Das GT Force Carbon Pro, das Martin Maes bei der Enduro World Series fährt und wir hier zum Test erhalten haben, hat mit dem Serien-Bike bis auf den Rahmen nur noch wenig gemein. Auf unserer Renn-Stage zeigte sich: Man braucht nicht viel Federweg, um verdammt schnell unterwegs zu sein!
In unserer Testübersicht des schnellste Enduro-Race-Bike findet ihr nicht nur spannende Erkenntnisse und das Fazit des Tests, sondern auch einen Überblick über das komplette Testfeld.
Kleine Bremsscheiben, wenig Übersetzungsbandbreite an der Schaltung und nur 150 mm Federweg. Schon im Stand wird klar, dass Martin Maes ein absolutes Trainingstier und somit auch brutal fit ist. Das zeigt sich aber auch anhand seiner super Rennergebnisse der letzten Jahre. Sein Race-Bike hat nur noch wenig mit dem original GT Force Carbon Pro zu tun, dessen Rahmen das Bike besitzt. Statt auf 27,5”-Laufräder an Front und Heck setzt das Team auf ein 29”-Vorderrad. Damit die Geometrie nicht komplett durcheinander gewürfelt wird, wurde der Federweg der FOX 38 RAD-Federgabel von 160 auf 150 mm reduziert. Jap, richtig gehört, auf den härtesten Trails dieser Welt sind die Jungs nur mit 150 mm Federweg unterwegs und auch am Heck bietet das Rad nicht mehr.
Verzögert wird das Bike von Shimano SAINT-Bremsen mit 180 mm kleinen Bremsscheiben. Hier gilt das Motto: Wer später bremst, ist länger schnell! Der Antrieb kommt ebenfalls von Shimano und besteht aus der Top-Gruppe XTR. Allerdings kommt hier keine 10–51er-Kassette, sondern eine 10–45er zum Einsatz – zusammen mit dem 34 Zahn-Kettenblatt in Front sind bei steilen Uphills starke Beine gefragt. Der Lenker an unserem Test-Bike ist auf 775 mm gekürzt und wird an einen 50 mm-Vorbau geklemmt. Insgesamt fällt die Front sehr tief aus, wodurch man guten Grip über dem großen 29er-Laufrad aufbauen kann. Bei den Reifen wird nichts dem Zufall überlassen und CushCore-Reifeninserts sorgen für extra Pannenschutz. Den extrem abgefahrenen Schwalbe Nobby Nic, der auf dem Rad montiert war, haben wir durch einen Big Betty ersetzt und damit voll ins Schwarze getroffen. Denn bei der ersten EWS in Zermatt war Martin mit derselben Reifenkombination unterwegs.
GT Force Carbon Pro Martin Maes Edition
Specifications
Fork FOX 38 Factory RAD 150 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 150 mm
Seatpost FOX Transfer Factory mm150
Brakes Shimano Saint 180/180 mm
Drivetrain Shimano XTR 34 (10-45)
Stem Race Face Atlas 50 mm
Handlebar Race Face SixC 775 mm
Wheelset ZTR FLOW MK3/EX3
Tires Schwalbe Magic Mary / Big Betty 2,4"
Technical Data
Size XS S M L XL
Weight 15,38 kg
Wheelsize 29"/27,5"
Specific Features
CushCore
Die Geometrie des GT Force Carbon Pro mit dem Laufrad-Mix
Die Geometrie des GT Force Carbon Pro, wie wir es getestet haben, stimmt nur noch bedingt mit der des Serien-Bikes überein. Durch den Einbau des größeren Vorderrads wurde der Lenkwinkel flacher, der Reach kürzer und das Tretlager höher. Das Team hat versucht, dem Ganzen durch Reduktion des Federwegs entgegenzuwirken. Interessanterweise setzt das Team dennoch auf die Low-Position des Flip-Chips. Fakt ist aber: Der Reach ist kürzer als die angegebenen 465 mm – und das ist ja schon kurz. Das Sattelrohr fällt mit 480 mm sehr lang aus, was die Versenkbarkeit der Sattelstütze limitiert.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 392 mm | 400 mm | 430 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohr | 543 mm | 568 mm | 595 mm | 621 mm | 648 mm |
Steuerrohr | 102 mm | 102 mm | 110 mm | 118 mm | 126 mm |
Lenkwinkel | 65,0° | 65,0° | 65,0° | 65,0° | 65,0° |
Sitzwinkel | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 20 mm | 20 mm | 20 mm | 20 mm | 20 mm |
Radstand | 1.139 mm | 1.164 mm | 1.192 mm | 1.221 mm | 1.249 mm |
Reach | 390 mm | 415 mm | 440 mm | 465 mm | 490 mm |
Stack | 591 mm | 591 mm | 599 mm | 606 mm | 613 mm |
Wird’s richtig schnell und verblockt, verwandeln sich die Hände in Schraubzwingen – hier muss man ordentlich zupacken!
Agil, direkt und fordernd – Das GT Force Carbon Mullet auf dem Trail
In einem Interview mit dem Fotograf Sven Martin hat der Team-Mechaniker von Martin Maes, Marc Maurisson, einmal gesagt: „Es geht nicht darum, möglichst komfortabel unterwegs zu sein, es zählt, schnell zu sein.“ Und genau das merkt man auch, wenn man auf das Bike steigt. Wer ein sattes Fahrwerk sucht, das bei Highspeed viel Energie absorbiert, wird hier nicht fündig. Das Force ist schnell, verdammt schnell, aber es will mit Überzeugung und Einsatz gefahren werden. Das Motto lautet bei dem Team, lieber weniger Federweg, der sehr gut genutzt wird, als zu viel, mit dem man nichts anfangen kann. Bei sehr schnellen, harten Schlägen braucht das Setup viel Kraft, um das Rad auf Kurs zu halten. Sobald die Strecke aber enger und verwinkelter wird, ist das GT in seinem Element. Wenn es darum geht, möglichst viel Geschwindigkeit mitzunehmen oder schnell auf etwas Unvorhergesehenes zu reagieren, brilliert das Force.
Das GT Force Carbon erinnert an einen Jack Russel Terrier – schnell, flink und voller Selbstbewusstsein!
Als Fahrer fühlt man sich nicht so sehr im Rad integriert wie bei den besten Modellen im Test, kann es dafür aber einfach unter sich handeln. So erfordern schnelle Richtungswechsel wenig Kraftaufwand und man kann sich zwischen schnell aufeinander folgenden Kurven optimal positionieren. Störend in solchen Sektionen ist nur das hochgezogene Oberrohr, das die Bewegungsfreiheit unnötig limitiert.
Wie fährt sich das GT Force im Vergleich zur Konkurrenz?
Das GT Force ähnelt stark dem Yeti SB150. Beide Bikes sind sehr agil und direkt zu fahren. Wenn beim Force allerdings das Ende des Federwegs erreicht ist, hat das Yeti noch ein paar extra Reserven. Verglichen zum Nukeproof ist das GT in engen Sektionen deutlich flinker, fordert den Fahrer dann aber bei harten Schlägen um einiges mehr.
Unterschiede zum Serien-Bike
- Federgabel mit 150 mm
- 29” Vorderrad
- Shimano- statt SRAM-Bremsen
- XTR- statt GX-Schaltung
- robuste Super Gravity-Reifen
Fazit
Das GT Force Carbon im Mullet Setup ist ein Bike, das bei schnellen Richtungswechseln und auf engen Situationen voll in seinem Element ist. Trotz lediglich 150 mm Federweg steckt es auch harte Schläge gut weg, allerdings erfordert es einen beherzten Fahrstil und Kraft, um bei Highspeed auf Kurs zu bleiben.
Tops
- sehr handlich bei schnellen Richtungswechseln
- vergeudet keine Energie
- super präzise und direkt
Flops
- Bremsscheiben zu klein für (schwere) Fahrer, die mehr bremsen
- Federweg bei großen Schlägen am Limit – dann geht es auf den Körper
- hohes Oberrohr und langes Sitzrohr limitieren die Beweglichkeit
Mehr Informationen findet ihr auf gtbicycles.com
Das Testfeld
Noch mehr Testbikes, wichtige Erkenntnisse und Trends für die kommende Saison gefällig? Dann schau auf jeden Fall noch mal in unsere Übersicht zum ultimativen Test des schnellsten Enduro-Race-Bike.
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