Hope ist bekannt für elegante CNC-Parts und eloxierte Teile in allen erdenklichen Farben. Mit dem HB916 bringen die Briten ein Carbon-Enduro-Bike, das mit seinem High-Pivot-Hinterbau den Zahn der Zeit trifft. Optisch macht es auf jeden Fall etwas her, aber fährt es sich auch gut?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2023 – 14 Modelle im Test

Hope HB916 | 170/160 mm (v/h) | 29″
15,6 kg in Größe H3 | 8.400 € | Hersteller-Website

Das HB916 wird von der britischen Edelschmiede Hope in Großbritannien produziert und ist nicht nur verdammt schick, sondern auch verdammt selten. Das 8.400 € teure Bike hat einen Hinterbau mit High-Pivot-Design, was bedeutet, dass sich der Drehpunkt weiter oben befindet als gewöhnlich. Das führt dazu, dass sich das Hinterrad beim Einfedern nicht nur nach oben, sondern auch nach hinten bewegt, wodurch es Hindernisse am Boden besser überrollen soll. Das HB916 bringt 160 mm Federweg am Heck und 170 mm an der Front mit, ist 15,6 kg schwer und als Mullet wie auch als reiner 29er zu haben. Neben dem Carbon-Rahmen kommen von Hope, ursprünglich vorwiegend für ihre Komponenten bekannt, natürlich auch viele Anbauteile, wie z. B. Bremsen, Laufräder, Lenker oder Kurbel. Und typisch für die Briten können hier Decals in vielen verschiedenen Eloxal-Farben ausgewählt werden.

Das Hope HB916 2022 im Detail

Schickes Sichtcarbon trifft hier auf gefrästes Alu und sorgt für einen eleganten Look mit klaren, geraden Linien. Feine Details, wie die Verbindung der Alu-Wippen zu den Carbon-Streben am Hinterbau, wirken sehr hochwertig und gut verarbeitet. Im Unterrohr befindet sich ein „Butty Box“ genanntes Staufach, das mit einem hochwertigen Deckel aus gefrästem Alu aufwarten kann – typisch Hope. Dieser ist abgedichtet, um zu verhindern, dass Wasser in das Fach kommt, ein Boden befindet sich jedoch nicht darin. Eine inkludierte Tasche vermeidet aber, dass kleine Gegenstände im Rahmen verloren gehen. Unten am Unterrohr befindet sich zudem ein großer, aber eher dünner Unterfahrschutz. Auch der Kettenstrebenschutz ist von Hope und sorgt für eine leise Fahrt.

Hope ist als ‚made in UK‘-Edelschmiede bekannt. Das HB916 zeigt eine gelungene Mischung aus gefrästem Alu und schickem Sichtcarbon.

Flugmeilensammler
Das HB916 bietet viel Gegenhalt und ordentlich Pop.

Die Ausstattung des Hope HB916 2022

An der Front des Hope HB916 arbeitet die Öhlins RXF 38 m.2-Federgabel. Diese benötigt durch ihre Drei-Kammer-Luftfeder zwar etwas mehr Zeit zum Einstellen, bietet dann aber eine starke Performance und individuelle Anpassung der Endprogression durch die Ramp-Kammer. Passend dazu ist am Heck der Öhlins TTX Air-Luftfederdämpfer verbaut. Wie bereits erwähnt, hat Hope natürlich viele ihrer eigenen Parts angebracht: Der Carbon-Lenker ist 800 mm breit und bietet mit seiner Aufschrift eine gute Hilfe zur symmetrischen Einstellung der Bremsen. Die Tech 4 V4-Stopper bieten eine werkzeuglose Einstellung von Hebelweite und Druckpunkt und bringen, kombiniert mit 200-mm-Bremsscheiben vorne und hinten, gute Power und Dosierbarkeit. Sie fühlen sich allerdings etwas weniger knackig an als ihre Konkurrenten von Shimano oder SRAM. Und durch ihre langen Hebel muss man die Schellen relativ weit weg vom Griff montieren, was zu Problemen mit der Erreichbarkeit von Dropper und Schaltungshebel führen kann. Die OneUp Dropper Post V2-Sattelstütze bietet mit 210 mm reichlich Hub und überzeugt zudem mit ihrer super ergonomischen Remote. Geschalten wird mechanisch mit einer lupenreinen SRAM GX Eagle 1×12. Die Fortus 30 SC Alu-Laufräder stammen aus dem eigenen Haus und sind mit MAXXIS-Reifen kombiniert. Vorne ist ein 29 x 2,5” ASSEGAI aufgezogen und hinten ein 29 x 2,4” Minion DHR II, beide mit EXO+ Karkasse und harter MaxxTerra-Gummimischung. Für ein Bike dieses Kalibers hätten wir uns eine robustere Karkasse wie MAXXIS Doubledown gewünscht und eine weichere Mischung an der Front für mehr Traktion.

Hilfestellung
Der Hope Carbon-Lenker sieht nicht nur schick aus, die Markierungen helfen zudem beim symmetrischen Einstellen der Bremsen.
Gut Ding soll Weile haben
Das Setup der Öhlins RXF 38 m.2-Federgabel dauert etwas länger, aber durch die zweite Luftkammer kann man die Endprogression fein einstellen.
Langfinger?
Die Hope Tech 4 V4-Bremsen bieten gute Power und Dosierbarkeit. Mit ihren langen Bremshebeln kann man allerdings Probleme mit der Erreichbarkeit von Dropper und Schaltung bekommen.
Win-win
Die OneUp Dropper Post V2 bietet nicht nur eine sehr ergonomische Bedienung, sondern mit 210 mm auch ordentlich Hub.
Luft nach oben
Für ein so potentes Bike wie das HB916 hätten wir uns robustere Reifen an Front und Heck sowie eine weichere Gummimischung vorne gewünscht.

Hope HB916

8.400 €

Specifications

Fork Öhlins RXF 38 m.2 170 mm
Rear Shock Öhlins TTX Air 160 mm
Seatpost OneUp Dropper Post V2 210 mm
Brakes Hope Tech 4 V4 200/200 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 1x12
Stem Hope Gravity 40 mm
Handlebar Hope Carbon 800 mm
Wheelset Hope Fortus 30 SC 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI, EXO+, 3C MaxxTerra/MAXXIS Minion DHR II, EXO+, 3C MaxxTerra 2,5/2,4

Technical Data

Size H1 H2 H3 H4
Weight 15,6 kg

Specific Features

Staufach
Flip-Chip

Die Geometrie des Hope HB916 2022

Das Hope HB916 wird in vier Größen von H1 bis H4 angeboten, damit soll eine Körpergröße von 162 cm bis 203 cm abgedeckt sein. Die Größen sind – wie bei vielen anderen Herstellern inzwischen – nach der Länge der Bikes geordnet statt nach der Höhe. Das soll ermöglichen, die richtige Größe nach Fahrstil auszusuchen anstatt nach Körpergröße. Der Reach im flachen Setting in H3 beträgt 487 mm, mit der Sitzrohrlänge von 440 mm und dem langen, voll versenkbaren Dropper hat man eine gute Bewegungsfreiheit. Mit einem Flip-Chip kann man das Bike zwischen einem Mullet- und 29er-Setup ändern, durch Verstellen des Steuersatzes lässt sich der Lenkwinkel von 63,2° auf 64° versteilern, der Reach steigt dabei um 3 mm.

Größe H1 H2 H3 H4
Sattelrohr 395 mm 410 mm 440 mm 470 mm
Oberrohr 584 mm 607 mm 631 mm 655 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 64° 64° 64° 64°
Sitzwinkel 78,0° 77,9° 77,7° 77,5°
Kettenstrebe 440 mm 440 mm 440 mm 440 mm
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.230 mm 1.254 mm 1.279 mm 1.303 mm
Reach 450 mm 470 mm 490 mm 510 mm
Stack 628 mm 637 mm 646 mm 655 mm
Helm Giro Tyrant Spherical MIPS Smith | Brille Smith Wildcat | Shirt Fast As Fuck | Hose NF DP3 | Schuhe Ride Concepts Hellion Elite | Socken BRICKYARDMAFIA

Das Hope HB916 2022 auf dem Trail

Das Hope HB916 hat beim Pedalieren ein relativ straffes Fahrwerk, der Griff zum Climb Switch ist damit unnötig. Durch den steilen Sitzwinkel sitzt man kompakt und zentral über dem Tretlager. Dennoch fühlt sich die Position komfortabel und gut integriert an. Es ist der beste Kletterer unter den drei High-Pivot-Bikes, denn das Deviate Claymore und das Norco Range neigen deutlich mehr zum Wippen im Uphill. Mit dem HB916 tritt es sich hingegen angenehm, vergleichbar mit dem Intense oder dem Santa Cruz Megatower.

Das Hope HB916 bietet gute Allroundeigenschaften und findet auf dem Trail eine gute Mischung aus Agilität und Laufruhe.

Nicht wegrutschen
In offenen Kurven muss man etwas Druck auf die Front bringen, um Grip am Vorderrad zu bewahren.

Bergab bietet das Hope eine gute Balance aus Laufruhe und Agilität. Langsame oder enge Sektionen gehen dabei ebenso gut wie schnelle Kurvenwechsel. Hier kann man das Bike einfach von einem Anlieger in den nächsten schnalzen lassen. Dabei hilft sicher auch das eher straffe Fahrwerk, das viel Gegenhalt und Pop bietet. Dennoch ist das HB916 in rauen Passagen nicht überfordert, sondern hält seine Linie gut mit viel Feedback vom Untergrund. Hier kommt es allerdings nicht mit dem Deviate und dem Norco mit, die in holprigen Passagen mehr Sicherheit und Traktion bringen. Das HB916 zeigt insgesamt von diesen drei Bikes am wenigsten seine High-Pivot-Charakteristik, also die Längung des Bikes beim Einfedern. Das spürt man bei stark wachsenden Radständen deutlich. Bei einem Blindtest wäre das Hope wahrscheinlich sehr schwer von herkömmlichen Hinterbau-Designs zu unterscheiden. In offenen Kurven muss man etwas Druck auf die Front bringen, um mit dem Vorderreifen nicht ins Rutschen zu kommen. Ein Reifen mit weicherer Gummimischung und einer robusteren Karkasse – und damit weniger Druck – würde hier helfen.

Tuning-Tipp: Robustere Reifen vorne und hinten mit weicherer Gummimischung an der Front

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Hope HB916 ist ein edles und schickes Geschoss, das in Großbritannien hergestellt wird und sehr viele hauseigene Parts des Herstellers verbaut hat. Das ergibt insgesamt eine solide Ausstattung mit vielen Individualisierungsmöglichkeiten, bei den Reifen raten wir allerdings zum Upgrade. Das HB916 ist ein Bike für alle, die etwas Besonderes möchten. Auf dem Trail zeigt es gute Allroundqualitäten, sowohl im Uphill als auch im Downhill, mit gut ausbalanciertem Handling und Fahrwerk.

Tops

  • außergewöhnliches Bike
  • individuelle und edle Optik
  • guter Allrounder
  • gute Balance aus Laufruhe und Agilität

Flops

  • Reifen werden dem Potenzial nicht gerecht

Mehr Informationen findet ihr unter hopetech.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2023 – 14 Modelle im Test

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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“