Ihr wollt auch im Winter dem besten Hobby der Welt nachgehen? Schlammpackungen im Gesicht beschränkt ihr aber lieber auf das Wellnessstudio? Dann solltet ihr euch einen Mudguard für euer MTB zulegen. Wir haben die spannendsten Modelle für euch getestet, um zu sehen, worauf es bei einem Mudguard ankommt und ob die Parts halten, was sie versprechen.

Mountainbiker teilen sich im Winter oder bei schlechtem Wetter in zwei Gruppen: Gruppe eins kämpft im Wald gegen rutschige Wurzeln und Schlamm, während Gruppe zwei lieber mit einem Tee auf der Couch chillt oder lieber andere Sachen wie Schwimmen oder Bouldern ausprobiert. Obwohl auch wir unsere Zeit im Winter gerne in der Boulderhalle verbringen, sitzen wir bei jeder Möglichkeit auf dem Rad und empfehlen euch das auch. Aber warum sollte man sich der Kälte, dem Matsch und den rutschigen Trails stellen? Ganz einfach: Es macht einen Heidenspaß! Dazu stärkt man seine Fahrtechnik und auch einfache Hometrails sind auf einmal wieder anspruchsvoll. Bei regelmäßigen Ausfahrten kann man seine Fitness halten oder vielleicht sogar verbessern, was den Start in die Sommersaison vereinfacht. Des Weiteren könnt ihr euer inneres Kind wieder herauslassen und jede Pfütze mitnehmen, egal ob im Drift oder Manual. Ein paar Sachen muss man im Winter aber natürlich beachten: Damit ihr nach der dritten Pfütze nicht bis auf die Unterwäsche durchnässt seid, empfehlen wir euch wasserdichte Klamotten und viele Baselayer gegen die Kälte. Neoprensocken sind günstiger als ein wasserdichtes Paar neuer Schuhe und helfen genauso gut gegen kalte Zehen. Aber das Wichtigste ist natürlich, dass ihr freie Sicht behaltet. Denn egal wie trocken und warm ihr seid, wenn ihr nach einer Kurve Dreck in den Augen habt oder eure Brille putzen müsst, hemmt das den Spaß erheblich. Abhilfe schaffen hier Mudguards. Doch die erhältlichen Mudguards unterscheiden sich stark. Wir haben uns daher die beliebtesten und vielversprechendsten Modelle genauer angeschaut, damit du den perfekten Mudguard für dein Rad und Einsatzgebiet findest.

Welche Anforderungen haben wir an einen Mudguard?

Die mit Abstand wichtigste Anforderung an einen Mudguard ist das Sauberhalten von Gesicht und Augen. Wer bleibt schon gerne stehen und pult Dreckpartikel aus dem Auge oder möchte seine Brille alle paar Meter putzen? Was fast genauso nervt, wie Matsch im Auge, ist ein lautes Rad. Darum sollten die Mudguards weder klappern noch irgendwelche anderen Geräusche von sich geben. Ein fester Sitz des Mudguards sollte aber nicht mit einer langen und aufwendigen Montage verbunden sein. Denn wir möchten die Mudguards an einem regnerischen Tag auf dem Parkplatz zügig an das Rad bauen, ohne erst den Werkzeugkoffer aus dem Auto kramen zu müssen. Damit eure Federgabel trotz der schlammigen Bedingungen etwas geschützt wird, sollte der Mudguard zudem möglichst keinen Dreck an eure Dichtungen lassen. Und wenn wir schon beim Schutz eurer teuren Federgabel sind: Der Lack an den Lower Legs sollte natürlich von zusätzlichen Kratzern durch den Mudguard verschont bleiben.

Auch das Material spielt eine große Rolle. Es sollte so flexibel sein, dass der Mudguard bei einem Crash nicht gleich bricht, aber steif genug, dass er sich bei einer Ausfahrt nicht verbiegt, dadurch den Mantel berührt und zu schlagen beginnt. Damit hören die Anforderungen an das Material aber nicht auf. Der Kunststoff kann bei so einem einfachen Teil ohne größere Mehraufwand aus recycelten Plastik sein.

Unsere Mudguards im Überblick

In unserem großen Mudguard-Vergleichstest haben wir 8 verschiedene Modelle verglichen. Die Unterschiede in unserem Testfeld waren zum Teil sehr groß, beispielsweise bei der Länge. Mit gerade einmal 180 mm kommt der kürzeste Kandidat aus dem Hause RockShox. Mit 595 mm ist der Mudguard von Mucky Nutz ganze 415 mm länger. Dabei unterscheidet sich das Gewicht der beiden lediglich um 105 g. Wer nun vermutet, dass die meisten Mudguards und längsten Modelle von der verregneten Insel kommen, hat zumindest im zweiten Punkt recht. In unserem Test kommen jedoch genauso viele Mudguards von Herstellern aus dem nassen UK wie aus anderen Ländern. Einen Überblick über unser Testfeld findet ihr hier.

FOX Mudguard (Zum Test)
Preis: 36 € | Gewicht: 93 g | Länge: 350 mm
Mucky Nutz MugGuard Long (Zum Test)
Preis: £ 25 | Gewicht: 106 g | Länge: 595 mm
Mudhugger EVO Bolt-On (Zum Test)
Preis: 43,99 € | Gewicht: 127 g | Länge: 510 mm
Riesel Design Kol:oss (Zum Test)
Preis: 14,95 € | Gewicht: 51 g | Länge: 280 mm
RockShox Fender (Zum Test)
Preis: 25 € | Gewicht: 42 g | Länge: 180 mm
Slicy Enduro/DH Long Mudguard (Zum Test)
Preis: 23,90/29,90 € | Gewicht: 52 g | Länge: 350 mm
Zefal Deflector FM30 (Zum Test)
Preis: 16,95 € | Gewicht: 135 g | Länge: 480 mm
SKS MUDROCKER FRONT (Zum Test)
Preis: 29,99 € | Gewicht: 120–147 g | Länge: 490 mm

Kommt es auf die Mudguard-Länge an?

Kurz gesagt, ja. Aber um bestmöglichen Schutz zu bieten, kommen noch weitere Faktoren hinzu, wie die Mudguard-Breite oder auch, wie gut der Mantel vom Mudguard umschlossen wird. Somit bieten längere Mudguards eindeutig besseren Schutz! Kurze Mudguards sieht man dennoch häufiger auf dem Trail als ihre längere Konkurrenz. Das liegt zum einen daran, dass niemand mit einem langen Mudguard im Sommer fahren möchte. Kleine Mudguards sind unauffällig, so läuft man nicht Gefahr, von der Style-Polizei angehalten zu werden. Auch im Bikepark kann ein Mudguard zum Problem werden. Bei vielen modernen Sesselliften wird das Vorderrad entspannt in eine Haltevorrichtung geschoben. Dabei brechen längere Mudguards gerne. Das wohl größte Argument für kürzere Mudguards, die einfach das ganze Jahr am Rad bleiben, ist, dass es auch im Sommer mal regnen kann. Die Schutzwirkung fällt zwar im Vergleich zu den großen Modellen sehr viel geringer aus, doch der Unterschied zum Biken ohne Mudguard ist ein gutes Stück größer.

Die Länge macht einen Unterschied, aber auch kürzere Mudguards helfen euch bereits gut gegen Matsch in den Augen.

Welcher Mudguard passt in mein Rad?

Erstmal die gute Nachricht: Alle Mudguards sind kompatibel mit den drei Laufradgrößen 26, 27,5 und 29 Zoll. Die maximale Reifenbreite der Mudguards ist mit mindestens 3 Zoll zudem ausreichend für die meisten gängigen Mäntel, die eine Breite von 2,4 oder 2,6 Zoll aufweisen. Die schlechte Nachricht: Nicht jeder Mudguard passt zu jeder Gabel. Das betrifft besonders die geschraubten Modelle. Hier passen RockShox und FOX nur auf ihre eigenen Gabeln, und auch nur auf die neuen Modelle. Bei Mudhugger sieht es da schon sehr viel besser aus. Mit verschiedenen Adaptern passt er auf eine Vielzahl von Gabeln, nur mit der RockShox Lyrik gibt es hier noch Probleme. Die beste Kompatibilität habt ihr natürlich bei den Mudguards, die mit Klett oder Kabelbindern montiert werden. Durch eine große Anzahl an Befestigungslöchern passen die Mudguards an alle gängigen Federgabeln. Neben den Modellen der Marktführer FOX und RockShox können sie somit auch an Federgabeln von kleineren Herstellern wie BOS, DVO, EXT, Öhlins oder Formula angebracht werden. Nur an besondere Federgabeln, wie zum Beispiel an die Manitou Mezzer mit invertierter Gabelbrücke oder an Upside-Down-Gabeln, wie von Intend oder Bright, passen sie nicht.

Mudguards können an die Gabel geschraubt, …
mit Kabelbindern …
oder mit Klett festgezurrt werden.

Wie werden die Mudguards am Bike montiert?

Die Montage eines Mudguards kann man grundsätzlich in zwei verschiedene Methoden unterteilen: verzurrt oder verschraubt. Bei den verzurrten Mudguards unterscheiden wir zudem noch zwischen Kabelbinder und Klett. So wie alles im Leben hat auch hier jede Variante ihre eigenen Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil der verschraubten Mudguards ist sicherlich die Kompatibilität. Man benötigt eine aktuelle Gabel mit Gewinden und den dazu passenden Mudguard. Hinzu kommt, dass immer ein Inbus für die kleinen Schrauben gebraucht wird, was meistens eine recht fummelige Angelegenheit ist. Dafür bekommt man eine saubere Optik und muss sich keine Gedanken um den Lack seiner Federgabel machen. Das ist das größte Problem der verzurrten Modelle. So ein Mudguard, egal wie fest ihr ihn zurrt, reibt immer leicht am Gabellack und beschädigt diesen über die Zeit. Abhilfe kann hier Schutzfolie auf den Lower Legs oder Moosgummi auf der Gabelbrücke schaffen. Bei häufiger Montage und Demontage kommen bei Modellen mit Kabelbindern zudem noch eine ganze Menge an Resten dazu, die ihr wegschmeißen müsst. Im Gegenzug bekommt man eine einfache Montage und die Mudguards passen auf die meisten Federgabeln. Die Unterschiede zu den Klett-Straps sind, abgesehen von der Anbringung, gering. Denn die ist werkzeugfrei und schnell gemacht. So eignen sich Klett-Straps sehr gut, wenn der Mudguard nur für eine kurze Zeit ans Rad soll. Alle Mudguards mit Klett-Straps lassen sich auch mit Kabelbindern befestigen. Umgekehrt ist das leider nicht immer der Fall, da Kabelbinder nicht so breit und die Befestigungslöcher dementsprechend kleiner sind.

Wie haben wir die Mudguards getestet?

Wir sind alle Mudguards über die letzten Monate bei jeder Gelegenheit auf unseren Hometrails gefahren. Das reichte von unseren Wochenendausfahrten bis hin zu speziellen Testfahrten. Um für euch möglichst viele Vergleichswerte zu sammeln, war der Boden bei der ersten Ausfahrt sogar noch so trocken, dass wir Probleme hatten, den staubigen Trail vor uns zu sehen. Aber keine Sorge, das Wetter schlug daraufhin um und die Mudguards wurden ein wichtiger Begleiter bei allen unseren Ausfahrten. Das Wetter blieb jedoch wechselhaft, die Trails wechselten zwischen nass und sehr nass und zur Abwechslung haben wir auf das Wetter geschaut und uns Regen erhofft – verkehrte Welt! Um die Schutzwirkung der einzelnen Mudguards bestmöglich miteinander vergleichen zu können, sind wir jeden Mudguard hintereinander an einem Tag gefahren. Dafür haben wir uns den matschigsten Trail gesucht, den wir finden konnten, was bei unseren Stuttgarter Hometrails eine Herausforderung sein kann. Schließlich versuchen die Trails sich zu dieser Jahreszeit gegenseitig mit den dicksten Schlammschichten und größten Pfützen zu überbieten.

Die Tops und Flops im Mudguard-Vergleichstest

Tops

Mit den Klett-Straps von SKS könnt ihr den Mudguard in 2 Minuten fest und sicher montieren.
Auch kleine Mudguards bringen schon große Benefits, wenn es dreckig wird.
Im Test hatten wir bei keinem der Mudguards Probleme mit zu viel Dreck an den Gabeldichtungen.
Bei Slicy könnt ihr euren Mudguard mit einem Konfigurator personalisieren.

Flops

Die Montage des FOX ist vergleichsweise aufwändig. Man kann die kleinen Plastikspacer verlieren oder sogar die Ventile abreisen.
Mit diesen Schrauben wird der Mudguard fest an die Gabelbrücke geschraubt.
Da Mucky Nutz beim Klett auf die Schlaufen verzichtet, kann man ihn nicht besonders gut festziehen.
Die festgezurrten Mudguards verkratzen gerne die Lower Legs.

Alle Mudguards im Überblick

Der RockShox Fender (zum ausführlich Test) ist unser kleinster Fender im Vergleichstest. Somit hat er auch die schlechteste Schutzwirkung und spricht eher Minimalisten an, die das ganze Jahr mit ein und demselben Fender fahren wollen.

Mit dem Riesel Design kol:oss (zum ausführlich Test) setzt die kleine deutsche Marke auf das klassische Mudguard-Design. Die Schutzwirkung ist im Vergleich zu den größeren Mudguards schlechter, doch der Unterschied zum Biken ohne Mudguard ist größer. So spricht er, genau wie RockShox, die Minimalisten unter uns an.

Der FOX Mudguard (zum ausführlich Test) wurde schön in die Federgabel integriert. Der Schutz liegt, genau wie die Länge, im oberen Mittelfeld unseres Tests. Nur bei der vergleichsweise langen und aufwändigen Montage bleibt FOX hinter der Konkurrenz zurück.

RockShox Fender
Riesel Design kol:oss
FOX Mudguard

Der Zéfal Deflector FM30 (zum ausführlich Test) kann mit gutem Schutz bei fairem Preis überzeugen. Die Anbringung geht dank Kabelbindern schnell, nur bei einer häufigen Montage und Demontage eignen sich andere Mudguards besser.

Von der verregneten Insel kommt der Mucky Nutz MugGuard Long (zum ausführlich Test). Er liefert den besten Schutz und für die Montage sind Klettstreifen dabei. Diese machen das Montieren an der Federgabel schwieriger, was in einem Klappern des Mudguards resultiert.

Zéfal Deflector FM30
Preis: £ 25 | Gewicht: 106 g | Länge: 595 mm | Herstellerwebsite
Mucky Nutz MugGuard Long

Der Mudhugger EVO Bolt-On (zum ausführlich Test) ist der einzige verschraubbare Mudguard in unserem Vergleichstest, der an verschiedene Gabeln passt. Dazu kommt der zweitbeste Schutz im Test. Den Testsieg verpasst der Mudguard allerdings wegen leichtem Klappern und aufgrund des höchsten Preises im Testfeld.

Mit dem Enduro/DH Long Mudguard (zum ausführlich Test) möchte Slicy hauptsächlich Individualisten ansprechen. So bietet der Hersteller neben verschiedenen Designs einen Konfigurator, mit dem ihr euren Mudguard nach eigenen Wünschen designen könnt.

Mudhugger EVO Bolt-On
Slicy Enduro/DH Long Mudguard

Der beste Mudguard – SKS MUDROCKER FRONT

Der MUDROCKER von SKS (zum ausführlich Test) konnte – wortwörtlich – auf ganzer Länge überzeugen. Er liefert einen ausgezeichneten Schutz für das Gesicht und die Gabeldichtungen. Doch auch bei der Montage, die dank Klett ohne Werkzeug und in Rekordzeit klappt, kann ihm kein anderer Mudguard das Wasser reichen. So ist es kein Problem, den Mudguard nur für einen matschigen Tag schnell am Bike zu befestigen. Wenn die Tage kürzer werden, könnt ihr den Mudguard mit Kabelbindern oder Schrauben auch dauerhaft an euer Bike bauen. Mit den beiliegenden Schutzfolien verkratzt der MUDROCKER eure Gabel zudem nicht. Ein verdienter Testsieg!

Das Fazit und spannende Erkenntnisse aus unserem Mudguard-Vergleichstest

Alle Mudguards in unserem Test schützen euch gut und halten den größten Teil des Dreckbeschusses ab. Durch ihre universelle Form passen sie zwar an alle Laufradgrößen, aber nicht an jede Gabel – also checkt das vor dem Kauf. Außerdem gibt es große Unterschiede bei Befestigung und Schutz. Gerade bei großen Mudguards ist eine schnelle Montage vor der Matsch-Session wichtig, allerdings neigen sie durch das höhere Gewicht eher zum Klappern. Längere Mudguards bieten den besseren Schutz, die unauffälligen kürzeren Modelle können dagegen das ganze Jahr am Bike bleiben – optimal bei einem unverhofften Sommerschauer.


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Text: Sebastian Dirscherl Fotos: Simon Kohler, Mike Hunger, Jonas Müssig