Als Antwort auf die FOX 38 hat RockShox mit der ZEB-Federgabel eine eigene 38-mm-Plattform veröffentlicht. Die ZEB ist steifer und besitzt mehr Federweg als die altehrwürdige Lyrik und ist somit bereit für den Kampf mit den anderen Federgabel-Schwergewichten.

RockShox ZEB Ultimate 2021 | 2,32 kg | 1.089 € | Hersteller-Website

FOX durfte lediglich einen guten Monat lang seine alleinige Mitgliedschaft im „Club der 38 mm“ genießen, bevor RockShox mit einer günstigeren, aber ebenso dicken 38-mm-Standrohren-Gabel, zurückschlagen konnte. Die ZEB positioniert sich im Line-up von RockShox ZEB zwischen der Lyrik und der Boxxer und zielt mit Federwegen bis zu 190 mm stark auf Bikepark-Shredder und EWS-Racer ab. Für einen Preis von 869 € bis 1.089 € ist die ZEB in drei Modellen verfügbar: Select, Select+ und Ultimate, sowie zusätzlich als E-MTB-spezifische Version. In ihrem Inneren nutzt die RockShox ZEB die gleiche Technologie wie die aktuelle Lyrik, inklusive der kürzlich überarbeiteten DebonAir-Luftfeder mit größerer Negativkammer. Das Verhältnis von Negativ- zu Positivkammer befindet sich dabei zwischen dem der Lyrik und der Boxxer. Zumindest beim Ultimate Modell der ZEB wird die exzellente Charger 2.1-Dämpfungskartusche verwendet, mit einstellbarer Low- und High-Speed-Druckstufe sowie Low-Speed-Zugstufe. Die dickeren 38-mm-Standrohre, das Casting und die gefräste Krone sollen – im Vergleich zur ohnehin steifen Lyrik – zu einer Erhöhung der Verwindungssteifigkeit um 20 % führen, die Steifigkeit in seitlicher Richtung um 7 % verbessern und die Längssteifigkeit um 2 % erhöhen. Besonders gut gefällt uns die 200 mm Direct-Mount-Bremsenaufnahme der ZEB – so braucht man keinen hässlichen Adapter, wenn man 200-mm-Bremsscheiben verwenden möchte. Für maximale Bremseffizienz lässt sich natürlich auch eine 220-mm-Scheibe montieren.

Die neue 38-mm-ZEB ist bullig, stark und sichtbar dicker als die 35-mm-Lyrik – zweifellos eine Federgabel für all jene, die es extrem krachen lassen.
SAG-Markierungen auf den Standrohren lassen euch schnell den korrekten SAG einstellen.
RockShox gibt wirklich alles, um das Setup so einfach wie möglich zu gestalten.

Setup der RockShox ZEB Ultimate

Wie alle RockShox Federgabeln lässt sich auch die ZEB mühelos einstellen. Von den Schildkröte-/Hase-Symbolen am Einsteller für die Geschwindigkeit der Zugstufe bis hin zu den SAG-Markierung auf den Standrohren – RockShox hat an alles gedacht, um es dem Fahrer einfach zu machen. Die Druckluft-Tabelle auf dem Tauchrohr schlug uns 62 psi für einen 81 kg schweren Fahrer vor, was uns einen SAG von ca. 18 % bescherte. Für unseren Geschmack brachte uns die empfohlene Luftdruckeinstellung bereits in eine vernünftige Größenordnung, doch erhöht oder verringert man den Druck um 5 psi, dann verändert sich die Federhärte bereits merklich – also Obacht beim Setup. Um die Kennlinie abzustimmen, nutzt die ZEB dieselben Bottomless-Tokens wie die Lyrik. Diese zu wechseln, ist eine absolut simple Angelegenheit. Wir fuhren die Federgabel sowohl gänzlich ohne als auch mit bis zu drei Tokens – der Effekt auf die Progression der Kennlinie ist deutlich spürbar. Genau wie bei der neuen Lyrik müssen dank der neuen Dimple-Position in der DebonAir-Luftfeder die Positiv- und Negativkammern nicht mehr ausgeglichen werden. Aufgrund der Feder mit ihrem starkem Gegenhalt favorisierten all unsere Tester eine relativ offene High-Speed-Druckstufeneinstellung mit einem oder gar keinem Token. Sehr leichte Fahrer könnten es schwierig finden, ein sanft ansprechendes Setup zu erhalten, doch unsere 80 bis 95 kg schweren Tester hatten damit keinerlei Probleme.

Die RockShox ZEB Ultimate auf dem Trail

Auf dem Trail werden Lyrik-Besitzer mit der Performance der ZEB zutiefst vertraut sein. Sie steht hoch im Federweg, tänzelt geschmeidig und effizient über kleine Schläge hinweg und Wurzeln sowie schnell aufeinanderfolgende Stöße sind für sie eine leichte Aufgabe. Drückt man sie energischer in Anlieger hinein, liefert die ZEB sehr viel Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich und fühlt sich direkt und sicher an. Direkte Linien werden plötzlich zu den besten Linien und wir erwischten uns bald dabei, wie wir Wurzeln und Steinfelder als Landezone nutzten – wohlwissend, dass die Federgabel uns den Hals retten würde. Die Einstellung für die High-Speed-Druckstufe hat einen großen Einfluss auf das Fahrgefühl der Gabel und die Persönlichkeit der Federgabel lässt sich schnell verändern, indem man mit nur dieser Anpassung mehr oder weniger Support am Ende des Federwegs einstellt. Doch ist die ZEB nun steifer als die Lyrik? Ja, aber man spürt das nur in ganz bestimmten Situationen. Ignorieren wir mal für eine Sekunde den psychologischen Effekt, wenn man an den mächtigen Standrohren hinunterschaut: Bei direkten Schlägen, unterscheiden sich die Lyrik und die ZEB kaum. Doch sobald man in harten Kurven mit wahnwitzigen Kompressionen unterwegs ist, ist die ZEB die Federgabel, die mehr Vertrauen erweckt. In Situationen mit sehr hoher Belastung, etwa wenn man auf Wurzeln hart bremst oder die Federgabel in einen Anlieger knallt, um eine enge Kurve zu fahren, dann hält die dicke ZEB einfach die Linie, anstatt sich zu verwinden und aus der Kurve heraus zu untersteuern. Ist sie einmal vernünftig eingestellt, dann ist die ZEB ein Vollgas-Kurven-Biest. Doch das bedeutet auch, dass mehr Kraft auf den Fahrer übertragen wird, wenn die Federgabel inmitten der Kurve von einem Stein oder einer Wurzel abgelenkt wird. Sie verlangt dann dem Fahrer einiges mehr ab. Mit der ZEB statt einer Lyrik unterwegs zu sein, fühlt sich ein wenig an wie der Wechsel von komfortablen Alu-Laufrädern hin zu steifen Carbon-Modellen: Alles fühlt sich plötzlich direkter und präziser an, doch man benötigt auch mehr Kraft, um es mit ihnen richtig krachen zu lassen. So spürten wir bei der ZEB auch mehr Erschöpfung in den Armen nach langen Runs.

Mit der ZEB statt einer Lyrik unterwegs zu sein, fühlt sich ein wenig an wie der Wechsel von komfortablen Alu-Laufrädern hin zu steifen Carbon-Modellen – alles fühlt sich plötzlich direkter und präziser an, doch man benötigt auch mehr Kraft, um es mit ihnen richtig krachen zu lassen.

Geschwister aus gutem Hause: Die ZEB ist zwar dicker und steifer als die Lyrik, doch für viele Fahrer keineswegs besser.

Ist die RockShox ZEB zu steif?

Kommen wir zum Elefanten im Raum – kann eine Federgabel zu steif sein? Die ZEB ist eine hervorragende Federgabel und definitiv eine, die Racer und Bikepark-Enthusiasten lieben werden. Doch wenn schnelle, natürliche Trails genau euer Ding sind, dann kann die erhöhte Steifigkeit der ZEB Fluch und Segen zugleich sein. Ja, man kann wirklich verrückte Linien nehmen, wenn man die Federgabel mit starker Hand hindurch manövriert, aber unser Eindruck war, dass wir ein wenig schneller ermüdeten als mit der nachgiebigeren Lyrik. Wenn ihr kräftige Fahrer seid und es ordentlich krachen lasst, dann verwöhnt euch die ZEB mit top Präzision. Aber wenn ihr nicht Monstertruck-gleich eher eine geschmeidige, relaxte Fahrt anstrebt, dann empfehlen wir euch die komfortablere (und trotzdem steife) Lyrik.

Der High-Speed-Druckstufen-Einsteller ist nützlich, um mehr Durchschlagsschutz einzustellen.
Die ZEB ist ein Spiegelbild der Performance einer exzellenten Lyrik – geschmeidig von Beginn an, mit riesigem Support als Reserve.

Wie schlägt sich die RockShox ZEB Ultimate im Vergleich zur Konkurrenz?

Die RockShox ZEB bildet gemeinsam mit der FOX 38 und Manitou Mezzer Pro eine eigene Kategorie in diesem Test, denn alle drei besitzen eine super starke, präzise Gesamtkonstruktion. Die ZEB lässt sich leichter einstellen als die FOX 38 und die komplexe Manitou Mezzer und sie schlägt die FOX 38 in puncto Preis um Längen. Doch ist die FOX 38 erst einmal korrekt eingestellt, hat sie die Nase vorn, was Performance angeht. Denn wo die ZEB sich lediglich wie eine aufgemotzte Lyrik anfühlt, wirkt die FOX 38 eher wie eine schlankere Version der FOX 40 – mit einer sensibleren Dämpfung bei kleinen bis mittleren Schlägen.

Fazit

Wenn euch eine RockShox Lyrik nicht steif genug ist, dann werdet ihr die RockShox ZEB lieben. Sie ist super präzise, relativ simpel einzustellen (wenn ihr eine genaue Dämpferpumpe besitzt) und liefert all das zu einem attraktiven Preis. Sie ist eine Federgabel für Fahrer, die ihre Airtime in Sekunden messen oder den O-Ring sogar in Kurven bis an den obersten Anschlag schieben. Aufgrund ihrer minimalen Compliance müsst ihr allerdings wirklich knallhart unterwegs sein, um das Beste aus ihr rauszuholen. Für die meisten von euch dürfte die Lyrik die bessere Wahl sein.

Tops

  • steifste Federgabel im Test für maximale Präzision
  • schnelle und effektive Anpassung an den Trail mittels High-Speed-Druckstufe

Flops

  • enorme Steifigkeit führt zu starker Erschöpfung und/oder Armpump
  • zu krass für leichtere Fahrer

Andere ZEB-Modelle

Von der ZEB sind drei Modellen erhältlich: Select, Select+ und Ultimate. Zudem wird es ein E-MTB-spezifisches Modell geben, mit Dual Position-Luftfeder und einstellbarem Federweg. Die ZEB-Modelle für den Enduro-Einsatz unterscheiden sich primär durch ihre Dämpfung. Die 1.089 € teure ZEB Ultimate verfügt über die Charger 2.1-Dämpfung inklusive High- und Low-Speed-Druckstufeneinstellung. Zudem besitzt die Ultimate eine anodisierte Krone und die unverkennbare „Slab Gray“-Lackierung. Die etwas erschwinglichere Select+ nutzt dieselbe Dämpfung, allerdings ohne eine extern einstellbare High-Speed-Druckstufe. Sie ist exklusiv für Bike-Hersteller verfügbar, ihr werdet daher nur an einem Komplett-Bike in ihren Genuss kommen. Mit 869 € kostet die ZEB Select 220 € weniger als das Ultimate-Modell und besitzt dafür die weniger hochwertige Charger RC-Dämpfung, bei der sich nicht einmal die High-Speed-Druckstufe einstellen lässt. Alle Modelle jedoch (mit Ausnahme der E-MTB-Version) verfügen über die DebonAir-Luftfeder, SKF-Dichtungen und das Maxima Plush-Dämpfungsöl.

Mehr Infos gibt es auf der Hersteller-Website. Ihr wollt wissen wie sich die RockShox ZEB im Vergleich zur Konkurrenz schlägt? Dann seid ihr hier fündig!

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Text: Fotos: Finlay Anderson