Während sich manche Bikes in diesem Vergleichstest als XC-Bikes mit großen Ambitionen klassifizieren lassen, lässt sich die Enduro-DNA des Whyte S-120C nicht verbergen. Mit 120 mm Federweg sieht es zunächst aus wie ein weiteres klassisches Trail-Bike mit wenig Federweg, doch genau wie ein rasierter Löwe in einem Käfig voller Geparden handelt es sich bei ihm um ein völlig anderes Biest.

Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test

Whyte S-120C RS | 4.299 € | 13,9 kg | 120/120 mm

Wenn es um die Ausstattung eines Bikes von Whyte geht, dann standen die RS-Modellbezeichnungen seit jeher für die Wahl eines jeden Whyte-Liebhabers, der ein schnörkelloses Modell ohne viel Schnick Schnack sucht – und das S-120C RS bildet da keine Ausnahme. Jede Komponente ist ausgewählt für zweckmäßige Funktion. Das Fahrwerk besteht wie bei den meisten Bikes in diesem Vergleichstest aus der leichteren FOX 34 FLOAT Performance Step-Cast-Federgabel mit 120 mm Federweg sowie GRIP-Dämpfungskartusche und einem FOX FLOAT DPS Performance-Dämpfer. Das vordere Rahmendreieck aus Carbon ist mit einem Hinterbau aus Aluminium bestückt, der ausschließlich mit 1x-Antrieben kompatibel ist. Ein Highlight der RS-Ausstattung ist der neue M8100 Shimano XT 12-fach-Antrieb inklusive einer Kassette mit 10–51 Zähnen. Die neuen M8120 XT Vierkolben-Bremsen packen an den 180/180 mm-Bremsscheiben kraftvoll zu. Eine interessante Ergänzung ist die neue BikeYoke DIVINE-Teleskopsattelstütze mit 160 mm Verstellweg (125 mm bei Rahmengröße Small). Das Cockpit schreit geradezu „Enduro“ mit dem hauseigenen, 780 mm breiten Lenker und einem kurzen 40-mm-Vorbau. Die Race Face AR-27-Laufräder sind bestückt mit einem MAXXIS Forekaster 29 x 2,35”-Reifen an der Front und einem MAXXIS Ardent Race 29 x 2,25” am Heck.

Das Whyte S-120C zeigt, wie potent ein Bike mit 120 mm Federweg sein kann. Wir fühlten uns nie, als wären wir mit „zu wenig“ Bike unterwegs.

Helm Bell Sixer MIPS Fasthouse | Jersey POC Essential Enduro ¾ Light | Shorts POC Essential Enduro | Handschuhe POC Resistance Enduro | Knieschoner POC VPD System Lite

Das Whyte S-120C RS im Detail

Federgabel Fox Float Performance 34 Step-Cast 120 mm
Dämpfer Fox Float DPS Performance 120 mm
Bremsen Shimano XT M8120 4 Pot 180/180
Antrieb Shimano XT M8100
Sattelstütze Bike Yoke Devine 160 mm
Vorbau Whyte Gravity Stem 40 mm
Lenker Whyte 6061 Alloy 780 mm
Laufradsatz Raceface AR-27
Reifen Maxxis Forekaster 3C Max Speed / Maxxis Ardent Race EXO 2,35″ / 2,25″

Aggressive Geometrie
Das Whyte S-120C besitzt eine äußerst aggressive Geometrie, so ist der Lenkwinkel mit 65,6° wesentlich flacher als bei allen anderen Bikes in diesem Vergleichstest.
Unter Spannung
Das Whyte S-120C ermutigt den Fahrer, das Heck durch Kurven zu schleudern und zu driften. Das Hinterrad mussten wir allerdings einige Male nachspannnen.
Progressiver Hinterbau
Whyte hat hart an der Kinematik seines Hinterbaus gearbeitet. Die neueste Evolutionsstufe gefällt uns sehr. Sie ist progressiv, bietet zugleich guten Support und passt damit bestens zum Charakter der kurzhubigen Trail-Rakete.
Die gesamte Bandbreite
Die Kassette des neuen Shimano XT M8100-Antriebs mit 10–51 Zähnen bietet mehr als genug Bandbreite, um selbst die steilsten Anstiege in die Knie zu zwingen
XT M8100 12-fach
Die neue XT M8100 12-fach-Komplettgruppe funktioniert wunderbar, mit einem leichtgängigen und definierten Schaltgefühl. Die Silent-Hinterradnabe überzeugt uns ebenfalls.
Größe S M L XL
Sattelrohr 406,4 mm 431,8 mm 457,2 mm 482,6 mm
Oberrohr 592 mm 612 mm 640 mm 669 mm
Steuerrohr 112 mm 125 mm 140 mm 150 mm
Lenkwinkel 65,6° 65,6° 65,6° 65,6°
Sitzwinkel 75° 75° 75° 75°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Tretlager-Offset 34 mm 34 mm 34 mm 34 mm
Radstand 1103 mm 1132 mm 1159 mm 1186 mm
Reach 432 mm 456 mm 480 mm 504 mm
Stack 604 mm 616 mm 627 mm 639 mm

Das Whyte S-120C RS auf dem Trail

Bereits ein kurzer Blick auf die Geometrie genügt, um zu wissen, dass das Whyte S-120C RS auf einen Heidenspaß bei höchsten Geschwindigkeiten abzielt – und genau den liefert es. Die lange und flache Geometrie bietet ein gigantisches Maß an Stabilität, ohne jedoch ordentlich Pop vom progressiven Hinterbau vermissen zu lassen. Es ist schnell. Wirklich schnell. Zu schnell sogar für den MAXXIS Forekaster-Reifen, dem an der Front der Biss fehlt. Verliebt haben wir uns in den Shimano M8100-Antrieb. Völlig lautlos Trails herunter zu heizen, ohne einen einzigen Mucks vom Freilaufkörper zu vernehmen, ist einfach grandios – vor allem, weil auch der Rest des Bikes ebenso leise ist. Die moderne Geometrie beflügelt das Vertrauen in die Fähigkeiten des Bikes, und für die meisten unserer Tester war es auf ruppigen Trails das schnellste Bike bergab. Und zwar so sehr, dass das Whyte S-120C auch bei einem Enduro-Vergleichstest mit 160-mm-Federweg-Bikes nicht fehl am Platz wäre. Es spornt euch an, im groben Gelände alles zu geben und manchmal vielleicht sogar etwas zu viel – wir verbrachten eine Menge Zeit damit, das Hinterrad nachzuzentrieren. Doch diese Abfahrtskompetenz inklusive dem dazugehörigen Selbstvertrauen hat einen Preis: Mit 13,9 kg ist das S-120C RS weniger ein Kilometer fressendes Fliegengewicht, als vielmehr ein kurzhubiges Bike mit großen Ambitionen.

Tuning-Tipp
Wir würden einen MAXXIS Minion DHF 3C EXO-Reifen an der Front montieren.

Wenn es die Schwerkraft einmal nicht auf seiner Seite hat, hat es ziemlich zu kämpfen, mit den anderen Bikes aus diesem Vergleichstest mitzuhalten. Das soll nicht heißen, dass es ein schlechter Kletterer ist, doch lange Anstiege bewältigt man mit dem Whyte S-120C eher gemütlich vor sich hinkurbelnd im Sitzen als im rasanten Sprinttempo. Es ist ein fantastisches Do-it-all-Bike, falls man keine Unmengen an Federweg benötigt. Verglichen mit seinem großen Bruder, dem exzellenten S-150, das letztendlich ähnlich viel wiegt, macht das S-120C auf den meisten Trails mehr Spaß, steht hoch in seinem Federweg und holt auch das letzte Quäntchen Geschwindigkeit aus dem Terrain heraus. Es ist die Sorte Bike, die jeden Trail zu einer Renn-Stage macht, selbst wenn es nur darum geht, eure Freunde abzuhängen oder persönliche Bestzeiten zu erzielen.

Fazit

Auch wenn es bergauf nicht brilliert, wird man das Whyte S-120C RS einfach lieben, sobald man über flowige Trails pumpt, durch Kurven schießt und ein Gap nach dem anderen überfliegt. Es profitiert von seiner ungezähmten Enduro-DNA und stellt das ideale Do-it-All Bike für all jene dar, die sich bergab nicht zurückhalten wollen.

Tops

  • macht auf jedem Trail Spaß
  • Geometrie macht es unheimlich potent

Flops

  • Vorderreifen fehlt es an Biss
  • nicht viel leichter als ein Enduro-Bike

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Technical Data

Whyte
S-120C RS

Size: S M L XL
Weight: 13,9 kg
Travel (f/r): 120/120 mm
Wheel Size: 29"
Price: 4.299 €

Intended Use

XC 8
Trail 9
Enduro 10
Downhill 11

Das Testfeld

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Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #040

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