Die einst so stolze Marke Marzocchi verstärkt heute das Line-up von FOX im Bereich der erschwinglichen Federgabeln. Doch irgendwie scheint das niemand der Marzocchi Bomber Z1 Coil erzählt zu haben. Mit ihrer irrsinnig guter Performance und dem Schäppchenpreis ist sie der Geheimtipp im FOX- bzw. Marzocchi-Line-up.
Es gibt vermutlich zwei Typen von Fahrern, was das Setup von Fahrwerken angeht: Da sind zum einen diejenigen, die sich Zeit nehmen, ihr Fahrwerk perfekt einzustellen. Sie checken ein ums andere Mal alle Parameter, um auch wirklich sicherzustellen, dass alles optimal abgestimmt ist, bevor es auf den Trail geht. Und dann gibt es noch die Typen, die einfach loslegen. Wenn ihr zum zweiten Lager gehört, dann werdet ihr die Marzocchi Z1-Stahlfedergabel lieben! In den 90er-Jahren erreichte sie Kultstatus und galt als die Crème de la Crème. Heute mögen zwar einige Retro-Fans mit den Augen rollen, wenn sie den Namen Marzocchi Z1 hören und dabei an die neue Positionierung im FOX-Line-up als „Einstiegsmodell“ denken. Doch der neuen Z1 Coil würde das nicht gerecht werden, denn sie ist eine exzellente Federgabel. Das mit 2,61 kg zugegebenermaßen schwere Modell mit seinen unverkennbaren 36-mm-Standrohren ist eine überarbeitete Form der FOX 36 Rhythm-Federgabel. Hergestellt wird es hauptsächlich aus 6000er-Aluminium. Die Federgabel ist erhältlich mit 150, 160 und 170 mm Federweg für 29”-Laufräder und 160, 170 und 180 mm für 27,5”. Was die Offsets angeht, so sind 44 und 51 mm verfügbar (29”) sowie 37 und 44 mm (27,5”). Von den Stahlfedern gibt es vier verschiedene Varianten für Fahrergewichte von 54 bis 113 kg. Die Federgabel besitzt eine simple Schnellspann-Steckachse – vielleicht nicht die cleanste Variante, doch die bei Weitem praktischste. Der Federweg lässt sich mithilfe von Spacern, die am Ende des Federschafts befestigt werden, intern einstellen. Das bedeutet zwar, dass man dafür das Innenleben der Federseite zunächst entfernen muss, allerdings sollte das Ganze keine große Sache für jemanden sein, der damit vertraut ist, eine Federgabel zu demontieren, um ihr einen Service zu gönnen.
Stahlfedergabeln sind seit jeher die Meister der Sensitivität und Schluckfreudigkeit und die Marzocchi bildet da keine Ausnahme. Wenngleich sie als einfachere Variante angesehen werden mag, so ist die FOX GRIP-Dämpfungskartusche in ihrem Inneren zum Teil der Grund, warum die Federgabel so schluckfreudig arbeitet. Die GRIP-Dämpfung besteht aus einer geschlossenen Dämpfungskartusche, die auf einen IFP mit Stahlfeder setzt. Der Vorteil an der GRIP-Dämpfung: Überschüssiges Dämpfungsöl kann unter Druck durch eine spezielle Öffnung im oberen Teil des Dämpfungssystems abfließen, um so eine gleichbleibende Dämpfung beizubehalten. Dieses Rezirkulationssystem hat zur Folge, dass die Dichtungen der Dämpfung lockerer sitzen können und somit weniger Reibung verursachen, was wiederum die Performance erhöht. Die GRIP-Dämpfungskartusche ist äußerst simpel gehalten und besitzt lediglich einen einzelnen Einsteller für die Druckstufe, der mittels eines Verstellhebels ohne vordefinierte Klicks gleichzeitig die High- und Low-Speed-Dämpfung beeinflusst. Auf Seiten der Feder lässt sich mittels der Kappe die Vorspannung einstellen. Dabei sind kleine Veränderungen am SAG möglich, wenn man einmal die korrekte Federhärte gefunden hat. Einen spürbaren Einfluss auf den mittleren Federwegsbereich oder die Endprogression hat die Vorspannung aber nicht.
Setup der Marzocchi Bomber Z1 Coil
Sucht euch die richtige Feder aus, spielt ein wenig an der Druckstufe und geht biken. So einfach ist das. Naja, zumindest fast. Unserem Eindruck nach befinden sich die Federhärten, die Marzocchi anbietet, ein wenig auf der „schwachen“ Seite. Wenn ihr anhand der Gewichtstabelle zwischen zwei Federn schwankt, empfehlen wir euch, die härtere Feder auszuwählen – vor allem wenn man bedenkt, wie schluckfreudig die Federgabel ist. Mit unseren 80 kg fühlten wir uns mit der grünen Feder für Fahrer von 82–95 kg am wohlsten. Die GRIP-Dämpfung mit ihrem reibungsreduzierten Innenleben fühlt sich auf dem Trail schwach gedämpft an und rauscht bei vollständig geöffneter Druckstufe durch den Federweg — hier fehlt es an Support im mittleren Federwegsbereich. Doch wenn man den rasterlosen Druckstufen-Einstellhebel circa in seiner Mittelstellung positioniert und dabei einen Sweet Spot erwischt, dann verwandelt sich die Federgabel in eine Bestie und liefert eine Performance auf einem Level weit jenseits ihrer Preisklasse.
Die Marzocchi Bomber Z1 Coil auf dem Trail
Auf dem Trail ist die Marzocchi eine Offenbarung. Wenn ihr bisher der Meinung wart, dass Stahlfedergabeln zu linear arbeiten, dann solltet ihr die Z1 ausprobieren. Das Luftvolumen im Casting hilft dabei, das Ende des Federwegs zu puffern und die Federgabel behauptet sich äußerst gut, wenn starke Schläge auf sie eindonnern. Die Sensitivität bei kleinen Schlägen ist jenseits von Gut und Böse. Das Ansprechverhalten ist so gut, dass die Z1 Coil bei Highspeed-Trommelfeuer vom Untergrund, Wurzelteppichen und Steinfeldern am Boden klebt wie ein Bluthund, der eine Fährte gewittert hat, und absorbiert so selbst die kleinsten Unebenheiten auf dem Trail. Sie passt daher am besten zu Fahrern, die satten Grip statt massiver Airtime suchen, denn das Stahlfeder-Feeling kann bei Absprüngen etwas Energie kosten. Das Losbrechmoment ist phänomenal niedrig und die Federgabel reagiert auf einfach alles. Nach mehreren Shuttle-Runs hatten wir das Gefühl, dass unsere Hände und Arme frischer wirkten als mit einigen der Luftfedergabeln und der Grip in anspruchsvollen Sektionen war ebenso vorhersehbar wie beeindruckend. Auch die Dämpfung fällt sehr berechenbar aus: Ungefähr im mittleren Compression-Setting leitet die Federgabel Schläge nie unerwartet an die Hände weiter und knabbert sich mit stoischer Gelassenheit durch die ruppigsten Strecken. Einzig für Fahrer, die mit ihrem Gewicht am oberen Rand der empfohlenen Federhärte liegen, ist die Z1 Coil zu linear. Dann gibt sie ihren Federweg vor allem auf Trails mit vielen großen und schnell aufeinanderfolgenden Schlägen zu schnell frei. Der Fakt, dass die Federgabel ein schweres Kaliber ist, lässt sich ebenfalls nicht wegdiskutieren – verglichen mit einer RockShox Lyrik hat sie über 600 g Mehrgewicht. Doch wer ein noch unkomplizierteres Setup sucht, erhält mit der Marzocchi Bomber Z1 Coil ein absolutes Schnäppchen.
Nach mehreren Shuttle-Runs hatten wir das Gefühl, dass unsere Hände und Arme frischer wirkten als mit einigen der Luftfedergabeln, und der Grip in anspruchsvollen Sektionen war immer vorhersehbar und überzeugte auf voller Linie.
Wie schlägt sich die Marzocchi Z1 im Vergleich zu den anderen Federgabeln?
Die einfache GRIP-Dämpfungskartusche hat in unseren Augen in der Marzocchi Z1 Coil ihre wahre Bestimmung gefunden – super einfach einzustellen und mit äußerst feinem Ansprechverhalten. Ihre Sensitivität bei kleinen Schlägen ist über jeden Zweifel erhaben und glättet den Trail ohne Zögern oder Stottern. Sie ist die sensibelste Federgabel im ganzen Testfeld, wenn es um Grip und kleine Schläge geht und im Vergleich zur MRP Ribbon Coil bietet sie weitaus mehr Support und Berechenbarkeit, wenn man es ordentlich krachen lässt. Auf natürlichen, felsigen und wurzeligen Trails ist die Marzocchi wirklich ein Biest. Allerdings ist sie deutlich schwerer als die anderen Federgabeln in diesem Test und bedeutet für euer Bike daher ein erhebliches Zusatzgewicht.
Fazit
Wenn ihr auf der Suche nach einem möglichst einfachen Setup seid, euch maximalen Grip und minimalen Wartungsaufwand wünscht und euch das Gewicht egal ist, dann braucht ihr nicht weiterlesen. Die Marzocchi Bomber Z1 ist die Federgabel für euch und wird euch außerdem einen Haufen Kohle sparen. Allerdings ist die Federgabel wirklich schwer und beschert eurem Bike daher ein beträchtliches Mehrgewicht. Wenn ihr bequem in der Mitte einer Federhärte liegt, dann wird die Z1 wahrscheinlich direkt aus dem Karton eine herausragende Performance bieten.
Tops
- äußerst gute Performance und Sensitivität bei kleinen Schlägen
- progressiver als erwartet
Flops
- heavy
- schwer
- Performance hängt davon ab, ob die Federhärte zu euch passt
Mehr Infos gibt es auf der Hersteller-Website. Ihr wollt wissen wie sich die Marzocchi Bomber Z1 im Vergleich zur Konkurrenz schlägt? Dann seid ihr hier fündig!
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Text: Fotos: Finlay Anderson