Das YETI SB140 ist ein Bike, das sich nicht wirklich in Schubladen stecken lässt. Ist es jetzt ein potentes Trail-Bike oder doch ein Mini-Enduro? Sind 27,5”-Laufräder überhaupt noch zeitgemäß? Alles Fragen, die man sich stellen kann, aber nicht muss! Stattdessen kann man das Bike auch einfach fahren – so wie es unsere ENDURO-Testerin Antonia gemacht hat.

Yeti SB140 T2 | 160/140 mm | 27.5″ | XS-XL | € 8.190 | Hersteller-website

RIP und RACE – in diese zwei Kategorien unterteilt Yeti seine Bikes auf der eigenen Website. Das SB140 fällt mit seinen 27,5”-Laufrädern in die RIP-Kategorie und soll vor allem maximalen Fahrspaß liefern. Wir haben das Rad mit seinen 160 mm Federweg in Front und 140 mm am Heck bereits in der Vergangenheit in der Größe Large getestet. Jetzt hat Testerin Antonia, aka Toni, das Rad in Größe Small erhalten. Mit einer Körpergröße von 160 cm sind für sie 29er-Bikes meist zu groß, wie z. B. der Test des SCOTT Contessa Ransom in der Vergangenheit gezeigt hat. Für Toni sollte das SB140 daher beides sein: ein spaßiges Allround-, aber auch ein schnelles Race-Bike. Doch genug der Theorie.

Edel, teuer, durchdacht – Das Yeti SB140 im Detail

Wie für Yeti typisch besitzt auch das SB140 einen Switch-Infinity-Hinterbau, statt einem Umlenkhebel kommt der Switch-Infinity-Link zum Einsatz. Dabei handelt es sich um zwei Schienen, auf denen der Drehpunkt des Hinterbaus beim Einfedern auf- und abfahren kann. Dieses System soll die perfekte Balance aus Effizienz bergauf und einem satten Fahrverhalten bergab ermöglichen. Yeti bietet seine Bikes mit zwei unterschiedlichen Carbon-Rahmen an. Die C-Rahmen sind minimal schwerer, besitzen aber die gleiche Geometrie und Steifigkeit. Die Turque-Rahmen bilden die Speerspitze. Unser T2-Test-Bike kostet satte 8.190 €, ist dafür aber nur mit feinsten Teilen ausgestattet. Es besitzt eine FOX 36 Factory GRIP2-Federgabel und einen DPX2 Factory-Dämpfer. Geschalten wird mit einer SRAM X01 Eagle und verzögert mit SRAM G2 RSC-Bremsen. Letztere gehen für leichte Fahrer klar, für alle anderen wäre aber eine CODE die bessere Wahl. Für Kritik sorgt auch der flach profilierte MAXXIS Rekon-Hinterreifen. Es mag Orte auf dieser Welt geben, wo er mit geringem Rollwiderstand punktet, als Allrounder ist er auf einem so potenten Bike aber absolut fehl am Platz. Der Minion DHF in 2,6” Breite dagegen punktet mit viel Traktion und ausreichend präzisen Handling am Vorderrad. Die FOX Transfer-Sattelstütze arbeitet an sich super, kommt in Größe S aber nur mit 125 mm Verstellbereich. Wir haben sie daher gegen ein 150er-Modell mit geringerer Bauhöhe getauscht. Das Cockpit besteht aus einem 50 mm langen Race Face Aeffect R-Vorbau und einem 780 mm breiten Yeti-Lenker. Zierliche Fahrer sollten diesen in Größe S sicher kürzen.


Gabel: FOX Factory Grip2 36 160 mm
Dämpfer: FOX Factory DPX2 140 mm
Bremsen: SRAM G2 RSC 180/180 mm
Schaltung: SRAM X01 Eagle
Sattelstütze: FOX Transfer 125 mm
Vorbau: Race Face Turbine 50 mm
Lenker: Yeti Carbon 35 780 mm
Laufräder: DT Swiss Custom M1700 27,5″
Reifen: MAXXIS Minion DHF EXO / MAXXIS Rekon EXO + 2,6”


Die FOX 36 Factory mit 160 mm Federweg passt perfekt zum Hinterbau des Yeti mit lediglich 140 mm. Gemeinsam nehmen sie den härtesten Trails ihren Schrecken.
Der Switch-Infinity-Link ist das Herzstück des Yeti. Er ermöglicht es den Konstrukteuren, dem Hinterbau sein sehr sattes Gefühl zu verleihen und gleichzeitig effizient zu arbeiten.

Ciao Bella! Italien und das SB140 – eine grandiose Kombo!

Auch im kleinen S-Rahmen ist genug Platz für eine große Trinkflasche – genial!
Die Züge verlaufen in extra Hüllen im Rahmen. Das erleichtert das Verlegen, sorgt aber für nerviges Geklapper. Ideal wäre, sie am Eingang zu klemmen.
Die SRAM G2 wird dem SB140 bei entsprechender Fahrweise leider nicht gerecht. Eine CODE RSC wäre die bessere Wahl.
Dank des tiefgezogenen Oberrohrs und dem kurzen Sattelrohr können auch lange Sattelstützen im SB140 gefahren werden. Das sorgt für viel Sicherheit auf steilen Trails. Genial!

Lang und tief – Die Geometrie des YETI SB140 im Detail

Das SB140 wird von Yeti in fünf Größen angeboten. Mit einer Körpergröße von 160 cm entschied sich Toni für das Rad in Größe Small. Es punktet mit einem 380 mm kurzen, geraden Sitzrohr, das die Verwendung von langen Sattelstützen ermöglicht. Toni konnte eine Sattelstütze mit 150 mm Verstellbereich fahren. Der Lenkwinkel ist mit 65° flach, der Sitzwinkel mit 77° steil gewählt. Der Reach fällt mit 430 mm für ein Rad in Größe Small lang aus. Die Kettenstreben sind mit 433 mm eher kurz. Dank des tiefgezogenen Oberrohrs hat man viel Bewegungsfreiheit auf dem Rad – dazu mehr beim folgenden Fahreindruck.

Größe XS SM MD LG XL
Sattelrohr 355 mm 380 mm 410 mm 450 mm 495 mm
Oberrohr 538 mm 567 mm 598 mm 612 mm 649
Steuerrohr 95 mm 110 mm 115 mm 126 mm 137
Lenkwinkel 65.0° 65.0° 65.0° 65.0° 65.0°
Sitzwinkel 77.1° 77.0° 77.0° 77.0° 77.0°
Kettenstrebes 433 mm 433 mm 433 mm 433 mm 433 mm
Radstand 1,145 mm 1,176 mm 1,208 mm 1,233 mm 1,263 mm
Reach 405 mm 430 mm 460 mm 480 mm 505 mm
Stack 582 mm 595 mm 600 mm 610 mm 620 mm

Work hard, play hard! Das SB140 auf dem Trail

Für Toni war es mit dem Yeti SB140 Liebe auf den ersten Blick. Nicht nur optisch weiß das Bike auf Anhieb zu überzeugen, auch die Sitzposition punktet bereits auf den ersten Metern. Man sitzt super zentral, aufrecht und komfortabel. Dieses Bike ist wie dafür gemacht, lange Touren in Angriff zu nehmen und fiese Anstiege zu erklimmen. Der Komfort wird durch den bequemen WTB-Sattel und die weichen ODI-Griffe weiter gesteigert. In Kombination mit dem sehr sensiblen Hinterbau schwebt man über grobe Schotterwege wie auf einer Wolke. Für lange monotone Anstiege hat Toni gern zum Verstellhebel am DPX2 gegriffen, um Wipp-Bewegungen zu unterdrücken. Bei technischen Uphills dagegen punktet der Hinterbau im offenen Modus mit viel Traktion.

Bremse auf, zurücklehnen und abgehen lautet die Devise mit dem SB140!

Wenn man dann irgendwo auf dieser Welt mit dem SB140 an einem Trail-Einstieg steht, kann man sich sicher sein, dass kurz darauf ein Feuerwerk an Fahrspaß abgefeuert wird. Das SB140 punktet mit einem sehr lebendigen und spaßigen Handling, fordert aber von seinem Fahrer bzw. seiner Fahrerin auch Einsatz. Denn durch den langen Reach fällt es nicht immer ganz einfach, genug Grip am Vorderrad aufzubauen. Hier sollte man aktiv nach vorn arbeiten. Steht man allerdings zentral und lässt die Bremse offen, dann marschiert das SB140 richtig vorwärts. Mit seinem satten Fahrwerk vermittelt es enorme Sicherheit und man hat nie das Gefühl, am Heck weniger Reserven als an der Federgabel zu besitzen – trotz großem Unterschied beim Federweg. In engen Sektionen braucht das SB140 ordentlich Input vom Fahrer, zirkelt dann aber gelassen um enge Kehren. Positiv ist auch das sehr tiefgezogene Oberrohr, das zusammen mit der hohen Front im steilen Gelände sehr viel Sicherheit vermittelt. Getrübt wird der positive Eindruck nur von klappernden Zügen, welche trotz extra Hüllen im Rahmen für Geräusche sorgen.

Den Fahrspaß gibt es nicht geschenkt! In engen Kurven muss man das Yeti aktiv fahren!

Unser Fazit zum Yeti SB140 in Größe Small

Für große Fahrer ist das YETI SB140 mit seinen kleinen Laufrädern vor allem ein spaßiges Trail-Bike. Kleinere Fahrer wie unsere Testerin Toni, die häufig von 29er-Laufrädern überfordert sind, finden im SB140 dagegen den perfekten Allrounder. Spaßige Touren unter der Woche, ein Rennen am Wochenende – mit diesem Bike kein Problem! Es klettert effizient und besitzt bergab einen sehr guten Mix aus Agilität und Laufruhe, will dafür aber aktiv gefahren werden. Getrübt wird der positive Eindruck nur vom hohen Preis, Schwächen in der Ausstattung und den klappernden Zügen.

Tops

  • super sattes Fahrwerk
  • viel Bewegungsfreiheit dank tiefem Rahmen
  • hohe Laufruhe
  • edler Look

Flops

  • erfordert aktiven Fahrstil
  • klappernde Züge
  • Schwächen in der Ausstattung: Bremse, Reifen

Tuning-Tipps:

  • Hinterreifen durch Minion DHR II in 2,4” ersetzen
  • ggf. Bremse upgraden
  • ggf. längere Teleskopstütze montieren
  • ggf. Lenker kürzen
Helm MET Roam | Brille Oakley Jawbreaker | Shirt SCOTT Trail MTN | Short ION Scrub AMP | Socken Stan’s NoTubes | Schuhe ION Rascal

Für große Fahrer die voll-gas ballern wollen, empfehlen wir unseren Test zum SB150 29er.


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Text: Antonia Buckenlei Fotos: Christoph Bayer