Specialized Stumpjumper 29

Das S-Works Stumpjumper bildet die Speerspitze des Line-ups, dürfte mit 8.999 € für die meisten aber nur ein Traum bleiben

Das neue Stumpjumper 29 bekommt etwas mehr Federweg spendiert und verfügt jetzt als 29er über 150 mm an der Front und 140 mm am Heck. Die Geometrie wurde gegenüber dem 3 Jahre alten Vorgänger nur behutsam angepasst, das Bike ist etwas länger und flacher geworden, alle Maße sind aber nach wie vor moderat. Der Reach ist in Größe L um 14 mm auf 445 mm gewachsen, der Radstand um 22 mm auf 1.201 mm. Kettenstrebenlänge und Tretlagerabsenkung sind unverändert, der Lenkwinkel fällt ein halbes Grad flacher aus als bisher.

Geometrie des Specialized Stumpjumper 29

Größe S M L XL
Sattelrohr 380 mm 410 mm 455 mm 505 mm
Oberrohr 572 mm 595 mm 628 mm 662 mm
Steuerrohr 95 mm 95 mm 125 mm 140 mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 74,8° 74,5° 74,1° 73,7°
Kettenstrebe 437 mm 437 mm 437 mm 437 mm
Tretlagerabsenkung 33 mm 33 mm 33 mm 33 mm
Radstand 1.149 mm 1.169 mm 1.201 mm 1.231 mm
Reach 405 mm 425 mm 445 mm 470 mm
Stack 614 mm 614 mm 641 mm 656 mm

Was ist mit dem 27,5”-Stumpjumper?

Zwar gibt es das neue Stumpjumper sowohl mit 29“- als auch mit 27,5“-Laufrädern, in Deutschland kommt das 27,5er jedoch nur als Comp-Modell in den Handel. Wir hatten die Gelegenheit, beide Bikes gegeneinander zu testen – die Unterschiede sind deutlich spürbar. Das 27,5er-Stumpy hat zwar einen 10 mm längeren Reach und einen 1° flacheren Lenkwinkel, um an die Laufruhe des 29ers heranzukommen. Wir würden allerdings immer bevorzugt zum 29er greifen. Die großen Laufräder bieten deutlich bessere Überrolleigenschaften und halten die Geschwindigkeit besser als die 27,5er. Zwar verfügt das 27,5er über 10 mm mehr Federweg am Heck, da beide Bikes jedoch mit 150er-Gabeln kommen, ist das 29er insgesamt laufruhiger.

Das 27,5”-Stumpjumper ist kein schlechtes Rad, wir würden allerdings immer zum 29er greifen

Modellübersicht

Das Stumpjumper ist in 4 Modellen sowie als Frame-Set erhältlich. Den Einstieg macht das Stumpjumper Comp für 2.999 €, für 1.000 € mehr gibt es die gleiche Ausstattung mit Carbonrahmen. Das spannendste Modell für versierte Fahrer dürfte das Stumpjumper Expert für 5.499 € sein, das mit RockShox-Fahrwerk, GX Eagle-Schaltung und Roval Traverse Carbon-Felgen kaum Wünsche offenlässt. Die Spitze markiert wie gewohnt das 8.999 € teure S-Works Stumpjumper, das mit einer bulligen FOX 36 Factory und einem FOX FLOAT DPX2-Dämpfer eher auf Trail-Performance als auf Gewicht getrimmt ist – eine Entscheidung, die wir sehr begrüßen. Wer lieber einen Custom-Aufbau realisieren möchte, bekommt das S-Works-Rahmenkit mit FOX FLOAT DPX2 für 3.699 €.

S-Works Stumpjumper Stumpjumper Expert Stumpjumper Comp Carbon Stumpjumper Comp
Federgabel FOX 36 FLOAT Factory, 150 mm RockShox PIKE RC, 150 mm FOX FLOAT 34 Rhythm, 150 mm FOX FLOAT 34 Rhythm, 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 Factory RockShox Deluxe RT3 FOX FLOAT DPS Performance FOX FLOAT DPS Performance
Bremsen SRAM Guide RSC 200/180 mm SRAM Guide R 200/180 mm Shimano SLX 200/180 mm Shimano SLX 200/180 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle SRAM GX Eagle Shimano SLX/XT Shimano SLX/XT
Sattelstütze Command Post IRcc Command Post IRcc X-Fusion Manic X-Fusion Manic
Vorbau Syntace MegaForce 2 Specialized Trail Specialized Trail Specialized Trail
Lenker Specialized Trail Carbon, 780 mm Specialized Trail 7050 Alloy, 780 mm Specialized 6061 Alloy, 780 mm Specialized 6061 Alloy, 780 mm
Felgen Roval Traverse SL Roval Traverse SL Roval Traverse Roval Traverse
Naben Roval Traverse Specialized Specialized Specialized
Reifen Specialized Butcher/Purgatory GRID 2,6” Specialized Butcher/Purgatory GRID 2,6” Specialized Butcher/Purgatory GRID 2,6” Specialized Butcher/Purgatory GRID 2,6”
Preis 8.999 € 5.499 € 3.999 € 2.999 €

Fahreindruck zum Specialized Stumpjumper 29

Specialized-Fans fühlen sich auf dem neuen Stumpy sofort zu Hause. Den Amerikanern ist es wieder einmal gelungen, eine extrem ausgewogene Geometrie zu entwickeln, die Eingewöhnungszeit fällt dadurch sehr gering aus. Bereits das alte Stumpjumper konnte in unserem Vergleichstest mit hervorragender Abfahrtsperformance punkten, musste sich bergauf jedoch anderen Bikes geschlagen geben. Das neue geht in eine ähnliche Richtung: Die Uphill-Performance ist vergleichbar mit dem bisherigen Bike, durch die neue Sattelstütze ohne Setback sitzt man zentraler im Rad und bekommt mehr Druck aufs Pedal. Dass es trotzdem etwas gemächlicher bergauf geht, liegt nicht am Fahrwerk, denn der Hinterbau neigt auch ohne zugeschaltete Plattform kaum zum Wippen. Der Grund ist vielmehr die robuste Ausstattung – das nehmen wir allerdings gerne in Kauf, denn die breiten Felgen und griffigen Reifen erhöhen den Fahrspaß deutlich.

Die Eingewöhnungszeit auf dem Stumpjumper fällt sehr kurz aus, durch seine relativ moderate Geometrie bietet es bereits bei niedrigen Geschwindigkeiten viel Fahrspaß

Bergab legt das neue Stumpjumper jedoch eine ordentliche Schippe drauf. 150 mm Federweg an der Front und 140 mm legen den Grundstein, die überarbeitet Kennlinie und neue Geometrie runden das Paket ab. Der zusätzliche Reach und der etwas flachere Lenkwinkel sind willkommene Neuerungen und verleihen dem Stumpy mehr Laufruhe bergab, ohne dass es seinen wendigen Charakter verliert. Das neue Stumpjumper bietet einen extrem breiten Einsatzbereich und fühlt sich auf flowigen Trails ebenso wohl wie auf anspruchsvollen EWS-Stages.

Die Ausstattung unterstreicht den Anspruch des Bikes und macht klar, dass das Stumpy längst kein zahmes Tourenrad mehr ist. Bissige Bremsen, breite Felgen, großzügiges Cockpit – hier stimmt bereits ab Werk (fast) alles. Dass das Gewicht dadurch etwas steigt, stört uns nicht, denn ohne die robusten Parts wäre das Bike nicht das, was es ist. Die neue Sattelstütze mit mehr Hub ist für große Fahrer ein wahrer Segen, die breitbandigen SRAM Eagle-Schaltungen machen auch steilste Anstiege erträglich.

Das neue Stumpy rollt auf fetten 2,6”-Reifen. In vielen Situationen ist das ein Vorteil, aber das hohe Gewicht der verstärkten Karkasse kostet auf Dauer spürbar Kraft.
Längst überfällig: Bis zum aktuellen Modelljahr wurden alle Stumpys mit 125-mm-Sattelstützen ausgestattet, jetzt gibt es endlich eine neue Command Post mit bis zu 160 mm Absenkung.

Früher erreichten die hauseigenen Reifen oft nicht das Niveau von MAXXIS oder Schwalbe, doch über die Jahre hat sich viel getan und die aktuellen Specialized-Reifen überzeugen mit sehr hoher Performance. An den griffigen 2,6“-Reifen scheiden sich dennoch die Geister. Bergab sind die fetten Pneus eine Macht, sie lassen sich präzise steuern und bieten ein hohes Maß an Traktion. Bergauf kosten sie jedoch etwas mehr Kraft als die bekannten 2,3er. Zwar rollen sie kaum schlechter als ihre schmalen Kollegen, doch die höhere rotierende Masse lässt sich nicht vollständig kaschieren.

Das Stumpjumper ist Specializeds Definition des ultimativen Trailbikes und die Amerikaner haben nicht zu viel versprochen!

Wir hatten die Gelegenheit, sowohl das Topmodell S-Works als auch das 3.500 € günstigere Expert zu testen. Die super steife FOX 36 im S-Works bietet hervorragende Dämpfungseigenschaften im groben Gelände und sehr viel Spurtreue bei hohen Geschwindigkeiten, für gemütliche Fahrer ist sie jedoch fast schon zu steif. Die RockShox PIKE im Expert-Modell fühlt sich bei normalen Trail-Geschwindigkeiten etwas lebendiger an und dürfte für die meisten Fahrer völlig ausreichen. Ansonsten sind die beiden Bikes in Sachen Trail-Performance sehr nah beieinander, das Expert bietet daher das deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.