Insgeheim haben wir wohl alle eine Liste mit Dingen, die wir tun wollen, bevor wir unser Leben aushauchen. Vielleicht hast du sie nicht aufgeschrieben, doch irgendwo im Hinterkopf spuken doch uns allen die ultimativen Abenteuer herum und wir versprechen uns, dass wir sie eines Tages erleben werden. Sollte dir aber doch noch die Inspiration fehlen, kommt hier unsere ultimative Liste.

Der Sommer kommt, Hallelujah! Nach all der feuchtkalten Dunkelheit, die hinter uns liegt, sind die langen Sommertage kostbar und wollen genutzt werden. Also schnapp dir ein Bier, deine Radkarten, trommle deine Gang zusammen und plant gemeinsam etwas Aufregendes! Wir reden jetzt nicht vom Schwimmen mit Delfinen, die sind zwar toll, aber letztlich doch nur große Goldfische (bevor ihr jetzt Kommentare dazu schreibt: schon klar, es sind Säugetiere). Es geht hier auch nicht um einen Fallschirmsprung mit einem Tandempiloten, der hinterher versucht, eure bessere Hälfte anzubaggern. Nein, wir sprechen hier von echten Bike-Abenteuern. Wir haben unser Redaktionsteam gefragt, was sie mit dem nächsten Jahrhundertsommer so anstellen wollen. Hier kommt die ultimative „Bucket List“ des ENDURO-Teams.

Andreas: Bikepacking ausprobieren

Beim Mountainbiken geht’s nicht nur um’s Adrenalin. Es ist auch eine wundervolle Möglichkeit, die Welt zu erkunden und dabei wirklich mittendrin zu sein ‒ und das in deinem ganz eigenen Tempo. Du bist schneller unterwegs als zu Fuß, doch immer noch aus eigener Kraft und ohne Treibstoff (vom gelegentlichen Kaffee mal abgesehen); du kannst wie ein Wanderer die Natur genießen und mit den Leuten, die du triffst, in Kontakt kommen. Du musst auch nicht gleich einen mehrwöchigen Abenteuerurlaub planen ‒ such dir einen interessanten Ort aus, den du schon immer mal besuchen wolltest, und fahr mit dem Bike hin. Oder schnapp dir einen Schlafsack, ein Zelt, fahr auf den nächsten ernstzunehmenden Berg und verbring die Nacht dort. Die Sonne am selben Ort unter- und wieder aufgehen zu sehen, ist ein ganz besonderes Erlebnis, egal wo. Wenn dir die Vorstellung gefällt, schnapp dir ein Hardtail, deine Bike-Taschen, vielleicht ein leichtes Zelt ‒ die Welt gehört dir!

Andis Tipp: Pack dein alkoholisches Lieblingsgetränk ein, das hilft dir beim Einschlafen beziehungsweise beim Ignorieren all der ungewohnten Geräusche, vor allem im Wald. Aber bitte widersteh der Versuchung, all deine Social-Media-Kanäle mit Sonnenuntergangs-Fotos zu überschwemmen. Genieß den Moment im Privaten ‒ alleine oder mit Freunden, Partner, Partnerin ‒ wen auch immer du mitnehmen willst.

Christoph: Ab nach Kanada!

Ja, es klingt abgedroschen, aber Kanada ist wirklich das Land der Träume für Mountainbiker. In jedem besseren Bike-Film werden die schönsten Szenen dort gedreht: fresche Trails, riesige Jumps, mächtige Wälder – Kanada hat alles und bietet Mountainbikern die ultimative Erfahrung. Doch anstatt rüberzufliegen und dich direkt in den Whistler-Expressbus zu setzen um Tag und Nacht nur die A-Line zu shredden, empfehlen wir dir eine andere Herangehensweise. Flieg nach Vancouver, miete dir einen Bus und entdecke das Land. Unsere Lieblingsroute beginnt mit den kultigen Trails North Vancouvers und führt dann über das Trailparadies Squamish zu den enormen Jumps von Whistler. Von dort kannst du zu den steilen Rock-Rollern von Pemberton weiterreisen, nach Kamloops in die Wüste, und zum Abschluss legst du zwei Stopps in Revelstoke und Nelson ein. An jedem der genannten Orte kannst du locker drei Wochen verbringen, doch alle zusammen ergeben sie eine „Once-in-a-lifetime“-Reise.

Christophs Tipps: Whistler ist der Hammer, doch anstatt tagelang nur Runden im Bikepark zu drehen, solltest du auch die Trails in der Umgebung erkunden. Hier sind wahre Schätze versteckt, und auch wenn man teils ein bisschen pedalieren muss, um hinzukommen: Es lohnt sich!

Trevor: Fahr die Megavalanche

Es gibt wohl kein Rennen, das so berühmt und so berüchtigt ist wie die Megavalanche in Alpe d’Huez in Frankreich. Sie ist weniger ein Rennen als ein Frontalangriff auf all deine Sinne. Stell dir vor, du rast auf dem Bike eine schwarze Piste hinunter, erreichst Tempo 100 auf einem Gletscher, und dann fährst du noch eines der längsten Downhill-Rennen Europas. Und jetzt stell dir das Ganze bitte noch auf 3000 m Höhe vor und zusammen mit weiteren 400 Fahrern, die alle versuchen, schneller unten anzukommen als du. Völlig gestört! Einige behaupten vielleicht, die Megavalanche sei ein Initiationsritus, der einen erst zum richtigen Mountainbiker macht, eine Prüfung für Körper und Bike. Andere würden sagen, sie ist nur was für Wahnsinnige. So oder so ist sie ein Bucket ist-würdiges Ereignis. Das Schöne an der Megavalanche-Erfahrung ist, dass es Rennen auf unterschiedlichen Niveaus gibt, sodass du gegen Fahrer mit ähnlichen Fähigkeiten antrittst. Trommle deine Kumpels zusammen, und verdien dir diesen Sommer den entrückten Blick der wahrhaft Eingeweihten, die man an der Bar ehrfurchtsvoll flüstern hört: „…du weißt nicht wie es ist, man, du warst nicht dort.“

Trevs Tipp: Wenn du das Glück hast, dieses Jahr nach Alpe d’Huez zu reisen, empfiehlt es sich, für die Qualifying-Strecke zu üben, denn hier passiert viel vor der eigentlichen Action. Das beste Training sieht so aus: Bediene eine Stunde lang einen Presslufthammer, während du durch einen Strohhalm atmest und jemand dir schaufelweise Dreck und Staub ins Gesicht wirft. Das dürfte eine gute Vorbereitung sein, jedenfalls so lange, bis das eigentliche Rennen losgeht.

Thomas: Probier’s mal mit ‘nem E-Mountainbike

Schon klar, man braucht kein E-Mountainbike, doch wenn du noch nie eines auf den Trails ausprobiert hast, solltest du das 2019 unbedingt tun, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund – es macht mega Spaß! Du hast gerade erst mit dem Biken angefangen, oder deine Fitness reicht gerade nicht für ganztägige Touren? Dann bietet dir ein E-MTB ganz neue Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben. Du bist schon topfit? Dann ist ein E-MTB ideal für Ausfahrten an Ruhetagen, denn damit treibst du deinen Puls und deine Glückshormone in die Höhe, ohne deine Muskeln zu sehr zu beanspruchen. Du bist ein erfahrener Shredder? Ein E-Mountainbike kann dir helfen, das nächste Level zu erreichen – denn mal ehrlich, wer hätte nicht gerne mehr Spaß beim Uphill und mehr Zeit für den Downhill oder für mehr Runden im Bikepark? Egal, ob du es Probe fährst, mietest, ausleihst oder kaufst: Probier dieses Jahr ein E-MTB aus und sei bereit, eine neue Welt zu entdecken!

Thomas’ Tipp: Du machst ‘nen Bike-Urlaub? Miete ein E-MTB nach ein paar Tagen, wenn du anfängst, deine Beine so richtig zu spüren, und freu dich über eine schmerzfreie Tour. Deine Beine können sich regenerieren und du verpasst nichts!

Valentin: Spüre die Höhenluft

Ich komme ursprünglich aus dem Slopestyle-Mountainbiken, daher habe ich einiges an Zeit in der Luft verbracht. Doch als ich 16 war, stürzte ich schwer und danach habe ich es nie mehr zurück zu den großen Jumps geschafft. Doch da ist immer diese leise Stimme in meinem Kopf, die flüstert mir etwas von 16-m-Kickern und richtig abgefahrenen Drops. Ich hoffe, dass dieses Jahr das Jahr ist, in dem ich mich meinen tiefsitzenden Ängsten stelle, wieder aufs große Bike steige und ein paar mega Drops und Jumps mitnehme, und mehr als nur ein paar Sekunden Airtime. Öfters mal in die Luft zu gehen, wird deine Wahrnehmung der Trails verändern ‒ Wurzeln und Steinfelder sind kein Problem, wenn man einfach drüber springt. Wenn Jumps für dich Neuland sind, gönn’ dir ein gutes Coaching, damit du die Grundlagen beherrschst, bevor du dann richtig viel Höhenluft schnupperst.

Valentins Tipp: Beginne mit kleinen Tabletops ohne Gap. Noch einfacher wird’s, wenn du mit Freunden unterwegs bist, die viel Erfahrung haben. Wenn du sie beobachtest, wie sie die Features zuerst fahren, kannst du die Geschwindigkeit besser abschätzen – besonders, wenn du mit Doubles anfängst.

Felix: Schau den richtigen Profis zu!

Kommt es schon mal vor, dass dir die Motivation zum Biken fehlt? Dass das Wetter gut, Bike und Trails in bestem Zustand waren, und du dich trotzdem nicht aus der Kuhle aus deinem Sofa schälen kannst? Wenn dich die neuesten krassen YouTube-Videos da nicht raus und auf den Trail locken, dann hast du noch eine letzte Chance, das Feuer wieder zu entfachen: Schau dir ein Rennen auf Weltniveau an! DH-Weltcup, Freeride oder Slopestyle, ein nationales Enduro-Rennen oder sogar ein Spitzen-XC-Rennen, ganz egal, das fahrerische Können der Top-Athleten unseres Sports ist einfach surreal. Sie live fahren zu sehen (durch eine GoPro betrachtet sieht auch der krasseste Trail einfach aus) wird dein Bewusstsein dessen erweitern, was auf einem Bike überhaupt möglich ist. Dann kommen dazu noch die elektrisierende Atmosphäre an der Ziellinie und jede Menge Bike-Porno aus den Boxen, und schon wirst du danach lechzen, endlich wieder rauszugehen und zu shredden.

Felix’s Tipp: Wenn irgendwo ein Spitzenrennen stattfindet, sind die Trails in der Gegend meist überlaufen, ausgefahren oder sogar gesperrt. Verbinde das Event doch mit einem Trip in ein anderes Bike-Revier in der Nähe. Genieß das Rennen, die Party danach, und am nächsten Tag geht’s weiter ins „menschenleere“ Bike-Nirvana ein Tal oder zwei weiter.

Robin: Entdecke dein eigenes Königreich neu

Du musst nicht mit zornigen Bären ringen, aus dem Straßengraben trinken oder Russisch Roulette spielen und fragwürdiges Essen verspeisen, um ein Abenteurer zu sein. Auch bei dir um die Ecke gibt es noch jede Menge zu erleben und zu entdecken. Gibt es irgendwo in der Nähe einen Trail, den du schon immer mal fahren wolltest, aber es irgendwie noch nicht getan hast? So eine Linie auf der Radkarte, die dich neugierig macht? Carpe diem, nutze den Tag, fahr hin und schau’s dir an. Wenn du nicht im Trail-Paradies lebst, dann probier’s mal mit urbanen Abenteuern. Man bleibt so leicht an einer Sache hängen, und klar, vielleicht sind deine Lieblings-Trails die besten der Gegend, doch nichts ist aufregender, als einen unbekannten Trail runterzuheizen. Mach es zu deinem erklärten Ziel, diesen Sommer etwas Neues zu fahren. Wenn du schon alles gefahren bist, dann plan doch mal einen Mega-Tag, an dem du JEDEN Trail der Gegend fährst. Diesen Sommer wirst du König oder Königin deines Reiches!

Robin’s Tipp: Irgendwann erwischt uns alle die Routine. Mach deinen Kopf frei und versuche, deine Hometrails mit neuen Augen zu sehen. Wenn du sonst immer die schnellste Linie fährst, probier’s mal mit der wurzeligsten oder mit der spaßigsten. Und ganz bestimmt gibt es auf einer deiner Strecken so eine Wegkreuzung, wo du immer rechts abbiegst? Warum nicht mal links fahren und schauen, was kommt? Wenn du danach immer noch erkundungslustig bist, frag deine Kumpels nach Geheimtipps, und wenn du 100 % sicher bist, dass du jeden Trail der Gegend kennst, dann ist es vielleicht Zeit, einen neuen zu bauen – vergrößere dein Königreich!

Finlay: Lern was Neues durch Bike-Coaching

Die Briten sagen: „Man kann einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen“. Doch ich lasse das nicht mehr als Ausrede gelten, immerhin habe ich meinem 8 Jahre alten Hund beigebracht, mir morgens meine Schuhe zu bringen, das geht also sehr wohl. Wenn dich fehlende Skills davon abhalten, Dinge zu tun, die du tun willst, dann ist es Zeit, dir ein Bike-Coaching zu leisten. Zuckst du schon zusammen, wenn jemand „Drops“ oder „Jumps“ sagt? Dann nutze diesen Sommer, um deine Ängste zu überwinden. Eine Stunde mit einem erfahrenen Coach kann dir wochenlangen Frust ersparen, und richtig Spaß macht’s meist auch noch. Diese Investition in deine Bike-Skills bringt dir mehr als jede neueste Technologie, vor allem, wenn du mehr aus deinen Lieblings-Trails rausholen willst.

Finlays tip: Lern den Bunny Hop (auf Flat-Pedals!). Wer die Bunny Hop-Technik richtig beherrscht, dem eröffnen sich auf dem Trail völlig neue Optionen. Du kannst auf höherliegende Lines springen, über die du vorher nicht mal nachgedacht hättest oder in eine Kompression pre-jumpen um deine Geschwindigkeit zu maximieren. Die gleiche Grundtechnik lässt sich auch bei Jumps anwenden und sorgt dafür, dass du in der Luft mehr Kontrolle hast.

Wir hoffen, dass unsere Liste euch etwas inspiriert hat. Jetzt, da sich das Wetter bessert, freuen wir uns darauf, selbst einige tolle Abenteuer anzugehen. Es liegt an euch, das auch zu tun und im Jahr 2019 den besten Sommer aller Zeiten zu erleben.


Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #038

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