Biken wird weiblicher. In immer mehr Bereichen der Szene drehen Frauen richtig auf und Produkttrends bei Bikes und Equipment ziehen mit – wenn auch leider oft noch in Rosa und extraflauschig. Doch welche Angebote für Frauen sind Barbie-Blödsinn und welche bringen sie auf dem Bike wirklich nach vorne? Ladys, der hier ist für euch!

Mountainbiken ist endlich kein reiner Männersport mehr und wir feiern es. Das war er doch noch nie, meinen jetzt manche? Okay, bei den jährlichen UCI-Downhill-Weltmeisterschaften stehen schon seit den Anfängen im Jahr 1990 Männer wie Frauen am Start – aber wie? Ohne Live-Übertragung, mit kleinen Starterfeldern und zweitklassigen Sponsorenverträgen. In anderen Bereichen hat es lange gedauert, bis Frauen überhaupt mitmischen konnten. Erst seit wenigen Jahren sehen wir am Beispiel der Freeride-Szene, wie in einem weiteren Teil der Bike-Welt die Geschlechterschranken aufbrechen. Dort machen die männlichen Vorreiter nun neben sich Platz für Frauen, die die Gravity-Community ebenso aktiv pushen wie ihre Y-Chromosom-tragenden Begründer. Die Fahrerinnen erstarken: So bietet die Red Bull Formation, das Schwester-Event zur berüchtigten Rampage, Frauen seit 2019 ihre ganz eigene Freeride-Bühne. Die Britin Veronique Sandler whippt mit Doppelbrückengabel, dreckigen Jeans, viel Airtime und Schaufel in der Hand mitten hinein in eine (noch) typische Männerdomäne. Und die junge Neuseeländerin Jess Blewitt stellt sich beim überdimensionierten Downhill-Rennen Red Bull Hardline einfach mal als erste Frau überhaupt zu den Jungs an die Startlinie dazu.

Noch weitere Beispiele für weibliche Bike-Expertise gefällig? Bitte! Jules McLean tüftelt seit 2020 als erste Top-Mechanikerin an den Fahrwerken von Profis wie Rachel Atherton – und die professionelle Downhill-Fahrerin gewinnt nicht nur gefühlt all ihre Rennen, sondern baut zusammen mit ihren Brüdern Dan und Gee direkt selbst gute Mountainbikes. Rachel hat uns zu diesem Artikel auch direkt selbst einige starke Statements gegeben, doch dazu später.

Macht es einen Unterschied bei meiner Cockpit-Einstellung, ob ich Busen habe?
Rachel Atherton

Das Know-how von Frauen auf dem und am Bike wächst und zieht immer mehr mit den männlichen Peers gleich. Ladys fahren, gewinnen, schaufeln, springen, schrauben – und sie bauen auch. Na, dann ist doch alles wunderbar für Bikerinnen? Nicht ganz! Denn die Hersteller tun sich noch immer schwer, Frauen genau die Bikes und Parts anzubieten, die auch wirklich zu ihnen passen. Und damit meinen wir nicht die Rahmenfarbe. Passen Frauen die gleichen Größen wie Männern? Brauchen sie andere Parts? Und welche Styles stehen ihnen beim Equipment zur Wahl? Hier sind noch immer einige grundlegende Fragen offen. Deshalb sind wir mit vier Bikerinnen und einer breiten Auswahl an Produkten nach Schladming aufgebrochen. Wir wollten herausfinden, was Ladys auf dem Bike wirklich brauchen – und zwar für alle Bikerinnen, aber auch als Aufruf an all die Brands und Hersteller da draußen.

#girlsridetoo war gestern

Klar fahren die auch! Der Claim „girls ride too” war vor ein paar Jahren vielleicht wichtig, um die Türen für die Ladys überhaupt aufzustoßen. Heute wissen wir längst, dass sie es auch können – und wie! Der Weg aufs Mountainbike ist für Frauen gebahnt. Es geht nun nicht mehr darum, ob sie fahren, sondern darum, wie gut das für sie verfügbare Material und Equipment zu ihnen passt. Und genau hierüber wollen wir sprechen. Was bedeutet es, gute Produkte für Fahrerinnen zu fertigen? Welche weiblichen Besonderheiten müssen die Hersteller von Bikes und Ausrüstung dringend beachten? Und wie viele der Bikerinnen stehen eigentlich tatsächlich auf rosa Blümchen auf ihren Klamotten? Schon beim Rad selbst herrscht keine einheitliche Sichtweise, wie eine Frau zu ihrem passenden Sportgerät findet. GIANT schuf mit Liv eine Schwestermarke, deren Produkte speziell den weiblichen Bedürfnissen gerecht werden sollen. Trek und Specialized hingegen bieten ihre Modelle unisex an, sodass Frauen wie auch Männer einfach anhand der Rahmengröße auswählen können. Pivot trennt ebenfalls nicht in Männlein und Weiblein, sondern schickt uns ein Bike extra für leichte und kleine Rider – Geschlecht egal. Na wie denn nun?

Ein bunter Mix aus Frauen- und Unisexprodukten: So ist unsere trail-hungrige Lady-Testcrew losgezogen, um herauszufinden, was wirklich passt.

Wo macht die Unterscheidung in Männer- und Frauenprodukte wirklich Sinn? Wo profitieren Bikerinnen davon, nicht einfach die Männerversion nehmen zu müssen? Und warum verkünsteln sich manche Hersteller in femininen Features, die die Performance eigentlich gar nicht verbessern oder gar drücken? Kurzum: Welche Produkte sind schlicht Barbie-Bullshit und welche bringen Ladys auf dem Mountainbike wirklich nach vorne?

Wir haben unsere Mädels mit einem Mix aus speziellen Frauenparts und Unisex-Produkten auf die Trails geschickt, um zu sehen, welche davon die vier am meisten feiern. Sowohl die Bikes als auch die Ausrüstung waren mal in-your-face-weiblich, mal dezent und nicht klar einem Geschlecht zuordenbar. Doch auf den Trails hat sich ziemlich schnell gezeigt, was für die Mädels wirklich im Vordergrund stand: viele geile Rides fahren! Also ist es völlig egal, ob Lady-Version oder unisex? Da müssen wir wohl nochmal etwas gezielter nachfragen …

Zwischenerkenntnis: Ob frauenspezifisch oder unisex war schnell egal, sobald die Trails fetzten.
Konzentration bitte! Wir wollen hier schließlich handfeste Ergebnisse liefern.

Die Ladys sind da – Viele Hersteller noch nicht

Sobald sie auf dem Trail sind, wollen Frauen am Ende genau dasselbe wie Männer: Spaß haben, eine gute Zeit mit der Gruppe feiern, sich verbessern und auf dem Bike – so schmerzhaft es auch mal sein kann – ein Mindestmaß an Komfort spüren. Ach, und den eigenen Style ausdrücken! Ganz schön viele Wünsche auf einmal? Nein, das muss drin sein. Bei den Männerprodukten klappt es schließlich auch. Jetzt sind die Ladys endlich dran!

Egal, ob Latzhose oder Pants – solange die Ausrüstung bequem ist, steht sie dem Spaß auf dem Bike nicht im Weg.

Schon ein einziger Fehlgriff bei der Ausrüstung kann unbequem, schmerzhaft oder sogar gefährlich sein und einen ganzen Trip vermiesen. Auf einige Bereiche beim Bike und Equipment sollten Frauen deshalb ganz besonders achten, um die volle Portion Spaß mitnehmen zu können, anstatt an unpassender Ausrüstung zu verzweifeln. Frauenspezifische Produkte können da die Lösung sein, müssen es aber nicht. In manchen Bereichen sind auch Unisex-Optionen eine gute oder sogar die bessere Wahl. Wir haben uns nicht nur selbst Gedanken gemacht, sondern auch namhafte Hersteller direkt gefragt, was gute Bikes und Parts für Ladys wirklich können müssen. Hierzu blicken wir einerseits auf die Bikes selbst, deren Geometrie, Größeneinteilung und die wichtigsten Parts, die für die Anforderungen von Frauen relevant sind. Aber auch Klamotten und Schutzausrüstung nehmen wir uns vor. Los geht’s!

Frauen-Bikes ≠ kleine Männer-Bikes mit günstigeren Parts

Was macht Mountainbikes für Frauen eigentlich anders? Eine spezielle Geometrie? Ein anderes Gesamtkonzept? Oder nur einige wenige Parts? Werden die Rahmen-Geometrien von Männer- oder auch von Frauenkörpern abgeleitet? Und welche Vorteile stecken in einem dedizierten Frauen-Bike wie dem Liv?

Aus der Sicht von Trek ist die Sache schnell besprochen: „Bei uns gibt es keinen Unterschied zwischen Frauen- und Männerrädern, da dies schlicht wenig Sinn macht.” Solange die Rahmengröße stimme, werde der individuelle Fit durch die individuellen Anbauteile, wie Sattel und Cockpit, geleistet. Und der Look? „Je nach Präferenz bieten wir auch standardmäßig eine Vielzahl an Farben an”, schließen die Amerikaner das Thema ab. Von Geschlechtertrennung spricht auch Pivot nicht. Das Shadowcat, das wir in Schladming ebenfalls dabei hatten, will nicht als Frauenrad verstanden werden, sondern als Bike, das mit niedrig gehaltenem Gewicht und mehr Flex im Rahmen kleinen und leichten Ridern gerecht wird – was viele Frauen, aber eben auch manche Männer betrifft.

Trek lässt Bikes, wie hier das Fuel EXe, schlicht anhand der Rahmengröße auswählen …
… und sieht keinen Bedarf für gesonderte Frauen-Kategorien.
Das Shadowcat von Pivot richtet sich mit kleinen Rahmenoptionen und geringem Gewicht an kleine und leichte Rider.
Ob das dann Frauen oder Männer sind, ist laut Pivot wurscht.

Specialized schlägt in eine ähnliche Kerbe und differenziert ebenfalls nach Körpermaßen, statt in Geschlechter aufzuteilen. „Körperproportionen variieren innerhalb eines Geschlechts ebenso wie zwischen Männern und Frauen”, so die Macher des Stumpjumper. Daher würden sie ihren Fokus lieber auf das Equipment und bestimmte Anbauteile legen, die aus ihrer Sicht tatsächlich einen Unterschied machen.

Das gibt es dafür in einer großen Bandbreite von wählbaren Rahmenlängen.
Specialized macht keine gesonderte Frauenkategorie auf, sondern bietet das Stumpjumper unisex an.

Doch wozu gibt es dann von anderen Herstellern spezifische Frauenmodelle? Liv geht die Extra-Meter und macht es sich zur Aufgabe, Bikes speziell für Frauen zu konzipieren. Welche Vorteile bietet dieser Ansatz? Ohne einen Blick auf die Details zu werfen, wissen wir es nicht.

Liv bietet Bikes und Produkte an, die sich explizit an Fahrerinnen richten.
Wie hier mit unseren Mädels live auf dem Trail.

Wie macht es Rachel Atherton?

Die Britin Rachel Atherton baut nicht nur an ihrer schon jetzt sensationell erfolgreichen Downhill-Karriere – sondern mit ihren Brüdern Dan und Gee nun auch an eigenen Mountainbikes. In unserem Trailbike-Test 2022 hat eines der gleichnamigen Atherton-Bikes direkt mehr als überzeugt. Rachel muss es also wissen: Was braucht ein Mountainbike, um einer Frau das bestmögliche Erlebnis zu bieten? „Ein perfekt passendes Bike ist ein absoluter Schlüssel für das Fahrgefühl. Für uns bei Atherton Bikes hat das aber nichts mit männlich oder weiblich zu tun. Die entscheidenden Faktoren wie Größe, Armlänge und Beinlänge variieren unter Männern ebenso wie unter Frauen, nicht nur zwischen den Geschlechtern.” Und um diesen präzisen Fit für alle Rider zu finden, bietet Atherton die Bikes in gleich 22 verschiedenen Rahmengrößen ab Werk an. Das spezielle Fertigungsverfahren aus Carbonrohren und 3D-Laserdruck machen es möglich.

Foto: Jack Tennyson

Machen Busen nun also einen Unterschied bei der Cockpit-Einstellung oder nicht, Rachel? „Euer Bike-Setup sollte dadurch bestimmt werden, wie aggressiv ihr fahren wollt und was euch einfach ein gutes Gefühl gibt. Lasst uns hier nicht pauschal nach Geschlecht unterscheiden. Wirklich zählen tut das, was im Kopf passiert.”

Eindeutig können wir zumindest sagen, dass ein Mountainbike für Frauen nicht einfach nur eine preisgünstige, qualitativ abgespeckte Variante eines Männermodells sein darf, nach dem Motto „Sie will das ja nur mal ausprobieren”. Denn vor allem Neulinge sollten sichergehen, dass ihre Ausrüstung sitzt und ihnen passt, weil der wirkliche Spaß sonst erst gar nicht aufkommen kann. Niemand hat Freude an einem Rad, an dessen Anbauteilen von vorne bis hinten gespart wurde. Auf die folgenden Parts am Bike kommt es dabei besonders an.

Sättel

Frauen haben naturgemäß einen größeren Sitzhöckerabstand als Männer. Wegen Babys gebären und so. Das bedeutet, dass sie nur mit einem Sattel glücklich werden können, der dem auch Rechnung trägt und ihren Körper an dieser Stelle etwas breiter abstützt. Der schmerzhafte Versuch, sich an einen ungeeignet schmalen Sattel zu gewöhnen, nur weil der halt schon am Rad war, wäre tatsächlich … für den Arsch. Messt lieber nach und holt euch gleich was Passendes. Und keine Sorge, auch etwas breitere Sättel können richtig sportlich aussehen, wie zum Beispiel der Specialized Power Mimic.

… oder wie hier am Liv. Ein Sattel muss einfach individuell passen. Punkt.

Griffe

Wie der Sattel sind auch die Griffe ein zentraler Kontaktpunkt zwischen Mensch und Maschine. Und so unterschiedlich groß Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Hände. Kleine Hände mit kurzen Fingern werden einen schlanken Griff deutlich besser fassen können. Hier lohnt sich daher ein Upgrade so richtig, denn eine gute Verbindung zwischen unseren Händen und dem Rad bestimmt maßgeblich, wie gut und sicher wir uns auf dem Bike fühlen. Das Angebot an Griffen ist zum Glück enorm vielfältig und wirklich teuer sind sie auch nicht.

Bremsen

Wir bleiben bei den Händen und strecken die Zeigefinger aus – genau, zu den Bremshebeln! Könnt ihr sie berühren oder schweben sie unerreichbar in weiter Ferne vor euren Griffen? Frauen sind sowieso leichter als Männer und kommen daher mit günstigen Stoppern locker zurecht, oder? Vorsicht! Ja, Frauen sind oft leichter als Männer und erleben mit den meisten Bremsen ausreichend Bremskraft. Doch kurze Finger tun sich schnell schwer, die Hebel komfortabel zu erreichen. Was da hilft, ist eine hochwertige Bremsanlage, die nicht nur Power liefert, sondern deren Griffweite auch präzise auf unterschiedliche Hände einstellbar ist. Einige Hersteller sparen bei mittelklassigen Komplettbikes leider gerade hier, denn Bremsen mit feineren Justage-Optionen sind, oh Wunder, meist teurer. Doch ein sicheres Gefühl an den Stopperhebeln ist unbezahlbar und lässt die Lernkurve vor allem von Einsteigern nach oben schnellen. Eine Mehrausgabe, die sich beim Fahrspaß spürbar bezahlt macht!

Pedalgröße

Der dritte Kontaktpunkt zum Bike ist eine absolute Geschmacksfrage. Wie viel Grip ihr euch wünscht, müsst ihr erstmal herausfinden. Fakt ist jedoch: Wer kleine Füße hat, dem reichen auch Pedale mit kleiner Plattform. Und diese versprechen wiederum einen Hauch mehr Bewegungsfreiheit in Schräglagen oder im engen Gelände. Ähnlich wie Griffe bieten auch Pedale eine enorme Vielfalt an Formen, Farben und sogar Materialien. Und sie sind in der Regel nicht beim Radkauf dabei, also könnt ihr gleich mal überlegen: Wollt ihr extraviel Halt? Oder genau den einen Farbton als optisches Highlight am neuen Bike? Wer noch keine Ahnung hat, dem geben wir mit unserem Vergleich der besten Pedale gerne einen Einstieg in diese schnell drehende Welt.

Fahrwerk

Was leichte Mädels (und auch leichte Jungs) am Fahrwerk unbedingt beachten sollten: Schafft ein sensibles Ansprechverhalten! Lasst euch nicht blenden von den vermeintlich pauschal besten Federgabeln und Dämpfern, die die Profis da draußen fahren, denn die straffen Enduro-Topmodelle sind keine Pauschallösung für jedermann. Fragt euch lieber, wie viel Steifigkeit ihr wirklich braucht oder handeln könnt. Wiegt ihr keine 90 Kilo und droppt in der Regel auch keine Autodächer? Dann braucht ihr nicht die bullige RockShox ZEB, sondern fahrt besser mit einer Lyrik oder Pike – leichter und mit mehr Flex für Komfort und Grip. Spart euch lieber das halbe Pfund Extragewicht der ZEB, traut euch dafür ran an die Einstellrädchen und entlockt eurer Gabel und eurem Dämpfer durch ein gutes Setup viel mehr Performance – nämlich durch Feinfühligkeit. Dabei hilft euch unser Artikel zur perfekten Fahrwerkseinstellung.

Lenkerlänge (und damit -härte)

Schon mal mit zwei Händen einen Holzstock zerbrochen? Klar. Und dann versucht, den halben Stock nochmal zu brechen? Das kann schnell schwierig werden. Auch ein Fahrradlenker ist so gebaut, dass er in voller Länge zwar stabil, aber dennoch etwas flexibel ist. Kürzen wir ihn beträchtlich, verliert der Lenker seinen gewollten Flex und wird plötzlich zum bockharten Erlebnis – wie der halbierte Stock. Das ist unkomfortabel und geht richtig auf die Hände. Braucht ihr ein schmales Cockpit, dann nehmt besser Lenker mit 31,8 mm anstatt 35 mm Klemmmaß und greift ruhig zu Alu statt Carbon. Richtig gelesen! Der natürliche Flex des Leichtmetalls kann sich besser anfühlen als ein stark gestutzter, bockharter Carbon-Stock. Auch ein Crack wie Cesar Rojo von UNNO fährt am liebsten schlanke, nachgiebige Alu-Lenker, wie er in unserer Story zum Thema Mythos Carbon verrät. Und warum steifer nicht gleich besser bedeutet, lest ihr in unserem anderen Artikel in dieser Ausgabe. Ausprobieren!

Von den Griffen über den Sattel bis hinunter zu den Pedalen gibt es Parts zu beachten, die den Spaß auf dem Bike für Fahrerinnen entscheidend beeinflussen. Überall dort lohnt es sich, vor dem Kauf genau hinzuschauen oder ein paar Mark extra zu investieren. Ein echtes Lady-Produkt ist dabei nur der Sattel, weil er der weiblichen Beckenanatomie gerecht werden muss. Alle anderen Parts finden Bikerinnen auch passend im Unisex-Produktsortiment, und zwar nicht nach Geschlecht, sondern einfach nach Größe und Einstellbarkeit ausgewählt. Komplettangebote, wie die von Liv, denken diese Aspekte teilweise schon mit. Doch solange die Rahmengröße stimmt, kann auch jedes nicht-frauenspezifische Bike, wie zum Beispiel das Trek oder das Specialized, für Mädels passend gemacht werden. Dann bleibt als Argument für explizite Frauenmodelle nur noch die Optik? Doch welches Rahmendesign am schönsten ist, könnt ihr am Ende sowieso nur selbst entscheiden. Am Fahrrad selbst haben unter dem Strich einige wenige Teile eine Schlüsselrolle für Bikerinnen. Im Mittelpunkt steht zunächst die richtige Rahmengröße. Habt ihr Lust auf etwas Bastelei, dann könnt ihr den Rest auch im Nachhinein wunderbar auf eure Bedürfnisse anpassen.

Gear: Hauptsache bunt und süß, right?

Doch wie sieht es mit der Klamotte für Bikerinnen aus? Anders als beim Rad selbst, das die Fahrerin im besten Fall nur an den Griffen, dem Sattel und den Pedalen berührt, muss sich die Bekleidung viel besser an den Körper anschmiegen. Dazu kommt noch die im Gelände wichtige Schutzausrüstung bestehend aus Helm, Knieschonern, Handschuhen und vielleicht auch einem Rückenprotektor. All das soll funktional sein, gut sitzen, der weiblichen Anatomie gerecht werden – und dabei bitte auch noch verdammt gut aussehen!

Für die Hersteller dabei knifflig: Weibliche Körperstaturen unterscheiden sich untereinander stärker als die von Männern. Große oder kleine Oberweite? Breite oder schlanke Schultern? Schmale oder gerade Taille? All das beeinflusst den Schnitt bei ein und derselben Körpergröße stark. Aber hey, wenn Bikerinnen die Challenge auf dem Trail aufnehmen, dann bitte auch die Klamotten-Labels. Ansonsten haben wir noch ein paar weitere Style-Ideen für Ladys.

Everything goes

Nein, wir machen es uns nicht leicht, wenn wir sagen: Macht doch einfach, wie ihr wollt! Sondern wir machen es euch leicht! Am Ende kommt es nämlich darauf an, nicht darüber nachzudenken, wie ihr gerade angezogen seid, sondern zu fühlen, wie ihr mit eurem Rad durchs Gelände rauscht und Freude dabei spürt.

Okay, zuallererst muss ein gewisser Schutz gegeben sein. Der Helm muss gut auf dem Kopf sitzen und die richtige Größe haben. Die Handschuhe sollten nicht die geliehenen XL vom Freund sein, die übergroß an euren Fingern umherschlabbern, sondern sich präzise euren Händen und dem Griff anschmiegen. Und auch an die Protektoren solltet ihr beim Fahren am besten gar nicht denken müssen, sondern euch stattdessen darauf verlassen können, dass sie da bleiben, wo sie hingehören. All das kriegt ihr geregelt, indem ihr ein paar Produkte anprobiert und dann selbst herausfindet, was euch ganz individuell passt und dabei möglichst bequem ist. Und dann kann die Party eigentlich auch schon losgehen.

Ein Helm ist das absolute Minimum an Schutzausrüstung auf dem Trail. Dazu noch Knieschoner und Handschuhe …
… und schon kann’s losgehen!

Sitzt die Schutzausrüstung, dann kommen wir jetzt zum everything-goes-Teil: nämlich eurem Look auf dem Bike. Habt ihr Bock auf Farben oder kommt ihr lieber getarnt daher? Eng anliegender Racer-Look oder in weiter Cordhose wie eine Schwester von Brage Vestavik? Blümchen oder Totenköpfe? Eigentlich brauchen wir hierzu gar nichts zu sagen, denn ihr kennt euren Style selbst viel besser als wir. Lasst uns nur klarstellen: Bike-Klamotten für Frauen können, müssen aber nicht im betont weiblichen Blumenprint und mit rosa Details daherkommen – auch wenn wir sie häufig so sehen. Und wenn das euer Ding ist, ja dann wunderbar! Doch wenn ihr viel lieber im reduzierten Look oder murdered-out-black anrollt, dann ist auch das cool! Wer den Gangster-Look will, soll ihn kriegen – auch ohne Blümchen drauf. Der Markt für Lady-Klamotten ist beim Biken zwar deutlich kleiner als das Männer-Pendant, dennoch nehmen erste Hersteller den Bedarf ernst und bieten neue, frische Styles fernab von Blumenwiesen an. Und wer bei der Auswahl nicht fündig wird, kann sich auch einfach eine alte Jeans und ein T-Shirt schnappen und schon geht’s los. Niemand sagt euch, was ihr cool oder bequem finden sollt.

Eine Latzhose von iXS und ein schwarzes Shirt, oder lieber …
… enge Pants und Trikot mit Palmen-Print von Dharco? Ihr entscheidet das! Solange es für euch funktioniert gilt: everything goes!

Frauen auf dem Bike auf zuckersüße Looks zu reduzieren, wird ihnen weder stilistisch noch sportlich gerecht. Die Britin Veronique Sandler zum Beispiel scheint ihre Bike-Klamotte nach der Frage auszuwählen: „Was liegt gerade herum und geht nicht gleich wieder kaputt?”. Sie hat zum Schaufeln und Shapen dieselbe Hose an, mit der sie danach auf dem Bike über diese Sprünge fliegt. Ihr Style folgt ganz klar der Funktionalität. Und gerade das ist cool und ein lässiges Statement fernab von kategorischen Lady-Produkten. Auch unsere vier Mädels tragen teils durchaus feminine Teile und teils Looks mit Unisex-Charakter. Solange die Funktionalität auf dem Bike gegeben ist, gibt es keine Regeln. Entscheidet einfach selbst, was euch gefällt.

Einige wenige Parts entscheiden

Drei der vier Bikes, die unsere Mädels in Schladming durchs Gelände gejagt haben, waren keine expliziten Frauenmodelle. Die Outfits reichten von burschikosen Unisex-Looks bis hin zu sehr weiblichen Styles. Was nehmen wir von diesem Tag mit, außer viele gute Trails und eine herrliche Weinschorle danach? Was ist es nun, was Frauen auf dem Bike wirklich vorwärts bringt? Wir haben Teile erkannt, die wirklich über das Fahrerlebnis von Bikerinnen entscheiden. Dazu gehören vor allem der Sattel, die Griffe in der passenden Dicke und ein Lenker mit ausreichend Flex. Bei den Bremsen kommt es weniger auf brachiale Kraft an als auf die Einstellbarkeit ihrer Hebel. Für all das braucht es kein separates Frauen-Mountainbike, sondern einen passenden Rahmen und gute Einzelentscheidungen bei den Parts. Lady-spezifische Angebote können Sinn machen, weil sie die entsprechenden Details am Bike schon mitdenken. Dieser Ansatz eignet sich aber generell für kleine und leichte Rider und braucht somit kein Lady-Lable. Bei den Klamotten und der Schutzausrüstung haben Frauen bereits coole Optionen. Das Angebot der Hersteller wächst und bietet längst mehr als die bekannten Blümchenmuster. Und bis es das Trikot und die Hose im absoluten Wunschdesign zu kaufen gibt, tut es bis dahin auch das, was eh schon im Schrank liegt. Ladys, zieht zum Biken an, was ihr cool findet, denn das steht euch am besten!

Bikes und Equipment für Ladys müssen nicht unbedingt pink sein, sondern in erster Linie passen und funktionieren. Über Spaß oder Frust von Fahrerinnen entscheiden vor allem die Rahmengröße und der Fit zentraler Parts, wie Sattel, Griffe, Lenker und Bremshebel. Doch welcher Klamotten-Style auf dem Trail der beste ist, brauchen wir nicht für euch zu bewerten. Girly? Gangster? Racer? Surfer? Oder ganz was anderes? Das wisst ihr Mountainbikerinnen da draußen schon selbst am besten!


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Text: Moritz Geisreiter Fotos: Peter Walker