließlich war er 2015 bereits Teil der Jury und konnte mit seinen Adleraugen und pfeilschnellen Bikeskills jeden Marketing-Bullshit sofort als solchen entlarven. Wir freuen uns, auch dieses Jahr seine Teilnahme verkünden zu können. Ruben ist ein erfahrener Bike Designer, dessen Fähigkeiten sich nicht auf das Zeichenbrett beschränken – er ist auch ein exzellenter Fahrer. In seiner Jugend nahm er zuerst an Trial-Events teil, bevor er zum Downhill kam. Seit dem landet er jedes Mal auf dem Podium, wenn die Uhr tickt. Wir sind gespannt auf sein Feedback und haben uns kurz mit ihm zusammen gesetzt, um uns über Design zu unterhalten.
Ein Fahrrad ruft immer Emotionen hervor. Woher nimmst du deine Inspiration für kommende Entwicklungen?
Mir sind Ergonomie und Funktionalität sehr wichtig. Mir gefällt, wie sich eine Tupperware Dose schließt und dabei ein raffiniert simples Feedback gibt, dass sie geschlossen ist. Schlichtheit ist für mich bei vielen Produkten das Entscheidende.
Sehen wir mit neuen Konzepten, wie den Plus-Größen bei Reifen, Veränderungen der Veränderung willen oder findet tatsächlich ein technologischer Fortschritt statt?
Die Leute denken, es sei Veränderung der Veränderung willen und ich finde manches Marketing zu neuen Produkten der Fahrradindustrie etwas impulsiv und sorglos, man sollte aber genauer hinschauen. Ignoriert, was sie euch verkaufen wollen und testet es einfach selbst. Plus-Size-Reifen sind ein gutes Beispiel. Wenn ich mit meinem Downhiller mit Vollgas durch Kurven knalle, kann ich mir nicht vorstellen, 2.8″ Reifen zu fahren – auf lehmigen Strecken aber sehr wohl. Es geht darum, was man aus einer bestimmten Neuerung heraus holen kann.
Welchen Teil des Fahrrads würdest du als Designer am liebsten verändern?
Fahrräder sind meiner Meinung nach an einem Punkt technologischer Perfektion angelangt, der sie allerdings sehr kompliziert macht. Ich denke, es gibt einen Haufen Möglichkeiten, Produkte zu vereinfachen. Die Fahrradindustrie sollte anfangen, Produkte für Pro-Rider von jenen für den Alltag zu trennen. Das Fahrwerk ist wohl das Hauptthema, aber auch die Einstellung von Sattel und Cockpit können vereinfacht werden.
Es scheint, als würde es momentan in Richtung länger, tiefer und flacher gehen. Während sich Geometrien immer näher kommen, bleibt da noch Raum für Verbesserung oder sind wir nahe an der Perfektion?
Wir sollten mehr differenzieren. Ein superlanges und -flaches Bike mag ja für jemanden taugen, der die entsprechende Geschwindigkeit zustande bringt, aber nicht für jemanden, der einfach Sonntagnachmittags eine Runde fahren will. Es gibt schon sehr gute Bikes, aber immer noch keins, das zu jedem passen würde, zu jedem Terrain oder Fahrstil. Ich glaube, dass nicht genug kommuniziert wird, was wem passt. In mancher Hinsicht sind wir (die Fahrradindustrie) ziemlich nerdig: wir schauen auf die Daten und Spezifikationen eines Bikes, sollten uns aber mehr Gedanken um die Brauchbarkeit machen. Wir sollten in der Lage sein, jemandem ein Rad verkaufen zu können, ohne sagen zu müssen, wie viel Federweg es hat. Ich weiß, das klingt schräg, aber was ich versuche zu sagen, ist, dass wir uns mehr auf den Nutzen des Produkts konzentrieren und Mountainbikes für den Endkunden verständlicher machen sollten.
Aus der Sicht des Designers: Denkst du, dass die Competitions auf internationaler Ebene von der Entwicklung der Bikes angetrieben werden, oder, dass es genau andersherum ist?
Mit den Bikes von vor 15 Jahren wären Events wie die EWS undenkbar gewesen, oder? Aber es hängt definitiv alles zusammen. Die internationalen Competitions treiben uns an, bessere Bikes zu bauen – und eben andersherum.
Was hoffst du, beim diesjährigen Design & Innovation Award zu entdecken?
Ich fühle mich sehr geehrt, Teil der Jury sein zu dürfen und freue mich darauf, zu hören, was die anderen Mitglieder der Jury denken und wie sie über zukünftige Produkte denken!
Weiter Jury Mitglieder
Die verbleibenden Jury Mitglieder werden im Laufe der Woche vorgestellt.
Text: Trevor Worsey Bilder: Christoph Bayer
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