Yeti stellt mit dem SB135 ein neues Trail-Bike auf 27,5” Laufrädern vor und lässt eine ausgestorben geglaubte Gattung neu aufleben. Was das Bike neben den kleinen Laufrädern, zwei Federwegskategorien und Yeti-eigenen Features noch zu bieten hat – und vor allem, was es auf dem Trail hergibt, verraten wir hier.

Yeti SB 135 TLR Transmission T3 | 160/135 mm (v/h) | 14,7 kg in Größe L | 11.290 € | Hersteller-Website

Die Traditionsmarke Yeti aus Colorado in den USA legt nach der großen „Release-Party“ letzten Jahres mit dem neuen SB120, SB140 und SB160 nun nochmal nach. Mit dem SB135 stellen die US-Amerikaner ein Trail-Bike auf kleinen 650b-Laufrädern mit optional 160 oder 150 mm Federweg an der Front und – wie der Name verrät – 135 mm Federweg am Heck vor. Außerdem schenkt Yeti kleinen Fahrern extra Beachtung und stattet das Bike in den Größen XS und S mit einem eigens entwickelten Rahmen aus.

Zunächst noch als Waggon Wheels verpönt, sind 29”-Laufräder mittlerweile Standard. Reine 650b-Bikes sind selten geworden und machen somit das Yeti SB135 zu einem erfrischend exotischen Bike. Ob es sich auch so wohltuend fährt und für welchen Einsatzzweck das Bike sich am besten eignet, haben wir im Test herausgefunden.

Das neue Yeti SB135 TLR Transmission T3 2023 im Detail

„Was ein süßes Bike!“ Solche Kommentare aus unserer Redaktion hatten das ungewohnt kleine Yeti zunächst überschüttet, so selten sind die 27,5” großen Laufräder mittlerweile geworden. Das kompakte Bike ist Yeti-typisch sehr hochwertig verarbeitet und die Liebe zum Detail, die in den Rahmen geflossen ist, fällt an Lack-Decals oder dem Yeti-Wappen auf dem Steuerrohr auf. Die Zugverlegung findet klassisch durch Cableports in das Steuerrohr statt. Hier sind die Züge gut geklemmt und laufen am Hinterbau noch durch eine extra Öse – so klappert nichts. Dazu trägt auch der großzügige und gut gedämpfte Kettenstrebenschutz bei, der die ganze Peripherie schützt.

Sauber geführt und geklemmt werden die Leitungen in den Rahmen eingeführt.
Das markante und hochwertige Yeti-Wappen thront auf dem Steuerrohr des SB135.

Ebenfalls zum Schutz – aber eher dem vor Steinschlag – trägt der Rahmenschutz aus Kunststoff am Unterrohr bei. Der ist sehr umfangreich und in der Mitte gleichzeitig mit einer großen Luke ausgestattet, die die interne Zugverlegung und Wartung zum Kinderspiel machen soll. Selbstverständlich findet sich auch Platz für einen Flaschenhalter im Rahmen. Auf einen Toolmount verzichtet Yeti allerdings.

Durch die zusätzliche Öffnung am Unterrohr kommt ihr leichter an eure Leitungen ran. Als Staufach ist es jedoch nicht gedacht.

Die Ausstattungsvarianten des Yeti SB135 2023

Yeti bietet das SB135 in insgesamt sieben verschiedenen Ausstattungsvarianten an. Zwei davon kommen in der Lunch Ride Edition – wie auch unser Test-Bike – mit 10 mm mehr Federweg an der Front, also mit einer 160er statt 150-mm-Gabel. Außerdem sind bei den Lunch Ride-Bikes Bremsscheiben mit 200 mm Durchmesser anstatt der sonst üblichen 180er-Scheiben verbaut und sie rollen auf robusteren und besser profilierten Reifen. Dadurch sind die Lunch Ride-Bikes deutlich mehr auf Spaß und Abfahrt ausgerichtet. Sowohl die Lunch Ride- als auch die normale Variante gibt es im höherwertigen und leichteren TURQ-Carbon und im Standard C-Carbon-Lay-up. Jeweils die höchste Ausstattungsvariante ist bereits mit dem neuen neuen SRAM EAGLE Transmission-Schaltwerk ausgestattet. Größter Downer für kleine Fahrer/innen: Die Lunch Ride-Variante gibt es erst ab Rahmengröße M.

Yeti SB135 C1 | 6.400 $
Yeti SB135 C2 | 6.700 $
Yeti SB135 CLR C2 | 8.190 €
Yeti SB135 TXT | 7.500 $
Yeti SB135 T2 | 8.000 $
Yeti SB135 T3 Transmission | 10.300 $

Die Verfügbarkeit des neuen Yeti SB135 2023

Vorerst werden auf dem europäischen Markt nur die Lunchride Modelle verfügbar sein. Diese sollen ab Sommer 2023 beim Bikeshop stehen.

Die Ausstattung unseres Yeti SB135 TLR Transmission T3 2023

Unser Yeti kommt in der „Lunch Ride Edition“ – also shready ready mit 10 mm mehr Federweg an der Front. Das FOX Factory-Fahrwerk mit 36er-Gabel, die sich fein abstimmen lässt, und FLOAT X-Dämpfer verwaltet den Federweg nach euren Wünschen. Die SRAM CODE RSC-Bremsen bieten werkzeuglose Hebelweitenverstellung, Druckpunktverstellung und SwingLink, der die benötigte Fingerkraft reduzieren soll. Die Stopper wirken auf 200 mm große Bremsscheiben und bringen euch so zuverlässig zum Stehen.

Das FOX Factory-Fahrwerk sorgt für hohe Einstellbarkeit und klasse Performance auf dem Trail.
An den SRAM CODE RSC-Bremsen mit großen Bremsscheiben gibt es nichts auszusetzen und sie bringen euch überall sicher zum Stehen.

Das SRAM Eagle Transmission X0-Schaltwerk mit Directmount sorgt für smoothe Schaltvorgänge bei geringstem Einstellungsaufwand. Die Pods – also die „Schalthebel“ – sind dagegen noch gewöhnungsbedürftig. Für Bodenkontakt sorgen MAXXIS ASSEGAI-Reifen vorn und MAXXIS Minion DHR II hinten. Beide leider nur in der härteren MaxxTerra-Gummimischung und mit EXO+ Karkasse. Die ist zwar robuster als die EXO-Karkasse bei den Standard-Modellen, für grobe Trails und schwere Fahrer empfehlen wir euch dennoch ein Upgrade auf die weiche MaxxGrip-Gummimischung vorn und eine robustere Doubledown-Karkasse hinten. Montiert sind die Reifen auf einem robusten DT Swiss EX1700 Alu-Laufradsatz, mit dem wir in der Vergangenheit nur gute Erfahrungen gemacht haben und der bei uns im Office sehr beliebt ist.

Die neue SRAM Eagle Transmission X0-Schaltgruppe sorgt für zuverlässige Schaltvorgänge und wenig Sorgen auf dem Trail.
Die verbauten Reifen könnten zumindest am Heck eine robustere Karkasse – wie z. B. Doubledown – vertragen.
Mit dem DT Swiss EX1700-Laufradsatz seid ihr für alle Eventualitäten gerüstet.

Die verbaute FOX Transfer-Sattelstütze bietet bereits ab Rahmengröße L stolze 200 mm Hub und sorgt für ordentlich Bewegungsfreiheit, da sie sich komplett im Rahmen versenken lässt. Das Cockpit bildet eine Kombination aus einem 35 mm Burgtec-Vorbau und einem 800 mm breiten Yeti Carbon-Lenker.

Yeti SB 135 TLR Transmission T3

9.500 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Factory 135 mm
Seatpost FOX Transfer 200 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/200 mm
Drivetrain SRAM Eagle Transmission X0 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 50 mm
Handlebar Yeti Carbon 800 mm
Wheelset DT Swiss EX1700 27,5"
Tires MAXXIS ASSEGAI MaxxTerra EXO+/Minion DHRll MaxxTerra EXO+ 2,5"/2,4"

Technical Data

Size M L XL
Weight 14,7 kg

Der Yeti Switch Infinity Link-Hinterbau

Auffällig bei allen Modellen ist natürlich der Yeti typische Switch Infinity Link-Hinterbau. Hierbei sitzt das Hauptlager zwischen zwei Gleitbuchsen, die dafür sorgen, dass der Drehpunkt sich verschieben kann. Der variable Drehpunkt soll für einen hohen Anti-Squat im Bereich des SAG sorgen und tiefer im Federweg größtenteils von Ketteneinflüssen entkoppelt werden. Die beiden Gleitlager wurden gemeinsam mit FOX entwickelt und bedürfen etwas Pflege, wie Putzen und Nachfetten nach 40 Stunden Betriebszeit. Hierbei ist aber kein Setup wie bei einem Dämpfer nötig. Für die T-Modelle wurden das Switch Infinity System im Bereich der Lager und Dichtungen überarbeitet, bei den C-Modellen kommen noch die Vorgänger zum Einsatz.

Die Geometrie des Yeti SB135 2023

Die Geometrie der Lunch Ride-Modelle ist durch die um 10 mm längere Gabel rund ein halbes Grad flacher, was den Lenk- und Sitzwinkel angeht. Zusätzlich sind die Lunch Ride-Modelle nur in den Größen M–XL verfügbar. Kleine Fahrer werden bei den regulären Modellen ebenso bei Rahmen in XS und S fündig: Hierfür wurde ein komplett überarbeiteter Rahmen mit neuer Dämpferaufnahme, neuen Links und neuem Hinterbau entwickelt, der dennoch Platz für eine Trinkflasche bietet. Für eine ausgewogene Balance zwischen Front und Heck wachsen bei allen Modellen die Kettenstreben mit den Rahmengrößen mit. Die Länge des Sitzrohrs bleibt angenehm gering und in Kombination mit der voll versenkbaren und langen Sattelstütze habt ihr freie Größenwahl, anhand der Länge des Bikes.

Die Geometrie der SB135 Lunchride Modelle

Größe M L XL
Oberrohr 569 mm 621 mm 649 mm
Sattelrohr 400 mm 440 mm 470 mm
Steuerrohr 107 mm 118 mm 129 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65°
Sitzwinkel 76,5° 71,6° 71,9°
Kettenstrebe 433 mm 435 mm 437 mm
Radstand 1.203 mm 1.229 mm 1.261 mm
Reach 455 mm 475 mm 500 mm
Stack 600 mm 610 mm 620 mm

Die Geometrie des SB135

Ohne die Lunchride Option ändert sich die Geometrie und die Bikes sind auch in XS und S erhältlich. Der angepasste Rahmen in XS und S sieht so aus.
Größe XS S M L XL
Oberrohr 534 mm 566 mm 598 mm 620 mm 647 mm
Sattelrohr 345 mm 365 mm 400 mm 440 mm 470 mm
Steuerrohr 92 mm 101 mm 107 mm 118 mm 129 mm
Lenkwinkel 65,4° 65,4° 65,4° 65,4° 65,4°
Sitzwinkel 77° 77° 77° 77° 77°
Kettenstrebe 429 mm 431 mm 433 mm 435 mm 437 mm
Radstand 1.128 mm 1.164 mm 1.199 mm 1.225 mm 1.257 mm
Reach 400 mm 430 mm 460 mm 479 mm 504 mm
Stack 583 mm 592 mm 597 mm 606 mm 616 mm

Das Yeti SB135 TLR Transmission T3 2023 auf dem Trail

Wenn man das erste Mal mit dem Yeti auf Tuchfühlung geht, fühlt sich das Fahrwerk überraschend soft an. Bringt man die Kette auf Spannung und tritt den Hügel empor, wird der Hinterbau aber ruhiggestellt und wippt nicht. Die Sitzposition ist aufrecht mit leichtem Druck auf den Händen. Der knapp 77° steile Sitzwinkel positioniert einen zentral und lässt ein geräumiges Gefühl beim Pedalieren. Geht es bergauf, relativiert sich der Druck auf den Händen schnell und der wippneutrale Hinterbau wirkt sich positiv auf den Vortrieb aus.

Sobald die Nase des Yeti Richtung Tal zeigt, ist das Handling intuitiv und das Bike fühlt sich sofort spritzig und agil an. Durch die kleinen Laufräder wird wenig Input benötigt, um das Bike von Kurve zu Kurve umzulegen und flink die Richtung zu wechseln. Das animiert dazu, mit dem Trail zu spielen und neue Lines auszuprobieren. Die kleineren Laufräder geben mehr Feedback vom Untergrund und auf langgezogenen Wurzelteppichen kann es einen schon gut durchschütteln. Hier gilt der Grundsatz, Geschwindigkeit stabilisiert einmal mehr – denn rollt man langsam über grobe Hindernisse, hat man umso mehr das Gefühl, davon gebremst zu werden. In Summe fühlt sich das Heck eher soft an und filtert feine und mittlere Unebenheiten zuverlässig weg. Das sanfte Ansprechverhalten ändert sich gegen Ende des Federwegs spürbar und lässt auch bei verpatzten Landungen keine Durchschläge zu. Abziehen und wilde Sprungeinlagen stellen mit dem Yeti SB135 TLR Transmission T3 überhaupt kein Problem dar – im Gegenteil! Vielmehr animiert das Bike mit seinem verspielten Charakter und den gefühlt größeren Reserven noch dazu.

Für wen ist das Yeti SB135 TLR Transmission T3 2023?

Das Yeti SB135 ist spannend für kleingeratene Biker/innen, die von den eigenständig entwickelten Modellen in Größe XS und S profitieren können. Außerdem für Trail-Akrobaten, die keinen Sprung links liegen lassen wollen und flink durch Kurven cutten. Für alle, die es noch mehr krachen lassen wollen, empfehlen sich die Lunch Ride-Modelle mit mehr Federweg und Komponenten für gesteigerte Bergab-Performance – schade nur, dass diese Modelle nicht auch in den beiden kleinsten Größen erhältlich sind.

Helm Smith Session MIPS | Brille UVEX Sportstyle 231 | Shirt Volcom Stone Made Shirt | Hose 7Mesh Glidepath | Schuhe Crankbrothers Mallet BOA | Socken Stance

Unser Fazit zum Yeti SB135 TLR Transmission T3

Das Yeti SB135 TLR Transmission T3 ist deutlich mehr als eine Reminiszenz an die „gute alte Zeit“. Es sticht aus der 29”er-Masse hervor und begeistert auf dem Trail mit seinem ausgeprägten Spieltrieb. Weiterhin ist es beeindruckend, welchen Entwicklungsaufwand Yeti bei den XS- und S-Größen für so einen kleinen (😉) Kundenstamm betrieben hat, und die gewohnt hohe Verarbeitungsqualität und das Auge fürs Detail lassen das Biker-Herz schneller schlagen.

Tops

  • hoher Spaßfaktor auf flowigen Trails
  • extra Rahmendesign für die 2 kleinsten Größen
  • hochwertiger Rahmen und smarten Detaillösungen

Flops

  • Die Reifenwahl könnte besser sein

Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Website von Yeti.


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Text: Julian Schwede Fotos: Mike Hunger

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.