Das Haibike LYKE CF SE ist das erste Light-E-MTB des E-Bike-Pioniers Haibike. Gleichzeitig läutet der deutsche Hersteller damit ein neues Kapitel an, denn mit dem LYKE bringen sie eine neue, deutlich sportlichere Formsprache und eine innovative Motorintegration. Fährt sich das LYKE so sportlich wie es aussieht?
Das ist ein Haibike? Auf den ersten Blick wird man es kaum glauben, denn neben dem neuen sportlichen Look hat das 10.999 € teure LYKE CF auch ein neues Hinterbaukonzept mit horizontal verbautem Dämpfer. Dieser entlockt dem Hinterbau 140 mm, kombiniert mit 140 mm an der Front. Der FAZUA Ride 60-Motor ist hochkant im Sitzrohr verbaut, statt wie üblich vertikal im Unterrohr. Diese innovative Motorintegration eröffnet neue Möglichkeiten beim Rahmendesign und vermeidet den Hockey-Schläger-Look des Unterrohrs, den viele andere FAZUA-Bikes durch die längliche Motorform haben. All das bringt das LYKE auf ein Gewicht von 18,6 kg.
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Das Light-E-MTB Haibike LYKE CF SE 2023 im Detail
Ein weiterer Vorteil der Motorposition im Sitzrohr ist, dass sich dadurch der verbaute 430-Wh-Akku nach unten aus dem Unterrohr entnehmen lässt. Er kann im Bike verbaut geladen werden oder extern mit einem inkludierten Adapter. Die FAZUA LED HUB, die in das Oberrohr integriert ist, zeigt den Akkustand mit fünf Balken an und den Fahrmodus mit verschiedenen Farben. Bei direkter Sonneneinstrahlung sind die Farben allerdings schwer zu erkennen. Die Züge sind durch den Steuersatz verlegt, da sie aber nicht durch den Vorbau laufen, lassen sich Vorbau und Lenker noch easy einstellen oder tauschen. Auf dem Unterrohr ist neben dem Flaschenhalter noch ein Toolmount angebracht, das auf einen Standard-Zwei-Lochhalter setzt. Das ist ein weiterer Schritt im neuen Kapitel von Haibike, denn hier lassen sich alle Standard-Tools anbringen. So kann man auf das Modular Rail System verzichten, das nicht zum sportlichen Look des LYKE passt.
Die Ausstattung des Light-E-MTB Haibike LYKE CF SE 2023
Um dem neuen, sportlichen Image des Bikes zu entsprechen, verbaut Haibike beim LYKE CF SE viele Parts von namhaften Herstellern statt ihrer Eigenmarken. Das Fahrwerk stammt aus der FOX Factory-Serie: An der Front arbeitet eine 36 mit GRIP2-Kartusche. Diese bietet maximale Einstellbarkeit und top Trail-Performance. Am Heck ist ein FLOAT X verbaut, bei dem Low Speed Compression und -Rebound eingestellt werden kann. Auch die Transfer Factory-Dropperpost kommt von FOX, ist mit 150 mm Hub jedoch deutlich unter den durchschnittlichen 168 mm im Test und schränkt so eure Bewegungsfreiheit ein. Die Bremsen stammen aus der Shimano XTR-Serie und bringen mit 200er-Scheiben an Front und Heck ordentlich Bremspower. Auch die Schaltung ist Shimano XTR, jedoch mit der schwereren XT-Kassette kombiniert. Außer den 100 g Mehrgewicht liefert das jedoch keinen Nachteil. Der Race Face Next Carbon-Lenker mit einer Breite von 760 mm bringt durch seinen Shape die Ellenbogen nach außen, was den Fahrer in eine – guess what – sportliche Position zwingt. Auf den Mavic E-Crossmax XL R Carbon-Laufrädern sind vorne und hinten MAXXIS DISSECTOR-Reifen in harter MaxxTerra-Karkasse aufgezogen. Diese Reifen haben zwar einen niedrigen Rollwiderstand, durch das flache Profil sind sie für die meisten Trails in waldigen Gegenden jedoch nicht gut geeignet. Zumindest an der Front wäre z. B. ein Minion DHF, am besten in der weichen MaxxGrip-Gummimischung, besser. Zudem sind die Reifen mit EXO-Karkasse vorne und EXO+ hinten pannenanfällig und für mehr Trail-Performance bieten sich Reifen mit robuster Karkasse wie Doubledown an.
Haibike LYKE CF SE
10.999 €
Specifications
Motor FAZUA Ride 60 60 Nm
Battery FAZUA Energy 430 Wh
Display FAZUA LED HUB
Fork FOX 36 Factory GRIP2 140 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Factory 140 mm
Seatpost FOX Transfer Factory 150 mm
Brakes Shimano XTR 200/200 mm
Drivetrain Shimano XTR/XT 1x12
Stem Race Face Turbine SL 40 mm
Handlebar Race Face Next Carbon 760 mm
Wheelset Mavic E-Crossmax XL R Carbon 29"
Tires MAXXIS DISSECTOR 3C MaxxTerra EXO/MAXXIS DISSECTOR 3C MaxxTerra EXO+ 2,4/2,4
Technical Data
Size S M L XL
Weight 18,6 kg
Perm. total weight 120 kg
Max. payload (rider/equipment) 101 kg
Trailer approval nein
Kickstand mount nein
Specific Features
Toolmount
Tuning-Tipp: stärker profilierte Reifen, vorne mit weicherer Gummimischung
Die Geometrie des Light-E-MTB Haibike LYKE CF SE 2023
Das Haibike LYKE ist in vier Größen von S bis XL erhältlich. In unserer getesteten Größe L hat es ein 470 mm hohes Sitzrohr bei einem Reach von 479 mm. Durch den vertikal verbauten Motor, der weit hoch in das Sitzrohr geht, muss das Rohr weit nach oben gehen, um ausreichende Einschublänge für den Dropper zu bekommen. Das ist der Nachteil der Motorintegration beim Haibike, da durch das hohe Sitzrohr zusammen mit der kurzen Dropper die Bewegungsfreiheit auf dem Bike eingeschränkt wird. Die Kettenstreben wachsen nicht mit der Rahmengröße mit und sind in allen Größen 450 mm lang – zusammen mit dem SCOTT die längsten im Test.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Oberrohr | 562 mm | 592 mm | 622 mm | 652 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° |
Sitzwinkel | 77.3° | 77.3° | 77.3° | 77.3° |
Kettenstrebe | 450 mm | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
BB Drop | 25 mm | 25 mm | 25 mm | 25 mm |
Radstand | 1.195 mm | 1.227 mm | 1.259 mm | 1.295 mm |
Reach | 424 mm | 452 mm | 479 mm | 506 mm |
Stack | 611 mm | 620 mm | 629 mm | 638 mm |
Das Light-E-MTB Haibike LYKE CF SE 2023 auf dem Trail
Die Sitzposition auf dem Haibike ist sehr kompakt und aufrecht, man hat aber eher das Gefühl, auf dem Bike drauf zu sitzen statt darin integriert. Dadurch fühlt sich das Bike etwas wackelig an, besonders in langsamen Passagen. Der Hinterbau ist straff und bringt euch somit entspannt und effizient zum Trail-Einstieg, auch ohne Griff zum Climb-Switch. Wird es steiler und technischer, fehlt es dem Heck des LYKE allerdings etwas an Grip. Der FAZUA Motor hat ordentlich Power, vor allem im Boost-Modus. Die Steuerung des Kurzzeit-Turbos ist allerdings etwas knifflig und vor allem in technischen Uphill-Passagen schwer zu nutzen.
Auf dem Haibike steht man wenig integriert und die Balance zwischen Front und Heck ist unausgewogen.
Auch wenn der Trail in Richtung Tal zeigt, steht man auf dem Haibike wenig integriert, sondern hat das Gefühl, weit oben auf dem Bike drauf zu stehen. Das Bike lässt sich sehr wendig steuern und ist vor allem in engen Passagen agil und leichtfüßig. Durch die langen Kettenstreben ist die Balance zwischen Front und Heck unausgewogen und man hängt stark auf der Front. Der schwach profilierte, harte MAXXIS DISSECTOR ist hier schnell überfordert und man hat schnell das Gefühl, dass der Vorderreifen unter den Händen abhaut. Im Vergleich zum Focus ist das Haibike etwas agiler, kommt aber nicht an die Laufruhe und das einfache Handling heran. Denn das LYKE ist anspruchsvoll zu fahren und unkonzentrierte Momente enden schneller als einem lieb ist mit einem Bauchklatscher. Das Fahrwerk des Bikes bietet guten Gegenhalt, sodass man auf flachen flowigen Strecken gut Schwung generieren kann. Auf anspruchsvollen Trails wird es jedoch schnell nervös, und da es etwas an Endprogression fehlt, rauscht man bei verpatzten Landungen schnell mal durch den Federweg durch.
Die innovative Motorintegration in das Sitzrohr des LYKE ermöglicht eine freiere Rahmengestaltung und die Akku-Entnahme nach unten.
Fazit
Das Haibike LYKE CF SE macht neben dem Trail viel richtig und ist ein Schritt zu sportlicheren Bikes des deutschen Herstellers. Auf engen, weniger anspruchsvollen Trails bringt es viel Spaß, auf technischen Trail ist es jedoch schwer zu kontrollieren und schnell überfordert. Der Konkurrenz, die jahrelange Erfahrung mit sportlichen Trail-Bikes hat, kommt das LYKE somit nicht ganz hinterher und ist für das, was es bietet, mit einem Preis von knapp 11.000 € ziemlich teuer.
Tops
- schlankste FAZUA-Motor-Systemintegration
- Akku kann extern und intern geladen werden
Flops
- hohes Sitzrohr mit kurzer Dropper
- Reifen limitieren das Potenzial
- forderndes Handling
Mehr Informationen findet ihr unter haibike.com
Das Testfeld
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger