Habt ihr Bock auf eine bessere Gabel, ohne direkt eine neue kaufen zu müssen? Upgrades sind einfacher als man denkt. In diesem Artikel zeigen wir euch, wie ihr an euren RockShox-Gabeln den Federweg ändern oder die Dämpfungskartusche austauschen könnt. Einfach, schnell und effektiv.

Wenn ihr etwas an eurer Gabel-Performance verbessern wollt, habt ihr grundsätzlich zwei Möglichkeiten, denn die beiden Beine der Gabel vollbringen sehr unterschiedliche Aufgaben. Auf der linken Seite befindet sich die Luftfeder. Darunter versteht man eine Druckkammer, die komprimiert werden kann und dadurch die Stöße abfedert. Die Dämpfungskartusche auf der rechten Seite reguliert dabei die Geschwindigkeit, mit der die Gabel ein- und ausfedert. Beim Einfedern geschieht das durch die Compression, beim Ausfedern durch den Rebound. Dabei wird durch Regulation von Ölfluss in der Kartusche die Schwingung gedämpft, in die die Feder sonst verfallen würde.
Bei Upgrades an der Luftfeder kann man durch das Tauschen des Airshafts den Federweg ändern. Durch dessen Länge werden der obere und untere Anschlag der Gabel definiert. Aber ein Upgrade zu einem neueren Modell bringt außerdem ein Plus an Performance. Denn die Luftfeder beeinflusst unter anderem auch, wie fein die Gabel anspricht und wie hoch sie im Federweg steht.
Die Dämpfungskartusche bestimmt dabei, wie sich die Gabel verhält und ist unabhängig vom Federweg. Sie gibt an, wie hart oder weich sich das Fahrwerk in verschiedenen Situationen und Federwegsbereichen anfühlt. Während die Luftfeder innerhalb eines Modelljahres gleich ist, definiert die Dämpfungskartusche, ob es sich um das Einstiegsmodell Select oder das High-End-Modell Ultimate handelt.

Bei RockShox ist ein Upgrade von älteren Modellen auf die Technologien der dieses Jahr neu vorgestellten Gabeln nur mit der ZEB möglich, da hier der untere Teil der Gabel – das sogenannte Casting – kompatibel ist. Bei Pike und Lyrik lassen sich die günstigeren Modelle ab dem Modelljahr 2023 auf die neue Charger 3-Dämpfung upgraden. Ein Tausch der Dämpfungskartusche bietet sich besonders an, wenn sowieso ein großer Service ansteht, da man so ein komplett frisches Teil mit der neuesten Technik erhält.

Das braucht ihr dazu

Um die Upgrades durchzuführen, wird hauptsächlich Standard-Werkzeug benötigt. Damit ihr trotzdem nichts vergesst, haben wir hier alles Nötige aufgelistet:

  • Inbus-Set
  • (Gummi-)Hammer
  • Kassettenwerkzeug
  • Sprengringzange
  • SRAM Butter
  • Maxima Plush Dynamic Suspension Lube
  • Suspension Cleaner oder Isopropylalkohol
  • Lappen oder Tücher
  • evtl. Handschuhe
  • alter Kochlöffel

So funktioniert’s

Die Demontage des Casting ist für beide Upgrades identisch. Und da sich die eigentliche Technik der Gabel innerhalb der Standrohre befindet, ist der Ausbau davon ohne großen Aufwand möglich, auch wenn ihr lediglich einen kleinen Service machen möchtet.
Zuerst müsst ihr das vordere Laufrad ausbauen, wobei die Gabel allerdings im Rahmen verbaut bleiben kann. Dann macht es Sinn, direkt eine Wanne oder einen Eimer unter die Gabel zu stellen, damit das alte Öl darin aufgefangen wird.
Daraufhin müssen zuerst Rebound-Schraube und -Rädchen auf der Unterseite der Gabel demontiert werden und dann schraubt ihr die beiden Schrauben am Casting halb heraus.

Als Erstes muss man die Rebound-Schraube lösen.
Dann die beiden Schrauben halb herausdrehen.

Mit einem Gummihammer klopft man dann gegen die Schrauben, um das Casting von den Schäften zu lösen. Da hier das ganze Gewicht des Fahrers lastet, sitzen diese oft relativ fest. Wer keinen Gummihammer hat, kann auch den Inbus-Schlüssel in der Schraube lassen und mit einem normalen Hammer dagegen klopfen. Dabei ist wichtig, dass die Schrauben nicht zu weit herausgedreht werden, da sonst das Gewinde beschädigt werden kann. Sobald sich die Schäfte vom Casting gelöst haben, können die Schrauben herausgedreht und das Casting mit etwas Schwung abgezogen werden. Hierbei ist oft ein leichtes Ploppen zu hören. Das ist auch der Moment, in dem das Öl aus dem Casting herausläuft, also dabei auf die Positionierung eurer Ölwanne achten.

Und schon kann man das Casting von den Standrohren abziehen.
Mit leichten Schlägen lassen sich die Schrauben vom Casting lösen.

Wenn ihr nach dem Upgrade das Casting wieder aufzieht, füllt davor die entsprechende Menge Maxima Plush Dynamic Suspension Lube hinein. Welche Mengen für welche Gabel nötig sind, findet ihr auf der RockShox-Website im Service-Bereich der jeweiligen Gabel. Und wenn während der ersten paar Runden auf dem Trail zunächst etwas Öl außen auf den Standrohren zu sehen ist, keine Sorge, das ist ganz normal.

Die benötigte Ölmenge findet man auf der RockShox-Homepage.
Zum Schluss alles nochmal schön abputzen.

Das Upgrade zur High-End-Gabel: die Dämpfungskartusche

Innerhalb eines Modelljahres sind alle RockShox-Kartuschen einer Gabel miteinander kompatibel. Das heißt, dass man zum Beispiel seine Lyrik Select mit der Dämpfungskartusche aus der Lyrik Ultimate des gleichen Modelljahres aufrüsten kann. Bei der ZEB ist es ebenfalls möglich, ein älteres Modell mit der aktuellen Charger 3-Kartusche auszurüsten, da die Castings hier kompatibel sind.
Und es könnte kaum einfacher sein, denn ein Tausch der Dämpferkartusche ist wie plug and play. Nachdem das Casting entfernt ist, muss man lediglich die Einsteller für die Compression entfernen und die Dämpfungseinheit dann mit einem Kassettenwerkzeug ausschrauben. Dann wird einfach die neue Kartusche eingeschraubt und die passenden Compression-Rädchen werden befestigt. Beim Wechsel auf die Charger 3-Kartusche muss man lediglich darauf achten, dass die Markierungen richtig ausgerichtet sind. Dafür einfach die Compression ganz auf- oder zudrehen und das Rädchen dementsprechend aufsetzen. Und schon ist man fertig und hat eine geile, neue, geschmeidig laufende und frisch geservicete Gabel.

Die Dämpfungskartusche wird einfach von oben in das Standrohr hineingeschoben.
Beim Anschrauben des Compression-Einstellers auf die richtige Ausrichtung achten.

Um Federweg zu ändern: Airshaft wechseln

Der verbaute Airshaft definiert, wie viel Federweg eure Gabel hat. Aber auch bei gleicher Länge könnt ihr mit dem Upgrade auf ein neues Modell eurem Fahrwerk ohne großen Aufwand neues Leben einhauchen. Um ihn zu wechseln, müsst ihr zuerst den kompletten Druck aus der Gabel lassen. Um sicherzustellen, dass kein Restdruck mehr drin ist, am besten nach Ablassen mithilfe der Pumpe noch kurz mit einem Inbus auf das Ventil drücken. Als Nächstes wird die Top Cap mit einem Kassettenwerkzeug herausgeschraubt. Dann müsst ihr den Sprengring am unteren Ende des Tauchrohres lösen und ihr könnt den Airshaft ganz einfach nach unten herausziehen.

… kann man den Airshaft herausziehen.
Erst den Druck ablassen.
Nach dem Lösen des Sprengrings …

Wenn schon mal alles offen ist, bietet es sich an, das Innere des Tauchrohres zu putzen. Dazu am besten einen Lappen mit Alkohol tränken und mit einem Stab aus Holz oder Plastik durch das Tauchrohr schieben. Die Rückseite eines Kochlöffels eignet sich dafür hervorragend. Aber auf keinen Fall metallische Gegenstände verwenden! Denn Kratzer auf der Innenseite sind fatal, weil dann die Positiv- und Negativ-Luftkammer nicht mehr richtig getrennt werden.
Im Anschluss einfach ein paar Tropfen Gabelöl an den Schaft des neuen Airshaftes tropfen und die neuen Dichtungen mit etwas Fett – am besten die dafür bestimmte SRAM Butter – einschmieren. Hier allerdings nicht zu viel Fett verwenden, da sich das sonst in der Ausgleichsnut zwischen Positiv- und Negativluftkammer ablagern und dessen Funktion behindern kann.

Auf die Dichtungen kommt etwas SRAM Butter.
Die Innenseite der Standrohre niemals mit Metall putzen!

Nun wird der neue Airshaft in die Tauchrohre hineingeschoben und mit dem Sprengring gesichert. Dann die Top Cap oben wieder draufschrauben und dabei darauf achten, dass die Anzahl an Spacern korrekt ist. Die Serien-Spacer hängen vom Federweg ab, eine Richtlinie gibt hier die Website von RockShox.

Der neue Airshaft wird von unten in die Gabel hineingeschoben.
Bei einem neuen Airshaft immer die Anzahl der Spacer kontrollieren. Diese kann sich ändern.

Der Umbau eurer RockShox-Gabeln ist ein wirklich einfaches Upgrade, das jedoch große Auswirkungen auf das Fahrgefühl eures Bikes hat. Ein Tausch des Airshafts ermöglicht euch, mehr Federweg aus eurer Gabel herauszuholen oder ihr auf einfache Art neues Leben einzuhauchen. Die Dämpferkartusche könnt ihr tauschen, um vom letzten Modelljahr zum aktuellen Charger 3-Dämpfer oder vom Select- zum Ultimate-Modell zu kommen. In jedem Fall sind es Änderungen, die die Trail-Performance spürbar verbessern.

Mehr Infos zu den Gabeln und weitere nützliche Tipps findet ihr auf sram.com/rockshox.


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Text: Simon Kohler Fotos: Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“