Die Rennsaison ist in vollem Gange, die halbe Bikeszene fährt von Rennen zu Rennen und vielleicht juckt es euch ja auch schon in den Fingern? Ganz egal ob ihr erfahrene Racer seid oder noch auf euer erstes Rennerlebnis wartet, dieser Guide ist für alle da und soll euch richtig Lust auf Rennen machen! Also, worauf wartet ihr noch?

Let’s go racing!

Beeep, Beeep, Beeep … Dieses Geräusch am Start treibt auch erfahrenen Racern gekonnt die Schweißperlen auf die Stirn. Fokus, Nervosität, Spaß, Druck und eine ordentliche Portion Bock ist diese ganz spezielle Mischung an Gefühlen, die man so nur bei Rennen bekommt. Ganz egal ob ihr nun schon in Erinnerung an euren letzten Rennstart Gänsehaut habt oder gerade noch fragend die Stirn runzelt: Hier seid ihr richtig! Wir wollen euch mitnehmen in die Welt des Racings, euch aufzeigen, warum Rennen etwas ganz Besonderes sind, und euch ein bisschen von unserer Begeisterung mitgeben. Nachdem wir bereits mit dem MAG41 Racing Revival die guten alten Racing-Zeiten hochleben lassen, wollen wir euch hier einen etwas anderen Renn-Guide liefern, der euch über die Hemmschwelle heben soll, in euer nächstes oder vielleicht auch euer erstes Rennen zu starten.

Aber keine Sorge, wer jetzt beim Wort „Racing-Guide“ denkt, dass wir euch dazu verdonnern, mit strengen Ernährungsplänen eure Haferflocken zu zählen oder euch auf dem Rollentrainer im Keller einzusperren, liegt falsch! Wir nehmen euch an die Hand und zeigen euch, worauf es an einem Rennwochenende ankommt. Denn damit ihr sie nicht machen müsst, haben wir bereits alle Fehler, die man so machen kann, für euch gemacht. Und zeigen euch nun, wie’s besser geht! Das Ganze gewürzt mit einer ordentlichen Portion Spaß und einer nicht zu ernsten Herangehensweise. Hier liefern wir euch also den ultimativen Leitfaden zum spaßigen und stressfreien Rennwochenende!

Warum Rennen Spaß machen

Die Motivation, bei einem Rennen an den Start zu gehen, könnte bei den jeweiligen Teilnehmern unterschiedlicher kaum sein. Während die einen mal wieder ihre Komfortzone für ein Wochenende verlassen wollen, geht es anderen vielleicht nur um ein Wochenende auf dem Bike mit Freunden. Enduro-Rennen machen beides in Kombination möglich. Denn im Gegensatz zu Downhill-Rennen – bei denen man über ein ganzes Wochenende nur wenige Abfahrten macht – sitzt man bei Enduro-Rennen ganz schön viel auf dem Rad. Doch nicht nur die viele Zeit auf dem Bike macht Spaß, sondern auch, dass man den ganzen Tag gemeinsam mit seinen Freunden unterwegs sein kann. Wilde Geschichten aus dem Fahrerlager inklusive.

Vor dem Rennen

Die richtigen Ziele setzen

So spaßig Rennen auch sind, kann man sich mit dem falschen Mindset ganz schön das Leben schwer machen. Deshalb ist es wichtig, realistisch zu bleiben und sich seine Ziele nicht zu hoch zu stecken. Bleibt locker und seid nicht zu verbissen. Ein Ziel für ein Rennwochenende muss an sich nichts Verkehrtes sein und kann sicher dazu beitragen, euch noch ein kleines bisschen mehr zu pushen. Aus unserer Erfahrung heraus macht es aber wenig Sinn, sich im Kopf eine bestimmte Platzierung oder Ähnliches vorzustellen. Je nachdem, in welcher Klasse ihr startet, ist es sowieso unrealistisch, Erster zu werden, und auch Letzter zu werden ist ohne größeren Defekt nur schwer möglich. Nehmt euch doch vielleicht eher vor, unter den schnellsten 50 % eurer Klasse zu landen, oder messt euch an euren Freunden, wenn ihr wisst, dass die ähnlich schnell sind wie ihr. Denn nach einem Rennwochenende schwarz auf weiß auf dem Papier stehen zu haben, dass ihr schneller als eure Freunde seid, ist mehr wert als jede Platzierung! Das höchste Ziel sollte allerdings immer das Spaßhaben sein – und dass man verletzungsfrei wieder nach Hause kommt. Niemand von uns verdient mit Rennen seine Brötchen, deshalb lohnt es sich nicht, unnötige Risiken einzugehen. Geld wird erst montags wieder verdient.

Das richtige Rennen wählen

Falls wir eure Motivation nun geweckt haben und ihr heiß darauf seid, in euer erstes oder nächstes Rennen zu starten, geht es jetzt darum, sich das passende Rennen auszusuchen. In den letzten Jahren sind Rennserien und Events nur so aus dem Boden geschossen und auch wenn für wirklich jeden etwas dabei ist, ist es etwas schwer, hier den Überblick zu behalten. Die meisten Rennen sind Teil einer größeren Rennserie, jedoch ist es in den allermeisten Fällen auch problemlos möglich, nur einzelne oder ein einziges Rennen aus einer Serie mitzufahren. Wichtig bei der Wahl des passenden Rennens ist eine gesunde Selbsteinschätzung. Schließlich unterscheiden sich die Rennserien nicht nur in Locations, der Startgebühr oder dem Format, sondern vor allem in ihrem Niveau. Fangt also vielleicht eher mit entspannteren Rennen an und steigert euch dann allmählich. Und wer weiß, vielleicht steht ihr ja eines Tages neben Richie Rude im Starthaus einer EWS?

Neben den klassischen Enduro-Rennen gibt es auch Formate, in denen ihr im Tandem oder Team an den Start gehen könnt. Die sind aus der Erfahrung heraus super lustig und ihr könnt euch zusammen zu neuen Bestleistungen pushen. Falls ihr was Verrücktes machen wollt oder euch der Sinn nach Abenteuer steht, könnt ihr euch auch an einem der legendären Massenstart- oder Mehrtagesrennen versuchen. Damit ihr euch nicht durch unzählige Websites und Infos quälen müsst, haben wir das für euch übernommen. Hier eine kleine Übersicht über die wichtigsten Rennserien und -events:

Einsteigerserien

Klassische Einsteigerserien bieten einen super Einstieg oder auch Wiedereinstieg ins Rennenfahren. Die Höhenmeter halten sich in Grenzen, der Fokus liegt auf Spaß und die gesamte Atmosphäre rund um das Wochenende ist sehr entspannt. Entspannt ist auch die Startgebühr, denn die fällt bei den Einsteigerserien deutlich geringer aus als bei den größeren Rennen. Der Großteil der zurückzulegenden Höhenmeter, meist zwischen 800 und 1.200 hm, wird selbst getreten und damit halten sich auch die gefahrenen Tiefenmeter in Grenzen. Dadurch stellen die Einsteigerserien keine allzu hohe Ansprüche an eure Fitness und können auch noch recht gut mit Kater vom Vortag bewältigt werden (kleiner Spoiler zum Abschnitt Fahrerlager). Der etwas entspanntere Anspruch an eure Fitness heißt aber nicht, dass ihr bei den Trails Abstriche machen müsst. Auch hier warten richtige Leckerbissen auf euch! Besonders die deutsche Enduro One-Serie mit mehreren Stopps im deutschen Mittelgebirge ist einen Blick wert. Falls euch der Sinn nach größeren Bergen steht, schaut doch mal bei der Enduro Tirol-Serie vorbei.

Mittelklasseserien

Falls ihr die Einsteigerserien bereits kennt, den nächsten Schritt machen wollt oder euch schon von Anfang an etwas mehr zutraut, sind die Mittelklasseserien genau das Richtige für euch! Hier sorgen teilweise lange Stages mit Liftunterstützung für ordentlich brennende Unterarme und auch die Trails können bereits deutlich anspruchsvoller ausfallen. Auf dem Programm stehen klangvolle Regionen und Orte wie etwa der Reschenpass, Laax, die Lenzerheide oder die Vogesen. Da die Rennen deutlich größer organisiert sind und oft auch Liftpässe inklusive sind, fallen die Startgebühren gern etwas höher aus. Falls ihr jetzt Lust bekommen habt, dann schaut euch doch mal die Swiss Enduro Series, die BC Enduro Tour oder das 3-Länder-Enduro an.

Pro-Serien

Hier geht’s ans Eingemachte! Wenn ihr dieselben Stages unter die Räder nehmen wollt wie die Profis, euch selbst eine 10-Minuten-Abfahrt kalt lässt und ihr Nerven aus Stahl habt, dann aufgepasst: Pro-Serien wie die Enduro World Series (EWS) sind nur was für wirklich Fortgeschrittene. Um ein Rennwochenende unbeschadet zu überstehen,solltet ihr auf jeden Fall schon einiges an Rennerfahrung und Fitness mitbringen. Neben den Pro-Klassen, für die man sich in Qualifier-Events qualifizieren muss, gibt es auch die offenen Klassen EWS100 und EWS80. Wenn ihr euch hier bewährt habt, ist euch der Respekt auf euren Local Trails sicher! Neben den heftigen Trails gibt es hier aber auch heftige Startgebühren von bis zu 250 €.

Mehrtagesrennen

Wenn ihr mal wieder ein richtiges Abenteuer sucht, einfach mal raus aus dem Alltag mögt und das Ganze noch mit dem Nervenkitzel eines Rennens verbinden wollt, dann packt euren Koffer für ein Mehrtagesrennen. Egal ob auf Madeira, den Azoren, in der Provenceoder den Cascade Mountains sind – bei Mehrtagesrennen sind Abenteuer und richtig lange Tage auf dem Bike vorprogrammiert. Weil die Trails oft anspruchsvoll sind und eine ganze Woche Rennzeit richtig anstrengend ist, solltet ihr auf jeden Fall die nötigen Skills, ordentlich Fitness und Durchhaltewillen mitbringen. Die Rennen sind meist ein All-inclusive-Paket mit Verpflegung, Unterbringung, Gepäcktransport und allem Drum und Dran. Deshalb müsst ihr für ein Mehrtagesrennen leider recht tief in die Tasche greifen. Dafür bekommt ihr aber auch ein echtes Once-in-a-lifetime-Abenteuer!

Massenstartrennen

Hier wird’s richtig verrückt! Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, euch mit mehreren Hundert Startern gleichzeitig eine eisige Skipiste runterzustürzen und nach über einer Stunde Abfahrt am Stück im Ziel einfach nur vom Bike zu fallen? Nein? Wir auch nicht! Jedes Jahr finden aber mehrere solcher Massenstartrennen statt. Das bekannteste ist sicherlich die MEGAVALANCHE in Frankreich. Neben einem leichten Knall solltet ihr auch Arme aus Stahl und Lungen wie ein Pferd haben, um hier nicht schon vor dem Ziel vom Rad zu kippen.

Wenn in dieser Liste Rennserien oder Events dabei waren, von denen ihr euch angesprochen fühlt, dann müsst ihr euch nur noch die passende Location aussuchen. Wir empfehlen euch gerade für den Anfang eher Locations, an denen ihr selbst schon mal wart, oder die euren Hometrails ähneln. Wenn ihr zu Hause viel auf Trails im Mittelgebirge unterwegs seid, dann sucht euch doch vielleicht ein Rennen im Mittelgebirge aus – hier trefft ihr wahrscheinlich am ehesten auf bekannte Bedingungen. Seid ihr jedes Jahr am Reschenpass im Urlaub und kennt die Trails dort in- und auswendig? Dann probiert es doch mal dort. Neben dem Anspruch, den die Trails einer Location liefern, kann einen auch das ganze Drumherum ziemlich stressen. Da ist es viel wert, wenn man sich an einem bekannten Spot bereits im Training auf die Pizza in der Lieblingspizzeria freuen kann oder weiß, welcher Supermarkt der verlässlichste Bierlieferant ist. Denn nichts ist so ärgerlich wie nach einem anstrengenden Trainings- oder Renntag im Fahrerlager hungrig auf dem Trockenen zu sitzen. Doch dazu später mehr.

Welches Bike für den Job?

Bikes sind heutzutage so vielseitig wie noch nie, trotzdem eignet sich nicht unbedingt jedes Bike für jedes Rennen. Auch wenn man bereits mit vielen Trail-Bikes bei Enduro-Rennen an den Start gehen kann, würden wir euch trotzdem zu einem richtigen Enduro raten. Während ihr bei Einsteigerrennen im Mittelgebirge mit dem Trail-Bike vielleicht noch ganz gut unterwegs seid, werdet ihr bei anspruchsvolleren Rennen mit härteren und längeren Stages ordentlich durchgeschüttelt. Enduro-Bikes vermitteln euch hier mehr Sicherheit und sorgen dafür, dass ihr auch am Ende der Stages den Lenker noch fest in der Hand haltet. Das Gleiche gilt natürlich für langhubigere Freeride-Bikes, wobei ihr hier im Hinterkopf behalten solltet, ob das gewählte Rennen lange und anstrengende Transfers hat. Allgemein lässt sich sagen, dass ihr trotz allem auf ein Rad vertrauen solltet, das ihr gut kennt und auf dem ihr euch wohlfühlt. Denn gerade in brenzligen Situationen oder wenn es ans Limit geht, gibt euch ein bekanntes Rad mehr Sicherheit und wirft euch nicht durch unerwartete Manöver ab.

Unsere Wahl fürs letzte Enduro-Rennen: das neue Canyon Strive CFR 2022 | 170/160 mm (v/h) | 15,9 kg in Größe L | 6.299 € | Hersteller Website

Anpassungen am Bike

An allererster Stelle steht für uns bei Rennen aller Art die Haltbarkeit des Bikes und das Vermeiden von Defekten um (fast) jeden Preis. Angefangen bei den Reifen. Deshalb haben wir an unserem Canyon Strive die vormontierten MAXXIS-Pneus mit der für uns zu dünnen EXO+ Karkasse gegen die deutlich pannensichereren Michelin Wild Enduro Race Line-Reifen getauscht. Bei Reifen ist am Gewicht oder der Gummimischung am falschen Ende gespart, denn kein Rollwiderstand dieser Welt kostet euch so viel Zeit wie ein platter Reifen in der Stage. Im selben Zuge haben wir auch direkt Inserts zwischen Reifen und Felge montiert. Die Inserts schützen nicht nur die Felge vor Beschädigungen und damit Defekten, sondern ermöglichen es euch auch, einen geringeren Reifendruck zu fahren für mehr Grip und Dämpfung. Zudem könnt ihr im Falle eines Plattens einigermaßen solide auf dem Insert ins Ziel rollen und erst dort mit der Reparatur beginnen.

Zudem haben wir noch die Griffe gegen dickere und weichere Modelle getauscht für Extrakomfort und -dämpfung auf den langen Stages. Kontaktpunkte sind etwas sehr Subjektives und jeder bevorzugt hier andere Modelle, aber gerade für Rennen mit langen Stages sollte man auf maximalen Komfort setzen. In unserem Fall waren keine weiteren Anpassungen am Canyon Strive CFR fällig, da das Bike bereits von Haus aus für den Renneinsatz konzipiert ist.Falls euer Rad keine Kettenführung hat, würden wir euch dazu raten, eine zu verbauen. Dann bleibt die Kette auch wirklich da, wo sie hingehört. Auch wenn moderne Antriebe ohne Kettenführungen recht gut funktionieren, ist es für Rennen nie verkehrt, sich doppelt abzusichern und um jeden Preis zu vermeiden, dass man die Kette verliert. Oder noch schlimmer: dass sich die Kette ins Laufrad wickelt.

Angenehme Stille: Ein paar Zentimeter Slapper-Tape können Wunder wirken. Die Ohren eurer Mitstreiter und Zuschauer werden es euch danken.
Keine Kompromisse! Inserts und stabile Reifen sorgen dafür, dass einen auch die fiesesten Steinfelder nicht aus der Ruhe bringen.

Wenn ihr euer Bike soweit angepasst habt, dass ihr euch damit wohlfühlt und dass ihr optimistisch seid, ein Rennwochenende gut über die Bühne zu bringen, dann checkt noch mal schnell Verschleißteile und beseitigt kleine Wehwehchen. Wenn eure Bremsbeläge schon kurz vor der Klammer sind, vielleicht mal wieder eine Entlüftung angebracht wäre oder euer Bike schon seit Wochen so komisch klappert, dann geht solche Kleinigkeiten am besten schnell vor dem Rennen an. Denn am besten performt man, wenn man sich um sein Bike keine Sorgen machen muss. Zusätzlicher Bonus: Wenn eurer Bike nicht klappert wie ein Sack Geschirr, schont das die Ohren eurer Freunde und Mitstreiter. Allgemein gilt: Je früher alles erledigt ist, desto besser! Schließlich sorgen Reifenwechsel am Rennmorgen für ziemlich erhöhten Puls und plötzliche Schweißausbrüche, wenn es nicht funktioniert. Wir sprechen aus Erfahrung …

Was unterwegs nicht fehlen darf

Man kann sein Bike so gut anpassen, wie man will, Defekte können immer passieren. Deshalb ist es wichtig, auch dafür so gut es geht vorbereitet zu sein. Dazu gehört es, fürs Fahrerlager ordentlich Werkzeug und Ersatzteile wie Reifen, Schaltwerk oder Bremsbeläge mitzunehmen. Damit ihr auch auf den Stages das Gröbste an Notfallreparaturen abdecken könnt, zeigen wir euch, was wir alles in Canazei dabeihatten. Kleiner Spoiler: Es war viel!
Da wir Rucksäcke oder Hip Bags beim Rennenfahren eher lästig finden, setzen wir darauf, alle Teile und Werkzeuge am Bike zu befestigen. Hier haben wir euch schon mal zusammengestellt,welche Möglichkeiten es dafür gibt. Wir hatten diese Sachen dabei:

  • Schaltauge (unterm Sattel)
  • Kettenschloss (an der Schalthülle)
  • Toolbag von Canyon
  • Tubeless-Repairkit mit Salamis
  • Reifenheber
  • Multitool
  • Kabelbinder
  • Klett-Strap
  • Schaltzug
  • CO2-Kartuschen
Wir haben einiges im Canyon-Toolbag verstaut, der am Toolmount befestigt wird.
Fahrende Werkstatt: Mit diesen Essentials seid ihr für (fast) alles gewappnet.

Falls euch mal was davon fehlen sollte, ist das meist kein Weltuntergang – wofür hat man denn seine Freunde? Einer wird schon verantwortungsvoll sein und alles dabeihaben. Blöd wird’s nur, wenn alle so denken …
Wenn euer Bike einsatzbereit ist und alle Tools, Ersatzteile etc. befestigt sind, dann testet das ganze Setup auf jeden Fall noch mal aus! Gerade wenn man viele Sachen am Bike befestigt hat, kann es immer sein, dass etwas klappert oder sich auf Dauer löst. Feinschliff ist hier key!

Die Vorbereitung auf das Rennen

Und damit kommen wir zu unserem 76-wöchigen Trainingsplan für Enduro-Rennen, der nur aus Rollentrainer und Gewichtheben besteht … Wenn euch jetzt vor Schreck die Brille in den Cappuccino gefallen ist, dann keine Sorge. Wie oben bereits versprochen, haben wir nicht vor, euch im Keller auf dem Rollentrainer einzusperren – zumindest noch nicht. Dass je nach Rennen unterschiedliche Fitness-Levels benötigt werden, wisst ihr ja nun bereits. In den meisten Fällen ist aber kein Extratraining nötig und auch wir haben vor der EWS100 nicht panisch angefangen, Gewichte zu stemmen.

Wer vor dem Rennen viel Zeit auf dem Bike verbringt, ist am besten gerüstet für lange Stages. Der Fokus liegt auf der Abfahrt, also kann man sich guten Gewissens auch mal shuttlen lassen.

Wir empfehlen euch, vor dem Rennen ein bisschen zu recherchieren, wie viele Höhen- und Tiefenmeter beim gleichen oder einem ähnlichen Rennen in den letzten Jahren zu absolvieren waren. Oft findet man die Infos auf den Veranstalter-Websites, sonst muss man seinen Recherchekünsten auf Strava oder Trailforks freien Lauf lassen. Wenn ihr wisst, was auf euch zukommt, dann fahrt doch an den Wochenenden vor dem Rennen mal ähnlich große Runde und checkt dabei, wie ihr damit zurechtkommt. Macht euch weniger Sorgen vor den Transfers, die bekommt man immer irgendwie bewältigt. Entscheidender sind die Stages bergab. Die sind in Renntempo und werden am Stück durchgefahren, sie sind also noch mal ein ganzes Stück anstrengender als die entspannte Runde mit ähnlich viel Abfahrt auf euren Hometrails. Zu einem Rennwochenende gehört meist auch vor dem Renntag einiges an Training. Geht also davon aus, dass die Tage vor dem tatsächlichen Rennen auch schon ganz gut schlauchen können.

Während des Rennens

Die Übernachtung

Das Rennwochenende rückt immer näher, euer Bike ist gecheckt, steht mit den Hufen scharrend in der Garage und auch ihr seid dank unseres strengen Fitness- und Ernährungsplans top aufgestellt. Bevor ihr ins Rennwochenende starten könnt, müsst ihr nur noch überlegen, wo ihr übernachten wollt. Der Klassiker ist natürlich das Fahrerlager. Hier kann man meist kostenlos oder zum schmalen Taler übernachten und ist oft direkt am Ort des Geschehens. Und hier macht es auch besonders viel Spaß, wenn ihr alle eure Freunde mit einpackt, so wird das Wochenende auf jeden Fall schon mal zum lustigen Campingtrip.

Auch wenn im Fahrerlager immer die große Van-Parade stattfindet und stolz jedes noch so kleine Ausbaufeature präsentiert wird, braucht ihr euch übrigens mit einem kleinen Zelt nicht zu verstecken. Der Spirit zählt! Der ist im Fahrerlager nämlich unschlagbar. Abends werden die Geschichten vom Tag ausgetauscht, man hilft sich, wo man nur kann, und von irgendwo hält man immer plötzlich ein Bier in der Hand. Und seien wir mal ehrlich, nichts geht über ein Duschbier in der Dusche von einem öffentlichen Schwimmbad nach einem 10-Stunden-Tag auf dem Bike!

Aber Achtung, nicht jedes Rennen hat ein Fahrerlager und oft sind die Kapazitäten begrenzt. Fragt also sicherheitshalber vorher beim Veranstalter an. Wer es gern etwas ruhiger oder erholsamer hat, kann auch darüber nachdenken, sich in einem Hotel oder einer Ferienwohnung einzumieten. Hier fallen die Kosten natürlich etwas höher aus, dafür bekommt man erholsamen Schlaf und warme Duschen. Auch hier am besten frühzeitig buchen, vor allem wenn ein größeres Rennen stattfindet oder gerade Hochsaison ist.

Die Informationen zum Rennen

Ihr seid freitagabends spät im Fahrerlager angekommen, es ist reichlich Bier geflossen, und samstagmorgens steht ihr mit leichtem Schädel vor eurem Zelt und fragt euch, wie’s jetzt eigentlich weitergeht. Wenn ihr per Mail noch keine Informationen zum Rennen bekommen habt, dann ist eure erste Anlaufstelle die Startnummernausgabe. Die hat oft nur eingeschränkte Öffnungszeiten, also nicht verpassen! Hier gibt’s die Startnummer für das Rennen und erste Informationen zum Ablauf. Bei großen Rennen findet ihr hier außerdem einen Race-Guide, ein kleines Handbuch mit allen Informationen zum Rennen wie Trainingszeiten, Stages, Transfers etc.

Auch wenn Papierkram und Handbücher nicht gerade nach Spaß klingen und ihr am liebsten direkt mit dem Training auf den Stages loslegen würdet, ist es wichtig, sich alle Infos genau anzuschauen. Sonst warten übers Wochenende vielleicht böse Überraschungen auf euch. Falls ihr keinen Race-Guide in die Hand gedrückt bekommt, dann schaut euch nach Aushängen oder Ähnlichem um. Falls euch noch irgendwas unklar sein sollte, dann fragt immer einfach kompetent aussehende Leute wie uns! Die sind zwar oft nicht kompetent, aber einen Versuch ist es wert.

Die Strategie

Bevor ihr jetzt Vollgas ins Rennwochenende startet, solltet ihr euch erst mal ein bisschen bremsen. Kein Rennen wird auf der ersten Stage gewonnen und auch im Training geht’s nur um die goldene Ananas. Ein Rennwochenende ist super anstrengend, deshalb sollte man seine Kräfte gut einteilen. Schaut euch dazu auch an, wie lang die verschiedenen Stages sind. Ist eine Stage nur 2 min lang, könnt ihr hier ordentlich am Gas drehen. Geht die Stage eher gegen 10 min, dann versucht, entspannt und gleichmäßig zu fahren. Dazu gehört auch, keine zu großen Risiken einzugehen. Die meisten Stages kennt man entweder nur von einem Trainingsrun oder gar nicht. Wenn ihr im Rennlauf also diese super sneaky Highline seht, euch aber nicht sicher seid, wo die wieder rauskommt, dann bleibt lieber auf der Mainline. Um’s in den Worten des mehrmaligen EWS-Champions Richie Rude auszudrücken: „Mainline with confidence!“

Bloß keine Fehler machen! Enge und wurzelige Stages verleiten gern dazu, etwas zu viel Gas zu geben. Bleibt locker und versucht, ohne große Experimente durchzukommen.
Die Augen sollten auf der Strecke bleiben, auch wenn das beim Panorama in Canazei gar nicht so einfach ist!

Renntage sind lange Tage, achtet also darauf, dass ihr euren Körper mit genug Essen und Trinken am Laufen haltet. Wir setzen dafür gern auf eine Mischung aus verschiedenen Snacks wie Nüssen, Datteln, Riegeln und Gels. Am besten auch süß und salzig kombinieren, damit ihr die ausgeschwitzten Elektrolyte ausgleichen könnt. Legendär ist natürlich auch die am Oberrohr mit Tape befestigte Endurobanane. Am besten lotet ihr bereits vor dem Rennen aus, wie hoch euer Energiebedarf so ist – jeder Mensch funktioniert hier anders. Während die einen mit zwei Bissen von einem Riegel durch den ganzen Tag kommen, brauchen andere gefühlt vor jeder Stage einen Teller Nudeln. Allgemein gilt: Sobald man Hunger oder Durst hat, ist es bereits zu spät. Nehmt also durchgehend kleine Mengen Essen und Wasser zu euch.

Bei den meisten Rennen gibt es auch Versorgungsstationen. Hier könnt ihr Wasser auffüllen und Kleinigkeiten essen. Ein besonderes Lob geht an dieser Stelle an die Versorgungsstation beim Enduro-One-Rennen in Rossbach für den besten Kirschkuchen der Welt – sehr zu empfehlen! Verlasst euch aber niemals komplett darauf, die Versorgungsstationen überhaupt oder an der richtigen Stelle aufzufinden. Es kann gut sein, dass der komplette Kirschkuchen bereits von einer hungrigen Meute ENDURO-Redakteure gefuttert wurde, bis man vorbeikommt, oder dass die Station ganz woanders steht. Nutzt deshalb auch jede Möglichkeit, eure Wasserflasche aufzufüllen! Lasst ihr mal eine Option aus und die nächste kommt nicht, sitzt ihr ganz schnell auf dem Trockenen.

Nussmix deluxe: Mixt eure Lieblingssnacks am besten wild zusammen, um über den Tag ein bisschen Abwechslung zu haben.
Stay hydrated, aber auch das Essen nicht vergessen!

Nach dem Rennen

Plopp und zisch! Der Kronkorken fliegt in den Himmel, ihr seid komplett platt und sitzt glücklich und zufrieden irgendwo im Zielbereich. Das Rennen ist geschafft und während langsam einer nach dem anderen im Ziel eintrudelt, könnt ihr bereits anfangen, euer Wochenende im Kopf Revue passieren zu lassen. Auch wenn’s nicht gut lief, ihr gestürzt oder mit eurer Leistung unzufrieden seid, geht nicht zu hart mit euch ins Gericht. Denn solange ihr selbst und euer Bike noch ganz seid, ist das schon mal ein richtig gelungener Tag! Wenn ihr dazu noch mit euren Freunden ordentlich Spaß hattet, umso besser! Und vielleicht habt ihr ja auch eine neue Seite an euch entdeckt, neue Stärken oder Schwächen und jede Menge neue Freunde gefunden.
Spaßig ist es auch immer, am Ende des Tages eure Zeiten miteinander zu vergleichen. Wer war wo schneller? Welche Stage lag wem am besten? Vergesst nicht, es euren Freunden ordentlich unter die Nase zu reiben, wenn ihr schneller wart. Wart ihr langsam, dann spielt die Bedeutung der Ergebnisse gekonnt herunter – wir waren ja nur zum Spaß hier, richtig?
Wenn euch auf dem Heimweg schon der Gedanke ans nächste Rennen in den Kopf ploppt, habt ihr alles richtig gemacht und könnt euch schon überlegen, wo’s als Nächstes hingehen soll.

Wer war am schnellsten? Nicht vergessen, euren Freunden euer gutes Ergebnis unter die Nase zu reiben!

Wenn ihr jetzt heiß darauf seid, in euer erstes oder nächstes Rennen zu starten, dann let’s go! Immerhin wisst ihr jetzt, wie ihr die richtigen Ziele setzt und das passende Rennen wählt, was ihr einpackt und wie ihr alles plant und am Tag der Tage angeht. Da kann nichts mehr schiefgehen und die schönsten Rennlocations dieser Welt warten nur darauf, von euch erkundet zu werden. Also macht euch und euer Bike ready, packt eure Freunde ein und verlasst mal wieder für ein Wochenende eure Komfortzone!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Felix Rauch Fotos: Peter Walker, Christoph Bayer