No Brain anymore? Dafür AI und Algorithmen? Das ist die Devise für das neue Specialized Epic 2024, denn das Epic 8 setzt auf das ebenfalls neu vorgestellte elektronische RockShox Flight Attendant-Fahrwerk. Wir sind mit Peter Sagan und Martín Vidaurre in Chile über die Trails gejagt, um zu testen, wie sich das neue Cross Country-Racebike fährt.

Specialized S-Works Epic 8 | 120/120 mm (v/h) | 10,66 kg in Größe L | 14.500 € | Hersteller-Website

Auf welche Art von Speed steht ihr? Schnelle Trailrunde? Cross Country-Worldcups? Marathon-Rennen? Oder am liebsten ein Mix von allem? Genau so wie es bei Formel 1, Nascar oder Rallye riesige Unterschiede auf der Sekundenjagd gibt, so sind auch die Anforderungen bei modernen XC Bikes superdivers. Oder würdet ihr beim Cape Epic, einem Marathon, XCO oder Short Track exakt dasselbe Setup fahren? Vermutlich nicht. Zudem verändert sich auch Cross-Country-Racing an sich: Bikes und Fahrerskills werden immer potenter. Heutzutage geht es schon lang nicht nur noch um reine Leistung, sondern manche XC-Piloten gehen auf ihren Racebikes genauso ab wie so manch durchschnittlicher Trail-Biker auf seinem Enduro. Dementsprechend groß ist die Modellpalette beim Specialized Epic. Wer bei Specialized auf der Suche nach XC-Speed ist, hat nun die Auswahl aus vier unterschiedlichen Modellen: die drei Fullys Epic World Cup, Epic und Epic EVO sowie das Epic Hardtail. Nachdem letztes Jahr das World-Cup-Modell neu präsentiert wurde, werden dieses Jahr das Specialized Epic 8 und das Epic 8 EVO vorgestellt. 8? Ja – um die Unterscheidung zu den Vorjahresmodellen deutlich zu machen, trägt die neuste Modellgeneration, nämlich die achte, nun eine 8 im Namen.

Epic EVO oder Epic? ENDURO-Gründer Robin mit Cycling-Rockstar Peter Sagan – die volle Story dazu, lest ihr bei unserem Schwester-Magazin GRAN FONDO.

Um den Anforderungen an modernen Cross Country Bikes gerecht zu werden, sind beide Modelle deutlich potenter. Das Epic 8 EVO wildert fast schon im gleichen Territorium wie das aktuelle Stumpjumper. Sowohl das Epic als auch das Epic EVO setzen auf den identischen Rahmen, der 120 mm Federweg bietet. Das 10,7 kg schwere Epic hat dabei eine 120er-Gabel, während das Epic EVO mit einem Gewicht von 12,1 kg auf 130 mm an der Front setzt. Wie das neue, 14.500 € teure, Specialized Epic 2024 sich gegen die Uhr oder einfach nur auf dem Trail schlägt, haben wir auf den steilen Hängen der chilenischen Pazifikküste herausgefunden. Den Test zum Specialized Epic EVO findet ihr hier.

No Brain – Ist das clever? Was ist neu am Specialized Epic 2024?

Mit der neuen Specialized Epic 8-Modellgeneration kommt eine der größten Veränderungen in der Geschichte des Epic: bye bye Brain. Doch das Motto war hier nicht „dumm fährt besser“, denn das Epic ist alles andere als kopflos. Mit dem neuen RockShox Flight Attendant-Fahrwerk bieten sich komplett neue Möglichkeiten. Allerdings kommt nur (!) das S-Works-Topmodell mit dem High-End-Fahrwerk, die günstigeren Modelle müssen auf ein konventionelles Fahrwerk zurückgreifen.
Das Specialized Epic 2024 ist und bleibt ein Cross Country Bike, das zum Rennen fahren entwickelt wurde. Allerdings liegt der Fokus bei der 8. Generation noch mehr auf Abfahrtsperformance, da ein potenteres Bike nicht nur weniger Sturzgefahr auf der Abfahrt bedeutet, sondern auch mehr Erholung ermöglicht, sodass ihr die Climbs danach wieder umso härter attackieren könnt. Laut Hersteller soll das neue Specialized Epic 2024 12 % mehr Unebenheiten absorbieren und beim Pedalieren gleichzeitig 20 % weniger wippen als das alte Epic EVO. Dieses Bike hat eine sehr ähnliche Geo wie das neue Epic 8 und war das Bike, mit dem die Teamfahrer hauptsächlich bei den Rennen gestartet sind, aber wie wir in unserem Downcountry-Test herausgefunden haben, gehört es auch zu den etwas unruhigeren Kletterern im offenen Modus.

Das neue Hirn des Specialized Epic 2024 ist digital und sitzt oben auf dem Gabelrohr.
Der Hinterbau des Epic soll mehr Komfort bieten und gleichzeitig effizienter sein.

Beim Design des Specialized Epic 2024 wurde natürlich auf Leichtbau geachtet, jedoch war dies nicht die oberste Priorität. Wichtig waren Features wie die neue, progressive Geometrie, Robustheit und die Integration eines Staufachs im Unterrohr, das Specialized SWAT-Box nennt. Das kennen wir bereits aus einigen anderen Modellen des Herstellers – am Specialized Epic 2024 ist es jedoch erstmals an einem Cross Country Bike verbaut. Das macht das Bike besonders für alle spannend, die seine Effizienz nicht zum Rennen fahren nutzen wollen, sondern um auch große Touren zu meistern. Hier lassen sich Snacks, Tools und sonstige Trail-Essentials easy verstauen. Trotzdem ist das S-Works-Modell laut Hersteller 76 g leichter geworden, vor allem durch die Optimierung von Feinheiten. Der S-Works-Rahmen besteht weiterhin aus dem bereits bekannten 12M-Carbon, das auch an alten Epic S-Works zu finden ist. Das Layup soll dabei über alle Rahmengrößen hinweg fast identisch sein, allerdings bei unterschiedlichen Rohrformen, die auf das unterschiedliche Gewicht der verschieden großen Fahrer angepasst sein sollen. Die Shock Extension ist jetzt aus Carbon gefertigt und die Dämpferaufnahme am Oberrohr wird direkt in einem neuartigen Verfahren hergestellt, was zusätzlich Gewicht spart.

Der schicke Carbon-Yoke hilft, das Gewicht des Epic runterzubekommen.
Durch die viele Elektronik ist das Cockpit des Bikes superclean.

Die Leitung der hinteren Bremse verläuft durch den Steuersatz in den Rahmen, mit dem gleichen, selbst entwickelten System wie beim Epic World Cup. Bei den günstigeren Modellen laufen die Leitungen hingegen mit Standard interner Kabelführung seitlich am Steuerrohr in den Rahmen. Durch das elektronische Flight Attendant-Fahrwerk am Topmodell fallen hier keine weiteren Leitungen an. Die anderen Modelle setzen hingegen auf ein herkömmliches RockShox-Fahrwerk, bei dem Gabel und Dämpfer per Lenker-Remote gelockt werden können. Das ist zwar mit den gleichen, speziell für das Bike entwickelten, Tunes ausgestattet, allerdings ist es ein deutlicher Rückschritt zu den bisherigen Modellen, bei denen alle, bis auf das günstigste Modell, mit Brain-Gabel und -Dämpfer ausgestattet waren. Hier müsst ihr beim Fahren also wieder euer eigenes Brain verwenden und mit dem Drehgriff das Fahrwerk zwischen den drei Positionen umstellen, wenn es nötig ist. Meistens kein großes Ding, aber im Renneinsatz eine zusätzliche Belastung. Zudem lockt das System Dämpfer und Gabel immer nur parallel und macht das Cockpit zudem auch noch deutlich unaufgeräumter – lose, lose! Wie das elektronische Fahrwerk des Topmodells im Detail funktioniert, ist weiter unten erklärt.

Die verschiedenen Specialized Epic 2024-Modelle

Das Specialized Epic 2024 gibt es wie gewohnt in vier Ausstattungsvarianten: S-Works, Pro, Expert und Comp. Den preislichen Einstieg macht das Comp-Modell mit 5.200 €. Dafür bekommt ihr ein RockShox Select-Fahrwerk, SRAM GX-Schaltung und Roval-Alu-Laufräder. Beim Expert-Modell, für das ihr 7.500 € locker machen müsst, kriegt ihr ein RockShox Select+-Fahrwerk, eine elektronische SRAM GX Transmission-Schaltung sowie Roval-Carbon-Laufräder. Das 9.500 € teure Pro-Modell kommt mit toplevel RockShox Ultimate-Fahrwerk, elektronischer X0-Transmission-Schaltung und den gleichen Roval-Carbon-Laufrädern wie das Expert-Modell, erhält dafür aber einen S-Works-Carbonlenker.
Bei dem von uns getesteten S-Works-Topmodell kommen nur Teile aus dem allerobersten Fach: SRAM XX SL Transmission-Schaltgruppe, Roval SL-Carbon-Laufräder, Roval-Carbon-Onepiece-Cockpit und natürlich das RockShox Ultimate Flight Attendant-Fahrwerk. Der Preis von 14.500 € ist entsprechend gesalzen. Und Achtung: Das S-Works-Frameset für 6.500 € kommt zwar mit Dämpfer und Gabel, allerdings nicht in der Flight Attendant-Variante.

Specialized Epic 8 Expert | 7.500 €
Specialized Epic 8 Pro | 9.500 €

Specialized S-Works Epic 8

14.500 €

Specifications

Fork RockShox SID Ultimate Flight Attendant 120 mm
Rear Shock RockShox SIDLuxe Ultimate Flight Attendant 120 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 150 mm
Brakes SRAM Level Silver Stealth 180/160 mm
Drivetrain SRAM XX Eagle AXS Transmission 1x12
Stem Roval Control SL onepiece 50 mm
Handlebar Roval Control SL onepiece 750 mm
Wheelset Roval Control SL Carbon 29"
Tires Specialized Fast Trak, T7, Control/Specialized Renegade, T5, Control 2,35"/2,35"

Technical Data

Size XS S M L XL

Specific Features

Flight Attendant Fahrwerk
Staufach
Flip Chip

Speed and Style? Wie sich Cross Country-Racing verändert

Dass Cross Country sich in den letzten Jahren stark geändert hat, wird allen klar sein. Viele reden von den immer anspruchsvoller werdenden Strecken, aber in unserem Gespräch mit Peter Sagan und Martín Vidaurre erfahrt ihr, warum es genau andersherum ist. Was es damit auf sich hat und was wahre Champions ausmacht, lest ihr in der Story unseres Schwestermagazins GRAN FONDO.

Mit dem Specialized Epic bietet der Hersteller nun seit fast 20 Jahren ein waschechtes XC Racebike. Damit es für alle Strecken und Fahrertypen das passende Bike gibt, hat Specialized inzwischen drei vollgefederte XC-Bikes im Programm: Das Epic World Cup für maximale Effizienz, das neue Epic für hohe Effizienz bei gleichzeitigem Komfort für längere Strecken und das Epic EVO für alle, die Speed lieben, aber nicht so sehr am Rennenfahren interessiert sind.

Für jeden Geschmack etwas dabei: Epic World Cup, Epic 8 und Epic 8 EVO.

Wie funktioniert das RockShox Flight Attendant-Fahrwerk am neuen Specialized Epic 2024?

Mit dem Epic 2024 steigt Specialized in die digitale Welt mit Computern und Algorithmen ein und verabschiedet sich vom Brain. Oder zumindest von der Brain-Technologie, die an den Fahrwerken der alten Modelle angebracht war. Dabei war ein Trägheitsventil unten an der Gabel verbaut, das Ölfluss – und somit Bewegung in der Gabel – nur erlaubt hat, wenn es durch einen Schlag von unten geöffnet wurde. Bei Druck auf die Gabel von oben blieb diese also straff.

Beim neuen Flight Attendant-Fahrwerk des Specialized Epic 2024 übernimmt ein mit Sensoren gefütterter Mini-Computer an der Gabel die Auswertung der Fahrsituation und bietet eine situationsabhängige Dämpfung zwischen drei Modi an. Im Wide-Open-Modus ist das Fahrwerk komplett geöffnet und bietet so viel Sensibilität und Traktion. Bei Sprint-on-Lock sind Dämpfer und Gabel gelockt für maximale Effizienz und der Magic-Middle-Modus bietet ein Zwischending, das zu Beginn des Federwegs viel Gegenhalt bietet, aber in der Mitte sensibel bleiben soll für mehr Kontrolle in High-Speed-Situationen. Dieselben drei Modi haben auch die günstigeren Epic-Ausstattungsvarianten ohne Flight Attendant-Fahrwerk, allerdings muss man diese per Drehgriff-Remote selbst umschalten, mit allen oben genannten Nachteilen.

Die Einstellung des Fahrwerks erfolgt in der SRAM AXS-App.
Die Bias-Einstellung ist vom bisherigen Flight Attendant-System bereits bekannt.

Bereits bekannt vom alten System ist die Bias-Einstellung, die in fünf Stufen von -2 bis +2 eingestellt werden kann. Im „Bias +“-Szenario wird das Fahrwerk häufiger gelockt, wodurch der Fokus auf der Effizienz beim Klettern liegt. Das bedeutet, dass das Fahrwerk öfter gelockt wird, um Energie zu sparen und leichter bergauf zu fahren. Hierbei bleibt die Einstellung von Gabel und Dämpfer immer gleich, auch in der 0-Stellung. Im Gegensatz dazu steht das „Bias -“-Szenario, bei dem das Fahrwerk seltener gesperrt wird und der Fokus auf der Performance bei Abfahrten liegt. Das Fahrwerk wird dabei nie komplett gesperrt, sondern nur zwischen den Einstellungen Wide Open und Magic Middle variiert. Die Gabel bleibt dabei öfter offen als der Dämpfer, um eine optimale Traktion und ein geschmeidiges Fahrgefühl bergab zu gewährleisten. Bei einem Bias von -2 bleibt die Gabel sogar immer offen, was die Abfahrtsperformance maximiert, aber die Effizienz beim Klettern einschränkt.

Neu am Flight Attendant-Fahrwerk des Specialized Epic 2024 ist im Vergleich zu den Vorgängern des Systems an Trail- und Enduro-Bikes, dass am XC-Bike das System nun auch mit dem Powermeter in der Kurbel verbunden ist und damit sogenannte Adaptive Ride Dynamics ermöglicht. Das System lernt durch einen Algorithmus, wie ihr fahrt, um dann vier individuelle Leistungszonen zu berechnen und das Fahrwerk entsprechend anzupassen: Sprint-Zone sowie hohe, mittlere und niedrige Leistungszone.

Sprint-Zone: Wenn euer Leistungsniveau die Sprint-Zone erreicht, wird das System in die Sprint-on-Lock-Position bei Dämpfer und Gabel gehen. Damit bekommt ihr maximalen Vortrieb beim Finish-Line-Sprint. Oder natürlich auch beim Ortsschild-Sprint gegen die Kumpels.

Hohe Leistungszone: Wenn euer Output in die hohe Leistungszone eintritt, passt Adaptive Ride Dynamics das Fahrwerk an, um eine effizientere Leistung zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass das Fahrwerk straffer eingestellt wird, um eine präzise Fahrkontrolle bei hohem Tempo und aggressiver Fahrweise zu gewährleisten.

Mittlere Leistungszone: Sobald euer Output in die mittlere Leistungszone sinkt, sorgt das System für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Komfort und Effizienz. Das Fahrwerk wird so kalibriert, dass es eine angenehme Fahrt bietet, ohne dabei die Leistungsfähigkeit einzuschränken.

Niedrige Leistungszone: In eurer niedrigen Leistungszone und wenn ihr entspannter fahrt, tendiert Adaptive Ride Dynamics zu mehr Komfort. Das Fahrwerk wird weicher eingestellt, um Unebenheiten im Gelände sanft zu absorbieren und eine angenehme Fahrt zu gewährleisten.

Mit der Active-Ride-Dynamics-Einstellung wird das Fahrwerk noch feiner an die Fahrsituation angepasst.
Der Bias lässt sich auch schnell und einfach an der Gabel einstellen.

Zusätzlich zur Anpassung des Fahrwerks zeigt Adaptive Ride Dynamics mit verschiedenen Farben an der Gabel an, in welcher Leistungszone ihr euch gerade befindet, um eine intuitive Rückmeldung während der Fahrt zu bieten. Wer trotz allen smarten Algorithmen selbst eingreifen möchte, für den besteht die Möglichkeit, die Override-Funktion über den linken AXS-Pod zu verwenden, mit der für eine kurze Zeit die Automatik ausgeschaltet wird und das Fahrwerk in ein vorher definiertes Override-Setup geht. Was man allerdings beachten sollte, ist, dass bei dem XC-Flight-Attendant die Einstellung der Compression nicht mehr möglich ist, wie man es von älteren Flight Attendant-Gabeln kennt. Alle Einstellungen können über die AXS-App vorgenommen werden. Da die Einstellungen abhängig sind von den persönlichen Powerzones und der Steigung, werden sie sich je nach Fahrer und Trail auch unterschiedlich anfühlen.

Helm Specialized Prevail 3 | Brille Oakley Sutro | Jacke Specialized Trail MTB | Hose Specialized | Schuhe Specialized S-Works Recon Mountain Bike Shoes

Die Geometrie des neuen Specialized Epic 2024

Das Specialized Epic 2024 bringt eine neue Geometrie mit, die deutlich länger und mit einem Lenkwinkel von 66,4° im „High-Modus” etwas flacher geworden ist, was das Bike bereits sehr nah an ein Trailbike heranführt. Mit einem Reach von 475 mm in Größe L ist dieses Modell für XC Bikes sehr progressiv und bewegt sich im Bereich moderner Trail-Bikes.

Mit Hilfe des Flip Chips kann die Geometrie des Specialized Epic 8 angepasst werden.
L für Lang? Die Geometrie des Bikes fällt sehr progressiv aus.

Ein Flip Chip in der Dämpferanlenkung, bereits bekannt vom alten Modell, ermöglicht eine Anpassung der Winkel um 0,5° sowie eine Veränderung des BB-Drops um fünf mm. Standardmäßig kommt das Bike im High-Setting und so haben wir es auch die meiste Zeit getestet. Besonders spannend ist die Tatsache, dass sich die Tretlagerabsenkung mit der Rahmengröße verändert. Konkret beträgt die Absenkung in der Rahmengröße S 47 mm, während sie dann schrittweise bis auf 37 mm in den Größen L/XL reduziert wird. Trotz dieser Veränderungen bleibt die Kettenstrebenlänge über alle Größen hinweg unverändert bei 435 mm.

Größe XS S M L XL
Oberrohr 535 mm 569 mm 605 mm 633 mm 662 mm
Sattelrohr 370 mm 390 mm 410 mm 450 mm 500 mm
Steuerrohr 92 mm 92 mm 95 mm 110 mm 130 mm
Lenkwinkel 65,9° 65,9° 65,9° 65,9° 65,9°
Sitzwinkel 76,5° 76° 75,5° 75,5° 75,5°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
Tretlagerabsenkung (High) 47 mm 41 mm 39 mm 37 mm 37 mm
Radstand 1.117 mm 1.147 mm 1.179 mm 1.210 mm 1.243 mm
Reach 390 mm 420 mm 450 mm 475 mm 500 mm
Stack 603 mm 597 mm 698 mm 610 mm 628 mm

Das Specialized Epic 2024 im Test – Was kann die teure Flugbegleitung?

Die große Frage beim Specialized Epic 2024: Sind Algorithmen besser als Hirnschmalz? Ist Flight Attendant besser als Brain? Kurz gesagt: ja! Denn obwohl wir im Flight Attendant-Test am Trail- und Enduro-Bike gesagt hatten, dass es am meisten Sinn an Longtravel-Bikes macht, so müssen wir zugeben: Wir lagen falsch. Sorry! Das elektronische Fahrwerk am Cross Country Bike macht krass Sinn! Das neue Epic 8 S-Works zeigt: Damit sind unterschiedlichste Fahrstile von Marathon über technische XC-Rennen bis hin zu langen Trail-Touren möglich und das Epic hat wirklich eine brutal große Bandbreite durch das neue RockShox Flight Attendant! Doch nun zu den Details.

Wir sind das Specialized Epic 2024 auf einer Vielzahl von Trails gefahren – von Highspeed-Trails über die steilen Hänge an der Pazifikküste bis zu anspruchsvollen Tech-Passagen und flowigen Jumplines im Bikepark. Von der ersten Sekunde an fühlt man sich gut ins Bike integriert. Eingefleischte XC-Piloten werden vielleicht erstmal überrascht sein, wieviel Bike unter ihnen steckt. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Die vortriebsorientierte Position, unterstützt durch das One-Piece-Cockpit, verleiht ein Gefühl von leichtfüßiger Explosivität und selbstbewusster Souveränität. Im Vergleich zum neuen Epic EVO-Modell liegt die Front etwa 4,5 cm tiefer, was für eine deutlich vortriebsorientiertere Fahrposition trotz gleichem Rahmen sorgt.

Schnell wird klar: Das neue Epic hat viele Seiten. Das Flight Attendant-Fahrwerk bietet eine große Bandbreite an Möglichkeiten und beeinflusst das Fahrverhalten maßgeblich. Von stiffem Hardtail-Feeling bis hin zu einem federnden Sofa-Erlebnis – soweit das mit 120 mm eben möglich ist. Das neue Specialized Epic passt sich flexibel den Anforderungen des Geländes an. Und der offene Modus heißt nicht ohne Grund Wide Open. Da keine Volumenspacer in Dämpfer und Gabel verbaut sind, nutzt man den vorhandenen Federweg öfter, was für ein komfortableres Fahrerlebnis sorgt.

Beim Bergauffahren zeigt sich das Specialized Epic sportlich, aber dennoch angenehm und recht komfortabel, mit stets ordentlichem Druck auf dem Vorderrad. Die gute Feinfühligkeit des Hinterbaus ermöglicht ein geschmeidiges Überrollen von Hindernissen, während die deutlich bessere Beschleunigung und Leichtfüßigkeit im Vergleich zum neuen Epic EVO-Modell deutlich spürbar sind. Auf ebenem Gelände zeigt sich, dass der offene Modus wirklich weit offen ist und besonders auf „Waschbrett-Schotterautobahnen” richtig viel Komfort bringt. Komfort, den wir beim Epic EVO aufgrund des anderen Dämpfertunes deutlich vermisst haben. Auf welligem und technischem Terrain ist unser Gusto zu etwas mehr Bias im RockShox-Fahrwerk, wodurch das Fahrwerk sich öfter verhärtet. Dadurch wird ein Aufschaukeln des Bikes, wenn es zu lange im Open-Mode verharrt und die 120 mm zu leicht freigegeben werden, verhindert. Sprints werden dank der Verknüpfung mit dem Powermeter effizient unterstützt, während die LED-Anzeige an der Gabelkrone die aktuelle Powerzone anzeigt – cool!

Bergab ist das Stichwort ganz klar: Confidence. Hier macht sich die traillastigere Geometrie des neuen Specialized Epic deutlich bemerkbar. Die Devise lautet Vollgas und für ein Cross-Country-Bike mit 120 mm Federweg zeigt es eine hohe Laufruhe, auch in dem ein oder anderen ruppigen Steinfeld. Im direkten Vergleich zum EVO kosten die tiefere Front und die schwächeren Reifen jedoch etwas Draufhalte-Qualitäten, man muss seine Linie etwas sanfter und bewusster wählen. Ansonsten? Passiert das … ;)

Auf flowigen Bikepark-Strecken kann man mit dem Epic auch richtig Spaß haben …
… Sieht man an Robins Grinsen, der vom chilenischen Nationalhelden Martín Vidaurre gejagt wird.

Im OMZ-Bikepark in Las Matanzas war wider Erwarten dann die Bias-Einstellung von +2 des Flight Attendant-Fahrwerks unser Favorit, obwohl diese eigentlich für mehr Effizienz das Fahrwerk öfter verhärtet. Doch auf den flowigen Trails mit Anliegern, Sprüngen und kleineren Wurzelteppichen bringt diese Einstellung viel Speed, boostet einen aus Kompressionen und Anliegern raus, das Fahrwerk bleibt dabei in Kompressionen gut berechenbar und definiert. Gefühlt verpufft keine unnötige Energie! Auch zum Springen war das Specialized Epic in dieser Einstellung besser, vorausgesetzt, man kommt mit dem Plus an Feedback und Direktheit zurecht! Das Bike nutzt so seltener seinen vollen Federweg aus, da es seltener im Wide-Open-Modus ist. Und nochmal zum Verständnis: Open ist open, egal, in welchem Bias-Setting, nur die Dauer, die ihr in dem jeweiligen Setting verbringt, ist anders. Und mit Bias +2 macht das Fahrwerk nur auf, wenn große Schläge anliegen und in schnellen, flowigen Trail-Sektionen ist man somit deutlich öfter in dem Magic-Middle-Modus.

Für wen ist das Specialized Epic 2024 das richtige Bike?

Das Specialized Epic ist nicht nur ein neues XC Racebike, sondern ein sehr vielseitiger Cross Country-Racer, der seine Stärken nicht nur auf unterschiedlichen Rennstrecken, sondern auch abseits davon ausspielt. Mit einem Staufach im Unterrohr und einer situationsabhängigen Dämpfung dank des RockShox Flight Attendant-Fahrwerks bietet es ein breites Einsatzspektrum für Fahrer, die Wert auf Effizienz und Leichtigkeit legen und Bock auf Spaß haben: Egal, ob bei der Laktatschlacht oder der schnellen Feierabendrunde oder flowigen Partylaps im Trailcenter. Für all jene, die gerne effizient und leichtfüßig unterwegs sind, ist das Epic eine starke, aber entsprechend teure Wahl – sei es für KOM-Jagden bergauf oder schnelle Trailabfahrten. Schade: Alle günstigeren Epic-Modelle sind keine No-Brainer in der Handhabung – denn sie haben weder das alte Brain noch das neue (und bessere) Flight Attendant, sondern einen oldschool Drehschalter und erfordern mehr Mitdenken und Dreharbeit!

Das Fazit zum neuen Specialized Epic 2024

Mit dem neuen Specialized Epic 8 S-Works 2024 zeigen die Kalifornier ein XC-Bike, das vielseitiger denn je ist! Leider gilt das aber nur für das Premiummodell mit Flight Attendant, denn die günstigeren Modelle sind in der Handhabung ein klarer Rückschritt, auch wenn die progressivere Geometrie und das SWAT-Staufach gefallen. Egal, welche Art von Speed ihr liebt, das neue Specialized Epic S-Works liefert ab – sowohl auf der Rennstrecke nach Sekunden als auch auf der Jagd nach einer guten Zeit!

Tops

  • potent bergab, zugleich sehr vortriebsorientiert
  • Flight Attendant vergrößert Einsatzbereich
  • vielseitig: racy Charakter mit Staufach

Flops

  • günstigere Modelle ohne RS Flight Attendant

Mehr Infos findet ihr auf der Website von Specialized.


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Text: Simon Kohler, Robin Schmitt Fotos: Etienne Schoemann, Robin Schmitt