Das Cannondale Habit LT 1 nimmt es ganz ohne fancy Parts und glänzenden Komponenten mit der Konkurrenz im Vergleichstest auf. Gleichzeitig will es beweisen, dass euch auch das günstigste Bike im Test ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubert, wenn ihr unten aus dem Trail rollt.

Cannondale Habit LT 1 | 150/140 mm (v/h)
14,3 kg in Größe L | 5.999 € | Hersteller-Website

Die LT-Ausführung des Cannondale Habit ist für alle Biker gemacht, die sich auf den wilderen Trails austoben wollen. Denn mit seinem erweiterten Federweg von 150/140 mm bringt das Habit LT im Vergleich zur Standardversion 10 mm mehr vorne und hinten mit. Praktischerweise setzen aber beide auf denselben Rahmen, wenn ihr also doch mal Bock auf weniger Federweg bekommt, könnt ihr einfach das Fahrwerk tauschen. Cannondale wendet bei der Entwicklung ihrer Bikes das sogenannte Proportional Response Design an. Es sorgt zum einen dafür, dass Front und Heck des Bikes mit zunehmender Rahmengröße mitwachsen, zum anderen wird auch der Dämpfer-Tune an die spezifische Rahmengröße angepasst – geil! Dass das 14,3 kg schwere Habit mit seinem Preis von 5.999 € nicht im Top Spec daher rollt, ist erstmal nicht schlimm, denn die Komponenten versprechen trotzdem hohe Trail-Performance.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2024 – Die 15 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Das Cannondale Habit LT 1 2023 im Detail

Optisch setzt das Cannondale auf Understatement mit einem schicken, mattweißen Lack mit kleinem grauem Akzent am Steuerrohr. Am Oberrohr befindet sich ein Toolmount, an dem mit dem inkludierten StrapRack Schlauch, Pumpe oder Ähnliches befestigt werden können. Über dem Hauptdrehpunkt des Hinterbaus sitzt ein kleiner Fender, der verhindert, dass das Gelenk zum Nussknacker wird, und ein Kettenstrebenschutz verhindert Lärm und Lackplatzer am Hinterbau. Die Züge treten kurz hinter dem Steuersatz in den Rahmen und verlaufen komplett innerhalb. Sie sind am Eingang zwar nicht geklemmt, aber verursachen dennoch kein nerviges Geklapper. Durch eine kleine angeschraubte Klappe unten am Unterrohr hat man dennoch Zugang zu den Zügen.

Die Ausstattung des Cannondale Habit LT 1 2023

Bei der Ausstattung verzichtet Cannondale am Habit LT 1 auf Bling-Bling und setzt stattdessen auf sehr funktionale Teile. Beweisstück 1: Die RockShox Lyrik Select+ Gabel, die auf die gleiche High-End Charger 3.0-Dämpfungskartusche wie das Topmodell setzt – lediglich auf die Buttercups muss man verzichten. Passend dazu arbeitet am Heck der RockShox Super Deluxe Select+ Dämpfer. Beweisstück 2: Die SRAM GX Eagle-Schaltgruppe, die als eine der wenigen Schaltungen im Test noch auf einen Schaltzug und nicht auf eine Akku-Variante setzt. Ändern würden wir an der bewährten GX-Gruppe nichts. Die hauseigene DownLow-Dropper bietet mit 170 mm eine solide Länge für ein Trail-Bike und auch die 200er-Bremsscheiben an Front und Heck können sich sehen lassen. Allerdings sind diese mit den günstigeren SRAM CODE R-Bremsen kombiniert. Mit denen kann man zwar die Hebelweite werkzeuglos einstellen, da aber nicht die SwingLink-Technologie verbaut ist, benötigt man ein bisschen mehr Fingerkraft und bekommt so auch schneller Armpump. Beim Lenker setzt Cannondale auf einen 800 mm breiten HollowGram SAVE Carbon-Lenker. Einen Lenker aus Alu hätte es genauso getan und das gesparte Geld hätte in andere Teile fließen können, wie z. B. den Laufradsatz. Die WTB Kom Trail i30 Alu-Laufräder waren im Test zwar unauffällig, in der Vergangenheit haben wir jedoch schlechte Erfahrungen mit diesen Laufrädern gemacht, da sie ziemlich weich sind und schnell Dellen bekommen. Zudem haben sich die Speichen oft gelockert. Auf die Laufräder sind Reifen von MAXXIS gezogen. Vorne ein DHF und hinten ein DISSECTOR, beide mit EXO+ Karkasse und in der härteren MaxxTerra-Gummimischung. An der Front raten wir euch zu einem Upgrade auf einen Reifen mit weicherer MaxxGrip-Gummimischung.

Das Cannondale Habit LT 1 kommt mit einer Ausstattung in den Test, die auf Trail-Performance setzt, statt auf Bling-Bling.

Finger-Gym
Die SRAM CODE R-Bremse verzichtet auf die SwingLink-Technologie des Topmodells, wodurch mehr Fingerkraft beim Bremsen benötigt wird.
All inclusive
Am Toolmount des Habit LT ist standardmäßig ein Gurt verbaut, mit dem ihr Trail-Accessoires einfach am Rahmen befestigen könnt.
Schutzschild
Über dem Hauptlager des Hinterbaus ist ein kleiner Fender verbaut, der verhindern soll, dass Steinchen hineinkommen können.
Am falschen Ende nicht gespart
Einen Carbon-Lenker zu verbauen, ist an einem preisbewussten Bike wie dem Habit LT 1 unnötig. Mit einem AluLenker hätte man das gesparte Geld woanders reinstecken können.
Fast Ultimative Performance
Die RockShox Lyrik Select+ Gabel des Habit LT ist zwar nicht das Topmodell, hat aber dennoch die High-End Charger 3-Dämpfungskartusche verbaut.

Cannondale Habit LT 1

5.999 €

Specifications

Fork RockShox Lyrik Select+ 150 mm
Rear Shock RockShox Super Deluxe Select+ 140 mm
Seatpost Cannondale DownLow 170 mm
Brakes SRAM CODE R 200/200 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 1x12
Stem Cannondale 40 mm
Handlebar HollowGram SAVE Carbon 800 mm
Wheelset WTB KOM Trail i30 Alu 29"
Tires MAXXIS DHF, EXO+, MaxxTerra/MAXXIS DISSECTOR, EXO+, MaxxTerra 2,4"/2,4"

Technical Data

Size XS S M L XL
Weight 14,3 kg

Specific Features

Toolmount

Tuning-Tipp: Reifen mit weicher MaxxGrip-Gummimischung an der Front

Helm Cannondale Terrus | Brille Delayon Line Tracer | Jacke POC Motion Rain Jacket
Shorts POC Velocity Shorts | Knieschoner POC Joint VPD
Schuhe Crankbrothers Mallet Speedlace | Socken Stance

Die Geometrie des Cannondale Habit LT 2023

Das Habit LT wird in fünf Größen von XS bis XL angeboten, wobei die kleinste Größe auf kleineren 27,5”-Laufrädern rollt. Das Sattelrohr ist mit 445 mm angenehm kurz und bietet euch bei einem Reach von 475 mm viel Bewegungsfreiheit auf dem Trail. Die Kettenstreben sind in Rahmengrößen XS 434 mm lang, bei S und M jeweils 435 mm und bei L und XL wachsen sie jeweils um 5 mm. Doch damit hört die Anpassung über die Rahmengrößen hinweg noch nicht auf: Zusätzlich ändert sich der Dämpfer-Tune abhängig von der Größe. Das sieht man selten, ist aber ein absolut sinnvolles Detail: Denn alle, die größere Rahmengrößen fahren, bringen meistens auch mehr Gewicht auf die Waage und haben so andere Anforderungen an die Dämpfung.

Größe XS S M L XL
Oberrohr 527 mm 563 mm 590 mm 617 mm 654 mm
Sattelrohr 360 mm 380 mm 400 mm 445 mm 500 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,7° 64,7° 64,7° 64,7° 64,7°
Sitzwinkel 77,0° 77,1° 77,1° 77,1° 77,1°
Kettenstrebe 434 mm 435 mm 435 mm 440 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 13 mm 34 mm 34 mm 34 mm 34 mm
Radstand 1.132 mm 1.174 mm 1.203 mm 1.237 mm 1.281 mm
Reach 400 mm 425 mm 450 mm 475 mm 510 mm
Stack 578 mm 626 mm 635 mm 644 mm 653 mm

Das Cannondale Habit LT 1 2023 auf dem Trail

Die ersten Meter auf dem Cannondale Habit LT 1 sind zunächst einmal so unscheinbar wie der Look des Bikes: Man sitzt komfortabel und angenehm zentriert auf dem Bike. So lastet in der Ebene kein unangenehmer Druck auf den Händen, dennoch bleibt die Front auch bei steilen Climbs am Boden und man kann weiterhin Lenkimpulse geben. Allerdings wippt der Hinterbau spürbar und bei langen Anstiegen lohnt sich der Griff zum Climb Switch, um Kraft zu sparen.

Auf dem Trail fährt sich das Habit LT 1 ausgewogen und zeigt eine gute Mischung aus Laufruhe und Agilität.

Geht es bergab, fühlt man sich auf dem Habit schnell pudelwohl. In flachen Kurven solltet ihr aber trotzdem aktiv Druck auf die Front bringen, um ausreichend Grip zu generieren. Eine weichere Gummimischung würde hier allerdings schon Abhilfe schaffen. Das Fahrwerk hat auf alles eine Antwort und schafft eine ausgewogene Balance zwischen Gegenhalt und Traktion, und selbst bei fiesen Hucks ins Flat kommt man nicht unvermittelt ans Ende des Federwegs. Egal ob ihr eher auf flowige Trails mit vielen Anliegern und Jumps steht oder natürliche Singletrails mit Wurzeln und Steinen bevorzugt: Das Fahrwerk des Cannondale funktioniert in allen Lebenslagen gut. Und auch das Handling des Bikes bietet ein breites Einsatzfeld: Ihr prügelt das Habit LT durch ein Steinfeld oder zirkelt es um enge Kurven? Kein Ding, durch die gute Mischung aus Laufruhe und Agilität funktioniert das Bike, egal was ihr damit vorhabt. Das macht das Habit zu einer Spaßmaschine auf einer Vielzahl von Trails und lädt dazu ein, mit dem Terrain zu spielen und an seinen Jibb-Skills zu feilen.

Für wen ist das Cannondale Habit LT 1?

Mit dem Cannondale Habit LT 1 haben wir alle Spaß, ob Einsteiger oder Profi. Mit seinem intuitiven Handling ist es easy zu fahren und macht einfach genau das, was man von ihm verlangt. In Anlieger schnalzen lassen, Kurven anflicken oder einfach mal drüber gappen? Kein Problem mit dem Habit. Und das Beste? Es leert nicht mal eben euer Portemonnaie, wie so manch anderes Bike in diesem Test.

FAHREIGENSCHAFTEN

UPHILL

  1. schwerfällig
  2. effizient

AGILITÄT

  1. träge
  2. verspielt

LAUFRUHE

  1. nervös
  2. laufruhig

HANDLING

  1. fordernd
  2. gutmütig

FAHRWERK

  1. unsensibel
  2. feinfühlig

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

PREIS-LEISTUNG

  1. schlecht
  2. sehr gut

EINSATZBEREICH

Cross Country

Trail

Enduro

Downhill

Das Fazit zum Cannondale Habit LT 1

Das Cannondale Habitat LT 1 bewältigt zuverlässig und absolut solide jeden Trail, den ihr ihm vor die Stollen werft. Sein preisbewusster Spec ist smart gewählt und mit ein paar kleinen Anpassungen passt er perfekt zum Potenzial des Bikes. Das Habit LT 1 bietet eine starke Performance mit einem unauffälligen, aber gut abgestimmten Fahrwerk. Dank seiner ausgewogenen Mischung aus Laufruhe und Agilität macht es richtig Laune, ohne auf anspruchsvolleren Trails überfordert zu sein.

Tops

  • sehr gute Preis-Leistung
  • ausgewogenes Handling auf dem Trail
  • guter Allrounder

Flops

  • benötigt aktiven Druck auf der Front in offenen Kurven

Mehr Informationen findet ihr unter cannondale.com

Das Testfeld

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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“